Wieso haben Kinder von Migranten zum Teil starken Akzent?
Ich bin selbst die Tochter einer Migrantin aus dem ostasiatischen Raum. Meine Mutter wanderte Ende der 70er Jahre nach Deutschland ein. Ich bin in den 80er Jahren hier in Deutschland, genau genommen in Berlin, geboren worden.
Ich bin in Berlin aufgewachsen und zur Schule gegangen. Natürlich bin ich sowohl auf der Schule als auch im sonstigen Alltag sehr oft Ausländern begegnet. Auch unter den Kindern in meinem Alter, mit denen ich befreundet war, waren sowohl Deutsche, als auch als Kind nach Deutschland eingewanderte Ausländer, oder aber auch Kinder mit deutscher Staatsbürgerschaft, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, aber bei denen ein Elternteil oder auch beide als Migranten aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind. Länder waren alle dabei, ich hatte viele Türken in der Klasse, einige Polen, Russen und Jugoslawen, aber auch vereinzelt Italiener, Griechen und Niederländer.
Heute bin ich 23 Jahre alt. Mir fällt auf der Straße häufig auf, dass Menschen, die äußerlich als Ausländer durchgehen könnten (sicher sagen kann ich es natürlich nicht, denn ich frage ja nicht einfach wildfremde Leute nach dem Ausweis), beim Sprechen der deutschen Sprache einen sehr starken Akzent haben. Da sind Leute dabei, die sind in meinem Alter, oder aber auch jüngere. Ich habe auch schon in Unterhaltungen gehört, dass solche Personen sagten, sie seien hier geboren und aufgewachsen. Was mich wundert: Wieso haben sie dann so einen starken Akzent, dass man sie manchmal kaum verstehen kann?
Wie gesagt, ich kann das nur mit mir selbst vergleichen: Ich bin auch hier geboren, habe eine ausländische Mutter, mit der ich praktisch nie auf Deutsch spreche (obwohl wir beide Deutsch sprechen können), abgesehen von Situationen, wo andere Deutsche dabei sind, weil wir meinen, dass es sich da aus Höflichkeit einfach gehört, Deutsch zu sprechen, damit es nicht ausgrenzend wirkt oder man auf die Idee kommen könnte, wir würden über die anwesenden Deutschen lästern. Aber sonst reden wir eigentlich nie auf Deutsch miteinander. Und ich habe viele Kontakte zu anderen Asiaten, und mit denen wird, sofern wir dieselben Sprachen sprechen, auch kein Deutsch geredet. Deutsch spreche ich mit meinem Vater, mit nicht-asiatischen Freunden, und im Alltag, wenn ich beispielsweise mit Verkäufern oder aber auch auf der Straße mit Unbekannten rede. Und natürlich wurde an der Schule Deutsch gesprochen, und heute im Studium ebenfalls.
Also, ich rede durchaus Deutsch im Alltag, aber es kommt auch sehr oft vor, dass ich eben nicht die deutsche Sprache verwende. Ich denke, da unterscheide ich mich nicht von anderen Kindern von Migranten. Die haben ja auch in der Schule Kontakt zu Deutschen, begegnen in Läden Deutschen, und haben sowohl deutsche als auch ausländische Freunde. Nur, wieso spreche ich völlig akzentfrei, aber viele dieser anderen Kinder von Migranten nicht? Eigentlich müsste ja dieselbe Basis bestehen: In Deutschland geboren, zumindest ein Elternteil Ausländer, in der Schule wird deutsch gesprochen, im Alltag aber auch in der Sprache des ausländischen Elternteils. Nur, wieso schaffen es einige einfach nicht, akzentfrei Deutsch zu sprechen, während das für andere Migrantenkinder keinerlei Problem darstellt?
Ist das einfach individuelles sprachliches Talent, oder doch eine Frage der Sozialisierung? Vielleicht hängt es auch davon ab, wie sehr ausländische Muttersprache und die deutsche Sprache sich voneinander unterscheiden? Oder fällt es bei einigen ausländischen Sprachen einfach kaum auf, falls ein Akzent vorhanden ist? Wobei viele asiatische Sprachen ja doch sehr anders sind, als die deutsche, und ich glaube, dass es da sicher einen hörbaren Akzent geben müsste, falls man eben einen Akzent hat. Ich habe definitiv keinen, und "sogar" einen sehr leichten Berliner Dialekt. Aber nichts, was irgendwie nach einem ausländischen Akzent klingen würde.
Ganz ehrlich verstehe ich als Migranten-Kind auch gar nicht, wie man überhaupt einen starken ausländischen Akzent haben kann, wenn man doch in Deutschland geboren wurde und hier aufgewachsen ist. Man kommt ja zwangsläufig mit der deutschen Sprache in Kontakt und benutzt sie. Nach vielen Jahren müsste jemand, der von Anbeginn an Deutsch gelernt hat, weil er hier aufwuchs, doch akzentfrei sprechen können, oder nicht? Egal, wie oft man mit Bekannten auch in seiner nicht-deutschen Muttersprache spricht.
Wie gesagt, es verwundert mich einfach. Ich habe auch nichts gegen einen Akzent an sich, wobei ein extrem starker Akzent, wie ich ihn hier manchmal bei meinen Mitmenschen erlebe, doch manchmal etwas hinderlich ist, wenn man sich nämlich so nicht verständigen kann, weil man kaum etwas versteht. Aber hauptsächlich bin ich einfach verwundert: Wieso sprechen Kinder von Migranten zum Teil extrem mit Akzent, wo sie doch das Heimatland ihrer Eltern oft nur noch aus den Reisen in den Sommerferien kennen? Und so tun, als wäre es anders unmöglich, kann man ja auch nicht. Ich selbst spreche ja auch akzentfrei und kenne andere Migranten-Kinder, die ebenfalls akzentfrei sprechen.
Meine Eltern sind auch Migranten und ich bin auch nicht mit der Deutschen Sprache aufgewachsen, sondern habe zuerst die Muttersprache meiner Eltern gelernt. Als ich dann mit vier Jahren nach Deutschland gekommen bin, konnte ich kein Wort Deutsch und habe das erst im Kindergarten gelernt. Als ich dann aber schon in der ersten Klasse war, habe ich das Deutsch perfekt beherrscht und habe keinen Akzent. Meine Eltern haben Deutsch in der Schule gehabt und als sie dann nach Deutschland ausgewandert sind, haben sie hier Sprachkurse belegt, um auch den nötigen Wortschatz für ihre entsprechenden Berufe zu erlernen. Zu Hause haben sie dann mit mir bevorzugt Deutsch gesprochen, damit ich es auch schneller lernte.
Trotzdem kenne ich auch sehr viele Migranten Kinder, die sehr starke Akzente haben, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sind, also eigentlich perfekt Deutsch sprechen können müssten. Und ich denke, dass auch durchaus daran liegen kann, dass diese Kinder zu Hause immer nur in der Fremdsprache reden und das einzige Deutsch was sie lernen, ist dann das in der Schule oder im Kindergarten. Die Eltern solcher Kinder können meistens nur sehr schlechtes oder sogar gar kein Deutsch und da wundert es einen doch auch nicht, dass die Kinder so langsam lernen und sich dazu gar nicht motivieren können. Bei mir zu Hause war es früher so, dass meine Eltern sehr viel Deutsch geredet haben, auch wenn die beiden einen Akzent hatten, aber dadurch habe ich es recht schnell gelernt.
Ich möchte jetzt nicht rassistisch werden und habe auch im Grunde keine Vorurteile, aber ich muss einfach sagen, dass ich dieses Phänomen fast ausschließlich nur bei türkischen Kindern beobachtet habe. Ich kenne einige arabische, indische und viele polnische und russische Migranten, aber in diesen Bereichen sprechen eigentlich alle gutes Deutsch, ob sie schon hier aufgewachsen sind oder nicht. Bei türkischen Kindern hingegen ist mir schon öfters aufgefallen, dass sie kaum Deutsch sprechen können und wenn dann nur mit starkem Akzent.
Aufgefallen ist mit das zunächst in der Kindergruppe, die ich im Jugendzentrum betreue. Kinder aus russischen oder polnischen Familien hatten fast gar keinen Akzent, türkische Kinder hingegen haben sogar oft auf Türkisch untereinander geredet und einige haben auch versucht sich mit den anderen Kindern auf türkisch zu unterhalten. Anfang diesen Schuljahres, ist bei uns eine Art Projekt gestartet. Es geht darum, Kinder aus ausländischen Familien das erlernen der Deutschen Sprache zu erleichtern. Dazu wurden einige Schüler der gymnasialen Oberstufe zusammengerufen, zu denen auch ich gehöre, und treffen sich nun nach belieben ein bis dreimal die Woche mit einem bestimmten Kind aus der Grundschule, dass ihnen zugeordnet wurde. Dann wird dem Kind bei den Hausaufgaben geholfen und es wird Deutsch geredet und auch versucht dem Kind bei der Aussprache zu helfen.
Ich arbeite nun seit fünf Wochen mit meiner Schülerin zusammen und ich muss sagen, dass sie auch schon langsam besser zu werden scheint. Worauf ich aber hinaus will: Alle Kinder, die uns zugeteilt wurden, stammen aus türkischen Familien. Wir haben keine anderen Kinder, wirklich nur Türken. Und da sollte man doch vielleicht wirklich langsam ein bisschen ins Grübeln kommen, wieso es ausgerechnet türkischen Migranten so schwer zu fallen scheint, Deutsch zu lernen.
Wenn Kinder von Migranten deutsch mit starkem Akzent sprechen, ist es in den meisten Fällen familienbedingt. Handelt es sich um Kinder gemischter Eltern aus Mitteleuropa, werden die Kinder eher akzentfrei sprechen als Kinder von Eltern aus osteuropäischen Ländern, oder dem vorderen asiatischen Raum.
Der Hauptgrund, nicht fließend deutsch akzentfrei zu sprechen dürfte darin zu finden sein, dass diese Migranten aus abgelegenen ländlichen Gegenden ihres Ursprungslandes kommen. Einige dieser Kinder einschließlich Eltern können oft nicht einmal ihre Muttersprache richtig. Den Kindern wird in der Schule versucht, die deutsche Sprache beizubringen. Wenn sie dann nach Hause kommen, wo die wenigsten Eltern deutsch sprechen (leider), sind sie gezwungen türkisch, polnisch oder russisch zu sprechen. Diese Sprachen haben für meine Ohren einen harten Klang, so wird dann mit diesem Akzent das Deutsche ausgesprochen.
Ein Beispiel für gut gelungene Integration sind die Iraner. Sie sprechen fließend deutsch ohne Akzent. Allerdings sind sie aus guten Familien mit Kultur. Viele Probleme gibt es auch, weil Migranten aus einem anderen Kulturkreis kommen (Muslime). Bei den türkischen Migranten kommen auch viele Probleme aus der Relegion und es ist ein Generationsproblem.
Aufgeschlossene Eltern sorgen für eine gute Schulbildung und achten darauf, dass die Kinder fließend deutsch ohne Akzent sprechen, und dass sie gut ausgebildet sind. Leider gehen diese jungen Menschen dann oft in das Ursprungsland zurück.
Ich bin in Ungarn geboren, bin mit 5 Jahren nach Österreich gezogen. Also bin ich schon knapp 30 Jahre in Österreich zuhause. Dennoch merke ich es selber dass ich einen Akzent habe. Obwohl ich hier aufgewachsen bin, hier in die Schule gegangen bin. Zuhause habe ich mit meiner Mutter und Schwester immer nur Deutsch gesprochen, trotzdem hört man es, dass ich keine Waschechte Österreicherin bin.
Nun ist es so, dass ich fast nie Ungarisch spreche, es fast verlernt habe. Trotzdem hören die Leute gleich heraus, dass ich aus Ungarn komme. Weiß daher nicht womit es zusammenhängt. Das einzige was ich mir denken kann ist, dass mein Mann aus Serbien ist, und ich täglich mit ihm in seiner Sprache kommuniziere.
Für den starken Akzent mancher Migranten-Kinder gibt es sicher eine ganze Reihe von Gründen. Einer davon ist sicher die Sozialisierung. Gerade in Familien, in denen vielleicht bis zum Schuleintritt kein Kontakt außerhalb der eigenen ethnischen Gruppe vorhanden ist, spielt es doch eigentlich keine Rolle, ob die Kinder in Deutschland aufwachsen oder aber nicht. Diese Prägung ist sicher nicht so leicht zu umgehen, wenn man als Kind damit aufwächst.
Sprachliches Talent ist sicher auch nicht ganz unwichtig, obwohl ich das eher als weniger wichtig einstufen würde. Dieses Talent kommt sicher erst dann zur Geltung, wenn die Sprachen relativ gegensätzlich sind.
Sprachliches Talent würde ich mal völlig außen vor lassen - das hätte dann jeder, der halt von Kindesbeinen an mit einer zweiten Sprache aufgewachsen ist. Und wenn ich so an viele bilinguale Familien und deren Kinder an meiner alten Schule zurückdenke konnten die zwar 2 Sprachen (auch akzentfreies Deutsch) sprechen, aber sprachliches Talent hatten sie trotzdem nicht (siehe Schulnoten ).
JotJot hat geschrieben:Gerade in Familien, in denen vielleicht bis zum Schuleintritt kein Kontakt außerhalb der eigenen ethnischen Gruppe vorhanden ist, spielt es doch eigentlich keine Rolle, ob die Kinder in Deutschland aufwachsen oder aber nicht.
Ich würde es nicht einmal auf das aufwachsen schieben, sondern generell auf den Umgang bis ins Jugendalter hinein - auch nach den ersten paar Jahren. Wenn man hier weiterhin nur mit "seinesgleichen" verkehrt, und weniger mit "richtigen Deutschen", lernt man es auch nie bzw. gewöhnt sich eben die Sprechweise und sogar den Akzent der anderen an, wenn diese einen haben.
Man kann das ganze ja mittlerweile auch umgekehrt beobachten: Kinder aus "deutschen Familien", die eben in Vierteln mit einem hohen Ausländeranteil wohnen, gewöhnen sich einen Akzent (!), egal ob türkisch oder Ostvölker und Co., an.
Cid hat geschrieben:Ein Beispiel für gut gelungene Integration sind die Iraner. Sie sprechen fließend deutsch ohne Akzent.
Ich mag ja so pauschale Aussagen - komisch, dass der eine Iraner und die 2 Iranerinnen die ich kenne so richtig schön mit starkem Akzent reden, obwohl sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. An fehlender Kultur kann´s auch kaum liegen, denn arm oder ungebildet sind deren Eltern auch nicht (sprechen aber auch kein akzentfreies Deutsch, sondern das typische "Arabergenuschel" mit harter Aussprache). Heißt: Die Iraner sind genauso mies oder gut wie der Rest.
Gleiches gilt für andere: Ich kenne auch einige mit asiatischem oder slawischem Einschlag - von akzentfreiem Deutsch bis stark hörbar bis schwer verständlich ist da auch alles dabei. Und auch hier würde ich es mal wieder auf die Sozialisation schieben, denn gerade diejenigen, die Deutsch nicht sauber sprechen können, waren fast bis in die Pubertät hinein kaum aus ihrer Gruppe hinaus gewachsen.
Mal abgesehen davon ist das ja kein reines Problem was nur Ausländer betrifft - wenn man mal jemand vom Land trifft, der eine Stadt bisher nur aus der Ferne gesehen hat, kann der auch kaum ein sauberes Deutsch sprechen (dann ist es halt Dialekt statt Akzent), eben weil er auch nur mit seiner komische Abwandlung des Deutschen konfrontiert war.
Liebe Wawa666 ich hoffe ich darf dir dazu ein paar Fragen stellen, die nicht feindlich oder angreifend gemeint sind, auch wenn sie vielleicht erst mal so rüber kommen. Es ist interessiert mich einfach bei dem Thema.
Ich persönlich kenne wenige Ausländer, gebe ich zu. Also, zumindest direkt. Aber was mir so auffallen würde, dass es Akzente an sich eher nur bei Ausländer aus Europa gibt. Also, ich kenne typisch französische Akzente, wenn auch nur aus dem Fernsehen. Italiener haben oft einen Akzent. Spanier auch. Türken ganz klar, wurde ja auch schon genannt. Und dann noch aus einem Teil arabischer Länder. Aus dem Bereich Asien, speziell nun China, Korea und so- da ist mir bewusst an sich noch nie wirklich ein starker Akzent aufgefallen. Deshalb meine ganz dumme Frage, für die ich auch keine anderen Worte finde, entwickeln gerade Chinesen, Japaner oder Koreaner ( sind die Länder die mir nun spontan einfallen) überhaupt einen Akzent? Oder fällt mir das nur nicht bewusst auf? Ich habe zumindest mal eine koreanische Bekannte gehabt, die fließend Deutsch sprach. Wenn man sie nicht gesehen hätte, würde man sie für eine Deutsche halten. Oder kann es auch sein, dass man bei manchen Menschen, da auch die visuelle Betrachtung mit einbezieht? Das einem halt erst bewusst wird, dass der Gesprächspartner einen Akzent hat, weil man ihn halt rein äußerlich als Ausländer wahrnimmt?
@ Crispin
Der höchste Ausländeranteil dürfte von Türken belegt sein. Das ist schon mal ein Grund, warum mehr türkische Kinder da sind. Ohne das nun negativ zu darstellen zu wollen. Und kann es sein, dass sich in eurer Gegend vielleicht generell mehr für die Integration türkischer Kinder eingesetzt wird? Und ist das genannte Programm eventuell auch hauptsächlich auf türkische Kinder ausgelegt? Kannst du dich da bitte mal kundig machen? Nicht, weil ich dir das nicht glaube, sondern aus Interesse meinerseits. Oder kann es generell sein, dass sich speziell die türkischen Familien mit den Kursen um mehr Integration bemühen wollen? Wobei ich auch denke, dass die Mundpropaganda halt auch generell anders läuft. Also, wenn mehr türkische Kinder in so Programmen sind, wird das auch mehr unter türkischen Familien besprochen und zieht neue Teilnehmer nach sich. Allerdings dann halt auch eher aus dem Kreis türkischer Familien.
Und Frage am Rande: Was ist an einem Akzent so schlimm? Ich finde das zum Teil noch nicht mal negativ. Nehmen wir den französischen Akzent. Der scheint ja in der Frauenwelt durchaus beliebt zu sein.
Und ich denke, es kommt auch darauf an, in welchem Umfeld man sonst noch aufwächst. In meiner Klasse waren zwei Mädchen aus dem ehemaligem Jugoslawien. Beide sprechen an sich fließend Deutsch. Und man merkt kaum, dass sie halt eigentlich nicht in Deutschland geboren sind. Beide Mädchen hatten aber außerhalb der Schule eher Kontakt zu anderen Kindern aus Jugoslawien und unterhielten sich dann auch in ihrer Muttersprache. Bei beiden fällt mir auch heute ( wie sind mittlerweile alle weit über 30 Jahre alt), dass sie immer noch bestimmte Sachen verwechseln. Für mich ist das halt generell typisch für das eine Mädchen oder das andere Mädchen. Es sind also nicht die selben Fehler. Ich könnte nun auch kein Beispiel nennen, weil es für mich halt normal ist. Ich kenne sie nur so. Was mir aber halt auch bei jedem Zusammentreffen bewusst macht, dass sie halt keine Deutschen sind.
Subbotnik hat geschrieben:Sprachliches Talent würde ich mal völlig außen vor lassen - das hätte dann jeder, der halt von Kindesbeinen an mit einer zweiten Sprache aufgewachsen ist. Und wenn ich so an viele bilinguale Familien und deren Kinder an meiner alten Schule zurückdenke konnten die zwar 2 Sprachen (auch akzentfreies Deutsch) sprechen, aber sprachliches Talent hatten sie trotzdem nicht (siehe Schulnoten ).
Ich würde die Sache anders betrachten: Nicht jeder, der bilingual aufgewachsen ist, ist sprachbegabt. Das hat hier aber auch niemand behauptet. Vielmehr wollte Wawa (vermutlich) andeuten, dass sprachliches Talent förderlich beim akzentfreien Erlernen der Zweitsprache sein kann. Also gibt es sowohl Kinder, die trotz mangelndem Sprachtalent ihre beiden Sprachen fließend und akzentfrei beherrschen, als auch solche, die dies nur dank ihrer sprachlichen Begabung lernen. Und ich denke, dass diese sprachliche Begabung vor allem dann ausschlaggebend ist, wenn die Eltern nur schlecht Deutsch sprechen und das Kind die Sprache im Kindergarten oder in der Schule lernt. Andernfalls, wenn die beiden Elternteile das Kind zweisprachig erziehen, lernt es beide Sprachen ja als Muttersprachen und dafür braucht es kein besonderes Talent.
Mein türkischer Nachhilfeschüler, der in Deutschland aufgewachsen ist, spricht kein akzentfreies Deutsch. Das liegt sicher daran, dass er es ziemlich "unkontrolliert" im Kindergarten gelernt hat und dass es zu diesem Zeitpunkt für das vollstädige Sprachenlernen anscheinend schon zu spät war. Außerdem hat der Junge allgemein Schwierigkeiten mit Sprachen, was man jetzt in Englisch merkt, während er zum Beispiel in Mathe gute Noten schreibt.
Ich denke, dass es viele Faktoren gibt, die den Akzent beeinflussen: die Sprache, die zu Hause gesprochen wird; wann das Kind Deutsch lernt und von wem - von den Eltern oder im Kindergarten -; sicherlich auch der Bildungsstand der Eltern (beim Fernsehen lernt man sicher weniger, als wenn einem vorgelesen wird) und auch die Intelligenz und das Sprachtalent des Kindes selbst.
microonde hat geschrieben:Das liegt sicher daran, dass er es ziemlich "unkontrolliert" im Kindergarten gelernt hat und dass es zu diesem Zeitpunkt für das vollstädige Sprachenlernen anscheinend schon zu spät war.
Aber auch den deutschen Kindern wird die deutsche Sprache doch nicht gezielt vermittelt, sondern sie erlernen sie ebenso unkontrolliert unter anderem im Kindergarten. Gut, Kinder deutscher Eltern haben den Vorteil, dass daheim ausschließlich deutsch gesprochen wird. Aber gerade jüngere Kinder brauchen zum erlernen einer weiteren Sprache keine Anleitung, da bin ich mir sehr sicher, da mein Jüngster auch öfter mal in einen internationalen Kindergarten ging und dort einige Brocken Englisch und Französisch auch ohne Anleitung sehr gut erlernte.
Wenn beide Elternteile Migranten sind, die erweiterte Familie in der Nachbarschaft lebt, man in einem Viertel lebt, wo viele Menschen ebenfalls aus dem Herkunftsland der Eltern stammen und zu Hause, dank fetter Satellitenschüssel auf dem Dach, den ganzen Tag die Sender aus der alten Heimat laufen, kommt man doch die ersten sechs Jahre seines Lebens schon mal völlig ohne deutsche Sprache aus. In der Schule wird man sich dann wahrscheinlich auch lieber mit Kindern mit ähnlichem Background zusammen tun und sich von den deutschen Mitschülern eher fern halten, wenn man nicht eh von diesen gemieden wird, und so weiter.
Das Thema mangelnde Integration ist ja im Moment gerade mal wieder ziemlich populär und ich möchte eigentlich auch nicht in die selbe Kerbe schlagen, weil das immer schnell in die populistische Ecke abrutscht, aber im Endeffekt läuft es wahrscheinlich wirklich darauf hinaus.
LittleSister hat geschrieben:entwickeln gerade Chinesen, Japaner oder Koreaner ( sind die Länder die mir nun spontan einfallen) überhaupt einen Akzent?
Fast jeder Mensch hat irgendwann einmal einen Akzent, wenn er eine Fremdsprache lernt, egal was seine Muttersprache ist. Sprechen ist ja im Prinzip nichts anderes als Gymnastik mit der Zunge und wenn eine neue Sprache Laute enthält, die man so nicht kennt, muss man diesen unbekannten Bewegungsablauf erst einüben und das dauert eben seine Zeit.
Eine Sprache, die der Muttersprache recht ähnlich ist, macht es einem da sicher leichter, aber davon kann bei den asiatischen Sprechen im Vergleich zum Deutschen ja nun wirklich nicht die Rede sein. Und vielleicht erinnerst du dich auch an diverse Witze, in denen ein chinesischer Akzent nachgeahmt wird - dabei werden alle Rs durch Ls ersetzt. In Witzen wird natürlich Maßlos übertrieben, aber in Ansätzen habe ich so eine Aussprache auch schon bei Chinesen gehört.
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