Political Correctness?

vom 10.10.2010, 13:26 Uhr

Ich lese in Foren immer wieder den Begriff political correctness. Das der natürlich aus dem englischen oder amerikanischen kommt, ist mir bekannt und bewusst. Das man ihn mit politisch korrekt übersetzen kann auch. Der Begriff fällt oftmals in Diskussionen, in denen es um Menschen mit einer anderen Hautfarbe geht. Vor allem wenn so Worte wie Neger benutzt werden. Das sich Neger und Nigger ähnlich sind und wahrscheinlich die selbe Grundlage haben, ist mir bewusst. Ich werte selbst den Begriff Neger aber nicht unbedingt als negativ.

Das was vielen Kindern heute als Schaumkuss oder Dickmann bekannt ist, kannte ich noch als Negerkuss. Viele von euch sicherlich auch. Auch der Begriff wurde aufgrund von political correctness quasi vom Markt genommen. Nur warum? Ich sehe den Zusammenhang zwischen Diskriminierung und einer Süßigkeit ehrlich gesagt nicht.

Mich würde also interessieren, warum man daraus ein scheinbar politisches Problem macht. Oder halt auch als ausländerfeindlich angesehen wird, wenn man Neger sagt. Auch Juden haben eine schlimme Geschichte. Trotzdem reden wir weiter von Juden. Auch den Begriff kann man sowohl negativ, wie auch neutral oder positiv einsetzen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Weil der Schokokuss nun einmal meist eine schwarze Süßigkeit ist, womit man dann auch gleich wieder bei dem Begriff "schwarz" ist, sodass man deshalb das Wort einfach abändern sollte.

Man lernt doch im Laufe des Lebens immer wieder neue Wörter dazu, sodass einem manche Wörter, die man vorher benutzt hat, wie zum Beispiel "Hauptwort", dann automatisch zum "Nomen" werden, usw. - warum fällt es dann manchen so schwer, nun dieses Wort auch mal langsam abzuändern? Auch wenn man es so gewohnt war, durch ein wenig Übung kommt man dann bald auch "automatisch" auf einen Schokokuss.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


ygil hat geschrieben:Man lernt doch im Laufe des Lebens immer wieder neue Wörter dazu, sodass einem manche Wörter, die man vorher benutzt hat, wie zum Beispiel "Hauptwort", dann automatisch zum "Nomen" werden, usw. - warum fällt es dann manchen so schwer, nun dieses Wort auch mal langsam abzuändern? Auch wenn man es so gewohnt war, durch ein wenig Übung kommt man dann bald auch "automatisch" auf einen Schokokuss.

Darum geht es doch überhaupt nicht. Warum man statt Hauptwort nicht gleich Nomen gesagt hat, will sich mir bis heute nicht erschließen. Das Wie-Wort wurde so ja auch zum Adjektiv und das Tu-Wort zum Verb. Vermutlich sollte den Kindern mit den "falschen" Begriffen beigebracht werden, was das jeweilige Wort für eine Funktion im Satz hat. Die Situation ist also mit der hier im Thread angesprochenen überhaupt nicht vergleichbar.

Warum der Negerkuss zum Schokokuss werden musste, weiß ich auch nicht und über diesen Umstand habe ich mich ja schon im anderen Thread ein wenig ausgelassen. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich zu faul bin, mir einen neuen Begriff anzugewöhnen, denn das sollte möglich sein. Es geht nur um die unsinnige Behauptung, die Süßigkeit würde mit ihrem Namen die dunkelhäutige Bevölkerung diskriminieren. Eigentlich ist das sogar ein Kompliment, wenn eine beliebte Süßigkeit so heißt. Oder stellt man sich vor, jemand würde beim Essen daran denken, einen Menschen zu verspeisen? Symbolisch, versteht sich. Ich frage mich das ernsthaft, weil ich den Sachverhalt für absurd halte.

Wenn man übrigens nach der Logik geht, dürfte der Negerkuss auch nicht Schokokuss oder gar Dickmann heißen. Was wird mit letzterem denn ausgesagt? Dass vor allem dicke Menschen auf diese Süßigkeit abfahren? Werden damit dicke Menschen nicht auch wieder diskriminiert? Nach dem Motto: Du bist dick, also hast du zu viele Dickmann gegessen? Natürlich nicht - aber daran sieht man, wie unsinnig es ist, den Namen einer Süßigkeit abzuändern, weil er diskriminieren würde. Die kann das nämlich gar nicht, denn diskriminieren können nur Menschen.

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» Silentium » Beiträge: 121 » Talkpoints: 122,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Silentium: Dann solltest Du Dich vielleicht mal schlau machen, warum das Wort Neger negativ besetzt ist, nicht umsonst umschreiben es manche auch extra als "N-Wort" wenn Sie darüber reden.

Das Hauptwort hat vielleicht nichts diskriminierendes an sich, aber es ist aus meiner Sicht nur ein Beispiel gewesen, dass wir ja ohnehin immer wieder andere Wörter benutzen, und wenn es nun noch darum geht, ein Wort nicht zu verwenden, was für manche Leute einfach einhergeht mit Sklaverei und vielem anderen, sollte man sich doch an ein neues Wort mit Leichtigkeit gewöhnen können, wenn man nicht gerade die Leute bewusst verletzen will.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die "Neger"-Diskussion ist völlig subjektiv und eigentlich willkürlich. Es gibt so viele Behauptungen diesbezüglich, und man kann nicht sicher sagen, welche die richtige ist. Ich kann ja gerne einmal zwei Sichtweisen hier durchexerzieren:

Erste Sichtweise: "Neger" leite sich von "Nigger" ab, oder sei von "Nigger" sprachhistorisch nicht zu unterscheiden. Beides wurde und wird als Schimpfwort benutzt. Eventuell war "Neger" auch früher noch kein Schimpfwort, aber es gab mittlerweile eine Bedeutungsverschiebung dorthin. Daher sollte man beide Begriffe nicht (mehr) verwenden, und stattdessen auf andere Bezeichnungen ausweichen.

Zweite, vollkommen gegenteilige, Sichtweise: "Neger" leite sich von "niger", dem lateinischen Begriff für "schwarz", ab. Es heißt also allein "Schwarzer", ohne, dass es eine negative Wertung besitzt (und nur eine solche wäre problematisch). In der englischen Sprache wird neutral von "blacks" gesprochen, außerdem spricht man bei Hellhäutigen auch von "Weißen", ohne, dass es jemanden stört. Also können analog dazu Dunkelhäutige auch als "Schwarze" bezeichnet werden, also auch die an die lateinische Sprache angelehnte Form "Neger". Natürlich sind die Leute nicht wirklich schwarz im farblichen Sinne, aber "Weiße" sind ja auch nicht weiß. Aber da man im Englischen von "blacks" und "whites" sprechen darf, und im Deutschen von "Weißen", sollte man eben auch "Neger" sagen dürfen, da es bloß "Schwarze" bedeutet und nichts weiter.

Wie du siehst, man kann es individuell betrachten, wie man möchte. Ich würde denen, die sagen, die Abschaffung des Wortes "Neger" aus dem Sprachgebrauch sei unnötig, auch keine Faulheit bezüglich einer Umgewöhnung vorwerfen. Es ist zumeist wohl eher eine Überzeugungssache.

Denn, mal ernsthaft: Wenn ich einen Begriff ("Neger", oder welchen Begriff auch immer) persönlich als harmlos und nicht beleidigend empfinden würde, würde ich mir wohl auch von niemandem verbieten lassen, ihn zu verwenden! Das wäre sonst eine Art von Zensur. In Diktaturen hat man ja gerne einen bestimmten Wortschaft der Bevölkerung aufgezwungen und bestimmte Wörter verboten. Nicht, dass ich das im Fall des Wortes "Neger" so sehe! Ich meine diese allgemeine Handlung, Wörter zu verbieten. Wenn man das verbotene Wort harmlos findet, dann empfindet man solche Verbote halt als Zensur.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@Wawa666
Sorry, aber deine ganze Herangehensweise ist falsch - und somit auch deine Schlussfolgerung! Neger leitet sich nicht von Nigger ab und Neger ist auch nicht bedeutungsneutral - es war von Anfang an wertend benutzt worden als kolinialistisch / rassistischer Begriff. Das umzudrehen zu "Alltagswort", deswegen bedeutungsneutral ist so, als ob man Zigeuner, Schlitzaugen, Wucherjuden oder Kartoffel (als Bezeichnung für Deutsche) als bedeutungsneutral einstuft, weil es halt die Mehrheit (einer Gruppe) oft sagt und als in Ordnung empfindet.

Neger leitet sich von nègre (französisch) und das wiederum von negro (spanisch) ab und bezeichnete von Anfang an Sklaven, die man aus Afrika holte. Dazu kommt, dass negrid (negride Rasse usw.) seinen Ursprung in den Rassentheorien des 19. Jahrhunderts hat!

Nur mal zur simplen Klarstellung: Ein Begriff ist dann beleidigend, wenn die betroffene Gruppe ihn als Beleidigung auffasst, nicht wenn die andere meint, das wäre doch eine passende Bezeichnung.

LittleSister hat geschrieben:Ich werte selbst den Begriff Neger aber nicht unbedingt als negativ.

Kraut oder Kartoffel als Bezeichnung für Deutsche bestimmt auch nicht, oder? Hat ja auch irgendwo einen wahren Kern und ist im Ausland (wie Inland) recht gebräuchlich und dort schon wie bei uns Neger Bestandteil der Alltagssprache.

LittleSister hat geschrieben:Ich sehe den Zusammenhang zwischen Diskriminierung und einer Süßigkeit ehrlich gesagt nicht.

Weil "Neger" eine Beleidigung einer bestimmten ethnischen Gruppe darstellt - deswegen!

LittleSister hat geschrieben:Oder halt auch als ausländerfeindlich angesehen wird, wenn man Neger sagt.

Weil man rassistische Begriffe verwendet, ganz einfach. So wie Konzentrationslager, Gleichschaltung, Fremdarbeiter oder Reichsparteitag eben auch negativ besetzt ist, auch wenn man es nicht im ursprünglichen Zusammenhang verwendet.

LittleSister hat geschrieben:uch Juden haben eine schlimme Geschichte. Trotzdem reden wir weiter von Juden. Auch den Begriff kann man sowohl negativ, wie auch neutral oder positiv einsetzen.

Sinnloser Vergleich, wirklich! "Juden" als Bezeichnung für Juden wurde von dieser Gruppe selbst gewählt als Eigenbezeichnung - frag mal einen Sinti oder Roma, ob er sich selbst als Zigeuner bezeichnen würde oder einen Schwarzen, ob er sich als Neger bezeichnen würde.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich wiederum verstehe nicht, was so schlimm daran ist, sich den Begriff "Neger" abzugewöhnen. Dunkelhäutige wollen eben nicht so bezeichnet werden und Punkt. Das muss man auch nicht beweisen oder logisch begründen, wobei ich finde, dass die Wortherkunft schon Grund genug ist, das Wort nicht mehr zu benutzen. Und dass die Negerküsse jetzt Dickmanns heißen, ist ja wohl auch kein Weltuntergang. Firmen ändern ofters mal ihren Namen und irgendwie schafft es jeder, sich daran zu gewöhnen.

Ich finde, die Begründung "das haben wir doch schon immer so gemacht", gilt einfach nicht. Mit dieser Begründung könnte man jeden, Homosexuelle, psychisch Kranke, Frauen, Ausländer etc. diskriminieren.

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» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Subbotnik, bitte mal genauer lesen. Ich habe nirgends meine eigene Meinung überhaupt nur ansatzweise hier beschrieben, sondern lediglich zwei Sichtweisen wiedergegeben, die ich häufiger von anderen Menschen gehört habe, um zu demonstrieren, welche Auffassungen hier so kursieren und welche sehr unterschiedlichen Schlüsse diese Menschen daraus ziehen.

Ich vertrete auch eher die Meinung, dass als Beleidigung das gilt, was vom mit diesem Begriff bezeichneten Menschen als beleidigend empfunden wird. Allerdings sehe ich da auch eine Schwierigkeit insofern, als dass man natürlich jeden Begriff als beleidigend empfinden kann. Theoretisch könnte ich auf die Barrikaden gehen, wenn mich jemand mit "Frau" anspricht, obwohl das die korrekte biologische Bezeichnung für mein Geschlecht ist. Würde ich eine Anzeige wegen Beleidigung aufgeben, hätte ich in diesem Fall sicherlich keinen Erfolg, egal, wie beleidigend ich den Begriff "Frau" finden könnte.

Nebenbei, ich kenne die "Neger"-Diskussion sehr gut aus einem internationalen Forum. Interessanterweise fanden es viele Dunkelhäutige mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft laut eigenen Angaben völlig Wurst, ob man "blacks", "colored people" oder "negroe people" zu ihnen sagt. Die meisten fanden das Thema vollkommen überbewertet. Über die verschiedenen als nicht schicklich geltenden Begriffe haben sich am meisten ausgerechnet Weiße beschwert, die meinten, jedes von ihnen geäußerte Wort krampfhaft erst einmal auf "political correctness" überprüfen zu müssen. Ich empfand dieses Diskussionsergebnis als sehr interessant. Wobei man dieser Diskussion natürlich keine Pauschalisierungen entlehnen kann.

Allgemein noch zum Thema "political correctness": Mittlerweile gilt auch der Begriff "Ureinwohner" oder "Urbevölkerung" als beleidigend, wurde mir neulich mitgeteilt. Stattdessen muss man von "indigenen Völkern" sprechen. Kann mir das mal eine erklären, was daran weniger beleidigend sein soll, beziehungsweise wo diese Bezeichnung positiver klingen soll?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@ microonde
Es geht mir nicht darum, dass ich mir den Begriff nicht abgewöhnen will, aber ich würde halt doch gerne verstehen warum. Und vor allem würde ich halt gerne wissen, wie es denn nun wirklich korrekt ist. Wenn ich persönlich halt von Negern spreche, meine ich das durchaus nicht abwertend. Für mich war es viele Jahre halt einfach der Begriff für einen dunkelhäutigen Menschen. Ohne da irgendwelche Abneigungen rein zu packen. Allerdings möchte ich meinen Mitmenschen, egal welche Hautfarbe sie haben, auch mit einem gewissen Respekt gegenüber treten oder halt auch respektvoll von ihnen sprechen. Egal von wem. Nur fällt mir das halt schwer, wenn ich mir halt überlegen muss, wie bezeichne ich den Menschen nun? Was ist nun richtig, wie kannst du es ausdrücken, ohne das es bei irgend jemand falsch ankommt? Und es lässt sich leider nicht immer vermeiden, nun von einem Menschen mit anderer Hautfarbe, andere Nationalität oder anderer Religion zu sprechen. Sprich es ist nicht immer möglich, halt nur von einem Menschen zu sprechen.

Ich finde, die Begründung "das haben wir doch schon immer so gemacht", gilt einfach nicht. Mit dieser Begründung könnte man jeden, Homosexuelle, psychisch Kranke, Frauen, Ausländer etc. diskriminieren.

Das sind sicherlich nicht meine Beweggründe. Und ich hasse den Satz an sich wie die Pest.

Und dass die Negerküsse jetzt Dickmanns heißen, ist ja wohl auch kein Weltuntergang. Firmen ändern ofters mal ihren Namen und irgendwie schafft es jeder, sich daran zu gewöhnen.

Ja aus Raider wurde Twix. Allerdings gab es damals eine Erklärung in Richtung besser vermarktbar. War nachvollziehbar. Nur verbinde ich mit Dickmanns nicht mehr nur einen Schaumkuss, sondern eine Firma. Und ein Kuss ist doch in der Regel was schönes. Und ich empfinde eine Süßigkeit auch als was schönes. Und eine Süßigkeit mit einer Bezeichnung, die wohl abwertend ist und einem schönen Begriff zu koppeln, wertet doch den negativen Begriff an sich auf oder? Auf was ich an sich mit dem Vergleich am Anfang raus wollte- ich verstehe halt den Bezug nicht, wie man aus dem Namen einer Süßigkeit, die ja auch sehr beliebt ist, solche negativen Aspekte ziehen kann und eine Süßigkeit quasi zum Punkt einer politischen Diskussion machen kann.

Kraut oder Kartoffel als Bezeichnung für Deutsche bestimmt auch nicht, oder? Hat ja auch irgendwo einen wahren Kern und ist im Ausland (wie Inland) recht gebräuchlich und dort schon wie bei uns Neger Bestandteil der Alltagssprache.

Deine folgende Erklärung über die Herkunft des Wortes Negers habe ich nun verstanden und kann nun auch endlich begreifen, warum das Wort so negativ behaftet ist.

Trotzdem sehe ich keinen Vergleich, wie man bei einem geschichtlich geprägtem Begriff und einem Begriff der sich auf die Essensgewohnheiten bezieht, einen Vergleich ziehen kann. Wenn ich nun über Afrikaner als Couscous reden würde, dann vielleicht. Bei deinem Vergleich würde mir als negativer Begriff für einen Deutschen eher Nazi einfallen. Und da würde ich mit Sicherheit am Rädchen drehen. Wobei sich das aber dann auf die Nationalität und nicht die Hautfarbe bezieht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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