Wenn Kinder nicht mehr ohne Unterhaltungsmedien auskommen

vom 10.10.2010, 11:47 Uhr

Mein jüngerer Bruder gehörte nicht zu den Kindern, die schon mit 8 Jahren mit einem Nitendo herumliegen und damit beschäftigt waren, Mario sicher ins Ziel zu führen, anstatt herumzutoben und die Welt zu erforschen. Nein, damals war er eigentlich noch ganz normal, auch wenn immer mehr und mehr seiner Freunde ''nitendoabhängig'' wurden. Mit 10 Jahren bekam er dann eine Play Station und konnte so täglich stundenlang Autorennspiele spielen, wenn meine Mutter ihn nicht davon abhielt. Das tat sie aber ständig und erlaubte ihm bald nur noch eine Stunde am Tag zu spielen. Dann ging es mit dem Schulschwänzen los. Mein Bruder schwänzte die Schule, um stattdessen zu Hause zu sitzen und Play Station spielen zu können, da meine Mutter in der Arbeit war. Damals viel das aber noch nicht so sehr auf.

Als mein Bruder dann schließlich auf das Gymnasium kam, das auch ich besuchte, hatten fast alle seine Freunde eine PSP und mein Bruder meckerte zu Hause ständig darüber, dass er keine hatte, bis meine Oma ihm diesen Wunsch schließlich erfüllte. Und von da an ging es partout bergab. In der Schule hatte er nur schlechte Noten, schwänzte ständig, er lernte nicht und wenn er es doch tat, wollte er das nur tun um im Wechsel eine PSP Spiel zu verlangen. Sein ganzes Geld ging für diese Spiele drauf. Er spielte Tag und Nacht und wenn er sich mit seinem Freund traf, saßen sie bei uns auf dem Sofa und spielten PSP. Wenn er telefonierte ging es darum wie weit jemand bei einem PSP Spiel war, wenn er vor unserem PC saß suchte er nach neuen PSP Spiele und schließlich nahm er sie sogar mit ins Bad und in die Schule.

Aus der Schule kam dann von den Lehrern die Beschwerde, er würde im Unterricht PSP spielen und schließlich blieb mein Bruder sitzen. Zu der Zeit hatte er keinen Job und bekam kein Taschengeld mehr. Er bekam von einem Freund einen gebrauchten Laptop und von da an sah man ihn entweder vor dem Laptop, beim illegalen Download von PSP Spielen oder vor der PSP selbst. Er blieb dann schließlich wiederholt in der selben Klasse sitzen und musste auf die Realschule wechseln, wo der nun jetzt die neunte Klasse besucht.

Als dies geschah ging der ohnehin schon alte Laptop kaputt und meine Eltern nahmen ihm die PSP weg. Es gab damals einen riesengroßen Aufstand und das ist heute zwei Monate her. Wenn ich heute an seinem Zimmer vorbei gehe, sehe ich, dass er nichts mehr macht. Er sitzt entweder auf dem Sofa oder am Fenster und starrt vor sich hin. Manchmal knabbert er ein paar Salzstangen oder sieht sich ein Comic an, aber das ist auch schon alles. Wenn meine Eltern arbeiten, sitzt er vor dem Fernseher. Er lernt nicht für die Schule und er hat auch meinen Versuch missachtet, ihn in ein Orchester zu integrieren, in dem auch sein jüngerer Freund spielt. Meinem Bruder ist inzwischen alles egal und wenn meine Eltern ihm sagen, dass er sich in der Schule anstrengen soll, bekommt man nur eine Antwort wie ''Nur wenn ich meine PSP wiederbekomme!''.

Ich finde mein Bruder ist das perfekte Beispiel dafür, wie abhängig die heutige Jugend von Unterhaltungsmedien wie Internet und Spielen ist. Ohne diese Dinge ist das Leben für sie langweilig und einfach nichts mehr wert. Es erschrickt mich wirklich, zu sehen, wie er einfach nur stundenlang in seinem Zimmer sitzen kann und nichts tut. Die ganze Zeit, die er vorher vor der PSP saß, hat er nun ''frei'' und weiß nun nichts mehr mit sich anzufangen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das liegt an der heutigen Zeit. Auch ich habe zwei Söhne im Alter von 6 und 8 Jahren und wenn es nach den Kindern geht, dann würden die auch nichts anderes machen wie die die Nintendo-Welt abtauchen. Ich bereue bereits den Kauf der Geräte. Deshalb muß ich das jetzt schon beschränken. Aber ich denke es liegt auch daran, dass die Kinder oft nicht mehr soviele Freunde haben und die Freunde auch kaum Zeit haben.

Meine Kinder haben Freunde die ungelogen jeden Tag in einen Verein gehen. Meine Kinder haben nur zweimal die Woche einen festen Termin und nach den Hausaufgaben beginnen sie sich rasch zu langweilen. Ich habe auch nicht den ganzen Mittag Zeit, denn ich muß auch etwas im Haus machen, da ich am Morgen arbeiten muß. Meinen Söhnen geht es in etwa wie Deinem Bruder. Ich muß dann dazu sitzen und mit ihnen spielen, sonst fällt ihnen nichts mehr ein.

Spielsachen mag vor allem mein großer Sohn so gar nicht. Der Kleine spielt eigentlich noch ab und zu. Aber wenn ich nicht ständig was sagen würde oder mitspielen würde, dann würden sie wohl nur am PC oder vor der Konsolo hocken wollen und das mit dem Alter. Meine haben jetzt ein Trampolin bekommen und gehen auch viel mit dem Fahrrad bzw. dem Roller raus.

Sehe das nicht ein, da nach dem Schulstress und den Hausaufgaben solche Konsolen eher schaden. Davon bekommen die Kinder auf Dauer Kopfschmerzen. Entspannung kann man jedenfalls davon nicht bekommen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:Ich finde mein Bruder ist das perfekte Beispiel dafür, wie abhängig die heutige Jugend von Unterhaltungsmedien wie Internet und Spielen ist. Ohne diese Dinge ist das Leben für sie langweilig und einfach nichts mehr wert.

Ich finde, dass Dein Beitrag das perfekte Beispiel ist, wie man von einigen Beispielen aus einer Bevölkerungsgruppe auf alle schließt. Sicher ist Dein Bruder ein extremes Beispiel und ich denke auch, dass die Anzahl der Kinder, die so sehr auf ihre Unterhaltungsmedien fixiert sind, eher zu- als abnimmt. Aber davon zu schließen, dass die heutige Jugend (zu der Du übrigens aus meiner Sicht auch noch zählst) eben nur so ist, trifft wohl eher nicht zu.

Ich kenne genügend Kinder, die einfach noch keine solche Medien besitzen, weil die Eltern es nicht wünschen und ihren Kindern dann auch andere Alternativen bieten. Dann gibt es auch Kinder, die natürlich solche Konsolen besitzen, von ihren Eltern in der Nutzung aber schon angeleitet und auch überwachtwerden. Und dann gibt es auch immer wieder die Kinder, die völlig über die Stränge schlagen. Da stellt sich aber mir immer wieder die Frage, inwieweit man in diesen Fällen die Kinder schuld sind.

Meines Erachtens sind nämlich nicht die Kinder daran Schuld sondern die Eltern. Wer setzt denn Grenzen und legt Regeln fest? Je jünger die Kinder sind, doch die Eltern und nicht (allein) die Kinder! Woran liegt es denn, wenn Kinder nicht allein und mit Hilfe ihrer Fantasie spielen können? In der Regel daran, dass sie es nicht gelernt haben! Meines Erachtens sind es also nicht die Kinder, die keinen richtigen Umgang mit Unterhaltungsmedien pflegen, sondern die Eltern, die keine Grenzen diesbezüglich setzen! Auch wenn es das früher alles nicht gab, wenn man seinen Kindern den Umgang damit erlaubt, dann hat man meines Erachtens auch die Pflicht sich damit zu beschäftigen, um die Kinder zu einem vernünftigen Umgang anleiten zu können!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



JotJot hat geschrieben:[Auch wenn es das früher alles nicht gab, wenn man seinen Kindern den Umgang damit erlaubt, dann hat man meines Erachtens auch die Pflicht sich damit zu beschäftigen, um die Kinder zu einem vernünftigen Umgang anleiten zu können!


So sehe ich das auch. Ich bin auch schon mit Nintendo aufgewachsen, bei mir fing es halt erst mit 11 Jahren an. Lustigerweise war es nur bei mir so, dass ich trotzdem rausgegangen bin, auch alleine mit dem Fahrrad herumgefahren bin und auch mal Bücher gelesen habe.

Ich denke, es ist einerseits natürlich Pflicht der Eltern, das zu überwachen und es nicht überhand nehmen zu lassen, andererseits gibt es auch bei Kindern Unterschiede. Manchen Kindern wird das Spielen nach einer Zeit von alleine langweilig und sie machen etwas anderes, da ist das Suchtpotential nicht so vorhanden.

Dann gibt es Kinder, die total schnell süchtig werden, zu der Sorte gehörte ich zum Glück nicht. Dann ist es mit zunehmendem Alter schwierig für die Eltern, da dagegenzusteuern, aber man muss es natürlich zumindest versuchen. Bei einem jüngeren Kind kann man dann ruhig mal die Konsole wegsperren, bis die Noten besser werden, finde ich. So hat man zumindest ein Druckmittel, und ich bin schon der Meinung, dass dann in dem Fall der Zweck die Mittel heiligt. Tatenlos zusehen kann man jedenfalls nicht, wenn das Kind nur noch vor der Konsole klebt.

Umgekehrt sind das aber Extremfälle, es neigen ja nicht alle Kinder dazu, so süchtig zu werden. Daher sollte man diese Medien auch nicht verteufeln. Es gibt ja auch Lernspiele und Spiele, die das Reaktionsvermögen steigern. Gerade die Wii finde ich in dem Zusammenhang gut, weil man sich hier zumindest noch bewegt und somit zumindest körperlich aktiv ist. Außerdem gibt es für die Wii viele Familienspiele, so dass man auch gemeinsam mit den Eltern oder Geschwistern spielen kann, nur halt auf dem Bildschirm.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mit Deinem Bruder hätte man sich früher befassen müssen. Ich denke, er ist zwar kein Einzelfall aber verallgemeinern würde ich das nicht. Kinder dürfen sich nicht selbst überlassen bleiben. Sie brauchen Anleitung, jemanden der sich mit Ihnen befaßt und der ihnen Grenzen aufzeigt.

Ich habe in der Familie die Erfahrung gemacht, dass Kinder sehr gerne mit Legosteinen spielen. Je nach Alter können immer neue Kästen hinzugekauft werden zu irgendwelchen Anlässen. Die Kinder entwickeln dabei eine ungeheure Fantasie. Selbst junge Erwachsene, die mit den Kindern spielen, können sich noch dafür begeistern. Auch Spielkonsolen müssen nicht zu kurz kommen, damit die Kinder in der Schule mitreden können. Aber es darf nicht so ausarten, wie bei Deinem Bruder.

Vielleicht ist Deinem Bruder noch zu helfen, wenn er mal in einen Sportverein geht, wo er sieht, dass es auch noch andere Jugendliche gibt, die nicht nur den ganzen Tag vor dem Laptop oder der Spielekonsole sitzen. Eventuell lernt er da auch Jungendliche kennen, die ihn wieder motivieren, auch für die Schule etwas zu tun. Jetzt sitzt er auf dem Sofa rum und ißt wohlmöglich noch soviel Salzgebäck und andere Dickmacher, dass bald noch das Problem des Übergewichtes hinzukommt. Kann sein, dass er sich selbst schon Gedanken über seine miese Lernbereitschaft gemacht hat und nicht weiß, wie er das wieder hinkriegt.

Deine Eltern sind zwar diejenigen, die sich früher um ihn hätten kümmern müssen, aber was nützen jetzt Vorwürfe. Viel wichtiger ist, Deinem Bruder sofort zu helfen. Wenn´s nicht anders geht, muß professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Was soll sonst aus ihm werden? Du bist sicher auch sehr daran interessiert, Deinem Bruder zu helfen. Sprich mal mit Deinen Eltern darüber welche Möglichkeiten es geben könnte, ihm zu helfen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als ich auch einmal einen Nintendo bekam. Natürlich fand ich die Spiele interessant und ich konnte oft nicht mit dem Spielen aufhören, aber ich hatte genügend andere Aktivitäten die ich machte. So sang ich bei einem Chor, fuhr regelmäßig mit dem Fahrrad spazieren oder verabredete mich mit Freunden um auf dem Spielplatz zu gehen.

Ich wurde sehr stark kontrolliert, dass ich nicht zu viel mit dem Nintendo spiele und bei schlechten Noten wurde mir das Ding auch mal weggenommen. Deswegen finde ich es wichtig, dass die Eltern das Konsumverhalten der Kinder von Unterhaltungsmedien stark zu überwachen. Die Kinder müssen lernen, so wie ich das gelernt habe, dass Unterhaltungsmedien nicht das wichtigste im Leben ist, sondern andere Dinge, wie eine gute schulische Ausbildung zu machen oder die klassischen Dinge tun, wie auf dem Spielplatz gehen, sich mit Freunden verabreden, spazieren zu fahren, etc.

Wie JotJot schön erwähnt hat, kann man nicht anhand des Beispiels an deinem Bruder auf alle schließen. Es gibt natürlich einige Extremfälle wie dein Bruder, aber das bedeutet jetzt nicht, dass alle Kinder heutzutage nur noch mit Nintendo & Co. spielen. Es gibt auch Kinder, die eine Konsole besitzen und z.T. auch wissen, dass Konsolenspiele nicht alles im Leben ist.

Um zum Beispiel deines Bruders zurück zu kommen:
Es ist schade, dass dein Bruder mittlerweile so stark an diese Konsole fixiert, dass er, als diese schließlich ihm weggenommen wurde, nichts anderes mehr tun möchte. Auch finde ich es schade, dass dein Bruder nichts mehr für die Schule machen möchte, weil er ohne seiner PSP keine Perspektive sehe. Und ehrlich gesagt schockt es mich schon, dass dein Bruder damit droht, er sich nur in der Schule anstrenge, wenn er seine PSP wieder bekäme.

Irgendwann nachzugeben und ihm die PSP wieder zu geben ist definitiv der falsche Weg. Man muss es irgendwie schaffen, deinem Bruder eine interessante Freizeitaktivität zu vermitteln, die ihm Spaß macht. Spontan würden mir jetzt sportliche Aktivitäten einfallen, die er anstatt des Spielens machen könnte. Ich habe z.B. lange Zeit den Kampfsport Judo gemacht, was mir lange Zeit viel Spaß gemacht hat, bis ich nach einem Unfall nicht mehr zum Verein zurück gehen wollte.

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» Rainer Wahnsinn » Beiträge: 144 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich muss sagen, dass meine Eltern mir als Kind damals freiwillig eine Konsole gekauft hatten, obwohl ich noch gar kein Interesse an so etwas hatte. Damals habe ich mich nicht sonderlich für Konsolen interessiert, wobei meine Eltern der Meinung waren, dass das doch ein schönes Spielzeug für mich sei. Von daher habe ich das dann auch bekommen, als ich in der Grundschule war. Einen Fernseher hatte ich dabei ohnehin schon in meinem Zimmer und von dem Geld, was ich zu meiner Kommunion bekommen hatte, habe ich mir auch einen Gameboy gekauft. Somit hatte ich recht früh sehr viel Elektronik in meinem Zimmer, wobei meine Eltern das aber auch immer unterstützt hatten. Da ich eben Einzelkind bin, waren meine Eltern auch immer sehr froh darüber, wenn ich mich auch alleine beschäftigen konnte und auch wenn meine Eltern viel mit mir machten, waren sie natürlich froh darüber, wenn sie hin und wieder auch eine Minute für sich hatten. Von daher hatten sie nie etwas dagegen, mir Elektronik zu kaufen.

Auch wenn ich als Kind so früh alle möglichen elektronischen Geräte hatte und auch wenn es mir meine Eltern nie verboten, mich damit zu beschäftigen, war es dennoch nie so, dass ich abhängig von den Geräten war. Stattdessen machte es mir noch immer am meisten Spaß, mich draußen mit Freunden zu treffen und Fahrrad zu fahren oder Ball zu spielen. Ich wollte nie die Nachmittage freiwillig vor der Konsole verbringen. Stattdessen war es mir wesentlich wichtiger, raus zu gehen und bei gutem Wetter war ich auch so gut wie nie zu Hause. Nur dann, wenn es regnete oder wenn niemand meiner Freunde Zeit für mich hatte, dann habe ich mich auch vor den Fernseher oder vor die Konsole gesetzt. Den ganzen Tag habe ich davor jedoch trotzdem nicht verbracht.

Ich denke, dass man als Eltern jedoch auch schlecht etwas dagegen tun kann, wenn die Kinder sich so abhängig von den Geräten machen. So haben meine Eltern es mir ja erlaubt, so viel Zeit mit den Geräten zu verbringen, wie ich wollte, wobei ich selbst kein so großes Interesse daran hatte. Dabei gibt es aber auch genügend Eltern, die es ihren Kindern verbieten, zu viel Zeit vor dem Fernseher zu verbringen. Trotzdem kommt es oft vor, dass die Kinder sich dann einfach heimlich damit beschäftigen und ich denke nicht, dass man da so viel dagegen machen kann. Man kann den Kindern ja auch nicht komplett verbieten, vor dem Fernseher zu sitzen und man kann das Kind ja auch schlecht rund um die Uhr bewachen oder gar den Job kündigen, um das Kind im Auge zu behalten.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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