Wie kann eine Mutter einem drogenkranken Kind (18) helfen?

vom 21.10.2010, 18:15 Uhr

Meine Freundin hat eine 18 jährige Tochter. Diese ist durch ihren sogenannten Freund an Drogen gekommen. Welche Drogen es genau sind weiß ich nicht und ist im Prinzip auch irrelevant. Die Tochter ist schon 3 x von ihrem Freund abgehauen und wieder nachhause gekommen. Aber immer wieder zu dem Freund zurückgegangen, weil dieser ihr die Drogen besorgt. Anfangs ist es auch immer eitel Sonnenschein, wenn sie zurückgeht und nach ein paar Tagen rastet der Freund wieder aus. Er prügelt sie krankenhausreif, er demütigt sie, er hat sie auch schon vergewaltigt. Wenn sie wieder verprügelt zum Arzt oder ins Krankenhaus muss, dann ist sie angeblich die Treppe runtergefallen oder war einfach ungeschickt.

Immer, wenn sie wieder von dem Freund weg ist, geht die Tochter auch zur Polizei und zeigt ihn wegen der Delikte an. Nach ein paar Wochen geht sie aber wieder zurück und zieht die Anzeigen zurück. Eine psychologische Betreuung und auch eine Therapie lehnt die Tochter ab. Wenn sie zuhause ist, dann redet sie so, dass sie nie wieder zu ihrem Freund zurückgeht und sie ihn hinter Gitter sehen will. Aber kaum winkt er irgendwie wieder mit den Drogen, geht sie zurück.

Wie sollte sich meine Freundin verhalten, wenn ihr Kind wieder mal zuhause ankommt? Meine Freundin würde sie gerne ganz weit weg in eine Drogentherapie geben. Aber ohne die Einverständnis ihrer 18 jährigen Tochter geht das nicht. Was kann meine Freundin tun, damit die Tochter einsieht, dass der Freund ihr nichts Gutes will. Was kann sie machen? Wie kann sie der Tochter helfen? Sie hat Angst, dass der Freund ihrer Tochter noch mehr antut als dass, was er bisher gemacht hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es ist schwierig, hier alles richtig zu machen. Der Sohn einer Arbeitskollegin war auch drogensüchtig und im Prinzip war es so wie bei deiner Freundin. Er verfiel immer wieder den Drogen, kam wochenlang nicht nach Hause, wenn er dann mal da war, bestahl er die Familie um sich wieder Drogen zu kaufen. Seine Mutter wusste sich auch nicht zu helfen. Sie war verzweifelt und versuchte immer, ihrem Sohn etwa Geld für Medikamente oder Essen zu geben, obwohl sie selbst nicht viel hatte. Das Geld wurde natürlich nicht für Essen ausgegeben, sondern für Drogen. Irgendwann ist der Sohn dann an den Drogen gestorben, selbst danach beschäftigte es die Frau noch lange.

Was soll oder kann eine Mutter oder die Familie machen? Sie kann eben immer für die Tochter da sein. Sie sollte ihr keine Vorwürfe machen, sondern Hilfe anbieten. Man kann sie nur anbieten, denn sobald man etwas fordert, wird man nicht weiterkommen. Ärzte und Psychologen haben der Mutter damals geraten, ihm nicht mehr zu helfen, ihm kein Geld zu geben und ihm nicht immer Unterschlupf zu bieten. Sie sagten, er muss es selbst erfahren und es muss ihm so schlecht gehen, dass er merkt, wie sehr sein Leben durch die Drogen zerstört wird. Erst wenn er ganz unten ist, dann wird ihm das bewusst, dann kann man ihm helfen und auch nur dann hat er eine Chance, das durchzuhalten.

Das hört sich erst einmal hart an, kann aber durchaus richtig sein. Aber wer weis das schon? Wer schaut schon gerne zu, wie sein eigenes Kind zugrunde geht? Bei solchen Sachen, besonders, wenn auch noch die Partner der Drogensüchtigen involviert sind, wird es wohl nie den richtigen Rat geben und es wird nie die richtige Art und Weise geben, wie man den Kindern dann helfen kann. Ich glaube, dass Wichtigste ist, immer für das Kind da zu sein und ihm klarzumachen, dass man, wenn er sich helfen lassen will, hinter ihm steht. Die Drogensucht mit Geld zu unterstützen, damit er sich die Drogen kaufen, kann ohne die oftmals dazugehörende Beschaffungskriminalität ist bestimmt der falsche Weg.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Welche Drogen es genau sind weiß ich nicht und ist im Prinzip auch irrelevant.

Leider kann ich dem so nicht zustimmen. Es ist schon entscheidend, von was für Drogen wir hier sprechen. Denn wenn die 18-jährige hier nur ab und zu Marihuana konsumiert oder aber sog. "Partydrogen" nimmt, dann ist das sicher nicht harmlos. Aber die mögliche körperliche Abhängigkeit ist hier sicher anders, als wenn es sich um Heroin handelt. In letzte Fall hätte die Mutter praktisch keine Chance, ihrer Tochter allein zu helfen. Da wäre auch ein kalter Entzug, indem sie die Tochter über Wochen zu Hause einsperrt und sie so schmerzhaft den Drogen entzieht, nur ein kurzer Erfolg und die Rückfallwahrscheinlichkeit dürfte locker über 90% liegen.

Diamante hat geschrieben:Aber immer wieder zu dem Freund zurückgegangen, weil dieser ihr die Drogen besorgt.

Spätestens dann ist es ja schon zu spät. Und wenn sie selbst eben nicht mal die Kraft hat, auszudrücken, dass sie die Drogen nicht mehr will, kann man von außen nichts machen. Und solange zu Hause aufgenommen wird, verlängert die Mutter die Periode der Qual. Spätestens jetzt müsste sie ihre Tochter vor die Wahl stellen und sie beim vierten Mal nicht mehr zu Hause aufnehmen. Inklusive des Risikos, dass sie auf der Straße landet. Aber wenn sie nicht bereit ist, einen Entzug unter ärztlicher Aufsicht zu machen (gerne auch stationär, wenn es einen Platz gibt), dann hilft nur noch das Abweisen.

Diamante hat geschrieben:geht die Tochter auch zur Polizei und zeigt ihn wegen der Delikte an.

Was ich nicht verstehe ist wieso die Polizei dann so langsam reagiert. Eigentlich sollte sie den Beschuldigten ebenfalls befragen. Wenn nämlich der Staatsanwalt die Sache aufnimmt (und das sollte in "ein paar Wochen", also bevor sie zu ihm zurück kommt der Fall sein), dann reicht eine einfache Rücknahme der Vorwürfe nicht mehr aus.

Diamante hat geschrieben:Eine psychologische Betreuung und auch eine Therapie lehnt die Tochter ab.

Das bedeutet nur, dass sie selbst nicht weiß, in welcher Situation sie sich befindet. So also hat die Muter als mit Drogen unerfahrene Person keine Chance, der Tochter zu helfen, sich zu befreien. Schließlich will die Tochter es selbst nicht. Daher: sie ist 18 und sollte beim nächsten Auszug keinen Weg mehr zurück haben! Bis sie sich entschließt, doch eine Therapie aufzunehmen. Inklusive regelmäßiger medizinischer Tests.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe meine Freundin mal gefragt, was es für Drogen sind. Sie meinte, dass es eine synthetische Droge ist, die genau wie Kokain durch die Nase gezogen wird. Den Namen habe ich leider vergessen, deswegen schrieb ich, dass ich nicht weiß, welche Drogen sie nimmt. Außerdem bekommt die Tochter von ihrem sogenannten Freund auch noch Tabletten. Welche es sind weiß ich auch nicht. Kiffen tun sie auch.

Der Freund der Tochter ist bereits mehrmals vorbestraft, wegen schwerer Körperverletzung und ist zur Zeit auf Bewährung. Deswegen glaubte ja auch meine Freundin, dass er schnell hinter Gitter kommt. Aber Pustekuchen. Die Polizei hat es wohl auch an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, aber der Kerl ist immer noch auf freiem Fuß. Die Tochter soll wohl, wenn es zur Verhandlung kommt aussagen. Dann muss sie entweder die Wahrheit sagen oder ich vermute, dass er sie so einlullt, dass er sich vor der Verhandlung mit ihr verlobt und schon muss sie nichts mehr sagen.

Meine Freundin hat sich fest vorgenommen, dass sie ihre Tochter nicht mehr aufnimmt. Aber sie will ihr ja auch helfen. Kann man die Tochter denn, wenn sie selber dazu bereit ist einfach in eine Drogenklinik fahren? Oder muss da ein Psychologe oder ein anderer Arzt eine Einweisung schreiben. Wenn die Tochter zuhause ankommt sollte es ja dann schnell gehen. Problem ist ja nur, wenn sie freiwillig in eine Klinik geht, kann sie doch auch freiwillig sofort wieder gehen. Wenn sie die Therapie nicht aushält, welche Chancen bleiben ihr noch? Man kann doch ein 18 jähriges Mädchen nicht sich selber überlassen.

Wie würde der erste Schritt sein, den man machen muss, um ihr zu helfen, wenn sie eines Tages wieder vor der Türe steht? Wie kann man einen Klinikplatz bekommen? Was mujss meine Freundin machen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Kann man die Tochter denn, wenn sie selber dazu bereit ist einfach in eine Drogenklinik fahren? Oder muss da ein Psychologe oder ein anderer Arzt eine Einweisung schreiben.

Für eine Akuteinweisung braucht man keine Einweisung. Einfach zur nächsten Klinik fahren. Am besten ist allerdings halt eine psychiatrische Klinik. Allerdings eine Akutklinik, keine Rehaklinik. Dort entweder in die Notaufnahme oder je nach Einrichtung hat die Psychiatrie auch eine eigene Notaufnahme. Problem kurz schildern und halt eventuell viel Zeit mitbringen. Brauchen tut man nur das Krankenkassenkärtchen und eventuell halt die 10 Euro Praxisgebühr. Aber an den 10 Euro wird es in dem Fall sicherlich nicht scheitern.

Alles weitere wird dann an sich von der Klinik veranlasst. Ich gehe mal davon aus, dass erst mal ein Entzug stattfinden wird. Da gibt es klare Regelungen von Seiten der Klinik. Hier ist dann allerdings Achtung geboten, weil die Tochter jederzeit wieder gehen kann. Es ist vielleicht ganz sinnvoll, wenn bei Aufnahme angekreuzt wird, dass anderen keine Auskunft bekommen, dass die Tochter da ist. Sprich falls der "Partner" alle Einrichtungen abtelefoniert. Das ist keine große Sache und steht an sich in jedem Aufnahmeformular.

Meistens wird die Klinik dann auch zu anderen Maßnahmen raten und die zum Teil auch in die Wege leiten. Aber auch nur wenn die Tochter zustimmt. Unter anderem halt so Sachen wie: Wo wohnt sie nach dem Aufenthalt? Finanzielle Aspekte? Weitere Therapiemaßnahmen?

In der Regel ist es an sich kein Problem, dass die Mutter in die Behandlung mit einbezogen wird, es sei denn die Tochter lehnt das ab. Da kann es auch durchaus mal zu gemeinsamen Gesprächen kommen oder auch das die Mutter mal alleine mit jemand sprechen kann. Theoretisch müsste es auch möglich sein, dass die Mutter bei Aufnahmen schon mal mit jemand alleine spricht und auch auf die Situation mit dem "Partner" hinweist. Sollte sie zumindest versuchen. Ganz wichtig darauf hinweisen, dass er möglichst keinen Kontakt zur Tochter bekommt.

Ganz generell, so wie es bisher geschildert wurde und bei einem überfliegen- ich würde von einer Zwangseinweisung abraten. Was ich auch für kaum möglich halte. Also das man in der Situation eine Zwangseinweisung durch bekommt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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