Entstehung der Schrift
Servus!
Wahrscheinlich haben die Sumerer zuerst skizzenhafte Bildzeichen für die Dinge gezeichnet, die im Tempel geopfert wurden. Wurden zum Beispiel Schafe geopfert, zeichnete man ein Symbol für Schaf und machte daneben soviele Punkte oder Striche wie Schafe abgegeben wurden. Dabei stand jedes Bildzeichen für die dargestellte Sache. Bald kam man jedoch auf die Idee, dass so ein Zeichen auch für abstrakte Begriffe oder Vorstellungen stehen kann. Sieht man sich nämlich die skizzenhafte Zeichnung eines Sterns an, denkt man natürlich an einen Stern, aber auch an den Himmel, an den Gott Ani und allgemein an jeden Gott im Himmel. Doch auch mit dieser Methode, bei der ein Zeichen für ein Wort steht, konnte man noch nicht alles, zum Beispiel noch keine Namen, schreiben. Dieses Problem wurde gelöst, indem man längere Wörter in Silben zerlegte. In der umerischen Sprache gab es viele einsilbige Wörter, wie zum Beispiel Kur (Berg) oder Gir (Schilfrohr). Für diese Wörter hatte man schon Bildzeichen. Und genau diese Zeichen wurden nun auf die gleich lautenden Silben übertragen. Das Zeichen für Berg "Kur" stadt jetzt für die Silbe kur, das Zeichen für Schilfrohr "Gir" stand für die Silbe gir. Mit diesem Verfahren konnte man jeden beliebigen Namen schreiben, indem man ihn aus Silbenzeichen zusammensetzen. Neben der reinen Wort-Schrift war eine Silben-Schrift entstanden - aber auch ein neues Problem: Der Leser musste entscheiden können, ob ein Zeichen für eine Sache oder für einen abstrakten Begriff stand oder ob das Zeichen für eine Silbe gebraucht wurde.
Um kurze Nachrichten zu schreiben, meistens Namen von Eigentümern, benutzten die Sumerer zylinderförmige Stempel aus hartem Stein, in den man die gewünschten Zeichen hineingeschnitten hatte. Diese Siegel wurden wie kleine Druckstöcke über Tontäfelchen gerollt, auf denen so das Motiv eingedrückt wurde. Es handelt sich um das erste Druckverfahren in der Geschichte der Menschheit.
Da Keilschriften und Hieroglyphenschriften sehr kompliziert sind, war es sinnvoll, eine neue, einfachere Schrift zu entwickeln. Die Phönizier kamen auf die wirklich geniale Idee, Schriftzeichen für Laute zu finden. Sie legten für jeden Konsonanten ihrer Sprache ein Zeichen fest. Die Formen der 22 Zeichen wurden im 14 Jahrundert vor Christus in Byblos entwickelt. Das Schriftsystem der Phönizier war, auch wenn es noch keine Zeichen für Vokale gab, geradezu revolutionär, denn diese Schrift war relativ einfach zu erlernen, blieb also nicht länger Machtmittel in der Hand von Wenigen. Die Griechen haben die phönizische Schrift an ihre eigene Sprache angepasst und Zeichen für ihre Vokale hinzugefügt. Damit war der Grundstein des Alphabets, in dem jedem laut genau ein Buchstabe entspricht, gelegt.
Die Sumerer merkten sehr früh, dass man nicht den vollständigen Gegenstand darzustellen braucht, sondern nur den charakteristischen Teil einer Sache. Es war außerdem bequemer, die Zeichen um 90° zu drehen und sie in horizontalen Zeilen statt in vertikalen Spalten zu schreiben. Um die Ungenauigkeit zu vermeiden, die beim Schreiben im weichen Ton mit der Ahle entstehen, ersetzte man sie durch dreieckig zugespitzte Schilfröhrchen. Damit drücke man kleine Dreiecksformen in den Ton und verlängerte die Spitzen zu Linien. Und weil diese Zeichen so aussehen, als ob sie mit Keilen gemacht wären, wird dieser Schrifttyp "Keilschrift" genannt. Mit der Zeit sind die Zeichen so abstrakt geworden, dass man ihre Bedeutung nicht mehr auf Anhieb erkennen kann.
Hochachtungsvoll - Näugelchen
Cheerio!
Servus!
Die griechische Schrift
Die Sprache der minoischen Kultur von Kreta ist noch immer nicht enträtselt. Inzwischen glaubt man zu wissen, dass sie mit dem Ludwischen verwandt ist, das in Anatolien gesprochen wurde. Die frühesten Schriftstücke stammen vom Beginn des zweiten Jahrtausends vor Christus. Es sind Bildzeichen einer Wortschrift, aber völlig anders als die auf dem Diskos von Phaistos, der auf etwa 1600 vor Christus datiert wird. Die Bildzeichen einer minoischen Urschrift sind zu der sogenannten Linie-A-Schrift vereinfacht worden. Sie besteht noch aus 85 Zeichen, die in der Linie-B-Schrift auf 62 Zeichen reduziert wurden. Nur die Linie-B-Schrift konnte 1952 entziffert werden. Es handelt sich um eine Silbenschrift, mit der eine archaische Form von Griechisch geschrieben wurde. Die Achaier haben, nachdem sie Knossos erobert hatten, die kretische Schrift so umgewandelt, dass sie damit ihre eigene Sprache schreiben konnten. Mit dem Untergang der mykenischen Kultur ist aber auch diese Schrift in Vergessenheit geraten. Während des gesamten griechischen Mittelalters ist die Fähigkeit zu schreiben völlig verloren gegangen.
Erst als sie die phönizische Schrift kennen lernten, haben die Griechen wieder schreiben gelernt. Einige phönizische Konsonanten standen für Laute, die es im Griechischen nicht gab und daher konnte man sie für die griechischen Vokale benutzen. Ein paar Zeichen für besondere Laute wurden hinzugefügt und alle Zeichen nach rechts ausgerichtet. Die phönizischen Zeichen waren nämlich nach links ausgerichtet, seit die Phönizier, wie alle Semiten, von rechts nach links schrieben. Auf diese Weise ist das erste richtige Alfabet entstanden: Die ersten beiden Buchstanden sind Alpha und Beta. Griechische Kinder fingen mit sechs oder sieben Jahren an, diese Buchstaben zu üben. Ihre Ausbildung, die Paideia, bestand nur darin, lesen und schreiben zu lernen, sondern zielte auf die Entwicklung der ganzen Persönlichkeit.
Weil Material zum Schreiben ziemlich teuer war, schrieb man auch auf Scherben von kaputten Geäßen und Geschirr. In der Agora von Athen wurden sie beim Abstimmen wie Stimmzettel benutzt. Wenn die Bürger eine Person für demokratiegefährdend hielten, schrieben sie den Namen auf die Scherben. Diese Person wurde dann verbannt. Das Exil dauerte in der Regel zwischen 5 und 10 Jahren. Solche Abstimmungen über Verbannungen wurden Ostrazismus, also Scherbengericht, genannt.
In einer Komödie von Aristophanes behauptet eine symbolische Figur: "Ich werde euch derweil sagen, was Erziehung früher war - erst wenn alle Jungen mucksmäuschenstill waren, durften sie zum Musiklehrer gehen. Sie gingen alle zusammen durch die Straßen, in Zweierreihen und nackt, auch wenn dicke Schneeflocken fielen. Der Lehrer brachte ihnen das Singen bei, stimmte zur Kithara die Melodie der Väter an. Und wenn einer von ihnen den Clown spielte, gab's Prügel, die sich gewaschen hatte." Aristophanes glaube, dass die richtige Erziehung von früher in Gefahr war durch falsche Lehrer wie Sokrates, den berühmten Philosophen. In Wirklichkeit lehre Sokrates, dass man nicht alles, was Tradition ist, kritiklos übernehmen soll. Denn oft glaubt man nur vom Hörensagen etwas zu wissen, was man gar nicht wirklich versteht. Man soll stattdessen davon ausgehen, dass man nichts weiß und versuchen, selbst herauszufinden, was wahr und was gut ist. Sokrates wurde angeklagt, die Jugend zu verderben und zum Tode verurteilt. Der Urteilsvollstreckung begegnete er mit großer Würde und viel Mut.
Hochachtungsvoll - Näugelchen
Cheerio!
Ja, und jetzt ein Bericht über die arabische Schrift. Das würde mich sehr interessieren. Aber auch gut wäre ein Bericht über die nordafrikanischen Schriften. Wäre nett, wenn du Mal da mehr herrausfinden würdest. Ich habe bei solchen Sachen überhaupt keinen Überblick.
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