Wieso haben Kinder von Migranten zum Teil starken Akzent?

vom 17.10.2010, 11:40 Uhr

@ Little Sister
Ich wohne in einem eher kleineren Ort und dort gibt es in Vergleich zu anderen Städten wenige Türken. Das Projekt an sich ist auch nicht nur auf türkische Kinder allein ausgerichtet, sondern es wird ausdrücklich betont, dass es sich generell um ausländische Kinder handelt. Das sieht man unter anderem auch einfach daran, dass es ähnliche Programm des selben Vereins in anderen Bereichen gibt.

Es werden beispielsweise auch schon Kindergartenkinder mit einbezogen und ein anderer Zweig ist auf Erwachsene ausgerichtet, die sich vielleicht keinen Kurs leisten können. Und da dasselbe Programm auch in unserer Nachbarstadt aktiv ist, weiß ich, dass es in allen Bereichen auch andere Ausländer gibt, nicht nur Türken. Das Projekt für Erwachsene und Kindergartenkinder ist aber nun mal speziell für frische Migranten ausgelegt, weshalb der Anteil an Türken in diesen Bereichen nichts aussagt. Die Grundschüler hingegen, sind nicht neu, sie sind hier aufgewachsen.

An der Propaganda kann es übrigens auch nicht liegen, da es sich hier nicht um irgendeinen Kurs oder so handelt. in dem man sich einschreibt. Das Ganze geht von den Grundschullehrern direkt aus, die die entsprechenden Kindern auflisten, den Familien Bescheid geben und die Kinder dann in diese ''Deutschstunden'' schicken. Selbst anmelden kann sich da keiner, wenn die Grundschullehrer das nicht befürworten und bezahlen müssen die Familien auch nicht, dass macht die Stadt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Cid, ich würde nicht davon reden, dass es zwangsläufig davon abhinge, ob die Herkunftsfamilie im Ursprungsland arm oder reich war, und welche Religion voherrschte. Dir wird aufgefallen sein, als Beispiel, dass in Asien die wenigsten Menschen Christen sind, und dass es dort auch verdammt arme Gegenden gibt. Demnach dürfte es beispielsweise auch keine asiatischen Migrantenkinder geben, die akzentfrei Deutsch sprechen. Aber das stimmt nun einmal nicht. Asiaten nur mal als Beispiel genannt, für muslimische Türken und hinduistische Inder gilt dasselbe. Aber verallgemeinern kann man außerdem sowieso nicht. Und da du meinst, der Islam könne problematisch sein: Beißt sich das nicht mit deiner Behauptung, Iraner sprachen besonders akzentfrei? Die sind doch auch zum Großteil Muslime. Deiner Logik nach wäre das also gar nicht möglich.

LittleSister, es gibt definitiv auch Asiaten mit Akzent. Dieses Standard-Klischee, dass einige Asiaten kein "R" sprechen können, fußt zumindest ansatzweise auf einer wahren Tatsache. Ich kenne eine Chinesin (nicht in Deutschland geboren, sondern als Erwachsene hierher migriert), die kann wirklich kein "R" sprechen. Es hängt einfach damit zusammen, dass es den Laut "R" in ihrer Ursprungssprache so nicht gibt. Das würde ich auch als Akzent bezeichnen, wenn man hört, dass ein Asiate kein korrektes "R" aussprechen kann.

Zu deinem Einwand, dass einem erst am Akzent auffallen könnte, dass man einen Ausländer vor sich hat: Ich würde das nicht so sehen. Es gibt Merkmale körperlicher Natur, die schon deutlich machen, dass jemand zumindest ausländische Vorfahren hatte. Man nehme einfach mal das Beispiel der Augen mit doppelter Lidfalte (im Gegensatz zur europäischen einfachen Lidfalte) bei den Süd- und Ostasiaten. Wenn man jemanden mit doppelter Lidfalte sieht, ist schon sehr sicher, dass er asiatische Vorfahren hat (eventuell auch noch Inuit, die ebenfalls doppelte Lidfalten haben, aber das wären ja auch Ausländer). Da spielt es keine Rolle, ob ein Akzent vorhanden ist, oder nicht, den Leuten, mich einbezogen, sieht man eine ausländische Abstammung an.

Ich habe, wie schon geschrieben, übrigens auch gar nichts gegen Akzente. Schwierig wird es nur, wenn jemand so einen starken Akzent hat, dass man ihn kaum versteht. Das habe ich bei Jugendlichen hier schon mehrfach erlebt, und das ist einfach ärgerlich. Übrigens, ich bin selbst gerade einmal 23 Jahre alt, und normalerweise komme ich mit Jugendsprache zurecht. Aber manche extrem starken Akzente verstehe ich nicht mehr. Gilt aber nicht nur für einen arabischen Akzent, sondern genauso für jemanden, der starken schwäbischen Dialekt spricht. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Zu deinem Einwand, dass einem erst am Akzent auffallen könnte, dass man einen Ausländer vor sich hat: Ich würde das nicht so sehen. Es gibt Merkmale körperlicher Natur, die schon deutlich machen, dass jemand zumindest ausländische Vorfahren hatte. Man nehme einfach mal das Beispiel der Augen mit doppelter Lidfalte (im Gegensatz zur europäischen einfachen Lidfalte) bei den Süd- und Ostasiaten. Wenn man jemanden mit doppelter Lidfalte sieht, ist schon sehr sicher, dass er asiatische Vorfahren hat (eventuell auch noch Inuit, die ebenfalls doppelte Lidfalten haben, aber das wären ja auch Ausländer). Da spielt es keine Rolle, ob ein Akzent vorhanden ist, oder nicht, den Leuten, mich einbezogen, sieht man eine ausländische Abstammung an.

Ich meinte das an sich anders. Wenn du mit jemand telefonierst, den du nicht kennst, wie viele Gedanken machst du dir um die Sprache oder die Nationalität, wenn du den Menschen am anderen Ende verstehst und ihm problemlos folgen kannst? Also selbst wenn er bestimmte typische leichte Sprachabweichungen hat, denkt man wahrscheinlich gar nicht darüber nach. Wenn dir aber der Mensch nun gegenüber stehen würde, hat man sofort irgendwie das Bild im Kopf und denkt, ach ja typisch für die Nationalität.

Oder anderes Beispiel. Du sagst, du sprichst ohne irgendeinen Akzent deutsch. Wenn man mit dir telefonieren würde, würde man wohl keine Frau erwarten, die asiatische Wurzeln hat. Wenn man dir aber gegenüber stehen würde, würden manche Menschen denken, Wow die kann aber gut deutsch.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



JotJot hat geschrieben:Aber auch den deutschen Kindern wird die deutsche Sprache doch nicht gezielt vermittelt, sondern sie erlernen sie ebenso unkontrolliert unter anderem im Kindergarten. Gut, Kinder deutscher Eltern haben den Vorteil, dass daheim ausschließlich deutsch gesprochen wird. Aber gerade jüngere Kinder brauchen zum erlernen einer weiteren Sprache keine Anleitung, da bin ich mir sehr sicher, da mein Jüngster auch öfter mal in einen internationalen Kindergarten ging und dort einige Brocken Englisch und Französisch auch ohne Anleitung sehr gut erlernte.


Schon, aber ich wollte damit eigentlich andeuten, dass sich bei ihm keiner besonders um das Deutschlernen gekümmert hat. Das wäre sinnvoll gewesen, da im Kindergartenalter die Phase, in der Kinder Sprachen mühelos erlernen, schon vorbei ist. Zumindest habe ich gelesen, dass diese sensible Phase spätestens mit 4 Jahren abgeschlossen ist. In dieser Zeit lernen Kinder ihre Muttersprache(n) ohne Probleme. Danach wird es immer schwieriger, eine neue Sprache zu lernen.

Deshalb denke ich, dass er wahrscheinlich besser (wenn auch nicht unbedingt perfekt) Deutsch gelernt hätte, wenn er es entweder von kleinauf gehört hätte oder aber sich jemand darum gekümmert hätte. Das meinte ich mit "kontrolliert lernen".

Ich bin aber durchaus davon überzeugt, dass man auch als älteres Kind eine Sprache noch akzentfrei lernen kann, dass es hierbei aber anscheinend auf die Sprachbegabung ankommt.

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» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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