Wie kann man Zivilcourage lernen / mutiger werden?

vom 13.10.2010, 20:16 Uhr

In dem Thread Kann man Zivilcourage erlernen? habe ich ja schon erwähnt, dass wir heute eine Diskussion über das Thema Zivilcourage und Mut in der Öffentlichkeit hatten. In dem oben genannten Thema habe ich gefragt, ob es erlernbar ist. Hier möchte ich aber eure Meinung hören, wie es erlernbar ist.

Wie kann man Zivilcourage wohl lernen? Gibt es da irgendwelche Übungen oder so etwas in der Art? Habt ihr schon mal selbst versucht, eure Zivilcourage zu trainieren?

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» ich322 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich persönlich habe noch nie gezielt Zivilcourage trainiert. Für mich reicht das stets im Hinterkopf präsente Wissen, dass man Menschen helfen muss. Das ist meine moralische Überzeugung. Zivilcourage ist daher für mich selbstverständlich, da muss ich mir gar keine Gedanken machen. Ich bin aber auch sowieso nicht so ein zimperlicher Mensch. Außerdem wurde ich selbst schon so oft von fremden Menschen beschimpft oder sogar körperlich angegriffen, und nie hat ein Mensch geholfen. Ich habe diese Leute immer erbärmlich gefunden, zu gaffen, aber nicht einzugreifen. Mit denen auf eine Stufe stellen will ich mich definitiv nicht!

Ich kann aber verstehen, dass einige Menschen etwas scheuer sind. Ich denke, in dem Fall hilft es, erstens, sich einfach mal Gedanken zu machen, wie das ist, in Not zu sein, und keiner hilft. Mit dem geringsten Maß an Einfühlungsvermögen sollte dann klar sein, dass man seinen Mitmenschen helfen sollte, weil man selbst in der Situation ja auch Hilfe möchte.

Zweitens, kann man einige Situationen im Kopf durchspielen, damit man in etwa weiß, wie man in so einer Situation handeln sollte. Soweit ich weiß, gibt es in Schulen zum Teil sogar Kurse, in denen real solche Rollenspiele gemacht werden, wo die Schüler dann gleich einmal ausprobieren können, wie es ist, einzugreifen. Wenn man das häufiger macht, verliert man sicher ein wenig die Scheu. Und man lernt dabei, also, wenn man das in einem Kurs macht, auch genau, was man in solchen Situationen tun sollte, und was nicht. Das kann einem noch mehr Sicherheit geben, zu wissen, wie man sich damit nicht auch noch selbst gefährdet.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Zivilcourage ist eine gute Sache, kann aber auch brenzlig werden und ins Auge gehen, wie wir im letzten Jahr wieder gesehen haben. Da wurde doch an einem Bahnhof ein Mann totgeschlagen, weil er zwei Kinder (kleine Mädchen?) gegen ein paar Halbwüchsige verteidigt hat. Deswegen sollte man vielleicht wirklich einen Lehrgang oder sowas machen, falls sowas angeboten wird. Ich möchte nicht mit dem Leben bezahlen, um jemand anderem zu helfen, sowas darf nicht passieren.

Letzte Woche bin ich am Samstag Abend zum Einkaufen gefahren, da sag ich am Straßenrand ein Auto stehen, eine junge Frau und einen Mann auf dem Bürgersteig, und der Mann zerrte an der jungen Frau rum und versuchte ganz offensichtlich, sie ins Auto zu bugsieren. Drumherum liefen Leute vorbei und keiner guckte. Ich nahm die EInfahrt zum Parkplatz ein paar Meter weiter und versuchte mir unterdessen das Auto einzuprägen, falls die halbe Minute, um mein Auto zu parken zu lang wäre. Als ich vom Parkplatz aus das Auto wieder sehen konnte, standen die Frau und der Mann einträchtig in der Gegend herum, sie hatten sich anscheinend nur aus Spaß gekabbelt. Da wäre ich schon angegangen, hätte ich mich eingemischt und die Polizei gerufen.

EIn Bekannter von mir und seine Freundin machen sich manchmal einen Spaß draus, in der Kneipe zu sitzen und so zu tun, als schlüge er sie. Ich habe zu den beiden schon gesagt, was tut Ihr, wenn mal jemand den Spaß nicht erkennt und einschreitet? Das tut er dann einmal, und in Zukunft guckt er vielleicht nicht mehr nach solchen Szenen und einem Menschen, der Hilfe bräuchte wird nicht geholfen, weil Ihr so eine blöde Show abzieht.

Vielleicht ist das ein Grund, warum oft die Menschen vorbeigehen: Angst, auf "versteckte Kamera" oder sowas reinzufallen, einem doofen Spielchen auf den Leim zu gehen, oder doch, wie Dominic Brunner (war das sein Name?) mit dem Leben zu bezahlen und eventuell Kinder zurückzulassen. Zivilcourage ist vor allem in letzterem Fall ein zweischneidiges Schwert. Wenn ich jetzt mal von solchen Gwalttaten ausgehe.

Ich habe noch nie bewußt mitbekommen, daß auf der Straße jemand geweint hätte, der nicht eine Freundin oder einen Kumpel dabei gehabt hätte, und Mobbing ist mir auch noch nicht untergekommen. Gott sei Dank kann ich da nur sagen. Wenn man aber an Zivilcourage denkt, kommen automatisch die Bilder von öffentlichen Gewaltszenen hoch. Das müßte man ändern und sich bewußt machen, daß Zivilcourage jegliche Form von Einsatz für andere beinhaltet, nicht nur das eventuelle Riskieren von Leib und Leben.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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