Praktikum = Ausbeuterei
Hallo Zusammen!
Frau A hat eine abgeschlossene Berufsausbildung, einige Jahre Berufserfahrung und ist seit längerem auf Arbeitsuche. Sie hat sich bereits bei einigen Firmen vorgestellt und wartet noch auf Rückmeldungen. Eine der Firmen, Firma C, hat Frau A gebeten ein 14tägiges Praktikum (natürlich ohne Vergütung) im Unternehmen zu absolvieren bevor Firma C sich entscheidet ob Frau A eine geeignete Arbeitskraft wäre. Frau A hat das Praktikum begonnen weil sie sich eine Anstellung um Unternehmen C erhofft hat, fühlt sich angesichts der Tätigkeit die sie verrichtet allerdings verschaukelt.
Frau A wurde vom ersten Tag an als vollwertige Arbeitskraft eingesetzt und kaum mit den nötigen Hintergrundinformationen versorgt. Die Aufgaben Frau A’s bestehen hauptsächlich darin unliebsame Telefonate zu führen und sich durch undurchsichtige Listen zu Arbeiten mit denen sie auf Grund der fehlenden Infos kaum etwas anfangen kann. Erledigt Frau A die Arbeit nicht zur Zufriedenheit der Firma C hagelt es Kritik.
Frau A fühlt hat nun bedenken, denn zum einen fühlt sie sich ausgenutzt und fürchtet nach den 14 Tagen keine Anstellung zu bekommen weil sie auf Grund der fehlenden Einarbeitung viele Fehler macht. Zum anderen drängt sich Frau A die Frage auf ob eine Einstellung überhaupt vorgesehen ist, denn sie hat erfahren dass sie in den letzten Monaten nicht die einzige Praktikantin war. Wird Frau A wirklich ausgenutzt wie sie glaubt oder ist das gängige Praxis und Frau A sollte sich nicht so anstellen?
Das ist leider gängige Praxis und Frau A hat noch "Glück", dass ihr ein 14 tägiges Praktikum angeboten wurde. Ich kenne einige Leute, die nach einem Studium oder einer Berufsausbildung mit einem halbjährlichen Praktikum geködert wurde. Als das halbe Jahr dann um war, bot man einigen von den Leuten dann an, dass sie das Praktikum noch einmal ein halbes Jahr machen könnten, weil zur Zeit keine Anstellung möglich ist. Die Leute haben dann für sehr wenig Geld in Vollzeit gearbeitet und auch viel Botengänge und "Mädchen für alles Arbeiten" gemacht.
Die 14 Tage gehen schnell um und die sollte Frau A mal abwarten. In 14 Tagen kann man sich ja noch gar nicht so eingearbeitet haben und ich befürchte, dass Frau A dann das Praktikum verlängern kann. Aber das soll Frau A erst mal abwarten. Praktikanten sind billige Arbeitskräfte und manch ein Praktikant ist jahrelang erst mal nur Praktikant und wird dann vielleicht irgendwann übernommen.
Ich würde schon davon ausgehen, dass es sich hierbei nur um Ausbeuterei handelt. Leider ist es in vielen Betrieben mittlerweile so, dass Praktikumsplätze vergeben werden und die Betriebe sich so kostenlose Arbeitskräfte beschaffen. Wenn Frau A jetzt schon feststellt, dass sie in dem Betrieb ausschließlich die unliebsamen Aufgaben erhält und auch nicht richtig eingearbeitet wird, dann würde ich ihr raten dort keine Zeit mehr zu verschwenden. Ich würde in dieser Situation nicht davon ausgehen, dass Frau A mit einer Festanstellung rechnen kann. Selbst wenn sie diese bekommen würde ist immer noch fraglich, wie lange es dort erträglich wäre wenn schon bereits jetzt im Praktikum eine permanente Kritik geäußert wird.
Leider ist das heutzutage die gängige Praxis. Auch bei uns in der Firma werden regelmäßig Praktikanten gesucht, allerdings für 4-6 Monate ohne Vergütung. Zum Glück werden unsere Praktikanten gleich im Voraus informiert das es nach dem Praktikum definitiv keine Anstellung geben wird und es nur zum sammel von Berufserfahrung dient. Da unsere Firma einen guten Namen hat der sich im Lebenslauf sehr gut macht steigen trotzdem viele auf das Angebot ein.
Bei Frau A sieht es leider nur nach Ausbeuterei aus. Wenn die Firma wirklich Interesse hätte würde man sie gleich richtig einarbeiten, damit aus ihr schnell eine vollwertige Kraft werden kann. Wenn allerdings das Praktikum für Frau A schon so unbefriedigend ist sollte sie sich auch überlegen ob sie überhaupt in dieser Firma arbeiten möchte.
Wenn wirklich eine Anstellung geplant wäre, dann hätte man sich wahrscheinlich auf eine Probezeit geeinigt. In dieser Zeit hätte Frau A sich dann bewähren können um dann endgültig übernommen zu werden. Gerade wenn es tatsächlich so ist, dass schon mehrere Praktikanten vor ihr da waren, würde ich mir an ihrer Stelle auch er verschaukelt vor kommen.
Dass sie als Praktikant nicht in alle Einzelheiten der Firma eingeführt wird, ist wahrscheinlich normal. Ich denke es soll hauptsächlich ihre Belastbarkeit und das Miteinander mit den anderen Mitarbeitern ausgetestet werden. Frau A sollte also trotz der blöden Aufgaben immer alles bestmöglich und freundlich erledigen, aber ruhig auch weiterhin nach den Zusammenhängen fragen und somit Interesse am Firmengeschehen bekunden.
Die 14 Tage würde ich ebenfalls raten, einfach abzusitzen, da es ja doch ein recht übrschuabarer Zeitraum ist. Vielleicht stellt sich ja doch heraus, dass es der Betrieb ernst gemeint hat. Und schlimmstenfalls hat Frau A dann immerhin einen Punkt mehr im Lebenslauf. Absolvierte Praktikas sehen immer gut darin aus und mann muss ja dann beim Bewerbungsgespräh nicht unbedingt dazusagen, dass man das Praktikum nur wegen der Jobaussicht gemacht hat.
Allgemein finde ich es unmöglich, dass heutzutage die Arbeitsmarktsituation und die Verzweiflung der Arbeitssuchenden so ausgenutzt wird. Man hört es leider immer mehr, dass immer erst Praktikas absolviert werden müssen um überhaupt Berufsaussichten zu haben. Die Probezeit wird dann meist danach auch noch eingechoben und ich frage mich immer wieder, was der Blödsinn soll. Immerhin muss man ja auch von irgendwas leben und wenn ich dann höre, dass 4-6 monatige Praktikas unvergütet bleiben finde ich das einfach nur noch unverschämt und unmenschlich.
Ob Frau A ausgenutzt wird, kann man jetzt so aus der Ferne natürlich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass man davon ausgehen kann, das das wahrscheinlich nicht die Absicht der Firma ist. Ich kann es mir nicht vorstellen, denn wenn die Firma Frau A wirklich würde ausnutzen wollen (vorsätzlich meine ich) dann hätte die Firma das Praktikum sicher nicht nur für 14 Tage angesetzt. Es sieht für mich auf den ersten Blick eher so aus, als dass die Firma wissen möchte, ob Frau A zur Firma passt.
Auch wenn vor ihr andere Praktikanten dort tätig waren, muss das ja nicht bedeuten, dass die Firma sich einen Praktikanten nach dem anderen holt, die anderen haben vielleicht einfach nicht gepasst oder ihre Arbeit nicht gut gemacht (vielleicht auch aufgrund der von dir angesprochenen fehlenden Anleitung). Vielleicht sollte Frau A nochmal das Gespräch suchen und um ein wenig Einarbeitung oder Unterstützung bitten bzw. verdeutlichen, dass Frau A sich wirklich bemüht. 14 Tage sind wirklich nicht lang, die Firma hätte doch viel mehr Arbeit alle zwei Wochen neue Leute zu Vorstellungsgesprächen einzuladen, einen Vertrag aufzusetzen und die Leute dann wieder vor die Tür zu setzen. Da hätte die Firma doch mehr von, wenn sie das Praktikum für zwei oder drei Monate ansetzt. Von daher, denke ich nicht, dass es geplante Ausbeute ist und Frau A sollte einfach durchhalten. Man weiß es natürlich nicht genau, aber ich kann mir vorstellen, dass Frau A sich auch in ihrem Gefühl täuschen "könnte", was die Ausbeutung angeht. Vielleicht erfährt man ja hier nochmal, wie es Frau A ergangen ist?
Frau A hat weder einen Praktikumsvertrag noch irgendeine andere Art von Vereinbarung vorgelegt bekommen, von daher hält sich der Arbeitsaufwand der Firma einen Praktikanten einzustellen in Grenzen. Frau A hat nun erfahren, dass im Falle einer Einstellung nach Absolvieren des Praktikums noch eine Probezeit von 6 Monaten angesetzt wird. Außerdem hat sich herausgestellt, dass die Tätigkeiten, die Frau A im Falle einer Einstellung übernehmen soll, zu nahezu 90% von der ursprünglichen Stellenbeschreibung abweichen. Im Vorstellungsgespräch hat sie laut eigener Aussage schon verdeutlicht, dass sie nicht im Vertrieb arbeiten möchte weil sie keine Freude am Verkauf hat, zugesichert wurde ihr eine Tätigkeit als Sachbearbeiterin mit dem Schwerpunkt Auslandskorrespondenz. Die Realität sieht leider vollkommen anders aus und Frau A wird vermutlich an 9 von 10 Tagen Verkaufsgespräche führen.
Frau A ist über die Entwicklung alles andere als glücklich und musste nun auch schon erste Vorstellungsgespräche bei anderen vielversprechenden Firmen absagen um das Praktikum vollständig absolvieren zu können. Frau ist sich bereits darüber im Klaren, dass ihr diese Arbeit keine Freude macht und denkt nun darüber nach das Praktikum vorzeitig abzubrechen.
ichwars hat geschrieben: Frau A ist über die Entwicklung alles andere als glücklich und musste nun auch schon erste Vorstellungsgespräche bei anderen vielversprechenden Firmen absagen um das Praktikum vollständig absolvieren zu können. Frau ist sich bereits darüber im Klaren, dass ihr diese Arbeit keine Freude macht und denkt nun darüber nach das Praktikum vorzeitig abzubrechen.
So sieht das ganze dann natürlich wieder ganz anders aus. Wenn die Tätigkeiten, die Frau A dort machen soll, so sehr abweichen von eben denen, die im Vorstellungsgespräch besprochen worden sind, dann macht das ja auch für Frau A wenig Sinn, da langfristig zu arbeiten. Wenn Frau A wirklich das Gefühl hat, das Ganze bringt nichts und Frau A sogar noch vielversprechendere Vorstellungsgespräche ( denn soweit muss man mit einer Bewerbung ja auch erst mal kommen ) wohl möglich absagen muss, dann würde ich mir das auch überlegen und vielleicht gleich einen Schlussstrich ziehen, wenn Frau A dabei so ein schlechtes Gefühl hat.
Das bringt ja dann auch nichts, wenn Frau A dann wieder nach einem neuen Job suchen müsste weil die Tätigkeiten ihr einfach nicht zusagen. Dann braucht sie ihre wertvolle Zeit auch nicht diesem Arbeitgeber zu überlassen (wohlgemerkt kostenlos). Diese Zeit kann Frau A sicher langfristig besser nutzen.
Praktika sind heute tatsächlich gängige Praxis, insbesondere dann, wenn der Arbeitgeber nicht sicher ist, ob der potentielle Arbeitnehmer tatsächlich die Bedingungen an den gebotenen Arbeitsplatz (noch) erfüllt. Das sehe ich also erst mal nicht so kritisch und würde es auch nicht unbedingt als Ausbeutung betrachten.
Ich frage mich allerdings, ob Frau A sich denn schon mal an die Person gewandt hat, die für das Praktikum verantwortlicher Ansprechpartner ist, oder gegebenenfalls an den Abteilungsleiter beziehungsweise Geschäftsführer? Ich habe schon von einigen Verantwortlichen gehört, dass die so testen wollen, wie leidensfähig der Praktikant ist. Wenn Frau A schon im Praktikum dafür kein offenes Ohr findet, dann sollte sie ganz schnell weiter nach einer wirklich geeigneten Stelle suchen.
Ich bin der Meinung, dass es sich im Fall von unbezahlter Arbeit immer um Ausbeute handelt, egal ob die unbezahlte Tätigkeit zu irgendetwas führt oder nicht. Noch vor nicht allzulanger Zeit hätte es sich niemand gefallen lassen, gratis für irgendjemanden tätig zu werden.
Mittlerweile gibt es unzählige junge Menschen, die noch nie die Chance bekommen haben, Geld zu verdienen, weil sie von einem Praktikum ins nächste gedrängt wurden. Und wer bei dem ganzen Spiel nicht mitmachen will bleibt auf der Strecke.
Meiner Meinung nach, gehören unbezahlte Praktika verboten!
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-144246.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1028mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 2988mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1842mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1337mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?