Bis das der Tod euch scheidet?
Ich habe einen recht eigentümlichen Roman gelesen. Ok der Schreibstil war nicht mein Ding, der Inhalt auch nicht wirklich. Aber die Autorin, die in der Ich-Form schrieb, stellte eine interessante These auf, über die ich mit euch gerne diskutieren würde.
Die Autorin, beziehungsweise Protagonistin sagt im Bezug zur Ehe: Es heißt ja im Text den der Pfarrer oder wer auch immer verliest: Bis das der Tod euch scheidet. So weit ist mir das auch klar. Ich habe mir da auch noch nie länger Gedanken darum gemacht. Aber an sich ist dieser Satz ja ein Relikt aus einer Zeit, in der die Menschen wesentlich früher starben als heute. Die Protagonistin sinnierte auch über diesen Passus und meint so was in der Art, dass man das früher einfach hätte sagen können, da die Menschen halt früh starben. Heute ist die Lebenserwartung ja wesentlich höher und man stimmt damit einer Vereinbarung zu, die früher halt mal zeitlich überblickbar war. Heute ist das Versprechen ja aber was für die Ewigkeit.
In früheren Zeiten (ich spreche da mit Sicherheit nicht von diesem oder letztem Jahrhundert) war der Zeitraum halt kürzer als heute. Es war ja schon fast damit zu rechnen, dass die Ehefrau nach der x-ten Schwangerschaft bei der Geburt des 3. Kindes stirbt. Was heute ja seltener geschieht, weil die Hygienemaßnahmen ganz andere sind und auch das Gesundheitssystem ein anderes ist. Oder auch das der Ehemann, der als Krieger oder Jäger unterwegs war, in frühen Jahren an einer einfachen Blutvergiftung stirbt. Auch etwas, was sich heute sehr leicht vermeiden lässt. Zumindest in den westlichen Staaten der Erde. Klar mag es beide Fälle des frühen Todes noch geben. Aber nicht mehr in der Form wie zum Beispiel im 15. Jahrhundert.
Ist der Spruch deshalb noch zeitgemäß? Klar liebt man den Partner und so. Aber sehen wir die Sache mal anders herum. Der Spruch hat mir sicherlich kirchliche Ursprünge. Die Kirche sieht noch dazu, Geschlechtsverkehr vor der Ehe nicht gerne. Wenn man davon ausgeht, dass ein Mädchen heute mit 12 oder 13 Jahren Geschlechtsreif ist und eine Lebenserwartung von sagen wir mal 82 oder 83 Jahren hat. Wer kann denn 70 Jahre im Voraus überblicken?
Die Autorin wollte damit an sich zum Ausdruck bringen, dass der Satz. Bis das der Tod uns scheidet, früher halt einfach zu sagen war, weil die Lebenserwartung allgemein nicht sehr hoch war.
Da sollte man überhaupt fragen "Ist die Kirche noch zeitgemäß"? Denn dieser Spruich würde niemals am Standesamt gesagt werden, sondern ist ein Spruch vom Pfarrer in der Kirche. Da ich nie kirchlich geheiratet habe, habe ich den Spruch bei mir nicht gehört. Aber ich habe schon einigen Trauungen beigewohnt, die in der Kirche stattfanden. Nur im Fernsehen wird dieser Spruch auch von Standesbeamten gesagt
Die meisten Menschen, die in der Kirche heiraten machen es ja sowieso nicht, weil sie so sehr an Gott glauben und die Ehe durch Gott besiegelt haben wollen, sondern für den Prunk, das weiße Kleid und die festliche Stimmung und da die meisten, die in der Kirche heiraten das sowieso nicht so ernst nehmen, nehmen auch die meisten den Spruch "Bis dass der Tod euch scheidet" nicht ernst und es ist ein Spruch, der bei vielen sogar in das eine Ohr reingeht und aus dem anderen Ohr rausgeht.
Dass es dennoch Ehen gibt, die wirklich bis an ein Lebensende gibt, sieht man doch aber immer wieder und es gibt Menschen, die auch 70 Jahre miteinander aushalten. (Siehe Loki Schmidt und Helmut Schmidt).
Ich halte diesen Spruch aber dennoch für ein dahergesagter Spruch, der in der Kirche gesagt wird, weil er schon immer gesagt wurde. So altmodisch wie die Kirche, so altmodisch ist dieser Spruch und ehe die Kirche den Spruch ändert, muss schon viel passieren. Schon früher war es nur ein dahergesagter Satz. Ehebruch und andere dinge, die eine Ehe zum Scheitern verurteilen gab es auch damals schon. Und die Menschen haben sich dann nicht getrennt, weil sie diesen Spruch mal gehört haben, sondern weil sie nach Außen hin nie zugegeben hätten, dass die Ehe am Ende ist.
Man kann es sicherlich von verschiedenen Seiten betrachten. Klar war im 15 Jahrhundert die Lebenserwartung nicht so hoch wie heute. Und die Gründe dafür sind vielfältig. Damals war eben ein Mann mit ab Mitte 30 schon so abgearbeitet, das er keine 40 Jahre mehr wurde. Allein weil die Arbeitsbedingungen schon wesentlich härter waren.
Dazu kamen Hungersnöte, Kriege, Krankheiten, was einen auch sehr frühzeitig aus dem Leben holen konnte. Es ist also richtig, wenn da jemand sagt, der Zeitraum was überschaubarer als heute. Allerdings gab es damals auch nur die kirchliche Trauung. Das man dies auch ohne kirchlichen Segen machen konnte, kam ja erst wesentlich später.
Aus kirchlicher Sicht, mag dieser Satz halt auch heute noch Bedeutung haben. Besonders in der katholischen Kirche, welche insgesamt in ihren Ansichten sehr rückständig ist. Bei der evanglischen Kirche sieht das schon anders aus und die haben ja insgesamt auch ein modernes Denken. Dort wird niemand ausgestossen, weil eine Ehe nicht ein Leben lang hält und man muss dort auch nicht erst die Scheidung kirchlich anerkennen lassen.
Doch auch heute gibt es Menschen, welchen diesen Satz auch ohne kirchlichen Segen sehr ernstnehmen oder auch unbewusst leben. Oftmals aus gesellschaftlichen Zwängen heraus, was man dann meist in ländlichen Regionen eher beobachten kann. Da trennt man sich eben nicht wegen dem Gerede der Leute im Ort und hält eben bis zum bitteren Ende aus.
Dieser Satz fällt – zumindest in der evangelischen Kirche – heute nicht mehr bei Trauungen. Bei meiner kirchlichen Hochzeit musste ich ausdrücklich darum bitten, denn die Pfarrerin selbst sagte damals zu mir schon, dass es nicht mehr zeitgemäß sei. Betrachtet man sich die immense Scheidungsrate liegt auf der Hand, dass auch die Kirche irgendwann ein „Einsehen“ haben musste.
Das man sich früher leichter an dieses Versprechen halten konnte liegt meiner Meinung nach nicht ausschließlich an der geringeren Lebenserwartung, sondern auch an der Einstellung der Gesellschaft. Zu Zeiten meiner Großeltern war es noch verpöhnt eine Ehe scheiden zu lassen. Die Leute hätten sich das Maul zerrissen, also blieb ein Ehepaar zusammen. Glücklich oder nicht. Außerdem war die Ehe ja auch nicht immer nur den Liebenden vorbehalten (deren Gefühle sich im Laufe der Zeit verändern konnten); sie war eine Versorgungsversicherung, eine Zweckgemeinschaft.
Heute ist der Satz „bis das der Tod euch scheidet“ eine wunderbar romantische Angelegenheit um dem Partner und allen Anwesenden deutlich zu machen wie sehr man liebt und wie ernst man es meint – mehr aber auch nicht mehr.
Was Gott zusammen geführt hat, das darf der Mensch nicht scheiden.
Ich selbst bin nicht gläubig und an sich kann ich mir auch nicht vorstellen das Menschen bis zu ihrem Tod nur mit dem einen Partner zusammenbleiben werden. Aber ich möchte auch mal sagen das sich viele Paare heute viel zu einfach trennen, sobald Schwierigkeiten da sind oder die Beziehung gerade eine Krise durchlebt, trennt man sich mal eben schnell. Dabei heisst es doch auch: In guten wie in schlechten Zeiten.
Ich denke die Menschen sollten ihrer Liebe lieber noch mal eine Chance geben und mehr für ihre Beziehungen kämpfen. Ich bin nämlich auch der Meinung man wechselt nicht nur den Partner sondern auch die Probleme. Soll nicht heissen das man sich nie trennen sollte, aber man sollte mal drüber nachdenken das man den perfekten Partner nicht finden wird und man in jedem Menschen Macken finden wird, die einen in mancher Phase zur Weisglut treiben wird, aber wie gesagt, Macken hat jeder Mensch.
Will heissen: Bis das der Tod euch scheidet, ist vielleicht doch zeitgemäß, wenn man sich mal wieder auf das eigentliche einer Beziehung besinnt und nicht so schnell die Flinte ins Korn wirft, wie es in der heutigen Gesellschaft manchmal Gang und Gebe ist.
Wenn man eine Ehe eingeht, sollte das in der Regel doch eine Lebensentscheidung sein. Das heißt, wenn ich von Anfang an davon ausgehe, dass ich den Menschen, den ich heiraten möchte wohl noch lange leben wird und ich ihn so lange nicht aushalten werde, dann sollte man diese Person wohl auch nicht heiraten.
Ich bin nicht verheiratet, aber mein Bruder. Er hat als kirchliche Hochzeit eine Art Zwischenlösung gehabt. Das heißt, er hatte keine klassisch kirchliche Hochzeit in einer Kirche, sondern er hatte von einem Diakon oder so eine kirchliche Segung. Das war sowohl für ihn als auch für meine Schwägerin eine gute Lösung.
Sie wollten nämlich auch nicht, dass dann diese Floskeln wie "bis dass der Tod euch scheidet" und dergleichen haben. Sie wünschen sich natürlich auch eine lebenslange Ehe und können sich die auch vorstellen, aber beiden ist bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und immer etwas passieren kann, auch in der Beziehung. Und da muss nicht gleich immer einer sterben.
Ob man diesen Spruch bei einer klassichen kirchlichen Hochzeit auch weglassen kann, weiß ich nicht. Bei einer kirchlichen Segnung geht es wie gesagt. Ich habe die Zeremonie auch wunderschön gefunden, weil sie mir einfach zeitgemäßer vorgekommen ist.
Es gibt also modernere oder zeitgemäße Möglichkeiten. Ob der Spruch nun jedoch noch zeitgemäß ist, stellt sich natürlich in Frage. Einerseits entscheidet man sich wie gesagt schon für eine im Idealfall lebenslange Ehe, andererseits ist wohl auch sehr vielen bewusst, dass es viele Scheidungen und Co gibt. Und da sterben zum Glück auch nicht alle. Ich halte den Begriff in erster Linie als beengend. Aber wie gesagt, man kann ihn auch umgehen.
Ich finde diese These an sich etwas merkwürdig. Zwar ist es richtig, dass Menschen heute im Durchschnitt länger leben, als vor fünfhundert Jahren, aber das können wir ja erst jetzt im Nachhinein so relativ sehen. Vor fünfhundert Jahren, sind die Leute vielleicht nur vierzig Jahre alt geworden, das kam ihnen aber länger vor als heute, weil es eben ihr ganzes Leben war.
Abgesehen davon verstehe ich aber auch nicht, was die Autorin nun mit dieser These sagen will. Es ist doch bekannt, dass dieser Schwur für Leute, die ihn nicht wirklich ernst meinten, noch nie tatsächlich viel Bedeutung hatte (auch nicht vor im fünfzehnten Jahrhundert). Was für einen Unterschied macht es schon, auf welchen Zeitraum sich das jeweilige Paar bezieht? Kirchliche oder staatliche Autorität, Scheidungsrecht oder Moralansichten haben noch nie allgemein verhindert, dass Menschen ihre Ehepartner betrogen, belogen, missbraucht oder verlassen haben.
Also sehen noch mehr wie ich, oder die Autorin, den Spruch als Relikt aus längst vergangenen Tagen. Und klar heiratet man, weil man den Menschen bis ans Ende des Lebens lieben möchte und mit dem anderen Menschen auch so lange zusammen bleiben will. Und es sehen ja auch einige nur als Floskel die man dahin sagt, weil es halt so ist.
@ channale
Sagen wir es so, dass war einer dieser Herz- Schmerz- Romane, die ich an sich grausam finde. Eine Frau die auf die 40 zu geht, sucht den Mann fürs Leben. Auf ihrer Suche gerät sie halt immer mal wieder ins sinnieren. Und einer der Punkte war halt ihre Überlegung, dass man Bis das der Tod euch scheidet, halt früher schneller und einfacher sagen konnte, weil der Zeitraum überblickbar war. Und ich kann ihre Gedanken auch irgendwie nachvollziehen. Man konnte die Entscheidung Hochzeit halt schneller treffen, weil der Zeitraum überblickbar war.
Aus wenigstens katholischer Sicht ist dieser Spruch sicherlich noch zeitgemäß, denn in der katholischen Kirche gilt das, was aries24 schon erwähnte: Was Gott zusammengeführt hat, das darf der Mensch nicht scheiden. Also scheidet zwei Eheleute der Tod eines der beiden Partner. Wenn man das nicht abwarten kann, heiratet man denjenigen eben nicht. Man soll nur den heiraten, von dem man durch den Tod geschieden werden will, sprich: den, mit dem man sein (komplettes) Leben teilen will. So sieht das die katholische Kirche. Und warum sollte das nicht mehr zeitgemäß sein?
Wenn ich heirate, gehe ich davon aus, dass diese Beziehung, aus der eine Ehe wird, bis ans Ende meines Lebens andauern wird, oder nicht? Ich schließe nicht einfach mal eben eine Ehe mit dem Hintergedanken, dass ich mich eben scheiden lasse, wenn es nicht mehr bequem ist. Eine Ehe einzugehen heißt auch, dass es Krisen gibt, die einen möglicherweise dazu bringen, die Eheschließung in Frage zu stellen. Aber genau diese Krisen gilt es zu überwinden. Und wenn das nicht machbar ist, gibt es eben den Gesetzgeber, der eine Scheidung vorsieht.
Als ich vor Jahren geheiratet habe (nicht kirchlich übrigens), hat der Standesbeamte einiges gesagt, das im Endeffekt bedeutete: Niemand sagt, dass es leicht wird. Und: Nur, weil jetzt eine Ehe geschlossen wird, ist oder wird nicht alles gut. Und ich denke, das muss man sich vor allem vor Augen halten. Dass schwere Zeiten und wahre Krisen aber bedeuten müssen, dass man sich trennt, also scheiden lässt, finde ich nicht.
Und wenn es doch zur Scheidung kommt und man erneut heiratet, sollte man doch auch wieder davon ausgehen, dass es diesmal bis ans Lebensende andauert, oder nicht? Ich fände alles andere meinem Partner und mir selbst gegenüber äußerst unehrlich. Denn für Beziehungen, die wieder auseinandergehen "dürfen", gibt es immer noch die ganz normale Beziehungsform ohne kirchlichen oder staatlichen Segen.
Das heißt also: Wenn ich heirate, gehe ich immer davon aus, dass ich diese Ehe nicht scheiden lassen werde, auch, wenn es letzten Endes doch dazu kommen sollte. Der grundsätzliche Wunsch danach ist aber mein Beweggrund, zu heiraten. Also finde ich diese Aussage, dass wir zusammenbleiben, "bis dass der Tod uns scheidet" durchaus richtig und zeitgemäß.
Ich gehe davon aus, dass grundsätzlich jeder, der heiratet und sich kirchlich trauen läßt, die Worte: "Bis dass der Tod Euch scheidet", ernst nimmt in dem Moment, wenn sie ausgesprochen werden. Diese Worte sollen die Liebe der Brautleute nochmals hervorheben, denn sie haben sich ja in Liebe zueinander gefunden und trauen lassen, um ganz einander zu gehören.
Für die Menschen in früheren Zeiten war das geringere Lebensalter völlig normal. Diese Worte:"Bis dass der Tod Euch scheidet" hatten für sie denselben Sinn wie für die Menschen von heute, die eine längere Lebenserwartung haben. Es geht nicht um das längere Lebensalter oder das kürzere, einzig allein das durch die Liebe verbundene Zusammengehörigkeitsgefühl bis zum Lebensende sollte hervorgehoben und nochmals betont werden.
In früheren Zeiten gab es auch sehr viele gescheiterte Ehen. Nur damals konnte nicht jeder einfach seinen Lebenspartner verlassen und seine Kinder, das war unmöglich. Das erlaubte die Gesellschaft nicht. Hinter verschlossenen Türen müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben. Heutzutage sind diese Worte bei manchen nur eine Floskel. Ehekrisen kommen in jeder Ehe vor, das war immer so und auch heute nicht anders. Oft bemühen sich die Eheleute nicht mehr so intensiv, Eheprobleme durch Gespräche beizulegen. Es fliegen gleich die Fetzen und der Scheidungsanwalt bekommt Arbeit.
Ich bin allerdings auch der Meinung, dass Eheleute die sich überhaupt nicht mehr zusammenraufen können, keine Liebe mehr für einander empfinden sich lieber trennen sollten. Sie haben heute die Möglichkeit, im Gegensatz zu den Menschen früherer Zeiten.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-146880.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1201mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1670mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank
- Welche Zimmerpflanzen mögen es warm und sonnig? 2450mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Welche Zimmerpflanzen mögen es warm und sonnig?
- Am Blatt einer Pflanze Krankheiten erkennen? 1368mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Nurse · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Am Blatt einer Pflanze Krankheiten erkennen?