Die Entwicklung der Fanszene im Fussball
Man hört immer häufiger von Ausschreitung irgendwelcher Hooligans vor/ bei/ nach irgendwelchen Fußballspielen. Dies ist eine Entwicklung die man sehr genau beobachten muss, da sie innerhalb der letzten Jahre sich so schnell entwickelt hat.
Ich möchte mit diesem Artikel auf gar keinen Fall die ganze Hooligan- und Ultraszene beleidigen. Meine Intention ist einfach nur darauf hinzuweisen, dass die Ausschreitungen immer heftiger werden und in meinen Augen in diesem Ausmaß nichts mehr mit dem schönen Sport Fußball zu tun haben.
Die Hooligans aus früheren Zeiten, oder sowie man sie noch aus Reportagen und Spielfilmen kennt, diese gibt es immer noch und gegen diese möchte ich auch gar nichts sagen, da diese sich zwar schlagen und somit auch verletzen, jedoch normalerweise nach Absprache und an ungestörten Orten, wie zum Beispiel an Waldwegen oder ähnliche Orten sich treffen und unschuldige Menschen somit auch nicht in Gefahr bringen.
Mir geht es nur darum, dass man meiner Meinung nach aufpassen sollte, dass man diesen Trend der offenen Gewalt so schnell wie möglich unterbindet. Ich hoffe einfach nur, dass in Zukunft bei Fußballspielen die 22 Akteure auf dem Platz wieder im Vordergrund stehen und nicht die gewalttätigen Fans.
Mich würde gerne mal interessieren, ob ihr schonmal Erfahrungen mit solchen gewalttätigen Fans hattet beziehungsweise ob ihr euch in so einem Milieu bewegt und wenn ja welche Motivation steckt dahinter. Oder seit ihr der Meinung die Medien pushen das alles viel zu sehr und in Wirklichkeit ist das immer noch so wie früher?
Rowdytum gab es damals auch schon, allerdings nicht so extrem wie ich es heute empfinde. Fußball und Alkohol gehörten auch schon früher zusammen und besonders die langen Anfahrten bei Auswärtsspielen waren grundsätzlich mit viel Alkohol und den damit üblichen Begleiterscheinungen verbunden. Ich selbst kenne Leute die bereits in den 1950 Platzverweise wegen Rowdytum ausgesprochen bekamen.
Ich war damals seit ungefähr 1978 in der DDR-Fanszene aktiv, allerdings ging es mir und den meisten meiner Freunde ausschließlich um den Fußball und nicht um Randale. Leider war es aber auch so dass man sich bestimmten Regularien nicht entziehen konnte. Wenn es Ärger gab dann musste man sich absolut aufeinander verlassen können und man konnte nicht einfach weglaufen.
Allerdings waren die meisten Rangeleien in den unteren Ligen im Vergleich zu heute absolut harmlos, in der Oberliga ging es schon heftiger zur Sache. Besonders die Fahrten in Großstädte wie Dessau oder Halle zu den Zweitligavereinen hatten es immer in sich weil da immer eine Menge asoziales Volk mit großer Knasterfahrung versammelt war. Die Vorreiter der Hooligans waren damals bei Union Berlin und Chemie Leipzig (heute Sachsen Leipzig) zu finden. Milkes Stasitruppe BFC Dynamo hatte sogar die eigene, eigentlich nicht vorhandene, Fanszene durch ein paar gut ausgebildete inoffizielle Mitarbeiter beziehungsweise Schläger verstärkt.
Die Staatsmacht griff eigentlich hart durch, besonders die Bereitschaftspolizei auf den Bahnhöfen fragte nie wer angefangen hat wenn sich die Fangruppen dort trafen. Wasserwerfer und Schlagstöcke waren nicht nur martialische Schauobjekte, körperlich harmlos dagegen war wenn man nur Platzverweise bekam oder mal für ein paar Stunden weggesperrt wurde. Letztere Variante wurde eigentlich bevorzugt, ich schrieb ja schon dass die meisten wirklich fanatische Anhänger waren die ihre Mannschaft über alles liebten und für die es die größte Strafe war ein Spiel zu verpassen.
Wer bei der Anfahrt unangenehm auffiel wurde eben für die Dauer des Spiels weggesperrt. Bei unserem kleinen Verein war es mangels Gefängniszellen üblich die einkassierten Fans auf LKW zu laden und irgendwo in der Wildnis abzuladen. Wenn die dann nach Stunden Fußmarsch wieder auftauchten waren sie nüchtern und erledigt und das Spiel war auch vorbei. Fanfreundschaften gab es natürlich auch, sie waren aber doch eher selten.
Ich würde sagen dass vom letztendlichen Ergebnis her, also Prügeleien und Krawalle, es im Vergleich zu früher kaum Unterschiede gab. Allerdings richtete sich aus guten Gründen die Gewalt nur sehr selten gegen die Staatsmacht. Es gab damals auch schon Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und sogar Tote, aber mit dieser Brutalität wie sie oft im Fernsehen gezeigt wurde war es absolut nicht zu vergleichen. Ein großer Unterschied bestand aber in der Organisation dieser Zusammenstöße. Damals war es eigentlich so wie ich es erlebt habe, mehr spontan und zufällig. Man wusste aber natürlich an welcher Ecke es gefährlich werden konnte und richtete sich entsprechend darauf ein. Absprachen im Internet oder per Telefon waren ja auch nicht möglich weil es das noch nicht gab.
Für mich auch noch ein wesentlicher Aspekt, über Ausschreitungen wurde eigentlich in den DDR-Medien nicht berichtet. Das lief nur über Mundpropaganda. Auch gab es nicht den zusätzlichen Anreiz Fotoaufnahmen anzufertigen um diese später zu veröffentlichen.
Ich denke, dass die deutschen Fans in der Tat zu den ruhigeren Fans gehören, wenn man sie mit den Anhängern in Spanien, England und vor allem in Italien vergleicht.
Das hat natürlich zufolge, dass die deutsche Bundesliga als "verweichlicht" bezeichnet wird, obwohl sie seit langem zur europäischen Spitze gehört. Die Fans in Italien meinen, dass Hooligans zum Fußball dazugehören und dass ohne Krawalle, Bengalische Feuer, Feuerwerkskörper und dergleichen im Stadion nichts los sei.
Die Klubs sind wegen den Ausschreitungen in den Stadien vom hiesigen Fußballverband oft gezwungen, Geldstrafen zu bezahlen, was sich die dortigen Klubs wegen finanzieller Schwierigkeiten oft nicht leisten können.
Also ich fahre schon seit Jahren keine längeren Strecken mehr mit der Regionalbahn und schon gar nicht an Wochenenden in der Fußballsaison.
Grund dafür ist, dass ich einmal mit einem Wochenendticket von Berlin nach Niedersachsen gefahren bin. Schon morgens um 7.00Uhr saß ich mit Betrunkenen in einem Wagon. Da dachte ich noch es handelt sich um Jugendliche aus dem Umland, die die Nacht durchgefeiert hatten. Doch plötzlich wurde die Gruppe immer größer. Die ersten hatten Trikots, Schals und Fahnen des Rostocker Fußballvereins dabei. Der Alkoholpegel stieg und irgendwann fingen sie an über Bänke zu klettern. Als meine Sitznachbarin eine Bierdusche bekommen hat, haben wir den Wagon gewechselt. Dumm nur der Zug hatte nur zwei Wagons. Nun sprangen etwa 30 Fans durch den einen Wagon, der Rest der Fahrgäste durfte sich in den anderen völlig überfüllten Wagon quetschen.
Den Höhepunkt erreichten wir in Wolfsburg, wo auf dem gegenüberliegenden Gleis Fans einer anderen Mannschaft um stiegen. Plötzlich flogen Flaschen, es würde sich geprügelt und anstatt weiter zu fahren, entschloss sich der Schaffner noch 20 Minuten auf dem Bahnhof zu verweilen. Erst in Hannover wartete die Polizei, die dann aber auch nicht mehr sagen konnte, wer nun zu den Unruhestiftern und wer zu den noch einigermaßen ruhigen Fans gehörte.
Fazit aus der Geschichte: Solange betrunkene Fans am Wochenende mit der Bahn fahren dürfen, werde ich es nicht mehr tun.
Dieses Thema wird bei mir im Bekanntenkreis auch immer mal wieder bewegt. Keine der Personen beteiligt sich selber an solchen Auseinandersetzungen, aber bei einigen exisitiert schon die Meinung, dass es in gewissem Maße immer dazugehrört und man es auch nie unterbinden kann.
Was mich persönlich an der Sache aber mit Abstand am meisten nervt ist der Punkt der Kosten für die Allgemeinheit. Hier werden jedes Wochenende tausende an Polizisten etc. bereit gestellt, um solche Auseinandersetzungen zu unterbinden. Ich als eher halbherziger Fussballfan kann das ganze nicht verstehen und sehe überhaupt nicht ein, wieso hier Steuergelder ausgegeben werden, die durch mich gezahlt werden. Ich finde jeder Verein sollte sich komplett um die Kosten kümmern müssen, die durch so etwas anfallen. Es handelt sich hierbei um ein durch den Fussball ausgelöstes Phänomen und die Vereine könnten ja auch durch Maßnahme gegenan Steuern. Genauere Verfolgung und Stadionverbote für Randalierer und so weiter und so fort.
Die Kosten, die das ganze verursacht sind sicherlich enorm und nur weil 50.000 Leute sich da zu einem Spiel treffen finde ich muss nicht die ganze Republik dafür zahlen. Ich denke vor allem, dass dieser "Fankult" inklusive Schlägereien etc. auch langsam in anderen Sportarten auftaucht. Wenn nachher auch beim Handball, Eishockey usw. so viel Polizeit vor Ort sein muss, dann finde ich das einfach ungerecht gegenüber allen, die sich so etwas gar nicht anschauen.
Also ich weiß nicht was ich davon halten soll. Ich würde jetzt auch nicht so pauschal sagen, dass es sich um einen steigenden Trend handelt. Vieles wird sicherlich auch von den Medien aufgebauscht. Und auch das muss nicht wirklich sein.
Gerade wenn man sich die englische Fußball-Szene anschaut, sieht man mal wie es richtig abgeht in Sachen Hooligans. Da sind wir Deutschen noch relativ Handzahm wie ich finde. In Deutschland hast du halt auch die Spinner, die meinen sie müssten sich bei jedem Spiel prügeln. Allerdings betrifft das nur bestimmte Fussballclubs etc.pp.
Wie ich aber finde, sollten wirklich nicht die Steuerzahler die Kosten für Polizei Einsätze übernehmen müssen. Da kann mich dem Vorredner wirklich nur anschließen. Das sollte wirklich Sache der betreffenden Clubs bzw. des DFBs sein. (Um jetzt mal beim Fußball zu bleiben)
Naja, dass was ich jetzt aus euren Antworten herausbekomme ist, dass es in Deutschland noch relativ harmlos ist und man nicht von einem Trend sprechen sollte. Andererseits gibt es ein paar Anhänger bestimmter Vereine, die sich gerne regelmäßig prügeln und man vor denen sich auch in Acht nehmen sollte.
Die Entwicklung ist also in anderen Ländern um einiges extremer, ich würde nicht nur Spanien, Italien und England dazu zählen sondern auch Osteuropäische Vereine aus Polen und Serbien zum Beispiel, da man von denen immer wieder von Krawallen hört.
Im Großen und Ganzen ist die deutsche Hooliganszene nicht so gefährlich wie man es im Internet und in den Medien vermittelt bekommt schließe ich aus euren Antworten. Natürlich sollte man es jetzt nicht provozieren sich mit ihnen anzulegen, da man sonst wahrscheinlich in eine Schlägerei verwickelt wird.
Ich habe das Gefühl, dass die alteingesessenen sich in den letzten Jahren zu Ruhe gesetzt haben und nun entwickelt sich eine neue Welle der extremen Fanszene. Siehe das Beispiel in Köln. Wobei die Fanszene außerhalb von Deutschland immer noch so ist wie sie schon immer war. Überzogen finde ich einfach die Verbote für Bengalos, das gehört einfach zur Fankultur dazu. Genauso die vorgeschriebene Länge von einen Meter einer Fahnenstange, weil diese sonst als gefährlich eingestuft wird! Zu viele Regelungen und Gesetzte machen den Fußball und die Fankultur kaputt!
Ich kenne die Fanszene seit ungefähr 1997, als ich einer der Aufstiegsfans von Hertha BSC Berlin war. Ich fing damals an regelmäßig ins Stadion zu gehen und wenig später auch die ein oder andere Auswärtsfahrt mitzumachen. Über einen kleinen Fanclub, der von Freunden gegründet wurde, kam ich zu meiner ersten Dauerkarte, nahm an großen Choreographien teil und genoss alle Vorteile und positiven Aspekte des Fanlebens. Ich war immer live dabei, kam zu vielen Events, zu denen ein normaler Fan nicht kam und hatte das Gefühl dazu zu gehören. Auf den Auswärtsfahrten herrschte immer eine großartige Laune, es wurde gefeiert, gesungen und das Team angefeuert. Egal, ob gewonnen oder verloren, nach einer kurzen Trauerperiode wurde wieder gefeiert und alle kamen gut gelaunt wieder nach Hause.
Inzwischen verfolge ich den Fußball nur noch vom Sofa oder einer Sportsbar aus, was allerdings nichts mit der Gewalt zu tun hat, sondern einfach damit, dass es weniger Zeit in Anspruch nimmt, man Wiederholungen genießen kann, Kommentare, Nahaufnahmen und vieles mehr. Dem fehlenden sportlichen Erfolg der Hertha oder Gewalt im Fanlager ist das nicht geschuldet. Ab und zu gehe ich natürlich zu wichtigen Spielen, wie zum Beispiel zu den Derbys gegen Union Berlin, zu den Relegationsspielen letzte Saison und den Aufstiegs- beziehungsweise Abstiegsspielen am Ende einer Saison. Gerade bei Derbys oder Vereinen, die für aggressive Ultras bekannt sind, ich nenne mal jetzt hochklassige Clubs wie Frankfurt, Köln und St. Pauli, bekommt man immer wieder Schlägereien und Auseinandersetzungen mit.
Ich war zum Glück noch nie in solche verwickelt, weil ich das wirklich verabscheue, aber ich sage auch, es gehören immer zwei Seiten dazu und die Auseinandersetzungen, von denen in den Nachrichten zu lesen oder hören ist, gibt es bestimmt keine Opfer, sondern meistens nur Täter, die beide ihren Verein "beschützen" wollen. Das ganze trägt sich nicht erst seit kurzem zu, sondern habe ich auch schon 2002 erlebt - es wird inzwischen einfach von den Medien ernster genommen und das auch zurecht. Aber es gibt und gab schon immer Bengalos, die gezündet wurden, Schlägereien und Pöbeleien und andere Dinge - das ist absolut nichts neues.
Was allerdings neu ist, ist der fehlende Respekt der Anhänger gegenüber den Profis und den Vereinen, denn während es früher in meinen Augen immer eine gewisse Distanz und einen gesunden, menschlichen Respekt den Vereinen gegenüber gab, werden inzwischen Profis angegriffen, Vereinsbussen der Weg versperrt und Inventar mutwillig zerstört. Das war früher noch nicht so, die Aggressionen gab es zwischen den Fanlagern, aber ich finde die Entwicklung so oder so nicht gut und finde, man sollte endlich ein Exempel statuieren, dass denjenigen Personen wirklich weh tut und sie alle zum Nachdenken anregt.
Ich habe jetzt schon die zweite Saison in Folge eine Dauerkarte für meinen favorisierten Bundesligaverein. Ich habe also durchaus eine Ahnung, wie es im und rum um das Stadion zugeht, aber ich habe noch keinerlei negativen Erfahrungen machen müssen. Natürlich gibt es hier auch immer eine Grauzone, aber ich habe weder etwas von Gewalt oder Ausschreitungen, noch von irgendwelchen anderen Exzessen mitbekommen. Auch in den örtlichen Zeitungen wurde noch nie über einen Übergriff von aggressiven Fußballfans berichtet. Gut, wir gehören eher zu den kleineren Städten mit einer Erstligamannschaft, aber das würde ich dennoch nicht unbedingt als Gütekriterium heranziehen.
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