Transplantationen bei Tieren: Falschverstandene Tierliebe?
Im Moment geht ja der Fall einer Katze durch die Medien. In Deutschland (Hannover) lebt eine Katze, die nur überleben kann, wenn sie eine Nierentransplantation bekommt. Herrchen und Frauchen haben nun in Amerika einen Termin für eine Nierentransplantation. Eine Spenderkatze ist in Amerika schon gefunden. Die Besitzer der kranken Katze fliegen nun nach Amerika und lassen ihre Katze für 7000 Euro operieren. Die Spenderkatze wird dann von dieser Familie mit nach Deutschland genommen und "adoptiert".
In Deutschland ist laut Tierschutzgesetz eine derartige Operation verboten. Denn man darf einem gesunden Tier keine Organe entnehmen und demnach darf es in Deutschland keine Spenderkatzen oder Spendertiere geben. Ich persönlich finde es gut, dass es in Deutschland verboten ist. Sicher ist es gut, wenn man einem Tier helfen kann. Aber das gesunde Tier, dem man ein Organ entnehmen muss kann nicht gefragt werden. Sein Leben wird damit aufs Spiel gesetzt. Ich finde das Denken der Besitzer sehr egoistisch.
Was bewegt Menschen dazu ein Leben eines anderen Tieres aufs Spiel zu setzen um das Leben des eigenen Tieres zu retten. Die Operation ist eine sehr riskante Operation und da Hauskatzen im Alter schnell an Nierenerkrankungen leiden ist das Leben der noch gesunden Katze damit wohl auch verkürzt. Ist das nicht falsch verstandene Tierliebe, wenn man einem gesunden Tier ein Organ entnehmen will? Die Operation ist sehr teuer. Ist eine Transplantation dieses Geld wirklich wert? Die Katze, die eine neue Niere braucht ist, laut Fernsehen auch schon über 10 Jahre alt. Die Katze, der die Niere entnommen werden soll ist eine Tierheimkatze.
Ich finde es ganz schrecklich so etwas zu tun. Man kann die Spenderkatze ja nicht fragen ob sie dazu bereit ist ein Teil eines eigenen Organs zu spenden. Ich finde es richtig das es in Deutschland verboten ist. Das Haustiere irgendwann sterben durch Krankheit oder einfach nur an Altersschwäche sollte doch jedem Tierbesitzer bewusst sein. Außerdem gibt es keine 100%ige Garantie das die Operation bei beiden Katzen erfolgreich verläuft und vielleicht hat man im Endeffekt zwei Tote, aber auf jeden Fall zwei kranke Katzen. Selbst wenn es beide Katzen gut überstehen wird der Pflegeaufwand und die Kosten für Medikamente enorm sein.
Deine Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Aktion teile ich voll und ganz. Nur was die Beweggründe angeht, unterscheiden wir uns. Ich würde hier keine "moralische" Bewertung machen, ob man das Leben einer gesunden Katze für das mögliche Überleben der eigenen Katze aufs Spiel setzen soll oder nicht. Vielmehr erschreckt mich, welche Summen man bereit ist auszugeben, um die eigene Hauskatze u.U. noch drei oder vier Jahre länger leben zu lassen. Schließlich ist ja die erwartete Lebensdauer bei ca. 12-15 Jahren.
Entweder die Besitzer sind so vermögend, dass das Geld keine Rolle spielt oder aber die Besitzer sind so sehr vernarrt in die Katze, dass sie die Grenze zu dem, was sinnvoll ist, nicht mehr richtig einzuschätzen wissen. Es wäre wirklich dringend angebracht, die eben hinsichtlich ihrer eigenen Erwartung an die Operation zu befragen. Vielleicht würden sie dann doch dazu tendieren, die Katze einschläfern zu lassen und sich eben ein neues Tier holen, um welches sie sich dann kümmern.
Der finanzielle Standpunkt ist für mich erst mal unerheblich. Wer sein Haustier als Familienmitglied betrachtet, wird – sofern er die Möglichkeit hat – alles daran setzen um das Tier Genesen zu lassen. Schließlich würde bei einem menschlichen Familienmitglied auch niemand kalkulieren ob die Behandlungskosten noch in der Relation zur Lebenserwartung stehen, oder?
Was ich hingegen wirklich verwerflich finde ist die Tatsache, dass eine Spenderkatze auserkoren wird und man ihr einfach mir nichts dir nichts eine Niere entnimmt. Mir ist durchaus klar, dass es im Grundgesetz keinen Passus darüber gibt, dass die Würde des Tieres unantastbar ist – in diesem Fall wäre ich aber froh es gäbe einen solchen Part. Wie dreist muss man sein um ein gesundes Tier als Organspender zu missbrauchen? Ginge es um einen Menschen, der ungefragt ein Organ entnommen bekommt, würde die Welt Kopf stehen und die Verantwortlichen und Initiatoren würden mit voller Härte bestraft. Es ist erschreckend mit welcher Ignoranz der Mensch das Tier zum Organpool degradiert und nach Belieben missbrauchen kann. Selbst wenn das Ehepaar aus Liebe zur eigenen Katze handelt ist und bleibt es moralisch eine Schweinerei die unterbunden gehört!
„Herrchen und Frauchen“ möchte ich für ihre missverstandene Tierliebe am liebsten an den Schultern packen und kräftig durchschütteln. Vielleicht kämen sie dann wieder zur Besinnung und würden sich darüber klar werden was sie da gerade im Begriff sind zu tun.
@ichwars
Ich zähle in Deinem Posting wenigstens zwei Mal, wie Du das Leben eines Tieres mit dem Leben eines Menschen gleich setzt! Du kannst doch in dem Zusammenhang nicht ernsthaft vergleichend schreiben, dass bei einem Menschen die Behandlungskosten ja auch nicht berücksichtigt werden würden (wobei das so noch nicht mal mehr stimmt)?
Vielleicht um es in aller Deutlichkeit zu sagen: es geht um die teure und fragwürdige Lebensverlängerung eines Tieres. Da halte ich den finanziellen Aspekt dann doch für mitentscheidend! Hier ist die Abwägung ähnlich der, ob man ein kaputtes Auto noch mal reparieren lässt oder aber eben entsorgt.
Was dann die Beweggründe angeht: es ist nicht verwerflich, wenn eine "Spenderkatze" ausgewählt wird, die man dann auch im Zweifel "opfert". Schließlich opfern wir, dass sollte ja jedem bewusst sein, täglich zig Tonnen an Tieren, um unseren Fleischbedarf zu decken. Tier ist hier Tier. Daher bleibt für mich schlicht die Frage, ob sich der Aufwand hier wirklich lohnt, oder aber ob es nicht besser wäre, das Tier einschläfern zu lassen und dann - der Tierliebe wegen - eine neue Katze aus dem Tierheim aufzunehmen.
So stimme ich eben Diamante zu, dass ich auch glaube, dass es sich hier um eine Form der falsch verstandenen Tierliebe handelt. Aber eben nicht, weil da eine andere Katze zum Organspenden genommen wird, sondern weil man u.U. die Leidenszeit eines Tieres verlängert (für eine ungewisse aber eher kurze Zeit) statt das Geld für z.B. andere Tieren aufzuwenden (eben eine neue Katze aus dem Tierheim oder ähnliches).
@derpunkt: Ich finde schon, dass ich einen Vergleich ziehen kann wenn die Halter der Katze sich so verhalten, als ginge es um ein Familienmitglied. Und nichts anderes tun sie doch, wenn sie die Katze ins Ausland schaffen und Unmengen Geld ausgeben um eine Operation durchführen zu lassen, die in Deutschland verboten wäre. Wer geht für sein Haustier soweit wenn es ihm nicht unendlich viel bedeutet? Und ich sehe sehr wohl einen Unterschied darin, ob Tiere der Ernährung wegen „geopfert“ werden (wobei ich persönlich weitgehend auf Fleisch verzichte) oder ob aus Willkür ein Tier aufgeschnitten wird um das Leben eines anderen zu verlängern.
Ich mache meinen Standpunkt auch gerne noch mal deutlich: Für Dich mag es lediglich um den finanziellen Aspekt gehen, für mich aber eben nicht. Immerhin sind wir im Endeffekt der gleichen Meinung: die Leute sollten sich das Geld und die Quälerei sparen.
derpunkt hat geschrieben:Vielleicht um es in aller Deutlichkeit zu sagen: es geht um die teure und fragwürdige Lebensverlängerung eines Tieres. Da halte ich den finanziellen Aspekt dann doch für mitentscheidend! Hier ist die Abwägung ähnlich der, ob man ein kaputtes Auto noch mal reparieren lässt oder aber eben entsorgt.
Der Vergleich ist hoffentlich nicht so zynisch gemeint, wie er klingt. Mein Hund bedeutet mir, neben mir selbst natürlich, wohl am meisten auf dieser Welt. Er ist Familienmitglied und da es mein Hund ist, hat er für mich auch einen höheren Stellenwert als fremde Menschen ihn für mich haben. Ich finde es falsch, wenn man das Leben eines (Säuge-)Tieres gegen das eines anderen aufrechnet und den Menschen als grundsätzlich höherwertig einstuft. Menschen sind nicht so erhaben über allem und so wichtig, wie sie sich oft nehmen, sondern auch nur Säugetiere, wenn auch recht hoch entwickelte.
Ich finde diese Transplantationsgeschichte dennoch abartig. Die gesunde Katze wird verstümmelt, man nimmt ihr ein Organ weg, nur damit die andere Katze ein paar Jahre länger lebt. Das wäre, als würde man einem gesunden Erwachsenen zwangsweise (nicht freiwillig!) eine Niere oder eine Netzhaut entnehmen, nur damit ein 87-jähriger noch davon profitieren kann.
Ich finde die Transplantationsmedizin an sich wirklich faszinierend und finde es genial, dass es möglich ist, Organe zu transplantieren und die Lebensqualität von schwerkranken Leuten damit zu verbessern. Allerdings müsste man, wenn man die Geschichte 1:1 auf Tiere überträgt, ein Spenderorgan von einem frisch verstorbenen Tier nehmen oder eben das Einverständnis bekommen (was logischerweise nicht möglich ist). Auch bei Menschen sind Transplantationen von Lebenden ja möglich, zum Beispiel die Spende einer gesunden Niere (wenn beide Nieren vorhanden und gesund sind) für ein Familienmitglied, das keine funktionierenden Nieren mehr hat. Einem Tier aber einfach ein Organ zu entnehmen und damit zu riskieren, dass es früher gesundheitliche Probleme bekommt, finde ich verwerflich.
Hier werden außerdem noch zwei Tiere einfach so mit einer Operation gequält, von der vielleicht nicht einmal sicher ist, dass sie einen Erfolg hat. Was ist, wenn die kranke Katze nun nicht wieder auf die Beine kommt? Wird der Spenderkatze dann noch ein Organ entnommen, weil sie so gut ins Spender-Schema passt? Besser wäre es, dem kranken Tier mit pallitativer Medizin einen schönen Lebensabend zu ermöglichen und die gesunde Katze einfach in Ruhe zu lassen. Dass die Besitzer alles daran setzen, dass ihre Katze überleben soll (egal wie und auf dem Rücken anderer Lebewesen), spricht nur für deren Egoismus. Es geht ihnen nicht um die Katze, sondern um ihre Unfähigkeit einzusehen, dass das Tier krank ist und nicht ewig leben wird.
derpunkt hat geschrieben:@ichwars
...wie Du das Leben eines Tieres mit dem Leben eines Menschen gleich setzt! Du kannst doch in dem Zusammenhang nicht ernsthaft vergleichend schreiben, dass bei einem Menschen die Behandlungskosten ja auch nicht berücksichtigt werden würden (wobei das so noch nicht mal mehr stimmt)
Wieso nicht? Wer bestimmt denn wie sehr ich mein Tier liebe? Du? Sicher nicht. Und genau das ist es doch, die Besitzer lieben ihr Tier so sehr (vielleicht keine eigenen Kinder oder vielleicht auch einfach nur aufrichtig) und wollen es offensichtlich nicht loslassen.
Ich finde es ebenfalls nicht gut und würde wohl nie so weit gehen - aber bewerten kann das niemand. Und wenn du ein Tier mit einem Auto vergleichst bist du scheinbar kein Tierbesitzer oder deinem Tier nicht so verbunden. Ich betrachte meinen Kater als eine "Art" Kind. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn mein Tier ein menschliches Kind in irgendeiner Weise gefährden oder verletzen kann ich da schon differenzieren. Aber mein Kater schenkt mir so viel Liebe und Geborgenheit und vor allem ist das Haus nicht leer wenn mein Mann auf Arbeit ist. So würde ich schon vieles tun, wenn auch nicht so in den Extremen.
Aber hier nochmal - wer gibt euch das Recht diese Menschen zu bewerten? Es ist zwar psychologisch gesehen bedenklich wie weit diese Menschen gehen, aber man kann auch ein Tier nicht mit einem Auto/einer Sache vergleichen (auch wenn das Gesetz immernoch der Meinung ist es sei nur eine Sache).
Zur Wichtigkeit eines Tieres (egal ob Katze, Hund oder Pferd) sei dazu vielleicht folgende konstruierte Situation ins Gedächtnis zu rufen: man ist auf der gerade sinkenden Titanic und hat sein liebstes Tier dabei (Hund oder Katze). Das Rettungsfloss weist ganz knapp noch genügend Platz aus für den Tierbesitzer und einen weiteren Passagier - dazu steht neben einem eine völlig fremde, einem eher unsympathisch wirkende Person. Bei aller Tierliebe: man schubst nun den (fremden unsympathischen) Menschen ins Meer, um seinen Hund zu retten?
@Cologneboy2009
Der Vergleich Hund/Auto ist sicher nicht zynisch gemeint - sondern sachlich. Auch ist mir klar, dass man sein Tier eben auch liebt und dem natürlich eine gewisse Wichtigkeit gibt. Aber angenommen, es kommt ein (menschlicher) Partner ins Spiel und der verträgt sich nicht mit dem Hund (Allergie oder der Hund beißt oder hat Angst usw.). Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich dann gegen den Partner und für den Hund entscheidet, ist doch vermutlich eher gering.
@Rheanna
Ein Gleichsetzen von Tieren und Menschen im Außenverhältnis zu anderen Menschen sehe ich als Verbrechen an. Denn dann bekäme die Abwägung, was eher zu schützen wäre (Mensch oder Tier), eine Relevanz, die es nicht geben darf. Aber ich will hier niemanden verurteilen, der eben das Geld für (aus meiner Sicht) sinnfreie Operationen für sein Tier ausgibt. Ablehnen kann ich das aber auch ohne Verurteilung!
derpunkt hat geschrieben:Aber angenommen, es kommt ein (menschlicher) Partner ins Spiel und der verträgt sich nicht mit dem Hund (Allergie oder der Hund beißt oder hat Angst usw.). Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich dann gegen den Partner und für den Hund entscheidet, ist doch vermutlich eher gering.
Bei manchen Leuten ist das sicher so. Ich würde meinen Hund nicht abgeben, nur weil ein Partner damit Probleme hat. Zur Not kann der Hund ja auch mal ein paar Stunden alleine in meiner Wohnung bleiben, während ich bei dem Partner bin. Man muss einen Hund, den man vielleicht schon jahrelang hat, nicht abgeben, nur weil ein neuer Partner ihn nicht toll findet oder eine Allergie hat. Abgeben würde ich ihn nur, wenn ich und der Hund keine vernünftige Basis miteinander haben (keine Zeit, Aggressionen, eine eigene (!) Allergie gegen Hunde, etc.)
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