Bestimmte Menschen immer grüßen? Auch wenn unbekannt?

vom 02.11.2010, 17:20 Uhr

Als ich diesen Thread hier gelesen habe Nur Menschen grüßen, die älter sind als man selbst? , ist mir meine Mutter eingefallen, die grundsätzlich manche Leute gegrüßt hat, ob sie diese kannte oder nicht. Besonders waren es Nonnen und Priester, die sie durch ihre Tracht erkannt hat, die sie dann gegrüßt hat. Sie meinte, dass man vor solchen Menschen besonderen Respekt haben sollte. Auch wenn sie einen Arzt gesehen hat, der mit Köfferchen aus der Praxis kam, schleimte sie mit einem Gruß.

Kennt ihr auch solche Leute? Versteht ihr so ein Handeln? Ich konnte nie verstehen, dass meine Mutter bei manchen Leuten gebuckelt hat, wenn sie diese gesehen hat. Für mich hat sich das immer so dargestellt, dass sie nur rumgeschleimt hat und sich wohl Vorteile erhofft hat. Nur welche, sind mir bis heute verborgen geblieben. Warum gibt es Menschen, die wirklich Gott und jedermann grüßen und meinen, dass es respektvoll ist? Erwarten manche Leute mit einem besonderes Beruf denn auch besondere Freundlichkeit?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Deine Mutter stammt wohl aus einer Zeit, wo geistliche Menschen, wie auch Ärzte eben etwas besonderes waren. Und die hatte man zu grüßen. So sind die Kinder damals erzogen worden und das bleibt dann bei vielen eben ein Leben lang so.

Besonders im ländlichen Bereich kann man noch oft beobachten, das gerade ältere Menschen auch mal ein kleines Geschenk für den Hausarzt haben. Ob sie diesen nun besonders viel benötigen oder nicht, ist dabei unrelevant. Es hängt einfach mit deren Erziehung zusammen.

Das du das Verhalten deiner Mutter als rumschleimen bezeichnest, hängt wohl eher damit zusammen, das ihr kein besonders gutes Verhältnis habt bzw. hattet. Da sieht man sowieso vieles kritischer, als wenn die Eltern-Kind-Beziehung stimmig ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Meine Eltern hatten einen Großhandel und wir wohnten in einem kleinen Dorf. So wurden wir auch dazu erzogen jeden Erwachsenen auf der Straße zu grüßen, egal, ob man ihn nur vom Sehen kannte, oder näher. Wildfremde Personen mussten wir natürlich nicht grüßen, aber das kam in dem kleinen Dorf eher selten vor, dass man solche auf der Straße antraf.

Ich habe dies Verhalten auch hier in Hamburg übernommen. Leute, die ich vom Sehen kenne und sei es nur weil man immer zur gleichen Zeit im Supermarkt einkauft, die grüße ich. In einem Hochhaus, in dem ich mal wohnte, grüßte ich die Leute, die auch am Briefkasten ihre Post holten, weil ich davon ausging, dass sie im gleichen Haus wie ich wohnten. Oft wurde ich dabei irritiert an geguckt, aber später dann auch nett zurückgegrüßt. Für mich ist es einfach höflich und ich bleibe auch dabei.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich grüße auch recht viele Leute, die ich vom Sehen her kenne. Allerdings würde ich nicht auf die Idee kommen, eine Nonne oder einen wildfremden Arzt zu grüßen. Wenn ich mit meinem Hund im Wald spazieren gehe und mir begegnet ein Spaziergänger, so grüße ich diesen natürlich. Wenn ich allerdings durch die Stadt gehe, in der viele Menschen unterwegs sind, so würde ich niemals einfach irgendjemanden grüßen. Das würde mir sehr komisch vorkommen.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Manchmal gebietet es einfach die Höflichkeit dass auch mir persönlich unbekannte Leute gegrüßt werden. Wer mich unbekannterweise freundlich grüßt der bekommt auch einen Gruß zurück. Auch im Büro werden von mir die Besucher gegrüßt die gerade über den Flur laufen und bevor ich einen Fahrstuhl betrete sage ich auch eine Grußformel.

Ich nehme aber an dass dieses Verhalten nicht unbedingt gemeint ist sondern das unterwürfige Grüßen sogenannter Respektspersonen. Nein, so etwas lehne ich ab, ich grüße noch nicht einmal unseren Bürgermeister wenn er durch seine Stadt flaniert. Nur weil jeder weiß um wen es sich handelt ist das meiner Meinung nach trotzdem absolut nicht erforderlich. Besonders bei älteren Personen kann ich so ein Verhalten öfters beobachten, auch dieses schon längst vergessene "katzbuckeln" sieht man dann ständig. Gerne wird auch noch die Ehefrau des Arztes mit Frau Doktor angeredet, aber dass ist schon wieder ein anderes Thema.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Deine Mutter ist ganz anders erzogen worden als Du . Sie grüßte aus Höflichkeit, nicht weil sie sich etwas erhoffte, denn was sollte sie sich wohl von Priestern und Nonnen erhoffen? Warum sollte man den Arzt nicht grüßen? Ich glaube nicht, dass Deine Mutter buckeln und schleimen wollte. Sie war nur höflich. Aber warum ziehst Du so über sie her? Das ist nicht richtig.

Mir macht es nichts aus, wenn ich auch mal jemanden grüße, den ich nicht näher kenne oder der grad ins Haus kommt. Besser einmal mehr, als überhaupt nicht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kenne das von meiner Oma auch. Diese hatte ebenfalls sehr großen Respekt vor Menschen die für die Kirche gearbeitet haben oder Ärzten und auch Polizisten. Ich denke, dass dies einfach Berufe waren, die früher sehr respektiert worden sind und vor denen viele Menschen eine gewisse Hochachtung hatten. Die Menschen waren früher viel religiöser als heutzutage und auch Ärzte werden oftmals als etwas besonderes gesehen, da sie schließlich Lebensretter sind und früher weniger kritisiert und hinterfragt wurden, als das heute der Fall ist.

Heute hingegen ist das schon etwas anders. Die Religion tritt immer mehr und mehr in den Hintergrund und vor Nonnen oder Pfarrern hat man nicht mehr so viel Respekt, wie früher. Die Jugend wird mit dieser Einstellung groß und für die meisten ist es daher keineswegs mehr selbstverständlich, Menschen aus kirchlichem Dienst oder anderen Positionen zu begrüßen, wenn sie diese nicht kennen. Ich grüße auch nur die Leute die ich kenne. Auch Menschen, die man nur vom sehen her kennt, erwarten meistens, dass man sie grüßt, obwohl ich das immer etwas unangenehm empfinde, weil ich sie eben nicht wirklich kenne.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



bijin hat geschrieben:Oft wurde ich dabei irritiert an geguckt, aber später dann auch nett zurückgegrüßt. Für mich ist es einfach höflich und ich bleibe auch dabei.

Genau so ist es ja letztlich gedacht. Damit zeigt man auch wildfremden Menschen "Hallo, ich bin hier und tue Dir nichts". Das Grüßen hat hier nichts mit "buckeln" oder "einschleimen" zu tun, sondern dient als Grundlage bzw. Einfallstor zu einem "sozialen Miteinander". Natürlich kann man sich auch anschweigen und Jahrzehnte nebenher leben, ohne je ein Wort auszutauschen. Jeder wie er eben mag.

Nun auf der Straße wirklich jeden zu grüßen mag in einer Großstadt auch wirklich unpraktikabel zu sein (man braucht zu Stoßzeiten nur einen Bus oder eine S-Bahn zu betreten oder die Fußgängerzone entlang zu gehen), aber in kleineren Städten sollte sogar das gehen. Und hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dieser dann noch immer wildfremden Person erneut zu begegnen. Bis man sich eben gegenseitig aneinander gewöhnt hat und (obwohl immer noch unbekannt) sich eben nicht mehr fremd vorkommt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also ich halte das für den totalen Unsinn und ich sehe da keinen wirklichen Sinn hinter dieser Angewohnheit. Aber ich verstehe es nicht wirklich, warum man denn einfach jeden grüßen sollte, der einem gerade in die Finger kommt. Ich kenne das aber auch so ein wenig aus der Schule und vor allem eben aus den Pausen. Da kommt man dann in eine bestimmte Gruppe, aus der man bestimmt nur eine oder zwei Personen richtig kennt, aber dann möchte man eben nicht so unhöflich sein und grüßt dann eben einfach jeden aus der Gruppe. Aber wie gesagt, richtig verstehen kann ich das nicht und ich persönlich würde dies auch nie tun.

Denn manchmal ist eben ein Sinn, zum Beispiel wenn man alle Leute in einer Gruppe außer eine oder zwei Leute kennt, vorhanden. Dann will man eben nicht die eine einzige Person ausgrenzen und deswegen sagt man sich eben, ich habe nun schon so vielen Leuten gegrüßt, da macht es diese eine Person nun auch nicht wieder aus, auch wenn ich die Person überhaupt nicht kenne. Aber man kann sich ja auch durchaus kennenlernen in solch einer Situation, also würde ich nicht sagen, dass ich es als ungewohnt empfinden würde, falls mich nun irgend jemand Wildfremdes in solch einer Situation ansprechen würde, schließlich wäre es mir sehr wohl bewusst, dass er mich wahrscheinlich nur aus Höflichkeit gegrüßt hat und dann würden bestimmt auch keinerlei Verwirrungen oder Ähnliches aufkommen.

Aber wenn man einfach so aus Kontaktfreudigkeit auf der Straße herum läuft und irgend welche Menschen einfach grüßt, dann finde ich das schon eher merkwürdig und das ist dann auch nicht mehr wirklich normal. Ich habe damit aber auch bereits durchaus Erfahrungen gemacht, denn manchmal läuft man eben durch die Stadt oder eben das Einkaufszentrum auf eigenem Fuße und dann kommt man eben manchmal einfach an Leuten vorbei, die einem recht nett erscheinen oder aber einem irgend wie von Anfang an ein wenig mehr auffallen als andere Leute und deswegen grüßt man sich dann, aus welchen Gründen auch immer. Ich würde aber hier auch nicht unbedingt davon sprechen, dass dies nun eine besonders kritische oder unangenehme Situation für mich sein würde, denn vor allem bei den Frauen kommt dann oftmals auch noch ein Lächeln über die Lippen und dann ist ein Tag sogar schon auch mal gerettet.

Aber besonders erzogen dazu wurde ich ganz bestimmt nicht, das kann ich so nicht formulieren. Ich habe auch noch nie von einer besonderen Erziehung gehört, dass die Eltern einem irgend wie befehlen würden, wen man denn nun zu grüßen hat und wen nicht, das halte ich dann doch eher für übertrieben und das ist dann auch keine wirklich begrüßenswerte Form der Erziehung. Aber ich stimme auch eindeutig hooker zu, ich sehe es ebenfalls auch nicht als Pflicht oder gar als Zwang an, dem Bürgermeister unbedingt ein Grußwort auszurichten, denn da hast du durchaus Recht, wirklich mehr Rechte hat er wirklich nicht und er kann sicherlich auch nicht erwarten, dass man ihn unbedingt grüßen muss, das ist sicherlich so nicht richtig.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ein solches Verhalten stammt auch meiner Meinung nach noch aus einer Zeit, in der bestimmte Berufsgruppen, wohl vor allem aufgrund ihrer höheren Bildung, die damals eben noch nicht selbstverständlich war, einen höheren Stand hatten und auch entsprechend respektiert wurden. Ein Grüßen von eigentlich fremden Menschen gerade dieser Berufsgruppen war damals ein Zeichen der Ehrerbietung, und die Ehre war wiederum eine moralisch hoch bewertete Eigenschaft. Schließlich drückte die Ehre ja auch nicht nur den Respekt vor einer Person und ihren Fähigkeiten aus, sondern auch jede Menge Anerkennung von Seiten derer, die diese Fähigkeiten eben nicht besaßen, und nicht ohne Grund muss die Ehre einem Menschen erwiesen werden, also beispielsweise durch das Grüßen einer solchen Person mit hohem Ansehen, auch dann, wenn man sie eigentlich gar nicht wirklich kennt.

Ich denke, dass sich diese Ansichten heutzutage etwas mehr verschoben haben, weil man eben nicht mehr jedem ansieht, was für ein besonderes heller Kopf er ist, welche Fähigkeiten er besitzt und welche Stellung er in der Gesellschaft einnimmt. Auch haben sich die Ansichten zum Thema Respekt, Ehrfurcht und Demut, denn beides hängt meiner Meinung nach eng miteinander zusammen, doch deutlich verändert und den Gegebenheiten angepasst. Das ist auch richtig so, finde ich, und ich würde nun nicht auf die Idee kommen, jemanden zu grüßen, nur, weil ich ihm ansehe, dass er einen bestimmten Stand in der Gesellschaft hat, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass ich diese Person nicht respektieren würde. Ich respektiere grundsätzlich jeden und denke, dass ich meinen Respekt nicht noch durch bestimmte Äußerungen, sei es nun ein Gruß oder die Anrede mit dem gesamten Titel, den jemand von Berufs wegen trägt, deutlich machen muss.

Ich bin aber allerdings so erzogen worden, das zu tun, jedenfalls haben meine Eltern das doch vehement und konsequent versucht. Ich habe mich diesen Erziehungsversuchen allerdings aber erfolgreich widersetzt, weil ich meine eigenen Ansichten zu dieser Thematik habe, die auch teilweise eine Problematik darstellt, wie ich finde.

Wo man damals einer höher gestellten Person, die mehr konnte als andere, nämlich mit Ehrfurcht und Demut begegnet und gegenübergetreten ist, hat man sich selbst auch gleichzeitig klein gemacht, und genau das finde ich bedenklich und auch falsch. Ich will mich nicht klein machen, weil ich meine, dass einen Menschen nicht auszeichnet, was er beruflich macht, sondern was er für einen Charakter hat. Jemand mit einem großen Geist und hohem Intellekt genießt vielleicht dafür meine Bewunderung, nicht aber zwangsläufig meinen Respekt, wenn er menschlich gesehen ein Idiot ist. Das zerre ich heute viel mehr auseinander als man das damals wohl getan hat, und ich denke, dass das eben der Lauf der Zeit und das Verständnis eines Menschen für sein eigenes Dasein und die entsprechende Berechtigung mit sich bringt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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