Schule: Nur noch Theorie?

vom 18.10.2010, 15:39 Uhr

Vorhin habe ich im Chemie Unterricht darüber nachgedacht, ob es in der Schule eigentlich nur noch Chemie Unterricht gibt, denn wie eigentlich jede Stunde haben wir irgendwelche Salzformeln und Reaktionsgleichungen aufgestellt und ihr könnt euch sicher vorstellen, wie langweilig das war. Meiner Meinung nach lernt man viel besser, wenn man das Ganze in der Praxis einübt, so wie in der Unterstufe. Damals war noch viel mehr Übung dabei.

Was haltet ihr von dem Thema? Seid ihr auch meiner Meinung und denkt, dass man besser lernt, wenn man das Ganze auch in der Praxis einübt?

Benutzeravatar

» ich322 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Du verstehst unter "Praxis" Experiement (auf Chemie bezogen), richtig?

Ich kann verstehen, wenn Du Dich durch die blanke, trockene Theorie gelangweilt fühlst. Ich denke auch, dass das nichtmal verwerflich ist. Es gibt nun mal Gebiete, die einen nicht interessieren und gerade Naturwissenschaften erfordern schon ein gewisses Grundinteresse, damit man sich damit mit Freude beschäftigen kann.

Das Problem ist auch einfach, dass natürlich auch die Unterrichtsgestaltung ganz entscheidend eine Rolle spielt. Im Rahmen musste ich auch mehrere Chemie-Praktikas absolvieren, also Experimente durchführen. Ich kann nicht finden, dass ich durch die Durchführung dieser Experimente ein besseres Verständnis für die Theorie entwickeln konnte. Daher würde ich Dein Anliegen mehr durch Experimente lernen zu wollen, so nicht unterschreiben.

Ich kann Dir nur raten, auch wenn das alles tlw. wirklich langweilig ist, durchzuhalten und sich zu einer Grundmotivation zu zwingen. In der Berufsausbildung betrachtet man viele Dinge doch sehr anders als noch in der Schulzeit und ich persönlich bereue, dass ich in manchen Schulfächern nicht doch etwas engagierter war.
Letztlich kann man auch nicht wirlich absehen, was man wirklich noch brauchen wird. Wer weiß, ob Du Chemie nicht doch in Deiner Berufsausbildung oder in Deinem Beruf brauchen wirst.

Vielleicht solltest Du auch einfach mal mit Deinem Lehrer reden, gerade wenn es anderen Schülern auch so geht und davon ist ja auszugehen.

Außerdem musst Du Dir immer klar machen, dass die Schule nicht in erster Linie zur Wissensvermittlung, sondern zum "konzeptionellem Lernen" gedacht ist. Du sollst lernen wie man lernt.

» ares » Beiträge: 27 » Talkpoints: 1,12 »


Ich denke, dass das auf die Schule, die Stundenanzahl und auch auf den Lehrer ankommt. Ich selbst weiß noch genau, dass ich in der Unterstufe sehr trockenen Chemie Unterricht hatte und das hat sich erst in der Oberstufe nach einem Lehrerwechsel geändert. Danach haben wir sehr viele Experimente gemacht, was aber auch nicht immer von Vorteil war. Die meisten Schüler hatten dann zwar ihren Spaß, aber auf Dauer eignet sich dieser ''spielerisch Unterricht'' eigentlich nicht, sondern ist letztendlich doch eher für kleinere Kinder geeignet.

Viele Schulen verzichten aber generell auf solche Experimente. Das liegt dann beispielsweise daran, dass die Stundenanzahl nicht ausreicht. Die Versuche, die man in einem solchen Praxisunterricht durchführt, sind oftmals sehr zeitauftreibend und so kann es vorkommen, dass man letztendlich nicht mal durch den Schulstoff kommt und daher lässt man die Experimente ganz raus. Einige Schulen haben aber oftmals auch nicht die nötige Ausstattung, um jedes Thema mit einem Experiment zu veranschaulichen, was ich aber auch nicht so schlimm finde.

Prinzipiell finde ich schon, dass sich der Unterricht etwas anschaulicher gestalten lässt, wenn man eben auch selbst ein bisschen probieren kann. Aber es behindert eben auch und generell ordne ich das eher in die Kategorie ''entdeckendes und spielerisches Lernen'', was eher für die Kleinen geeignet ist. In der Oberstufe sollte man darauf verzichten können.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meiner Meinung nach gehört zu jeder Praxis auch eine gewisse Portion an Theorie, denn nur durch praktische Erfahrungen kann man nicht so viel lernen, wie man theoretisch wissen sollte. Auf den Chemieunterricht bezogen heisst das, dass man ein Thema einführen sollte und dann ein ausgewogenes Verhältnis an Theorie und Praxis den Schülern bieten sollte. Dabei kommt es natürlich auch immer das jeweilige Thema an. Dazu kommt dann noch, dass die Schüler auch in der Lage sein müssen, diese Experimente überhaupt durchzuführen. Stichwort in der Fachdidaktik ist dabei Methodenkompetenz.

Allgemein auf Schule bezogen hängt es sehr stark vom jeweiligen Fach ab, ob es mehr Theorie oder mehr Praxisteile im Unterricht gibt. Ganz sicher ist aber in meinen Augen: kein Unterricht kommt ohne Theorie aus. Z.B. hast du im Englischuntericht alleine schon dadurch Praxis, dass der Lehrer ab einer gewissen Klassenstufe nur noch Englisch spricht. Oder im Musikunterricht wird immer wieder das Klassenmusizieren und das damit verbundene eigene Erfahren von Musik hoch angepriesen. Aber auch das ist ohne Theorie nicht machbar. Denn ein Schüler muss ja wissen, welche Tasten er wann auf dem Klavier drücken muss oder wo er wann auf dem Xylophon rumklopfen soll. :lol:

Ein rein praktischer Unterricht mag zwar möglich sein, aber ist mit sehr viel Eigenverantwotung, Selbstdisziplin und einer guten Portion Neugierde beim Schüler verbunden. Außerdem ist es sehr viel langwieriger den Stoff durchzukriegen, wenn man nur praktisch arbeitet und ich sehe dann schon die ersten Eltern wieder auf der Matte stehen, dass ihre Kinder ja nichts lernen in der Schule und die Lehrer natürlich Schuld sind. :wink:

Benutzeravatar

» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Naja, in der Schule war ja noch nie viel Praxis an der Tagesordnung. Natürlich hat man mal den ein oder anderen Versuch in Physik oder Chemie aufgebaut oder im Informatikunterricht das ein oder andere Programm ausprobiert etc.pp. Aber das war es dann auch schon mit der Praxis. Abgesehen jetzt mal von den klassischen "Praxisfächern" wie Sport, Hauswirtschaft, Kunst und Handwerk.

Irgendwo ist das natürlich auch nachvollziehbar, weil man natürlich auch erstmal in der Theorie Ahnung haben sollte von dem was man später eigentlich in die Praxis umsetzt. Allerdings stimme ich dir auch zu, dass praxisorientierter Unterricht den Stoff auch interessanter gestalten würde, und meiner Meinung nach auch viel mehr hängen bleiben würde.

Gut, aber was willst du machen? Auf der einen Seite eigenen sich manche Sachen nicht, um sie in der Schule in die Praxis umzusetzen und der zweite Punkt ist natürlich auch der, dass das Geld dafür fehlt. Der dritte Punkt ist auch die Zeit. Nicht jeder Versuch lässt sich mal eben auf die Schnelle auf und wieder abbauen. Und dann soll er ja noch erklärt werden, funktionieren und und und. Ist also kein einfaches Thema.

Gerade Physik und Chemie sind eben solche Themen. Da lassen sich halt eben nur die kleinen, einfachen und demnach auch nicht sooo interessanten Experimente in der Schule anschaulich darstellen. Für die wirklich tollen Sachen fehlt in erster Linie die Zeit und das Geld. Und Experimente die in Explosionen enden, bzw. in denen viel Energie freigesetzt werden, eignen sich wohl auch nicht so richtig. Allein schon aus versicherungstechnischen Gründen und der Gefährlichkeit solcher Experimente.

» AJK » Beiträge: 318 » Talkpoints: 23,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ja, es stimmt, dass man heute in der Schule leider nurnoch sehr wenig praktischen Unterricht macht. Das du dich langweilst geht nicht nur dir und mir so, auch Lehrer an meiner Schule beklagten sich schon oft darüber, dass heute einfach nicht mehr die Möglichkeiten bestehen einen praxisbezogenen Unterricht zu gestalten.

Zum einen führte der Lehrer, den wir fragten, warum wir nur so wenig praktischen Unterricht machen, an, dass der Schule einfach die finanziellen Mittel fehlen. Chemikalien oder physikalische Messgeräte seien einfach oft sehr teuer und müssten, damit es sich Lohne in großen Mengen gekauft werden. Hier reiche das Geld vieler Schulen oft einfach nicht aus, da auch der Verbrauch von Materialien bei mehreren hundert Schülern dementsprechend hoch ist.

Ein anderer Grund, gerade im Chemieunterricht sei es, dass viele Versuche (vom Schulministerium?) einfach als zu "gefährlich" eingestuft wurden. Hier erzählte mir ein Lehrer immer von Schülerversuchen vor 20 Jahren; Versuche, bei denen er mehrere Schüler gleichzeitig einen kleinen Stromschlag verpasste und ähnliche Anekdoten. Solche "Versuche" kann man natürlich heute nicht mehr machen, da hat man als Lehrer sehr schnell Probleme mit Eltern und der Schulleitung.

Benutzeravatar

» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


In der Schule und in den Studiengängen wird immer mehr verlangt und das ohne zusätzliche Zeit. Eine Folge dessen ist die signifikante Ausprägung von Mangelerscheinungen, die im Volksmunde Lernbulimie genannt werden. Diese Mangelerscheinung entsteht durch den Zustand, dass der Stoff bewältigt werden muss und für das Vertiefen, bei dem normalerweise das Lernen eigentlich erst beginnt, kein Platzt mehr bleibt.

So sind manche Fächer in der Schule sehr beschnitten, wohingegen andere nicht beschnitten werden können, obwohl es Sinn machen würde.Chemie ist hier ein gutes Beispiel. In der Chemie gibt es viele Grundsätzliche Prinzipien, mit denen der Rest in Gänze zu erklären ist. Allerdings wird für so etwas Elementares, keine zusätzliche Zeit eingeplant die an anderer Stelle, durch schnelleres Verstehen, gespart werden könnte. Fazit: Die Problematik ist förmlich überall - man weiß nicht wo anzufangen ist.

» Fenni » Beiträge: 175 » Talkpoints: 1,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin jetzt in der 10. Klasse Gymnasium auf dem Sprachzweig und hab das 2. Jahr Chemie. ich würde sage, dass es vom Lehrer ahängt, ob dieser Versuche zeigen möchte oder nicht. Aber selbst Versuche durchführen durfen wir leider nie :(

Benutzeravatar

» Katha11 » Beiträge: 43 » Talkpoints: 13,54 »


Ja, in der Schule wird oftmals echt nur noch Theorie gelernt, es ist nun mal so das es nur noch darum geht wieviel Leistung der junge Mensch erbringt, diese Leistungsfähigkeit wird dann auch noch benotet. Eigentlich totaler Mist.

Ich bin der Meinung man lernt ohne Notendruck besser, denn man wird ja durch die Noten sofort in eine Klassengesellschaft eingeordnet, und trotzdem sagen die Noten nichts darüber aus wie viel jetzt der Schüler genau weis und wie er arbeitet. Manche Schüler sind in der Theorie schlecht, aber dafür Praxismenschen.

Es ist immer Lehrerabhängig und wenn ich mir die Lehramtsstudenten bei uns auf der Uni anschau wirds mir auch nur noch übel, viele studieren inzwischen Lehramt weil sie nicht wussten was sie studieren wollen und denken Lehrer werden noch gut bezahlt und haben viele Ferien, wer so denkt wird kein guter Lehrer

» RFeuRO » Beiträge: 39 » Talkpoints: 15,14 »


Das hat auch mich an der Chemie immer gestört. Inzwischen hatte ich Gott sei Dank die Möglichkeit, das Fach abzuwählen, weil ich damit einfach nicht klarkam. Ich bin da aber auch erst schlechter geworden, als ich in die Mittelstufe gekommen bin und sich die Experimente auf ein absolutes Minimum beschränkt haben.

Das Problem bei Theorie ist, dass man oft keinen Bezug zu alltäglichen chemischen Reaktionen hat, weil man immer nur Formeln vorgesetzt bekommt. Dadurch wird es schwerer, solche Vorgänge zu verstehen. In den Biologiekursen ist das besser, weil wir viel mikroskopieren und die einzelnen Geschehnisse selber beobachten können, z.B. die Plasmolyse an einer Zwiebelzelle. Dadurch sind die Schüler auch viel stärker am Unterricht interessiert.

» <green day> » Beiträge: 403 » Talkpoints: 40,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^