Abschaffung der Wehrpflicht

vom 21.10.2010, 07:38 Uhr

Seit einiger Zeit wird in der Politik darüber diskutiert die Wehrpflicht komplett abzuschaffen. Sollte dieser Schritt wirklich so vollzogen werden, so hätte eine lange Tradition ein baldiges Ende. Die Wehrpflicht ist schon lange nicht mehr gerecht. Es gibt Millionen von jungen Menschen, die gemustert werden und andere hingegen werden gar nicht berücksichtigt.

Dennoch bin ich der Meinung, dass die Wehrpflicht unbedingt erhalten bleiben muss und das eine Wehrgerechtigkeit herrschen muss. Das bedeutet, dass jeder Jugendliche, der fähig dazu ist, auch zur Bundeswehr oder zum Zivildienst muss. Die Jahre bei der Bundeswehr bzw. beim Zivildienst bringen Jugendlichen soviel und auch dem Sozialsystem wird damit nur geholfen. Zivis sind doch günstige Arbeitskräfte. Wie denkt ihr darüber?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich verfolge diese Diskussion ebenfalls mit größtem Interesse, schließlich ist dies für mich mit meinen 18 Jahren eine sehr wichtige Diskussion. Meiner Meinung nach ist das System der Wehrpflicht nicht mehr aktuell. Als problematisch sehe ich hier einerseits die von meinem Vorposter bereits angesprochene Ungerechtigkeit und andererseits die riesigen Kosten, die mit diesem System verbunden sind. Schließlich werden ja Dinge wie Fahrtkosten, Lohnausfall und ähnliches von der Bundeswehr erstattet. Des Weiteren müssen auch Briefe, Lohn und ähnliches bezahlt werden.

Auf der anderen Seite muss man natürlich auch an die Menschen denken, die zur Zeit in den Kreiswehrersatzämtern angestellt sind. Was soll aus ihnen werden, wenn die Wehrpflicht wegfällt?

Im Großen und Ganzen bin ich für die Abschaffung der Wehrpflicht. Meiner Meinung nach ist das Prinzip der Berufsarmee erfolgreicher. Es dürfte effektiver sein, wenn sich nur die Freiwilligen zum Dienst melden.

Als Kompromiss zum Wegfall der Wehrpflicht wäre die Einführung eines Dienstes wie dem Zivildienst, der für alle, die nicht Wehrdienst leisten, verbindlich ist. Ich denke, dass man so ein Gerechtes System schaffen kann, da auch Menschen, die zum Beispiel bei der Musterung für Untauglich befunden werden, einen Dienst leisten müssen.

» mekto » Beiträge: 14 » Talkpoints: 0,05 »


Ich bin für die Wehrpflicht, was so manchen in meinem Freundeskreis erstaunt. Nicht, weil ich finde, dass es nun eine besonders tolle Einrichtung ist, sondern einfach weil ich der Meinung bin, dass es durchaus nützlich ist, Leute so für ihr Land einzusetzen. Ich hoffe, es wird nie wieder irgendwie Krieg geben, aber das wäre wohl gerade zu illusorisch, sodass ich es einfach für eine üble Notwendigkeit halte.

Leute, die nun absolut aus irgendeinem Grund nicht zur Bundeswehr können, haben ja auch die Möglichkeit sich anders zu entscheiden. Zudem denke ich, dass es für so manche Personen einfach auch eine Zeit ist, in der man ein wenig auf die Arbeitswelt schon mal eingestimmt werden kann, und um sich gegebenenfalls noch einmal anders zu orientieren, wenn man beispielsweise merkt, dass man eher möglichst für sich alleine arbeiten möchte oder ähnliches.

Ich bin nun ja ein Mädchen, deswegen habe ich nun mal auch nicht den Einblick, wie andere diesen haben. Vorausgesetzt es läuft während des Wehrdienstes alles korrekt ab, sehe ich nicht so das Problem, da mal ein wenig Zeit investieren zu müssen, zumal man sich ja auch für den Zivildienst entscheiden kann. Es gibt ja auch noch diese andere Möglichkeit über mehrere Jahre halbwegs auf Abruf bereit zu stehen. So ist man ja auch nicht wirklich gezwungen seinen Dienst dort abzuleisten.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



GoroVI hat geschrieben:Sollte dieser Schritt wirklich so vollzogen werden, so hätte eine lange Tradition ein baldiges Ende.

Das mit der Tradition ist natürlich Quatsch. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde (u.a.) Deutschland entmilitarisiert. Es ist eigentlich ein Witz gewesen, dass ausgerechnet die Sowjetunion dann den Grund darstellen musste, dass in den westlichen Besatzungszonen eine Wiederbewaffnung von Seiten der Alliierten erlaubt wurde. Damit wurde dann die Bundeswehr erst begründet. Wenn man hier eine Tradition sehen will, dann die zur Armee des Dritten Reichs, die aber weniger rühmlich ist!

Aber eine Abschaffung der Wehrpflicht heute wäre leider nicht mal im Sinne der Siegermächte von einst. Das würde nämlich eher bedeutet, die Bundeswehr aufzulösen. Denn mit dem Ende der Wehrpflicht käme eine Berufsarmee, die dann endgültig "losgelöst" wäre (keine Bürger in Uniform mehr). Der nächste Schritt könnte dann wirklich eine Grundgesetzänderung sein, welche Bundesweheinsätze auch im Inneren zulassen würde (und da rede ich nicht mal um einen Kampf gegen das Oder Hochwasser).

GoroVI hat geschrieben:Die Wehrpflicht ist schon lange nicht mehr gerecht.

Darin sehe ich schon deshalb kein Problem, weil der Anspruch an Gerechtigkeit niemals gestellt wurde. Weshalb sollte so eine Institution versuchen sollen, irgendwie "gerecht" zu sein? Die Armee holt sich immer nur die Anzahl an Wehrpflichtigen, die sie glaubt zu brauchen. Nicht alle, die möglich wären!

GoroVI hat geschrieben:Die Jahre bei der Bundeswehr bzw. beim Zivildienst bringen Jugendlichen soviel

Ich vermute, Du selbst warst (noch) nicht bei der Bundeswehr. Mir wäre nicht bewusst, welchen Fortschritt ein Mensch innerhalb einer streng hierarchischen Gesellschaft erfahren könnte. Wenn man als Mensch in der Masse untergeht und nur noch dazu da ist, Befehle auszuführen. Außerdem ist der einzige Zweck der Armee die Ausbildung zum Töten. Daher erlaube mir die Frage: was soll es einem Menschen bringen, solche Fertigkeiten zu erlernen? Nebenbei: es sind schon lange keine "Jahre" mehr, sondern nur noch Monate. :)

GoroVI hat geschrieben:und auch dem Sozialsystem wird damit nur geholfen. Zivis sind doch günstige Arbeitskräfte.

Und der Punkt ist deshalb zu kritisieren, weil damit der wahre Bedarf an Arbeitskräften verschleiert wird bzw. die kosten künstlich gering gehalten werden. Das mag auf den ersten Blick gut wirken, verschärft aber das Problem für Betroffene. Schließlich reichen so "unausgebildete" Zwangskräfte und niemand muss für Pflegekräfte weiter investieren. Das ist schade für all jene, die wirklich auf Hilfe angewiesen sind.

ygil hat geschrieben:Leute so für ihr Land einzusetzen.

Und was machen die Leute, die schon eingesehen haben, dass es nichts gibt, was "ihr" Land sein könnte?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



GoroVI hat geschrieben:Sollte dieser Schritt wirklich so vollzogen werden, so hätte eine lange Tradition ein baldiges Ende.

Nicht alle Traditionen sind erhaltenswert - und die Bundeswehr hat im Grunde gar keine Tradition, mal abgesehen von der schon erwähnten Prägung durch die Wehrmacht (in den Anfangstagen).

GoroVI hat geschrieben:Dennoch bin ich der Meinung, dass die Wehrpflicht unbedingt erhalten bleiben muss und das eine Wehrgerechtigkeit herrschen muss. Das bedeutet, dass jeder Jugendliche, der fähig dazu ist, auch zur Bundeswehr oder zum Zivildienst muss.

Sorry, aber das ist eben nicht finanzierbar, sonst würde man auch jeden ziehen. Da kannst du auch fordern, dass jeder Arbeitslose einen Job haben soll - Bedarf und Überangebot sind halt 2 verschiedene paar Schuhe.

GoroVI hat geschrieben:Die Jahre bei der Bundeswehr bzw. beim Zivildienst bringen Jugendlichen soviel und auch dem Sozialsystem wird damit nur geholfen. Zivis sind doch günstige Arbeitskräfte.

Also die Bundeswehr nützt dem Sozialsystem nichts, sie belastet es nur. Und sonst sehe ich es wie derpunkt: Man deckt so Stellen ab, die sonst anderweitig besetzt werden müssen. Gut, das scheitert wieder daran, dass die Kosten den Krankenkassenbeitrag wohl noch weiter explodieren lassen würden. Nicht umsonst möchte man die Wehrpflicht aussetzen, aber einen freiwilligen Zivildienst haben ;).

Und: Der Dienst bringt Jugendlichen soviel, dass kaum einer ihn freiwillig machen möchte ;) - stattdessen wird er eher als Bremse auf dem Weg zum Studium, Ausbildung und Arbeit betrachtet.

ygil hat geschrieben:Nicht, weil ich finde, dass es nun eine besonders tolle Einrichtung ist, sondern einfach weil ich der Meinung bin, dass es durchaus nützlich ist, Leute so für ihr Land einzusetzen.

Wenn man sich für sein Land einsetzen möchte, bewirbt man sich als Berufssoldat. Inwiefern setzt sich denn ein Wehrdienstleistender für sein Land ein? Für Deutschland gibt es kein realistisches Bedrohungsszenario, die Bundeswehr ist auch keine Verteidigungsarmee mehr. Das Einsatzprofil hat sich längst zu einer "Krisenfeuerwehr" gewandelt, in der Wehrpflichtige keinen Platz haben.

Und Bundeswehr und Vorbereitung auf die Arbeitswelt? Wenn, dann wohl eher beim Zivildienst!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Und was machen die Leute, die schon eingesehen haben, dass es nichts gibt, was "ihr" Land sein könnte?

@derpunkt: Bitte erläutere mir diesen Satz einmal genauer, denn ehrlich gesagt verstehe ich den nicht.

Und sonst sehe ich es wie derpunkt: Man deckt so Stellen ab, die sonst anderweitig besetzt werden müssen. Gut, das scheitert wieder daran, dass die Kosten den Krankenkassenbeitrag wohl noch weiter explodieren lassen würden. Nicht umsonst möchte man die Wehrpflicht aussetzen, aber einen freiwilligen Zivildienst haben.

@Subbotnik
Ich sehe ein, dass es eine Möglichkeit wäre Arbeitsplätze zu schaffen, allerdings wirft das für mich auch gleich wieder andere Fragen auf. Würden die Arbeitnehmer dann nicht auch auf Kosten des Bundes krankenversichert sein oder meinst Du es gäbe dort eine Ausnahmeregelung? Ob Arbeitssuchende sich solche Arbeitsplätze auch wirklich aussuchen würden, denn bei der Bundeswehr zu arbeiten ist ja auch (mitunter) eine Frage der Moral. Wird man hinein gedrängt diese Art von Job nun anzunehmen, ist annehmbar, dass so die Gesundheitskosten steigen.

Warum aber gehst Du davon aus, dass der Krankenversicherungsbeitrag dadurch ansteigt? Denn die "Heranwachsenden", die ihre Wehrpflicht absolvieren, sind ja eher jung und gesund.

Und: Der Dienst bringt Jugendlichen soviel, dass kaum einer ihn freiwillig machen möchte - stattdessen wird er eher als Bremse auf dem Weg zum Studium, Ausbildung und Arbeit betrachtet.

Das stimmt natürlich, aber ich denke, dass viele Jugendliche auch noch gar nicht alt genug sind sich in die Arbeitswelt zu begeben. Die Schule bereitet meiner Meinung nach nicht wirklich auf die Arbeit vor. Wenn man mal aus dem elterlichen Haus raus kommt und sich selbständig (auf "Anordnung") um seine eigenen Sachen kümmern muss, ist das doch nicht unbedingt schlecht. Man wird halt heran geführt mit wenig Geld zurecht zu kommen, lernt vielleicht noch etwas Sinnvolles (je nachdem wo man eingesetzt wird) und bekommt eventuell schon einmal einen Einblick in verschiedene Tätigkeiten, über die man sich dann eine Meinung bilden kann, die vielleicht auch den weiteren Berufsweg beeinflusst. Ich lege aber auch nicht viel Wert darauf, dass dies nun bei der Bundeswehr stattfinden muss.

Man "muss" ja keinen Dienst an der Waffe leisten, und kann sich auch für den Zivildienst entscheiden, wenn man das für besser hält, was ich absolut nachvollziehen kann. Also ich denke auch nicht daran, dass jeder der zur Bundeswehr geht, wirklich in die Lage kommt, in den Krieg zu ziehen. Das ist für mich sowieso ein ganz fürchterlicher Gedanke.

Für mich stellt sich auch die Frage, warum jemand von sich aus beschließt, Berufssoldat zu werden? Ebenso wäre für mich interessant, wie viele der Leute Kinder sind von Berufssoldaten, sowie die Frage, wann die Entscheidung Berufssoldat zu werden getroffen wurde, also wie viele der Wehrdienstleistenden sich plötzlich dazu entscheiden bei der Bundeswehr zu bleiben. Wie viele Berufssoldaten gäbe es dann überhaupt noch?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


ygil hat geschrieben:@derpunkt: Bitte erläutere mir diesen Satz einmal genauer, denn ehrlich gesagt verstehe ich den nicht.

Er meint wahrscheinlich Migranten, die sich weder hier (aufgrund der Diskriminierung und des allgegenwärtigen Rassismus) noch zu ihrem Heimatland (aufgrund der Entfremdung) zugehörig fühlen.

ygil hat geschrieben:Würden die Arbeitnehmer dann nicht auch auf Kosten des Bundes krankenversichert sein oder meinst Du es gäbe dort eine Ausnahmeregelung? Ob Arbeitssuchende sich solche Arbeitsplätze auch wirklich aussuchen würden, denn bei der Bundeswehr zu arbeiten ist ja auch (mitunter) eine Frage der Moral. Wird man hinein gedrängt diese Art von Job nun anzunehmen, ist annehmbar, dass so die Gesundheitskosten steigen.

Ok, ich habe irgendwie leichte Verständnisprobleme, was Du genau damit meinst, soweit ich das verstanden habe:
- Arbeitnehmer in sozialen Einrichtungen (wo halt Zivildienstleistende tätig sind), sind über ihren Arbeitgeber versichert. Diese ganzen Einrichtungen gehören ja in den privatwirtschaftlichen bis halb-staatlichen Sektor.
- Die Bundeswehr hat nur begrenzte Kapazitäten, was die Neuannahme von Berufssoldaten angeht - da übersteigt das Angebot an Stellen regelmäßig die Nachfrage. Da werden also keine Kostensteigerungen zu erwarten sein.

ygil hat geschrieben:Warum aber gehst Du davon aus, dass der Krankenversicherungsbeitrag dadurch ansteigt? Denn die "Heranwachsenden", die ihre Wehrpflicht absolvieren, sind ja eher jung und gesund.

In fast jedem größeren Krankenhaus arbeiten um die 20 - 100 Zivildienstleistende, die oft (meine Erfahrung und die anderer) weit über ihr eigentliches Tätigkeitsfeld hinaus eingesetzt werden - im Grunde also als 95 %iger Krankenpflegerersatz. Nur kostet ein Zivi halt fast nichts, da der Großteil des Soldes vom Bund bezahlt wird (vielleicht 100 Euro den Arbeitgeber). Ein Krankenpfleger bekommt zwischen 1.500 und 2.000 Euro (Ost / West).

Bei 80.000 bis 90.000 Zivis kannst Du Dir da ungefähr ausrechnen, was da die Krankenhäuser an Kosten sparen, auch wenn da nur die Hälfte dort arbeiten sollte. Würde man stattdessen 40.000 - 50.000 ausgebildete Pflegekräfte einstellen, würde das wiederum die Krankenkassenkosten (und damit den Beitrag, denn das sind die großen Kostenblöcke in der Krankenkasse) steigen lassen.

ygil hat geschrieben:]Die Schule bereitet meiner Meinung nach nicht wirklich auf die Arbeit vor. Wenn man mal aus dem elterlichen Haus raus kommt und sich selbständig (auf "Anordnung") um seine eigenen Sachen kümmern muss, ist das doch nicht unbedingt schlecht.

Da gebe ich Dir recht, aber "selbstständig - auf Anordnung" deckt sich ungefähr so sehr wie "freiwillig unter Zwang" (den Dienst machen) ;). Und etwas auf Anordnung machen zu müssen, kennt man ja eigentlich von zuhause schon...

Was das Lernen angeht: Mit 3 x 3 Monatspraktika in verschiedenen Firmen (was manche ja zur Überbrückung bis zum Studium / Ausbildung machen, also zumindest eines) lernt man die Arbeitswelt, die Anforderungen und verschiedene Tätigkeiten besser kennen (und auch den Umgang mit Geld, da man hier ein Recht auf Aufstockung des Einkommens durch die ARGE hat).

ygil hat geschrieben:]Für mich stellt sich auch die Frage, warum jemand von sich aus beschließt, Berufssoldat zu werden? Ebenso wäre für mich interessant, wie viele der Leute Kinder sind von Berufssoldaten, sowie die Frage, wann die Entscheidung Berufssoldat zu werden getroffen wurde, also wie viele der Wehrdienstleistenden sich plötzlich dazu entscheiden bei der Bundeswehr zu bleiben.

Der Andrang auf die Posten ist nach wie vor hoch - einfach deswegen, weil es wie auch in anderen Ländern (Paradebeispiel USA) besser ist als arbeitslos zu sein und die Bundeswehr mit einer (wenn auch am Ende wertlosen) kostenlosen Ausbildung (oder Studium) lockt und einem vergleichsweise hohem Verdienst (am Anfang). Wie gesagt, die Bundeswehr muss sich um Bewerber keine Sorgen machen, bzw. kann sogar recht viele wieder nach Hause schicken.

Ansonsten: Mein Vater, Opa, Uropa usw. waren Berufssoldaten, ich nicht. Und meine Motivation, zum Bund zu gehen war trotzdem ab dem Abi, abgesehen davon, dass ich nicht dazu motiviert wurde (eher das Gegenteil) nicht sehr groß. Mein Cousin ist Berufssoldat (Jägerpilot) und der versucht jetzt händeringend rauszukommen - für ihn war die Motivation:
- ein sicherer Job
- hohes Anfangsgehalt
- Faszination für das Militär
- kostenloses und "hochwertiges" Studium

Eben das, was viele auch noch heute lockt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also für mich ist die Abschaffung der Wehrpflicht nur der nächste logische Schritt. Wie du schon selber schreibst herrscht ja eh keine wirklich Wehrgerechtigkeit mehr. Zum anderen kenne ich auch viele Berufsoldaten die eine vernüftige Ausbildung der Wehrpflichtigen bei den zuletzt noch absolvierten Dienstzeiten stark anzweifelten, da man ja heutzutage auch mit immer mehr Technik konfrontiert ist, die erlernt werden will.

Dazu kommt dann eben auch die Tatsache, dass es irgendwie nur schwer nachvollziehbar ist, warum sich gerade große Krankenhäuser soviel Entlastung leisten dürfen, weil sie normale Arbeitsstellen mit Zivis besetzen und genau das passiert eben. Es gibt in größeren Krankenhäusern eigentlich keine Jobs die ohne Zivis nicht bezahlbar wären, es gibt also für alle Aufgabenfelder der Zivis auch normale Angestellte in den Krankenhäusern.

Und ich bezweifle auch, ob da wirklich soviel Lebenserfahrung bei rauskommt, wenn man junge Leute zwangsverpflichtet etwas zu tun, was sie nicht tun wollen. Es gibt ja wirklich genug Leute, die mit sozialen Jobs einfach nichts am Hut haben und in Krankenhäusern, Altenheimen oder sozialen Einrichtungen einfach fehl am Platz sind (und wohl auch bei der Bundeswehr).

Ich denke einfach, dass es nur sinnvoll ist diesen Zwang wegfallen zu lassen und das ganze auf eine freiwillige Basis zu stellen. Den neuen Freiwilligendienst sollte man daher auch eher als bezahltes Praktikum sehen wie es in vielen anderen Branchen auch üblich ist. Man kann man in eine Branche reinschnuppern um zu sehen, ob das etwas für einen wäre, bevor man da gleich eine Ausbildung oder gar Studium startet. Und wer gern zur Bundeswehr will, der kann sich ja auch da als Berufssoldat oder für ein Studium bewerben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Dieser Meinung, die Wehrplficht muss beibehalten werden, waren die Regierungsmehrheiten bislang ja auch. Nur das mit der Wehrgerechtigkeit hat die Exekutive, also das Bundesministerium und die Kreiswehrerstatzämter, nicht hingkriegt. Es wäre deshalb nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis der EuGH aufgrund einer Einzelklage festgestellt hätte, dass die deutsche Wehrpflicht möglicherweise gegen europäisches Recht verstößt. Auf eine weitere Klatsche durch ein europäisches Gericht ;) hat die Bundesregierung wohl nicht warten wollen, wie damals bei unserer Regelung zur Sicherheitsverwahrung. Da haben wir von dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßbourg auf die Mütze gekriegt. :(

» Nachtfalter » Beiträge: 23 » Talkpoints: 6,26 »


@Nachtfalter
Ich kann mir hier eine "Gefahr" von dieser Seite für das bundesrepublikanische System schlicht nicht vorstellen. Es gibt auch auf europäischer Ebene keinen Anspruch auf Gleichheit im Unrecht. Es mag sein, dass die Wehrgerechtigkeit in dem Sinne nicht gegeben ist, dass es jeden trifft. Wohl gegeben ist sie aber im Sinne, dass es keine diskriminierende Auswahl gibt. Daher war die Sorge gegen eine solche Klage eher nicht ausschlaggebend. Wohingegen das Ziel der Einsparung schon eher eine Rolle gespielt haben dürfte. Und "Aussetzen der Wehrpflicht" wird das Ganze nur deshalb genannt, weil es durch eine Regierung beschlossen wurde, die bislang auf der Wehrpflicht bestanden hatte und so ein wenig das Gesicht zu wahren hofft.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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