Urban Exploring
Wer hat schon mal was von Urban Exploring gehört oder betreibt es vielleicht sogar selbst?
Unter Urban Exploring versteht man die private Erforschung von Industrieruinen, Kanalisationen, Dächern, Katakomben. Außerdem wird der Begriff auch für die Erkundung von öffentlich zugänglichen Orten wie z.B. Parks benutzt.
Die Motivation liegt für die meisten Urban Explorer in der Entdeckung sowie der Dokumentation der Objekte. Viele nennen auch den Kontrast zwischen Verwilderung und Verfall zur modernen Zivilisation und Ordnung, als Motivation. Ein Großteil hält die Eindrücke wie z.B. zahlreiche Graffitis oder bizarre Bilder, die zum Beispiel durch aus den Wänden wachsende Pflanzen entstanden sind, auf Fotos fest. Bei diesen Fotografien handelt es sich häufig um sehr surreale Kunstwerke.
Die häufigste Form des Urban Exploring ist das einsteigen in stillgelegte und verlassene Gebäude. Bei diesen Gebäuden handelt es sich meist um alte Industriebauten, aber auch um Schulen oder Krankenhäuser. Viele Gebäude sind nur einfach oder auch nur teilweise verschlossen was den Einstieg erleichtert. Verlassene Gebäude werden auch oft von Fotografen, Graffiti-Künstlern oder aus historischem Interesse aufgesucht.
Als besonders interessantes Ziel gelten unterirdische Katakomben wie sie in Rom, Neapel oder Paris existieren. Oft werden auch Kanalisationen das Ziel von Urban Explorern. Diese Form des Urban Exploring gilt vor allem bei Regen, als gefährlich. 1986 bildete sich in Australien eine Gruppe namens Cave Clan, die sich auf das Erkunden von Kanalisationen konzentrieren. Manche Personen begehen auch unterirdische von Kläranlagen, weil dies oft die einzige Möglichkeit ist Höhlen oder andere unterirdische Zugänge zu betreten.
Für viele auch interessant ist das Erkunden von alten, verlassenen U-Bahnschächten. Allerdings wird dies seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 besonders hart bestraft. Durch diese harten Strafen ist Urban Exploring in U-Bahnschächten seltener geworden. Bekannte U-Bahnschächte befinden sich in Großstädten wie New York, London, Sydney oder Moskau.
Urban Exploring wird durch die zunehmende Aufmerksamkeit der Medien immer populärer. So gab es schon einige Fernsehsendungen, wie Urban Explorers im Discovery Channel oder der Reality Show MTV's Fear, zu diesem Thema.
Mit der zunehmenden Popularität steigt leider auch der Vandalismus. Außerdem wird zunehmend von Einbruch oder Hausfriedensbruch im Zusammenhang mit Urban Exploring berichtet. Deswegen geben viele Plattformen ihre Informationen über Objekte und Orte nur noch an ausgewählte Mitglieder weiter.
Natürlich ist Urban Exploring nicht ganz ungefährlich. Zu den Gefahren zählen vom Einsturz gefährdete Gebäude, Asbest, Säuren und Industrieabfälle. Deshalb gehören festes Schuhwerk und Atemschutzmasken häufig zur Ausrüstung der Urban Explorer. Bei größeren Wasserpfützen kann die Tiefe häufig nicht abgeschätzt werden außerdem besteht die Gefahr der elektrischen Leitung. Auch Wachhunde können eine Gefahr beim Urban Exploring darstellen.
Da die meisten Grundstücksverwalter wenig Verständnis für Urban Exploring zeigen und Sondergenehmigungen schwer zu bekommen sind, betreiben viele ihre Erkundungen ohne Genehmigung. Oft wird deshalb bei Urban Exploring auch von Hausfriedensbruch gesprochen. Allerdings geht es beim Urban Exploring nicht wie beim Hausfriedensbruch darum Dinge zu zerstören oder zu stehlen, sondern um die fotografische und geschichtliche Dokumentation solcher Objekte.
In Berlin werden offizielle Führungen und Besichtigungen alter städtischer Anlagen angeboten. Hier der Link zum Veranstalter: http://berliner-unterwelten.de
Hallo Benny3718,
So schwierig ist es doch gar nicht, Genehmigungen zu bekommen. Meist bekommt man eine, wenn man lieb fragt. Demnach finde ich es falsch, davon auszugehen, dass eine Urban-Exploration-Tour im Normalfall ein Fall von Hausfriedensbruch sei.
Ich persönlich klettere jetzt schon seit einigen Jahren in diversen Ruinen herum, eine besondere Affinität habe ich für Krankenhäuser, wobei ich auch einige Industrieanlagen sehr schön finde. Und ich habe bisher noch kein Gelände illegalerweise betreten. Ich habe vorher immer um Erlaubnis gefragt, und ich 9 von 10 Fällen habe ich die Erlaubnis auch bekommen. Bei Fall 10 habe ich dann eben Pech gehabt. Wenn ich eine Absage bekomme, respektiere ich diese. Ich möchte nämlich wirklich nicht verurteilt werden und vorbestraft sein, nur wegen so ein wenig Freizeitspaß. Es gibt so viele Lost Places, wenn ich in einen nicht darf, dann frage ich eben beim nächsten, ähnlichen um Erlaubnis!
Das wollte ich hier nur anmerken, weil ich nicht möchte, dass Urban Explorer immer und überall diesen Ruf von Kriminellen haben. Diesen Eindruck haben leider viele, die selbst nicht in der "Szene" sind. Daran sollte man doch arbeiten, damit dieses Hobby, wenn es auch ungewöhnlich ist, eher akzeptiert wird. Denn viele Leute, die glauben, wir seien Kriminelle, können dann eben auch nicht glauben, dass wir nichts beschädigen und auch nichts stehlen. Und Kriminellen erteilt man seltener eine Erlaubnis, ein Gelände zu betreten, nicht wahr?
Ansonsten hast du die Idee des Urban Exploring oder der Urban Exploration schon sehr schön beschrieben. Ich finde da kaum etwas, was ich ergänzen könnte.
Was sind denn eigentlich die schönsten Lost Places, die du bislang besucht hast? Eines meiner großen Highlights sind immernoch die Kliniken von Beelitz-Heilstätten. Aber ich glaube, die kennt eigentlich fast jeder, der Urban Exploring betreibt.
Ich erkunde ebenfalls seit Jahren verlassene Objekte und halte meine Eindrücke mit der Kamera fest. Als Jugendlicher fand ich es schon spannend, selbst wenn ich nur irgendwo alte Güterwaggons oder mal ein verlassenes Haus gesehen habe. Zu der Zeit habe ich mir die Orte nicht unbedingt von innen angeschaut, weil ich das damals gruselig fand. Außerdem habe ich nicht gezielt nach solchen Orten geschaut, sondern nur die von außen angeschaut, die ich zufällig gefunden habe. Die Faszination ließ aber nie nach und irgendwann fing ich an, gezielt nach verlassenen Objekten zu suchen, vorrangig nach Spuren der alten Schwerindustrie im Ruhrgebiet.
Mittlerweile fotografiere ich nicht nur Industrieanlagen, sondern ich finde auch andere Objekte spannend. Alte Kliniken haben natürlich ihren besonderen Reiz. Die Heilstätten in Beelitz, am Grabowsee und die Lungenheilstätte Hohenlychen sind natürlich sehr interessant. Durch die Schließung vieler Kliniken findet man mittlerweile immer mehr verlassene Krankenhäuser. Natürlich sind die wenigsten so hübsch wie die drei genannten Orte, aber viele sind noch gut erhalten und haben ihre eigene Ästhetik.
Sehr begeistert bin ich von verlassenen Wohnhäusern, die teilweise noch gut möbliert sind. Da frage ich mich dann schon, warum die Leute das so zurückgelassen haben und warum sich niemand mehr darum gekümmert hat. Manche Objekte, die aber überwiegend nicht in Deutschland zu finden sind, scheinen seit mehreren Jahrzehnten unberührt zu sein. Es gibt in Belgien ein besonders bekanntes altes Schlösschen, das ich bisher noch immer nicht besucht habe. Es ist so ein typischer Klassiker, so wie die Beelitz-Heilstätten auch, aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses Objekt zu einem meiner Favoriten wird, sobald ich es mir mal angeschaut habe. Es gibt dort zwar unzählige weitere Objekte dieser Art, aber dieses eine ist doch etwas Besonderes.
Auch wenn man immer diesem üblichen Ehrenkodex vieler Urban Explorer folgen sollte – nichts mitzunehmen außer Fotos, nichts zu vernichten außer Zeit und nichts zu hinterlassen außer Fußspuren – sollte man natürlich nicht einfach in ein x-beliebiges Objekt einsteigen. In sehr vielen Fällen wird das auch nur mit einigem Aufwand möglich sein. Ich bin selbst immer wieder sauer darüber, wenn ich mitbekomme, dass Leute Objekte zerstören, Zäune aufschneiden, Kabel und andere Metallteile stehlen und alles vollschmieren. Das muss wirklich nicht sein und im Zweifelsfall kann das für die Betroffenen auch Strafen nach sich ziehen. Daran sollte man schon denken.
Wenn ein Objekt nicht abgesperrt ist und direkt zugänglich ist, gehe ich in manchen Fällen auch mal so rein. Das geht wohl den meisten Urban Explorern so. Ansonsten schreibe ich aber auch gerne mal die Eigentümer an oder rufe an. In vielen Fällen bekommt man eine Erlaubnis, da kann ich Wawa666 absolut zustimmen. Es ist auch immer eine Frage, wie man auftritt. Es gibt auch Objekte, zu denen man keinen Zugang erhält. Das ist mir vor ein paar Tagen zuletzt passiert. Zwei Bekannte von mir hatten dort in der Vergangenheit auch schon nachgefragt. Das Gelände ist riesig und schon relativ kaputt. Der Eigentümer begründet seine Absage damit, dass kein Versicherungsschutz gegeben ist. Das ist natürlich eine Standardaussage, aber oft erhält man dennoch Zutritt, wenn man einen Zettel unterschreibt und damit versichert, dass man das Objekt auf eigene Gefahr betritt. Manchmal hilft es auch, wenn man dem Eigentümer Fotos zeigt, die man in anderen Objekten aufgenommen hat. Damit sieht er dann, dass es einem um die Ästhetik der alten Gebäude geht und dass man nicht zu den dusseligen Vandalen gehört, die an solchen Orten randalieren.
Ich finde auch, dass man bei diesem Hobby zeitweise interessante Menschen kennenlernt. Ich habe schon häufiger andere Leute an solchen Orten getroffen, bei denen ebenfalls die Fotografie im Vordergrund steht. Ich finde es eigentlich nicht gut, dass dieses Hobby zunehmend populär wird, weil dadurch auch komische Randale-Kiddies angezogen werden. Dadurch entsteht leider manchmal der Eindruck, dass es sich bei Urban Explorern um irgendwelche dummen Halbwüchsigen handelt, die nur auf Stress und Sachbeschädigung aus sind. Das finde ich sehr schade. Sehr spannend finde ich es, wenn ich mich mit Leuten austauschen kann, die dieses Hobby zum Teil schon seit 20 oder 30 Jahren ausüben und dabei absolut respektvoll an die alten Gelände herangehen. Teilweise finde ich es sogar schade, wenn ich dann sehe, was ich aufgrund meines Alters schon alles verpasst habe. Hochöfen sind immer noch eine besondere Vorliebe von mir und viele davon wurden vor meiner Zeit oder während meiner Kindheit und Jugend stillgelegt und abgerissen.
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