Erfahrungen mit altersheterogenen Schulklassen
Eine Freundin von mir hat eine derzeit dreijährige Tochter. In Wien ist es üblich, die Kinder bereits in diesem Alter für die Volksschule / Grundschule anzumelden. So war meine Freundin gestern beim Tag der offenen Tür in einer Volksschule in ihrer Nähe. Diese Volksschule bietet unter anderem auch eine altersheterogen geführte Klasse an. Demnach befinden sich in dieser Klasse 24 Kinder. Davon sind jeweils sechs aus einer Altersstufe. Es gibt also 6 Schüler von der ersten Klasse, sechs von der zweiten und so weiter.
Ich habe in letzter Zeit schon öfters gehört, dass dieses Modell derzeit scheinbar wieder auflebt und immer öfter angeboten wird. Ich bin eigentlich sehr offen für alternative Schulformen, aber dieses Modell kann ich mir noch nicht so recht vorstellen. Ich habe jedoch auch während meiner Studienzeit in pädagogischen Fächern immer wieder gehört, dass dieses Modell sehr gut funktioniert.
Mich würde interessieren, ob es hier Eltern gibt, deren Kinder so ein Modell in der Volksschule / Grundschule gehabt haben und wie zufrieden sie damit waren. Welche Vor- und welche Nachteile gibt es? Würdet ihr noch einmal das gleiche Modell wählen? Warum, oder warum eben nicht?
Wie läuft so ein Modell in der Praxis ab? Macht die erste Klasse zum Beispiel Übungen, wo sie Buchstaben nachzieht, die Schüler der zweiten Klasse machen einen Wortübungszettel, die dritte Klasse übt einen Aufsatz während die Lehrerin der vierten Klasse gerade Dividieren beibringt? So gesehen wären natürlich alle zur gleichen Zeit beschäftigt, aber fühlen sich die Schüler der Klasse eins bis drei nicht gestört, wenn die Lehrerin den Schülern der vierten Klasse etwas erklärt? Das Gleiche gilt natürlich auch wenn die Lehrerin für die anderen Schüler etwas erklärt.
Früher war es jedoch am Land auch so, dass es gemeinsame Volksschulklassen gibt. Also neu ist das Modell natürlich nicht, das ist mir schon klar. Aber warum greift man wieder auf dieses Modell zurück? Bin schon sehr auf Erfahrungen gespannt, weil ich dieses Modell eigentlich interessant finde. Nur kann ich es mir eben noch ganz in der Praxis vorstellen.
Als ich gerade von der Grundschule auf das Gymnasium gewechselt habe, hat sich die Schulform an der Grundschule geändert und eben dieses altersheterogene System, was du beschreibst, eingeführt wurde. Die damalige Schulleiterin hielt das scheinbar für eine gute Idee, aber weder Lehrer noch Eltern konnten sich damit so recht anfreunden. Das Ergebnis war, dass immer mehr und mehr Eltern ihre Kinder auf andere Grundschulen schickten, in denen dieses System nicht praktiziert wurde und dies geschah teilweise wirklich mitten im Schuljahr. Meines Wissens nach, überlegt man inzwischen, das System wieder zurück zu wechseln und die alte Schulform einzuführen.
In der Kindergruppe, die ich betreue, sind auch zwei Kinder, die auf diese Grundschule gehen. Ich habe bisher nicht bemerkt, dass sie schlechter oder besser seien, als die anderen Schüler, aber sie haben länger Unterricht, als die Schüler die noch auf die normale Grundschule gehen. Ich habe von den Kindern keinerlei Beschwerden oder so gehört, aber umso mehr bekommt man von den Eltern zu hören. Viele beschweren sich darüber, dass sie ihre Kinder in weiter entfernte Schulen schicken müssen und diese daher auf den Bus angewiesen sind. Wir haben in unserem Ort zwei Grundschulen, wobei die eine schon nahezu überfüllt ist und keine weiteren Schüler mehr aufnimmt, während die Grundschule mit dem altersheterogenen System auffällig wenige Schüler hat, wobei man in dem Zusammenhang immer öfter hört, dass der Großteil Ausländer sein sollen, was deutsche Eltern noch zusätzlich abschreckt.
Ich kann die Bedenken der Eltern verstehen, denn es wird viel negatives über dieses System berichtet. Viele meinen, dass so keiner mehr vernünftig lernen könne, weil eben jeder was anderes lernt und die Methode, dass die älteren Schüler den jüngeren Schülern helfen soll, funktioniert angeblich auch nicht so, wie sie soll. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, wie man eine solche Klasse vernünftig voran bringen will, denn mal ganz ehrlich, es reicht nicht jeder Gruppe ein Arbeitsblatt hinzuschmeißen und sie selbständig arbeiten zu lassen. Manchmal ist es nun mal nötig, etwas zu erklären und dann hat leider nur die betroffene Gruppe was davon und die anderen sitzen bloß da und hören sich etwas an, was sie noch gar nicht verstehen können. Das ist reine Zeitverschwendung in meinen Augen und ich halte ehrlich gesagt auch nichts von dem System. Hätte ich Kinder, würde ich wohl auch zu den Eltern gehören, die ihre Kinder auf weiter entfernte Grundschulen schicken.
Ich habe es einige Monate bei meinen Kindern erleben dürfen, das Erst- und Zweitklässler teilweise zusammen unterrichtet wurden. Im Vorfeld klang das Konzept auch durchaus überzeugend, weil damit argumentiert wurde, das jedes Kind wöchentlich einen individuellen Lernplan erhält.
Nun in der Praxis sah das ganz anders. Alle Kinder hatten die selben Lernpläne. In den ersten Wochen noch nachvollziehbar, weil man ja erstmal herausfinden muß, welches Kind wie lernt und wo es eventuell Schwierigkeiten hat und mehr gefördert werden muß. Allerdings blieben die Lernpläne das ganze Schuljahr hindurch gleich.
Nach einem knappen halben Jahr sind wir dann in ein anderes Bundesland gezogen, wo dies vor Jahren an einigen Schulen auch getestet worden ist. Hier hat man das allerdings schnell als Hinderung im Lernen wieder abgeschafft und ist beim alten System geblieben.
Da ich nun beide Unterrichtsvarianten in einem Schuljahr erleben durfte, bin ich der Meinung, das die Klassen in der Altersstruktur nicht über mehrere Jahrgänge gehen sollten. Denn die Vorteile, welche uns als Eltern im Vorfeld für diese neue Klassenstrukturierung gegeben wurden, sind nie wirklich zum tragen gekommen.
Nun könnte man behaupten, das es an der Schule lag. Da dieses Schulkonzept eigentlich mit dem aktuellen Schuljahr an allen thüringer Grundschulen eingeführt werden sollte, aber dem nicht so ist, hat man wohl doch gemerkt, das es an der flächendeckenden Umsetzung mangelt. Wobei ich klassenübergreifenden Unterricht nicht komplett ablehne. Aber in den Hauptsächern, wie eben Deutsch und Mathematik sollten die Jahrgänge ihrem Alter entsprechend unterrichtet werden.
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