Spielzeug fremden Kinder borgen

Ich kann wirklich gut verstehen, dass deine Freundin auf die Spielsachen ihres Kindes aufpasst. Ich würde vermutlich ebenso handeln. Wie es konkret mit Spielzeug aussieht, weiß ich nicht. Allerdings herrscht generell einfach eine Mitnahme-Mentalität, die ich persönlich richtig blöd finde, die ich aber auch nicht unterstützen möchte. Deine Freundin wird sicher nicht aus Engstirnigkeit, sondern aufgrund ihrer Erfahrungen abgelehnt haben, dass das fremde Kind das Spielzeug ihrer Tochter mitnimmt. Vermutlich sind ihr genau auf diesem Wege schon Dinge abhanden gekommen und sie möchte eben nicht, dass das noch einmal passiert.

Leider ist es häufig so, dass Leute alles, was sie kriegen können, erst einmal einstecken. Ob es jemand anderem gehört, der vielleicht später zurückkommt und die Sachen mitnehmen will, spielt dann keine Rolle. Wenn ich in eine Therme, Sauna oder ein Schwimmbad gehe, nehme ich meine Sachen auch immer mit, so dass ich sie sehen kann oder ich schließe sie im Spind ein. Ich würde nicht einmal ein Handtuch herumliegen lassen - einfach weil diese auch schon mal wegkommen. Ein Spielzeug an ein Kind auszuleihen ist noch mutiger und ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit, es von fremden Menschen zurückzubekommen, einfach generell niedrig ist.

Das Problem in diesem Fall ist aber nicht nur das Kind selbst, sondern die Eltern. Diese hätten im Zweifel von sich aus nach dir suchen müssen, um dir das Spielzeug zurückzugeben. Normalerweise hätten sie ihrem Kind aber direkt schon beibringen müssen, dass es von sich aus die Sachen zurückbringt, die es geliehen bekommt. Ich finde es auch nicht richtig, dass Eltern ihrem Kind so ein schlechtes Benehmen vorleben und ihr Kind so erziehen, dass es ebenfalls kein Benehmen zeigt. Wenn die Eltern dann sogar nur schulterzuckend und desinteressiert danebenstehen, finde ich das einfach frech. Zumindest dann, als klar war, dass du das Spielzeug gerne zurück hättest und dieses scheinbar verlorengegangen ist, hätten sie dir zumindest von sich aus eine Entschädigung anbieten sollen. Dabei geht es nur um das Prinzip und nicht um die zwei oder drei Euro. Dann hätten sie ihrem Kind auch klarmachen müssen, dass es auf die Sachen achtet, die man ihm leiht und dass es zur Not sein eigenes Taschengeld opfern muss, wenn es fremde Spielsacen verliert. Das wirkt bei Kindern garantiert und sie werden zukünftig auf die Sachen anderer besonders aufpassen. Wenn sich die Leute dann noch nicht einmal entschuldigen wollen, ist das wirklich unterste Schublade.

Ich glaube nicht, dass das Problem damit zusammenhängt, dass diese Therme, in der du so schlechte Erfahrungen gemacht hast, in der Großstadt liegt. Auch außerhalb von großen Städten gibt es diese Mitnahmementalität, allerdings wird diese eben eingeschränkt, wenn es etwas "familiärer" zugeht. Wenn es sich bei den Leuten, die euren Spielplatz besuchen, im Prinzip immer die gleichen Personen handelt, ist doch eine ganz andere Hemmschwelle da als wenn dort immer nur fremde Leute auftauchen. Auf einem Spielplatz in einem normalen Wohngebiet, auf dem immer die gleichen Kinder miteinander spielen, muss man sicher nicht so sehr um seine Sachen besorgt sein wie auf einem Spielplatz in der Innenstadt, der von sehr vielen Leuten aufgesucht wird, die sich untereinander nicht kennen und ihre Kinder nur bei einer Shoppingtour dort ein bisschen herumklettern lassen.

Ich selber wohne in der Stadt und habe solche Erfahrungen auch des Öfteren machen müssen. Als Kind habe ich einem Mädchen aus der Nachbarschaft auch etwas geborgt und nie wiederbekommen. Sie hatte immer wieder neue Ausreden, wieso sie mir das Spielzeug nicht wiedergeben konnte. Irgendwann meinte sie, sie habe es ihrer Schwester geliehen, doch die wollte nichts davon wissen. Irgendwann habe ich die Eltern der Mädels darauf angesprochen, aber die waren völlig desinteressiert. Natürlich habe ich keine Entschädigung dafür bekommen, was ich schon ziemlich dreist finde.

Auf mich macht es den Anschein, dass kleine Kinder kein Moralempfinden haben und die Eltern sich auch nicht wirklich darum kümmern. Vor einigen Jahren habe ich zum Beispiel auf einem Flohmarkt meine alten Spielsachen verkauft. Dabei sind zwei kleine Mädchen an meinen Stand gekommen, haben mit den Barbies gespielt und anschließend war eine der Puppen verschwunden.

Alles in allem kann ich die Sorgen deiner Freundin gut verstehen. Scheinbar sehen das sowohl Kinder als auch die Eltern es nicht so eng mit dem Eigentum anderer Leute. Wenn ich Mutter wäre, würde ich wohl meinem Kind auch nicht erlauben, seine Spielsachen irgendwelchen Fremden auszuleihen.

Da ich nie auf dem Land gewohnt habe, kann ich nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich kennen sich auf dem Land die Leute besser untereinander. Deswegen würde man sich nicht unbedingt trauen, anderen Kindern etwas zu klauen. In der Großstadt hingegen ist alles anonymer. Wenn man da das Spielzeug eines anderen Kindes verbummelt, sieht man dieses Kind wahrscheinlich ohnehin nie wieder.

Also ich selber habe einmal eine noch dreistere Situation erlebt. Eine Bekannte, die einmal bei mir zu Besuch war, weil ich ihr etwas schenken wollte war mit ihren beiden Kindern auf Besuch. Die Kinder randalierten aufs Übelste, es blieb fast kein Spielzeug meiner Tochter ganz.

Das Ende der Geschichte war dann, dass ihr Mädchen meiner Tochter die Puppe aus der Hand riss und meine Bekannte darauf zu Sophia meinte, dass nun ihre Tochter die Puppe hätte und jetzt damit spielen würde. Seither habe ich diese Bekannte nicht mehr zu mir nach Hause eingeladen. Ansonsten ist es mir eigentlich egal, wenn Kinder das Spielzeug meiner Tochter benutzen- im Gegenteil, ich bringe sogar meiner Tochter bei, dass sie teilen soll und andere mit ihren Dingen spielen lassen sollte.