Zündschlüssel statt Kreditkarte

Eine vom Ansatz her gute Idee kommt wieder einmal aus der Forschungsabteilung von BMW. Eine neue Generation von Zündschlüsseln sollen bald das tägliche Leben leichter machen und die Flugtickets, die Brieftasche, Kreditkarten und überhaupt Schlüssel jeglicher Art ersetzen können.

Ein kleiner Transponder auf einem Chip soll diesen Gedanken bald in die Praxis umsetzen, in den USA wird so etwas schon seit längerem auf Kreditkarten praktiziert. Die Kreditkarte braucht dort nicht mehr zum Bezahlen aus der Brieftasche genommen werden oder durch das Lesegerät gezogen werden, das erfolgt alles fast automatisch. Das Portemonnaie wird nur an den Sensor gehalten und der richtige Betrag wird dann automatisch abgebucht, eine Unterschrift zur Bestätigung der Richtigkeit erfolgt auf ein Touchpad.

Die Idee der Entwickler von BMW ist nun diesen Chip einfach mit einem Autoschlüssel zu kombinieren. Seine Papiere und die Kreditkarten kann man schon einmal zu Hause vergessen, den Autoschlüssel aber nicht- so der Gedanke der Ingenieure. Der Einbau der Bezahlfunktion wäre aber nur der Anfang, Dadurch dass der Schlüssel einer jeweiligen Person zugeordnet ist, anders geht es ja auch nicht, könnten alle persönlichen Einstellungen von den Radiprogrammen, dem Telefonbuch oder der individuellen Sitzeinstellung im Auto gespeichert werden und auf jeden BMW übertragen werden, egal ob es der eigene ist oder ein geliehener am Flughafen ist. Außerdem könnte in diesem Fall am Flughafen direkt zum abgestellten Mietwagen gegangen werden denn die Türen gehen nur für den angemeldeten Benutzer auf. Auch das Einchecken auf dem Flughafen oder im Hotel könnte damit vereinfacht werden, Möglichkeiten gibt es viele.

Für mich persönlich ist die Vorstellung ein bisschen beängstigend was da wieder so alles an Daten über mich gesammelt werden könnte und auch wie schnell solch ein Chip kopiert werden kann. Mal sehen ob sich diese Entwicklung durchsetzen wird.

Dein mulmiges Gefühl teile ich voll und ganz. Es ist schon etwas beängstigend, was der technische Fortschritt heute alles bewerkstelligen kann. Was mir aber zudem noch aufstößt ist die Frage nach dem Sinn.

Gut und schön, dass ich künftig nur noch Scheckkarten in meinem Portmonee habe und keine Schlüssel mehr in der Tasche klimpern – aber ist das wirklich ein Fortschritt? Ich frage mich, ob es für die breite Masse Sinn macht, wenn jeder sein komplettes Telefonbuch auf ein anderes Fahrzeug übertragen kann. Für Geschäftsleute, die oft Mietwagen verwenden mag das ja eine Erleichterung sein, aber haben die ihre Daten nicht ohnehin im Handy oder PDA? Mir persönlich wäre es wohl zu heikel die Telefonbuchdaten auf einen fremden Wagen zu übertragen – wer weiß was davon im Zwischenspeicher hängen bleibt??

Und ist nicht jeder von uns in der Lage den Sitz, den Rück- und die Außenspiegel manuell einzustellen? Ganz zu schweigen vom Radiosender? In meinen Augen ist das ja eine nette Spielerei und man fühlt sich möglicherweise auch ein bisschen gebauchpinselt wenn man so eine technische Finesse sein Eigen nennen darf; aber ich brauche so etwas nicht und würde es auch nicht verwenden wollen. Wer eine etwas ältere EC-Karte hat, wird sicher schon das ein oder andere Mal Probleme mit dem Chip oder dem Magnetstreifen gehabt haben weil sie mit der Zeit eben doch etwas leiden. Was also, wenn der Chip nicht mehr richtig funktioniert – dann komm ich nicht mehr in mein Auto. Und was, wenn mir das Portmonee gestohlen wird? Dann ist nicht mehr „nur“ der Personalausweis, eventuelle Fahrzeugpapiere und das Plastikgeld futsch, nein, der Dieb kann sich bequem in mein Auto setzen, mit den Daten aus meinem Telefonbuch Gott weiß was anstellen und sitzt dabei in meiner Lieblingsposition mit meinem Lieblingsradiosender als Hintergrundmusik.

Auch die angesprochene Bezahlart, wie sie in den USA scheinbar schon praktiziert wird schreckt mich aus denselben Gründen ab. Wenn alles automatisiert wird, wo bleibt da die Kontrolle? Mir macht das Ganze etwas Angst.

Den Schlüssel mit dem Chip zum individuellen Einstellen des BMW gibt es doch schon länger. Ich weiß jedenfalls vom Wagen meines Bruders, dass da sein Schlüssel und der Schlüssel seiner Frau personenbezogen sind und sich das Auto entsprechend auf die eingegebenen Bedürfnisse des Schlüsselbesitzers einstellt. Sowie mir bekannt ist, wird auch im Falle eines Unfalls sofort ein Notruf ausgesandt, denn dies war meinem Bruder sehr wichtig, da er vor ein paar Jahren einen unverschuldeten Auffahrunfall hatte und der Fahrer vor ihm ist gestorben.

Wie allerdings diese Parameter von einem Chip zum anderen wechseln sollen, wenn man sich ein Auto ausleiht, das ist mir einwenig schleierhaft. Und auch etwas unpraktisch. Denn wenn ich mir ein Auto ausleihen will, dann habe ich nicht unbedingt meinen eigenen Autoschlüssel auch noch mit.