Bewerbung im Zoofachhandel: Absage weil man zu viel weiß?

vom 28.10.2010, 15:27 Uhr

Ich habe bei der Jobsuche schon viel erlebt. Unter anderem habe ichmich im Zoofachhandel beworben, weil ich mir einbilde auch viel über die Tiere zu wissen, die im Zoofachhandel verkauft werden. Eine Beratung wäre also durchaus möglich gewesen. Das Bewerbungsgespräch lief auch eigentlich sehr gut und ich habe auch über artgerechte Ernährung und über artgerechte Haltung der verschiedenen Nagern und Kleintiere erzählt, die man dort kaufen kann. Nahezu alle Tiere konnte ich einordnen und auch über die Haltung wußte ich Bescheid.

Als es dann zum Ende des Gesprächs ging, war der Besitzer des Ladens doch fasziniert über das Wissen. Er sagte aber knallhart zu mir, dass ich, wenn ich die Zusage bekommen würde, auf keinen Fall das Wissen so weitergeben darf. im Vordergrund wollen sie verkaufen und die Leute würde kaum kaufen, wenn sie wissen, dass ein Kaninchen nicht alleine gehalten werden darf und so viel Platz braucht. Ich durfte also mein Wissen auf keinen Fall den Kunden weitergeben.

Ich habe dann selber abgesagt, weil ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Ich kann nicht Tiere verkaufen und sie in einem Minikäfig mitgewben, der nicht artgerecht eingerichtet ist und wenn ich weiß, dass es das Tier nícht gut hat.

Sollte der Besitzer eines Zooladens nicht froh sein, wenn seine Mitarbeiter die Kunden richtig beraten? Sicher würden sie dann kaum das Futter verkaufen, was in den Regalen steht, wenn es um die artgerechte Ernährung bei Meerschweinchen oder Kaninchen geht und sicher würden diese bunten Hamsterkäfige nicht mehr verkauft werden können. Auch würden die kleinen Laufräder wohl im Laden verrotten. Aber es kann doch nicht sein, dass immer nur der Verkauf im Vordergrund steht und die Tiere an letzter Stelle stehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Genau die selbe Erfahrung musste ich auch schon machen. Ich hatte mich in einem Zoofachladen in meiner Nähe beworben wo ich schon des öfteren Einkaufen war. Da mir auffiel das die wohl nicht immer über alles Bescheid wusste hatte ich mich beworben da ich ich mich schon lange mit Reptilien beschäftige und somit gut dastehen würde.

Habe auch gleich eine Woche später ein Bewerbungsgespräch bekommen. Als ich dann im Büro der Chefin saß und ihr Fragen ohne Probleme beantworten konnte hatte ich ein sehr gutes Gefühl dabei. Sie sagt mir dann noch das ich wirklich einiges über Reptilien weiß und perfekt für den oberen Bereich wo die Reptilien sind, einsetzbar wäre. Ich war mir am Ende des Gespräches wirklich sicher da ich die Stelle bekommen würde.

Als ich nach einer Woche immer noch keine Antwort bekam, rief ich dort mal an. Man sagte mir das sie sich noch nicht entschieden haben. Es verging wieder einer Woche, dann bin ich mal persönlich hingegangen. Wieder sagte man mir das ich mich noch gedulden muss.

Ich hatte mir nichts mehr dabei gedacht und mich weiter beworben. Als ich dann mal wieder Futter für meine Tiere kaufen wollte ging ich wieder mal in den Laden und siehe da, ein neuer stand im Reptilienbereich.

Ich hatte nicht mehr weiter nachgefragt weil es mir dann doch ein wenig zu blöd war. Ich hätte kein Problem damit wenn sie mir einfach Bescheid gesagt hätten, aber so finde ich das schon erbärmlich.

Anscheinend liegt es wohl wie bei dir wirklich daran, dass man zu viel weiß und die Angst haben das man den Kunden das "richtige" erklärt und somit die Kunden nicht kaufen. Ich finde so was schlimm, weil ich es wie du ebenfalls nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte den Kunden was vorzulügen und dann die Tiere nicht artgerecht gehalten werden.

» newen123 » Beiträge: 53 » Talkpoints: 34,64 »


Ich glaube auch das es da wirklich um den Umsatz ging. Normalerweise freut sich jeder Chef über einen fähigen Mitarbeiter der viel von den Thema versteht. Ich finde es super wenn Verkäufer wirklich mit Herzblut bei der Sache sind. Allerdings geht es heutzutage in fast allen Branchen nur noch um den Gewinn. Das dabei vielleicht einige Sachen auf der Strecke bleiben ist dabei egal.

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



nadpat hat geschrieben:Normalerweise freut sich jeder Chef über einen fähigen Mitarbeiter der viel von den Thema versteht.

Doch, der Chef sucht hier genau den fähigen Mitarbeiter oder die fähige Mitarbeiterin, welche viel vom verlangten Thema versteht. Aber das verlangte Thema war ja der Verkauf! Und hier hat Diamante auch noch ehrlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht bereit ist, gegen ihr Gewissen zu handeln und ein Geschäft abzuschließen, wenn sie weiß, das der Käufer nicht für eine artgerechte Haltung garantieren kann. Das ist so, als ob ein Autoverkäufer es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, dass heutige Autos mehr als 7 Liter auf 100 Km verbrauchen und daher Kunden nur zu den keinen Wagen rät.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich glaube nicht (nur), dass in solchen Fällen primär das umfangreiche Wissen zum Problem wird. Man kann einfach niemals zu viel wissen und ich finde es gut, wenn jemand über ein umfangreiches Wissen verfügt. Das Problem ist wohl, gerade im Bereich der Tierhaltung, der oft überschießende Missionierunngsdrang mancher Tierfreunde. Dabei ist der Kunde wohl nicht das einzige "Problem". Ich kenne dich nicht und weiß nicht, wie du auftrittst, dich artikulierst und verhälst. Allerdings habe ich schon häufiger erlebt, dass gerade im Tierschutzbereich oft sehr radikale Meinungen (was ich persönlich, als emotionalen Gründen, nicht verurteile, auf rationalerer Ebene aber sehr wohl wahrnehme) vorherrschen. Wenn nun jemand wirklich viel über die bestmögliche Haltung bestimmter Tiere weiß und signalisiert, dass nur diese Ansichten in Frage kommen, ist das eine Art, mit der viele Leute oft nicht zurechtkommen - vielleicht auch der Chef nicht, ganz bestimmt aber ein großer Teil der Kundschaft nicht.

Dazu kommt noch, dass eine Zoohandlung auch überleben will. Dafür muss der Umsatz stimmen. Ich sehe Tierschutz nicht als Gegenspieler der Umsatzzahlen. Wenn man potentielle Tierkäufer berät, muss man auch im Hinterkopf behalten, dass man auch etwas verkaufen will. Man kann Kunden auch so beraten, dass sie letztendlich von selbst darauf kommen, dass vielleicht ein zweites Kaninchen oder ein größerer Käfig die richtige Wahl wäre. Das funktioniert natürlich nicht bei allen Kunden, allerdings muss man eben nicht direkt jeden, der mit dem Wunsch, sich ein Kaninchen zuzulegen, in den Laden kommt, mit der Tierquälerei-Keule erschlagen. So macht man sich keine Freunde und verliert Kunden. Vielleicht hast du dein fundiertes Wissen auch einfach zu deutlich herausgestellt oder falsch präsentiert? Das ist noch nicht der richtige Ausdruck, aber ich hoffe, dass du verstehst, worauf ich hinaus will.

Außerdem ist natürlich auch noch denkbar, dass der Chef einfach einen stumpfen Mitarbeiter wünscht, der kaum mehr kann als die Preise der einzelnen Posten (und auch der Tiere) herunterzubeten und diese an den Kunden zu bringen. Solch eine reine Verkaufstätigkeit hat dann aber nichts damit zu tun, dass ein Chef Mitarbeiter mit beratender Funktion sucht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde sowas nicht in Ordnung. Da versucht alle Welt Aufklärung zu betreiben, wie man Tiere richtig hält, damit es ihnen gut geht und dann sowas. Natürlich müssen Umsätze gamcht werden, aber geht das nicht auch auf anders? Man verkauft ja nicht nur Tiere, sondern vor allem auch Zubehör.

Außerdem denke ich, dass Leute, die sich wirklich mit Tierhaltung auseinandersetzen und denen es wichtig ist, dass es ihren Tieren gut geht, sowieso nur ganz selten Tiere im Zooladen kaufen. Das ist so ziemlich das schlechteste, wo man ein Tier herbekommen kann. Wenn sich also jemand dort ein Tier zulegen will, würde ich fast sogar behaupten, dass es ihm (zumindest erstmal) egal ist, wie man das Tier artgerecht hält, hauptsache man hat es eben. Umso wichtiger finde ich eine umfassende, gute und richtige Beratung, wie du sie eben hättest durchführen können. Wirklich tierliebende Menschen würden sich spätestens dann dazu entscheiden, eben zwei Kaninchen statt nur einem zu halten und zu dem Käfig noch ein größeres Gehege zu kaufen, und so würde man auch noch mehr Gewinn machen. Es ist ja auch nicht so, dass eine Beratung zwingend zu befolgen ist. Die Leute können sich ja dann trotzdem noch frei entscheiden, ob sie das Tier nun kaufen wollen oder nicht. Ich kann also keineswegs nachvollziehen, dass eine Beratung schädlich wäre.

Außerdem sollte sich der Ladenbesitzer doch freuen, dass er so engagiertes Personal hat. Ich kann mich aber auch noch daran erinnern, dass ich mit meinem Mann mal in einem Zoogeschäft war und mich Hals über Kopf in die kleinen, niedlichen griechischen Landschildkröten verliebt habe. Spontankäufe bei Tieren gehen ja gar nicht, das ist mir schon lange bewusst, aber so ein erstes Beratungsgespräche kann man ja mal führen und gucken, ob die Tiere überhaupt für uns geeignet sind. Also einen Verkäufer rangewunken und nachgefragt. "Bleiben die denn so klein oder werden die noch viel größer?" "Nein, die werden nur ein klein wenig größer." - "Wir haben zu Hause noch ein leeres Aquarium mit den Maßen 100x40x40, kann man die in diesem Becken halten?" "Natürlich, das reicht auch locker für zwei Tiere." und hat uns dazu noch das teuerste Zubehör empfohlen. Wieder zu Hause haben wir uns erstmal im Internet über diese Tiere informiert und herausgefunden, dass man sie noch nicht mal das größte Terrarium ausreichend ist, weil diese schildkröten zumindest im Sommer, besser sogar ganzjährig im Freien gehalten werden sollten. Und wenn man sie dann doch mal innen halten muss, das braucht ein adultes Tier mindestens zwei Quadratmeter Fläche. Bei so einer Beratung kann ich nur den Kopf schütteln.

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» Schwarzes Schaf » Beiträge: 108 » Talkpoints: 4,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Intern wollen die Zoohandlungen natürlich Leute haben, die Bescheid wissen, damit die Tiere gut versorgt und gepflegt werden können, aber extern geht es auch um den Verkauf, und vielleicht hatte er Angst, dass Du so etwas sagt wie "Wenn Sie dies und dies nicht erfüllen können, dürfen Sie so ein Tier nicht halten".

Im Verkauf darf man eigentlich nur beraten, aber den Kunden nichts vorschreiben, also wenn er einen zu kleinen Käfig haben will, bekommt er ihn auch.

In der Schweiz ist es mittlerweile zum Glück so, dass Kaninchen und Meerschweinchen gar nicht mehr alleine verkauft werden dürfen, aber bei uns hat sich das Gesetz glaube ich noch nicht geändert.

Natürlich müssen die Tiere dann leider solche Sachen ausbaden.

» Ashley1979 » Beiträge: 138 » Talkpoints: 7,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo Diamante, ich kann mir gut vorstellen, dass der Ladeninhaber Dich nicht wegen Deiner umfassenden Kenntnis zurecht stutzen sondern eher wegen Deiner kompromisslosen Art und Weise - zumindest, wenn Du Dich dort so präsentiert hast, wie hier im Forum. Das ist nicht böse gemeint, mein Eindruck ist, dass Dir Tierschutz eine Herzensangelegenheit ist, die Du aber auch immer und überall vertrittst. Das ist ja durchaus positiv, aber wie Cologneboy schon schrieb: es kann gut sein, dass Du damit auch Kunden vergraulst. Und das ist ja irgendwie nicht im Sinne des Inhabers.

Ähnlich wie Cologneboy ist da der Missionierungsdrang ein Problem, dazu kommt aber auch, dass man sich als Erwachsener nur ungern belehren lässt, wenn man nicht explizit darum gebeten hat. Ich selbst bin beispielsweise so aufgewachsen, dass Tiere Nutztiere und nicht wirklich Sozialpartner sind. Trotzdem versorge ich meine Tiere bestmöglich und bin bemüht sie artgerecht zu halten. Bei Katzen habe ich inzwischen bemerkt, dass zwei einfacher zu halten sind als eine. Würde mich aber ein Verkäufer darüber belehren wollen, was ich noch so alles falsch mache, würde ich den Laden wohl nicht mehr aufsuchen um weiteren Belehrungen zu entgehen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mich wundert diese Geschichte überhaupt nicht. Es ist doch offensichtlich, dass es den Zoohandlungen nur um ihren Verdienst und keineswegs um das Wohl der Tiere geht. Alleine der Umstand, dass überhaupt Tiere in einer Zoohandlung verkauft werden ist meiner Meinung nach sehr abscheulich. Ich persönlich kaufe aus Prinzip nirgendwo etwas, wo lebendige Tiere verkauft werden. Selbst wenn der Verkäufer mir etwas über die artgerechte Haltung erzählen würde so werden die Tiere in den Zoohandlungen einfach nie artgerecht gehalten. Weiterhin werden die Tiere viel zu früh von ihren Eltern getrennt, damit sie noch so süß aussehen und die Leute sie kaufen. Ich möchte mir nicht ausmalen was mit den Tieren passiert, die nicht als Baby schon verkauft werden.

Ich bin der Meinung, dass ein echter Tierfreund niemals in einer Zoohandlung arbeiten und somit diese Missstände noch unterstützen würde.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich glaube auch, dass es da rein um den Umsatz geht. Traurig aber wohl wahr. Ich kann dich auch gut verstehen, dass du dann auf das Angebot verzichtet hast. Ich hätte das an deiner Stelle wohl auch nicht gekonnt.

Hier geht es leider um Lebewesen und deswegen ist es besonders traurig, dass hier nur auf Umsatz und nicht auf die Tiere geachtet wird. Natürlich sind auch Zoogeschäftsbesitzer auf Umsatz aus und müssen da wohl leider mehr an den Umsatz als an das Wohlergehen der Tiere denken.

In anderen Branchen ist das auch oft so, nur geht es da nicht immer um Lebewesen und somit ist das Thema nicht so emotional. Ich weiß noch, dass ich mich nach meinem Studium intensiv in verschiedenen Branchen beworben habe. Ich habe zu dem Zeitpunkt noch in einer Großstadt gelebt und da war es echt schwer eine Stelle zu bekommen.

Noch dazu habe ich neben meinem Studium auch zahlreiche Zusatzausbildungen und Praktika gemacht. Trotzdem habe ich eine Ablehnung nach der nächsten bekommen. Sehr oft wurde als begründung "Überqualifikation" angegeben! Nachdem ich längere Zeit nichts gefunden habe, habe ich mich natürlich auch für Stellen beworben, die nicht unbedingt soviel Ausbildung benötigen. Mir war das egal. Ich wollte nur irgendeinen Job, denn von irgendwas musste ich ja leben.

Aber auch hier wurde eben wirtschaftlich gedacht. Hier ging es zwar nicht um verringerten Umsatz wie in deinem Fall beim Zoofachgeschäft. Allerdings erkannte man auch hier das wirtschaftliche Denken. Da ich einen Studienabschluss habe, wäre ich in vielen Stellenangeboten in eine andere Gehaltsstufe gefallen und wäre demnach teurer gekommen.

So achten eben alle Unternehmer auf ihren Umsatz. Sei es nun in einem Tiergeschäft oder eben auch in anderen Branchen. Traurig ist es aber natürlich trotzdem, dass man wohl bewusst eher nicht so fachkundiges Personal sucht. Ich persönlich würde mich schon sehr darüber freuen, wenn man mich ehrlich informiert, dass man eben mehr als einen Hasen nehmen muss oder dergleichen. Wenn ich ein Tier will, dann will ich es auch artgerecht halten.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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