Jobbörse speziell für Gays und Lesben sinnvoll?

vom 27.10.2010, 18:42 Uhr

Ich hatte hier ja schon von der neuen schwul-lesbischen Jobbörse berichtet, die sich derzeit im Aufbau befindet. Nun interessiert mich auch, wie ihr generell dazu steht.

Findet ihr es gut, dass es nun auch eine spezielle Jobbörse für diese Klientel gibt oder haltet ihr so etwas für völlig überflüssig? Welche Vor- und Nachteile seht ihr darin? Haltet ihr solche Jobbörsen (und andere homo-spezifische Einrichtungen) für einen Rückschritt, weil dadurch vielleicht das Schubladendenken gefördert wird, oder ist es im Gegenteil ein Schritt in die richtige Richtung?

Würdet ihr, falls ihr homosexuell seid, einen solchen Service gerne nutzen oder wäre es euch egal, ob ein Angebot speziell auf homosexuelle Leute ausgelegt ist? Macht es für euch einen Unterschied, ob man als ungeouteter oder als geouteter Mensch einen solchen Service nutzt?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich halte so eine Jobbörse für homosexuelle Menschen nicht für sinnvoll. Ich persönlich denke, dass es eine Diskriminierung ist, wenn man eine extra Jobbörse für Schwule oder Lesben hat. Ich denke, dass es Menschen wie "Du und Ich" sind und man sie nicht in dieser Hinsicht ausgrenzen sollte und ihnen eine gesonderte Jobbörse einrichten sollte. So kann es meiner Meinung nie als "normal" angesehen werden, wenn im Umkreis homosexuelle Menschen sind.

Warum kann man nicht einfach homosexuelle Menschen genauso behandeln wie heterosexuelle Menschen. Warum muss man sie in der heutigen Zeit noch anders behandeln? Warum behandeln homosexuelle Menschen sich selber noch anders als heterosexuelle Menschen. Es kann doch nicht sein, dass es Menschen einer anderen Klasse sind.

Eigentlich sollte man heutzutage darauf hinarbeiten, dass schwule und lesbische Menschen nicht ausgegrenzt werden. Diese Leute sollten keine Angst mehr haben sich zu outen weil es nichts abnormales ist und solche Jobbörsen tragen meines Erachtens nicht dazu bei, dass homosexuelle Menschen anerkannt werden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich bin eigentlich genau der gleichen Meinung wie Diamante. So empfinde ich eine solche Jobbörse auch als diskriminierend. Ich kann auch den Sinn einfach nicht verstehen, denn die sexuelle Neigung sollte bei der Auswahl des Arbeitnehmers genauso wenig eine Rolle spielen wie beispielsweise der Musikgeschmack oder auch das Lieblings-Essen. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass eine solche Jobbörse ein Rückschritt bei der Akzeptanz von Schwulen und Lesben darstellt.

Ich habe schon mit mehreren homosexuellen Personen zusammengearbeitet. Niemals würde ich auf die Idee kommen, diese irgendwie nach ihrer sexuellen Neigung zu beurteilen. Ehrlich gesagt empfinde ich diese Klassifizierung als ziemlich oberflächlich und unverschämt. Ist es nicht sogar verboten, bei Vorstellungsgesprächen danach zu fragen?

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich stelle mir die Stellenbörse ehrlich gesagt recht klein vor, denn eigentlich sollte man da ja keinen wirklichen Unterschied machen zu heterosexuellen Leuten. Wenn man dann wirklich nur die Arbeitsplätze dort einstellen würde, wo es wirklich von Vorteil ist, bzw. gewünscht wird, schwul oder lesbisch zu sein, wäre diese wohl recht übersichtlich und würde eventuell auch wieder für manche ein komisches Licht auf die Homosexuellen werfen. Wobei sich das an sich schon komisch anhört und ich bin der Meinung, dass ich eine Firma kenne, in der die Beschäftigten wirklich wohl alle homosexuell sein sollen, weil es wohl zu der Firma passt und ich glaube, der Inhaber auch homosexuell ist, wobei ich mir da auch nicht sicher bin, ob das wirklich so ist dort. Die Firma bietet Waren an, die ausgefallen sind, aber meistens sehr schön und ästhetisch sind. Wenn man das da als eine Art Firma betrachtet, in der man schon vor dem offeneren Umgang mit der Thematik, damit offen umging, finde ich es da legitim, dies auch wirklich weiterhin so zu handhaben. Obwohl ich da auch keinen wirklichen Grund sehe, heterosexuelle Arbeitnehmer auszuschließen.

Ich für mich würde sagen, dass ich umgeben bin, von mir gut bekannten homo- und bi-, sowie heterosexuellen Menschen, die alle dieselbe Chance haben sollten bei der Jobsuche.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn man bedenkt, dass der zu vermittelnde Job letztlich keinen Zusammenhang zu den eigenen sexuellen Bedürfnissen aufweist (wer als Bäcker, Architekt, Taxifahrer, Koch oder Verkäufer arbeitet, wird bei der Ausübung seines Jobs nicht nach entsprechenden Vorlieben und Neigungen gefragt) sehe ich diese Jobbörse als überflüssig an. Ebenso könnte man eine Jobbörse nur für Linkshänder aufbauen.

Hinzu kommt die Gefahr, dass sich hier Arbeitgeber, die über diese Jobbörse Angestellte suchen (und damit ein Augenmerk auf die sexuelle Ausrichtung legen) wegen sexueller Diskriminierung Ärger bekommen. Denn offensichtlich wird hier eine Stelle nicht nach Qualifikation sondern nach Auswahl bzgl. des Liebeslebens des Bewerbers (oder der Bewerberin) vergeben. Aber niemand darf eben deswegen diskriminiert werden!

Für welche Berufe würde es denn eine Rolle spielen, ob ein Bewerber schwul ist oder die Bewerberin lesbisch? Eigentlich doch in keinem bürgerlichen bzw. gewöhnlichen Job.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Ebenso könnte man eine Jobbörse nur für Linkshänder aufbauen.


Linkshänder können sich in jedem Job outen, ohne dass sie schief angeschaut werden. Outet sich jemand als schwul oder lesbisch, sieht die Sache anders aus. Im günstigsten Fall wird nur hinter dem Rücken getuschelt, im schlimmsten Fall kommt es zu regelrechtem Mobbing. Das trifft natürlich nicht auf alle Jobs zu, zum Glück nicht! Aber dennoch kann man das eine wohl nicht direkt mit dem anderen vergleichen.

Hinzu kommt die Gefahr, dass sich hier Arbeitgeber, die über diese Jobbörse Angestellte suchen (und damit ein Augenmerk auf die sexuelle Ausrichtung legen) wegen sexueller Diskriminierung Ärger bekommen. Denn offensichtlich wird hier eine Stelle nicht nach Qualifikation sondern nach Auswahl bzgl. des Liebeslebens des Bewerbers (oder der Bewerberin) vergeben. Aber niemand darf eben deswegen diskriminiert werden!


Das ist sicher auch nicht das Hauptanliegen dieser Jobbörse. Ein Arbeitgeber, der eine Stelle zu vergeben hat, schreibt diese ja oftmals an mehreren Stellen aus. Wenn die Stelle auch in der schwul-lesbischen Jobbörse auftaucht, signalisiert das dem angesprochenen Publikum lediglich, dass es sich um einen recht toleranten Betrieb handelt, in dem man kein Versteckspiel anfangen muss. In vielen Jobs muss man als Schwuler oder als Lesbe erst einmal die Lage checken und sich alle möglichen Ausreden auf solche Fragen einfallen lassen wie "Hast du eine Freundin (als Schwuler) oder einen Freund (als Lesbe)?" Wenn dann dumme Witze über Homosexuelle gerissen werden, steht man als Schwuler dann womöglich daneben, muss sich fremdschämen und kann dennoch nicht klar sagen, dass diese verirrten Geister mal einen Gang zurückschalten sollten.

Mit Sicherheit wird ein Arbeitgeber sein Stellenangebot auch auf herkömmlichen Seiten veröffentlichen. Die Jobs werden ja nicht ausschließlich für die queere Community ausgeschrieben sein, sondern gelten durch die Ausschreibung bei "Pink Jobs" nur als "gay-friendly".

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Cologneboy2009 hat geschrieben:Im günstigsten Fall wird nur hinter dem Rücken getuschelt, im schlimmsten Fall kommt es zu regelrechtem Mobbing.

Das Getuschel bzw. Mobbing kommt dann doch aber idR. nicht vom "Arbeitgeber", sondern vielmehr durch die "Kollegen" und "Kolleginnen". Da kann also der Arbeitgeber so tolerant sein wie er immer möchte, das eigentliche Problem bzw. die eigentliche Gefahr ist damit aber nicht abgewendet!

Cologneboy2009 hat geschrieben:dass es sich um einen recht toleranten Betrieb handelt, in dem man kein Versteckspiel anfangen muss.

Das ist aber eigentlich nicht notwendig, weil eine Diskriminierung gesetzlich sanktioniert wird. Aber natürlich ist mir klar, dass das nicht bedeutet, dass es auch gelebt wird. Weil das aber nicht (von oben) zu verordnen ist, sehe ich die Gefahr immer und in jedem Betrieb, was auch so eine spezielle Jobbörse eben nicht verhindern kann.

Cologneboy2009 hat geschrieben:und kann dennoch nicht klar sagen, dass diese verirrten Geister mal einen Gang zurückschalten sollten.

Hier ist aber ein Abwägen möglich! Klar ist das, wenn z.B. der Chef und der Personalleiter sich gegenseitig rassistische Witze erzählen, man anders auftreten muss, als wenn es gleichberechtigte Kollegen untereinander tun. Und spätestens wenn es eben die einfachen Kollegen sind, kann man doch eingreifen. Man muss ja nicht gleich von "verwirrten Geistern" sprechen. Oder aber lässt Du es einfach geschehen, wenn antisemitische, ausländerfeindliche, rassistische, sexistische Witze gerissen werden - und ärgerst Dich womöglich "nur" über die Schwulenfeindlichen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Man muss ja nicht gleich von "verwirrten Geistern" sprechen. Oder aber lässt Du es einfach geschehen, wenn antisemitische, ausländerfeindliche, rassistische, sexistische Witze gerissen werden - und ärgerst Dich womöglich "nur" über die Schwulenfeindlichen?


Unfug. Mich stören alle blöden Sprüche und Witze dieser Art. Ob jemand einen türkischen Arbeitskollegen wegen seiner Herkunft verurteilt oder einen Schwulen beschimpft, ist gleich. Und bei solchen Leuten, die diese Witzchen dann brauchen, kann man doch wirklich nicht von einigermaßen gescheiten Menschen ausgehen.

Dass Witze über Schwule oftmals gesellschaftsfähiger sind als jene über andere stigmatisierte Randgruppen, steht auf einem anderen Blatt. Und dennoch kommen genau dadurch solche Fragen zustande wie diese eben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich hatte gestern schon deinen ersten Thread gelesen und stand dem spontan, so rein vom Gefühl her kritisch gegenüber. Grenzt das nicht auch Homosexuelle noch spezieller aus? Werden Homosexuelle nicht eventuell auch vorgeführt? Da ich nicht immer an das Gute im Menschen glauben kann, würde ich Sorge haben, dass da auch Anzeigen eingestellt werden, nur um mal eine Schwulen oder eine Lesbe live zu sehen.

Ich finde auch, es geht erst mal grundsätzlich keinen was an, ob man als Mann auf einen Mann steht oder als Frau auf eine Frau. Und klar gibt es auch Arbeitskollegen und auch Arbeitgeber die damit eventuell ein Problem hätten. Nur wie oft weiß der Arbeitgeber wirklich davon? Doch nur wenn man davon erzählt.

Ich habe auch schon in einem Betrieb gearbeitet, die Kolleginnen hätten mit Sicherheit ein Problem mit einer lesbischen Kollegin gehabt. Und dem Arbeitgeber war es an sich, denke ich mal, egal. Er hat nicht danach gefragt, hätte sich in die möglichen Streitereien ( die bis zum Mobbing gingen) eh nicht rein gehängt.

Ich denke aber auch, dass die Anzeigen eventuell in die andere Richtung negativ "benutzt" werden könne. Tatsache ist, Bewerber dürfen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht bewusst abgelehnt werden. Sprich kein Arbeitgeber wird in eine Absage schreiben, ich stelle sie nicht ein, weil sie schwul/ lesbisch sind. Wenn sich aber nun ein heterosexueller Mann auf eine Stelle bewirbt und als Quelle halt die Seite angibt und dann abgelehnt wird, kann er dann nicht eventuell argumentieren, die haben ihn abgelehnt, weil er nicht schwul war?

Ach ja ich habe mir die Stellenbörse mal grob angesehen. Es sind schon eindeutige Sachen dabei. Da werden auch Darsteller für erotische Filme gesucht. Das gibt der Seite, in meinen Augen, einen negativen und billigen Touch.

Ach ja zu den Linkshändern. Es wäre durchaus sinnvoll, eine Stellenbörse für Linkshänder zu machen. Es gibt durchaus Maschinen, die sich von Rechtshändern besser bedienen lassen. Es ist aber heute zum Großteil auch kein Problem, einen Arbeitsplatz für Linkshänder passend einzurichten. Nur lass mal eine Maschine die speziell für Linkshänder gebaut ist, von einem Rechtshänder bedienen. Wer seinen Arbeitsplatz eventuell halt nun auf Linkshänder ausgerichtet hat, sucht dann halt auch bewusst Linkshänder.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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