Baden: früher und heute
Wenn man heute an gemütliches Baden denkt, dann hat das nichts mehr mit dem Baden vor 50 Jahren zu tun. Heute gibt es regelrechte Wellness-Oasen, die auch schon in einfache Haushalte Einzug gehalten haben. Da gibt es Whirlpools, Massagedüsen, Duschköpfe, die einem einen Wasserstrahl wie ein weicher Sommerregen versprechen, es gibt verschiedene Aroma-Öle und viele andere Zusätze im Badewasser, die einen wohltuenden Effekt versprechen.
Ich hatte mich vor ein paar Wochen mit jemandem unterhalten, der 1950 geboren wurde, das ist also noch nicht allzu lange her, dennoch habe ich mal über das Erfahrene nachgedacht. Damals gab es in den Wohnungen noch keine Bäder, es wurde sich am „Spülstein“ gewaschen und einmal die Woche wurde dann am Ofen Wasser erhitzt und in einen Waschzuber geschüttet. Darin wurden dann die Kleinsten gewaschen, das Wasser wurde dann von dem Rest der Familie auch noch genutzt. Oftmals gab es auch eine extra Waschküche, in die man dann das Wasser erhitzte und in der man dann sein Bad nahm. Dazu musste man dann im Bademantel die Treppen hinunter, was im Winter eine sehr kalte Angelegenheit war, zudem man auch wieder frisch gebadet über das kalte Treppenhaus zurück musste.
Erst viel später bekam die Familie dann eine Badewanne und einen Heißwasserboiler, der auch noch mit Feuer beheizt wurde. Das hieß dann erst einmal Holz hacken oder die teuren Kohlen verwenden. Dann wurde der Wasserbehälter aufgeheizt und man hatte 30 oder 50 Liter heißes Wasser. Dafür musste man aber lange vor dem Bad mit dem Anheizen beginnen. Dies war schon ein großer Fortschritt, da man dafür nicht mehr aus der Wohnung musste. Dennoch gab es zu dieser Zeit auch noch viele Familien, die kein solches Bad hatten. Damals gab es ein Freibad oder auch ein Hallenbad in jeder größeren Stadt. Dort ging es dann mit der ganzen Familie samstags hin, es wurde eine Karte gelöst und dort gab es Duschen, wo man sich waschen konnte. So war ein solches Bad nicht nur zum reinen Schwimmen gedacht, sondern bot vielen Familien lange Zeit die einzige Möglichkeit, sich mal ordentlich zu waschen. Da dies meist wirklich armen Familien vorbehalten war, war es nicht gerade „in“, sich in einem solchen Bad zu waschen.
So hat heute der Fortschritt ins Badezimmer Einzug gehalten, es gibt immer öfter die teuren Wohlfühl-Oasen, die Bäder werden größer und haben immer mehr Komfort. Wo vor 10 oder 20 Jahren ein Bad eben ein Raum mit WC, Dusche und Badewanne war, wird heute viel Geld für Komfort, Wellness und Gemütlichkeit gesteckt. Kurios ist aber, dass die meisten kaum noch Zeit dafür haben, es wird meistens geduscht, kaum jemand gönnt sich noch ein langes, ausgiebiges, warmes Bad in der Badewanne. Das liegt unter anderem auch daran, dass viele auf die Badewanne verzichten, da man dort viel mehr Wasser verbraucht, wie in einer Dusche.
So wird zwar viel Geld für tolle Badewannen ausgegeben, diese aber nicht genutzt, weil man wieder Geld sparen möchte. Das ist doch irgendwie verrückt oder?
urilemmi hat geschrieben:So wird zwar viel Geld für tolle Badewannen ausgegeben, diese aber nicht genutzt, weil man wieder Geld sparen möchte. Das ist doch irgendwie verrückt oder?
Hier glaube ich, dass diese Beobachtung falsch ist. Wer viel Geld für eine eigene "Wellness-Oase" ausgibt, wird später mit Sicherheit weder auf den Wasserverbrauch noch auf den Stromverbrauch achten und aus Kostengründen auf die Nutzung verzichten. Vielmehr dürften in solchen Fällen andere Bedingungen dafür sorgen, dass diese Bäder nicht so zum Einsatz kommen, wie sie eigentlich geplant wurden.
Ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich mir sehr oft und gerne ein langes heißes, ausgiebiges Bad mit einem Badeöl, Duftkerzen und einem guten Buch gönne. Bei uns zu Hause haben wir auch eine Art richtige Wellness-Oase, eine Badewanne mit Whirlpool und andere kleine Extras, die das tägliche Waschen zu einem richtigen Spaß machen. Dass das vor einigen Jahren noch kaum denkbar gewesen wäre und wir über den Luxus froh sein können, stimmt natürlich voll und ganz, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mir die alten Waschgewohnheiten nicht fremd sind.
Ich hab in Polen eine Oma die auf dem Bauernhof wohnt. Meine andere Oma wohnt in einer Großstadt und hat ganz normales Warmwasser, die Oma auf dem Bauernhof hingegen nicht. Sie wohnt in einem relativ kleinen Dorf und dort haben zwar alle Einwohner fließendes Wasser, aber nicht alle haben auch warmes Wasser. Wenn ich in den Ferien meine Oma besuche, muss ich mich Wochentags damit abfinden, dass ich nur unter kalten Wasser duschen kann. Warmwasser gibt es nur, wenn man heizt. Und da das nun mal teuer und aufwendig ist, wird nur am Samstag geheizt.
Um das Wasser warm zu bekommen, nutzen sie dort die zwei Arten, wie sie auch früher genutzt wurden. Entweder das Wasser wird am Ofen erhitzt, dann ins Haus nach oben geschleppt um in die Badewanne geschüttet zu werden oder aber man heißt den ''Hausofen'' und erhitzt somit das Wasser im Boiler. Bisher ist es aber nun mal meistens so, dass in den Sommerferien ziemlich viel Besuch bei meiner Oma ist, da sie auch ein sehr großes Haus hat und dann ist das Heißwasser aus dem Boiler schnell verbraucht, denn keiner wäscht sich hier in dem Wasser eines anderen. Das ist heute leider nicht mehr denkbar. Ist das Wasser aus dem Boiler also aufgebraucht, muss Wasser auf dem Ofen erhitzt und ins Bad getragen werden, bis im Boiler wieder neues heißes Wasser ist.
Wie man also daran sieht, sind auch in unserem Zeitalter, noch nicht alle daran gewähnt in ihrem zu Hause eine Wellness-Oase zu haben, sondern sind bis heute auf Boiler und Öfen angewiesen. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich mich relativ schnell daran gewöhnen konnte, kalt zu duschen, wenn es Sommer war. Im Winter hingegen, ist der Mangel an Heißwasser eine einzige Qual.
Ich habe diese Einschränkungen eigentlich noch bis 1980 aus erster Hand erlebt. Dann hatten meine Eltern endlich die Möglichkeit bekommen in eine Neubauwohnung zu ziehen wo doch deutlich mehr Komfort herrschte.
Die Badetage waren wirklich ein Akt für sich. Wir hatten nur eine Waschmöglichkeit in der Küche und das war ein Waschbecken aus Metall mit fließend kaltem Wasser. Im Winter war das auch nicht mehr möglich weil die Außenleitung zugefroren war und alles was man so an Wasser brauchte aus dem Keller holen musste. Wer warmes Wasser zum waschen haben wollte musste sich einen Topf heiß machen und sich bei der Reinigung beeilen weil der Abfluss nur schlecht verschließbar war. Kurz vor unserem Auszug hatten sich unsere Eltern noch eine Duschkabine gekauft und diese in der engen Küche aufgestellt. Das war schon ein enormer Fortschritt an Komfort wobei es auch hier Probleme gab, zum Beispiel wenn jemand weiter unten seinen Wasserhahn aufdrehte und dann der Wasserdruck nicht mehr auseichte.
Schwimmbäder waren eigentlich auch sehr selten und man musste weite Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf sich nehmen. Auch war dort alles ziemlich desolat und marode so dass es nicht wirklich Spaß machte, im Prinzip konnte man dort auch nur ein paar Bahnen ziehen und ich glaube sogar dass Badevergnügen war zeitlich auf zwei Stunden reglementiert.
Unser Bad in unserem späteren Haus haben wir so um 1993 herum modernisiert, eher hatte das Geld einfach nicht gereicht. Wir hatten es damals unter eher funktionellen und preislichen Gesichtspunkten eingerichtet, heute ist es natürlich schon alles wieder hoffnungslos veraltet. Wenn ich wieder sanieren müsste würde ich es höchstwahrscheinlich auch genau so wieder einrichten. Diesen modernen Schnickschnack würde ich nicht unbedingt haben wollen, vielleicht würde ich über ein Blubberbad nachdenken, mehr aber auch nicht. Ich kenne sogar etliche Leute die ihre schöne große und teure Eckbadewanne oder sogar auch die überdimensionierte normale Badewanne schon wieder gegen kleinere Modelle ausgetauscht haben weil es einfach zu teuer im Unterhalt wurde. Ob sich das wirklich rechnet glaube ich zwar nicht, aber fünfzig Liter Unterschied pro Badegang machen schon etwas aus. Deshalb glaube ich auch nicht so recht dass Leute mit exklusiven Bädern nicht auf den Geldbeutel schauen.
Wer das Geld dafür hat kann sicherlich richtig viel in sein Badevergnügen investieren, die Preise sind nach oben völlig offen. Auch der Einbau einer Sauna würde für mich zur Wellnessoase gehören. Im Gegensatz zu früher ist das eigentlich auch schon fast wieder Standart. Das Badevergnügen und die Ansprüche haben sich wirklich in den letzten Jahrzehnten rasant geändert, dem stimme ich voll zu.
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