Fußballspielabbruch bei einem EM Qualifikationsspiel

vom 13.10.2010, 08:59 Uhr

Heute Morgen konnten auch weniger fußballbegeisterte Menschen in den Tageszeitungen vom Eklat im EM Qualifikationsspiel Italien gegen Serbien lesen. Hier scheint es den sogenannten Anhängern oder Fans der serbischen Nationalmannschaft gelungen zu sein, dass das Spiel zuerst nur verspätet angepfiffen wird und später dann nach nur wenigen Minuten des Spielbetriebs gänzlich abgebrochen werden musste.

Ganz gleich woher solche Fans (oder sagen wir gleich Hooligans) auch herkommen mögen: in Fußballstadien haben die eigentlich wirklich nichts verloren. Es ist schon traurig, dass es hiervon tatsächlich genügend gibt und noch trauriger ist es, dass echte Fußballfans nicht die klare Mehrheit stellen, dass solche Störenfriede auch im eigentlich geschlossenen Fanblock isoliert werden bzw. ihnen deutlich gemacht wird, dass sie mit ihrem Treiben nur ihr persönliches Interesse verfolgen und eben nicht das der eigentlichen Fußballfans (die vermutlich viel Geld für die Reise sowie die Karten bezahlt haben).

Und unabhängig von den nun folgenden Strafen und Konsequenzen dieser wirklich dummen Tat der Hooligans (vermutlich wird das Spiel für Italien gewertet und darüber hinaus könnte es Serbien drohen, die Heimspiele ohne Zuschauer bestreiten zu müssen) stelle ich mir aber die Frage, wieso die italienischen Behörden (insbesondere deren Sicherheitskräfte) in einem solchen, eigentlich abgeschlossenen Bereich, nicht für Ordnung haben sorgen können. Italiens Polizeikräfte sind ja nicht gerade für Rücksichtsnahme und Feingefühl bekannt. Und wer sich an die Bilder der wirklich brutalen Vorgehensweisen gegen die Gegner (da auch Globalisierungskritiker genannt) des Weltwirtschaftsgipfels in Genua vor Augen hält, weiß was ich meine. Oder lag es daran, dass die Gegner damals tatsächlich kaum bis keine Gegenwehr geleistet haben?

Ich kenne es von deutschen Stadien, das es auch in problematischen Fanblocks durchaus nicht unüblich ist, dass die Polizeikräfte intervenieren und die vermuteten Rädelsführer herausgreifen. Und das dann auch ohne großartig Rücksicht auf die körperliche Unversehrtheit der Umstehenden zu achten, was auch Methode ist, alle anderen entsprechend einzuschüchtern.

Hier aber scheint es einer großen Zahl an Leuten gelungen zu sein, Feuerwerkskörper, Seitenschneider und sonstiges Werkzeug in das Stadion zu bringen, ohne dass beim Einlass wenigsten ein kleiner Teil aufgefallen ist. Auch berichten die Zeitungen eben nicht davon, dass hier entsprechend versucht wurde, klar festgestellte Gewalttäter zu isolieren und herauszuholen (und bei solchen Spielen ist so eine Aktion einfach möglich und regelmäßige Praxis). Spätestens nachdem der Versuch der Spieler, die eigenen Anhänger zur Besinnung zu bringen gescheitert war (und der musste scheitern, denn wer Feuerwerkskörper ins Stadion bringt, ist am Spiel nicht interessiert), hätte ich eben ein gezieltes Eingreifen der Polizei erwartet. So bleibt bei mir der fade Nachgeschmack, dass auch die hier Verantwortlichen nicht unglücklich über den Abbruch waren.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Organisation der Hooligans in Italien ist eine andere, als in Deutschland und somit nicht vergleichbar. Es ist richtig, dass italienische Sicherheitskräfte grundsätzlich nicht zimperlich sind, aber bei Fussballspielen haben sie es mit einer anderen "Qualität" zu tun.

Die Hooligangruppierungen sind straff organisiert, werden auch von politischen Parteien gefördert. Ich war mehrfach beim Römerderby dabei und war überrascht über die Ausmaße der dortigen Gewalt: brennende Polizeiautos, Hooligangruppen, die zu Hunderten aufeinanderlosgehen.

Der andere zu berücksichtigende Punkt ist sicherlich auch der Austausch der Sicherheitskräfte über das anreisende Publikum. Da lag im vorliegenden Fall m.E. ein Versäumnis vor. Wenn die serbischen Sicherheitskräfte entsprechend vorgesorgt hätten und die Infos über anreisende Krawallmacher Richtung Italien geflossen wären, hätten sich auch die italienischen Sicherheitskräfte anders vorbereiten können.

Im Nachhinein ist ja auch bekannt geworden, dass die serbischen Hooligans ebenfalls organisiert und gesponsert worden sind.

Übrigens ist ein Irrglauben davon auszugehen, dass es in dt. Stadien oder rund um den Besuch von Fussballspielen keinerlei Gewalt gibt, nur weil nicht davon berichtet wird. Man will damit nur der Szene nicht das Forum und die Öffentlichkeit geben, die sie sich erwünscht. Und auch in anderen Ländern wie den Niederlanden z.B. gibt es teils massive Ausschreitungen. Auch bei Spielen, die vielleicht nicht unbedingt als Risikospiele gelten oder in der Profiliga abgehalten werden.

LG vom Polarfuchs

» polarfuchs » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,13 »


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