Hund bettelt - Wie abgewöhnen?

Vor ein paar Monaten haben wir von einer Bekannten den Hund übernommen, da diese nicht mehr genug Zeit für ihn hat. Es handelt sich dabei um einen Blue Merle Collie. Mit ihm gibt es einige Probleme und diese versuchen wir nun nach und nach zu beheben. Ein großes Problem ist seine Bettelei. Er schaut einen einfach immer an, sobald man etwas essbares hat und ist dabei sehr penetrant. Auch wenn man ihn ermahnt schaut er nicht weg und läuft einem nach, wenn man mit dem Essen an einen anderen Platz geht. Das stört irgendwie sehr, aber wir wissen nicht, was wir dagegen tun sollen. Wir haben auch Angst mit ihm zu schimpfen, da er wirklich schon sehr ängstlich ist und wir ihn nicht weiter verängstigen wollen. Allerdings kann es so auch nicht weitergehen, da man das Essen einfach nicht genießen kann, wenn man dabei ständig mit einem Bettelblick angesehen wird und ein schlechtes Gewissen bekommt, weil man ihn nicht füttert.

Wir haben noch einen Hund, dieser ist bei uns aufgewachsen und macht so etwas nicht. Er freut sich zwar auch, wenn er mal ein Leckerli bekommt, bettelt aber nicht darum und gibt sich ansonsten mit seinem normalen Futter zufrieden und ist auch irgendwann satt. Das Sättigungsgefühl scheint bei unserem Neuankömmling aber komplett ausgeschaltet zu sein.

Wie kann man diese Fressgier und Bettelei wieder abgewöhnen ohne den Hund zu verängstigen? Warum verhält sich der Hund so?

Ich denke dass Du dem Hund die Bettelei am besten aberziehen kannst, wenn Du ihn während des Essens komplett ignorierst. Keine Blicke in seine Richtung, keine Ansprache wie „nein“ oder „hör auf“. Benehmt euch als sei er gar nicht da und füttert ihn so wie euren anderen Hund auch. Irgendwann wird der „Neue“ merken, dass seine Bettelei fruchtlos bleibt und wird damit aufhören.

Der Erfolg wird zwar einige Zeit auf sich warten lassen weil es bedeutend schneller geht dem Hund durch „Belohnungen“ (Essen am Tisch) ein Verhalten anzuerziehen als es ihm wieder abzuerziehen in dem ihr ihn ignoriert. Aber ich bin zuversichtlich dass man es schaffen kann, wenn man nur konsequent bleibt.

So ein Verhalten ist nicht nur penetrant sondern seinen Rudelführern gegenüber auch unverschämt. Ihr solltet dem Hund diese Bettelei nicht weiter erlauben. Heißt, dass er sobald er wieder so starrt die Küche verlassen muss. Dafür muss man einen Hund auch nicht anmeckern. Ihr müsst da aber wirklich stur dran bleiben und auch nicht nachgeben, wenn er tottraurig um die Ecke guckt. Dass ihr den Platz wechselt ist genau das was man nicht machen sollte. So gebt ihr quasi nach, lasst euch bedrängen und zeigt dadurch Schwäche.

Gerade bei ängstlichen Hunden ist es wichtig, dass ihr konsequent seid. Betüddeln oder ihm deswegen mehr durchgehen lassen macht die Situation nur noch schlimmer. Sobald er sich eingelebt hat und auch merkt, dass er bei euch einen festen Platz hat und ihr alles unter Kontrolle habt, wird sich der Hund auch entspannen. Durch diese feste Regeln und euer konsequentes Auftreten bietet ihr dem Hund Sicherheit. Ein Hund, der sich in seinem Rudel sicher fühlt, muss auch keine Angst mehr haben. Bis es soweit ist dauert es natürlich und irgendwann könnt ihr die Regeln dann auch etwas lockern. Bis dahin solltet ihr für beide Hunde dieselben Regeln einhalten.

Anscheinend wurde der Hund von seinem Vorbesitzer vom Tisch gefüttert. Denn dann ist es kein Wunder, dass der Hund auch bei euch bettelt, wenn ihr am Tisch beim Essen sitzt. Wie habt ihr es denn damit bisher gehandhabt?

Ich würde euch empfehlen, dass ihr das das betteln des Hundes einfach überseht.. Beachtet ihn nicht, wenn ihr am Tisch sitzt und esst. Ihr solltet ihm dann auch auf keinen Fall etwas vom Tisch geben, denn das bestärkt den Hund in seinem Verhalten nur. Ich denke auch, dass schimpfen in dem Fall sicher nichts bringen wird. Ansonsten könntet ihr eine Traingsdisc verwenden, diese besteht aus einem Band mit mehreren Metallscheiben, die man auf den Boden wirft, damit sich der Hund erschreckt. Allerdings solltet ihr dies erstmal mit einem Hundetrainer besprechen, da der Hund ja recht ängstlich ist, wollt ihr dies ja nicht noch verschlimmern. Vielleicht wäre ein Hundetrainer sowie so eine gute Idee, denn du schreibst ja, dass ihr einige Probleme mit dem neuen Hund habt. Da wird ein Trainer dann gezielt weiterhelfen können.

Eine gute Idee ist dem Hund auch sein Futter in den Napf zu geben wenn man selbst Abendessen ist. Damit ist der Hund beschäftigt und "nerv“ nicht. Leider ist es nicht einfach einem Hund solche Angewohnheiten abzugewöhnen. Da hilft leider nur viel Ausdauer. Man muss den Hund während seiner Bettelei immer ignorieren, irgendwann gibt er auf und man darf dabei natürlich nicht schwach werden und ihm ab und zu etwas geben denn sonst ist der Fortschritt den man gemacht hat wieder hin. Das ist aber nicht in ein oder zwei Tagen zu beheben und kann Wochen dauern.

Der Hund sollte Grundgehorsam beigebracht bekommen. Er erzieht euch und das muss umgekehrt sein. Zeigt ihm, dass es uninteressant ist, wenn er hinter euch her geht und bettelt. Bringt ihm bei auf seinen Platz zu gehen, wenn ihr es wollt und wenn er lieb auf seinem Platz bleibt, dann kann er Leckerlie bekommen. Ansonsten darf er nichts mehr außer der Reihe bekommen. Der Hund muss lernen, dass er nur Leckerlie bekommt, wenn er auch gehórsam ist und da müsst ihr anfangen.

Der Hund sollte einen bestimmten Platz bekommen, wo ihr ihn hinschicken müsst. Wenn er nicht dort bleibt, immer wieder dort hinbringen und "bleib" sagen. Bleibt er, dann sofort ein leckerlie geben und nicht warten. Er muss seinen Platz mit dem Leckerlie verbinden und nicht das Hinterherlaufen. Ihr dürft auch nicht weich werden. Einmal wieder ein Leckerlie gegeben weil er nervend hinter euch herrennt und schon ist es wieder vorbei. Konsequenz ist dabei alles und vor allem auch die Belohnung zur richtigen Zeit.

Wenn der Hund hinter euch herrennt, dann solltet ihr ihn sofort auf seinen Platz weisen. Ihm schadet es nicht, wenn er dann die meiste Zeit erst mal auf seinem Platz verbringt. Euren anderen Hund dürft ihr auch nicht außerhalb seines Platzes dann Leckerlie geben. Denn der neue Hund wird es nicht verstehen können, warum er es nicht bekommt.

Das mit dem eigenen Platz ist eine sehr gute Idee, die wir auch schon hatten. Der Hund hat ein Körbchen, von diesem kann er allerdings auch "starren". Da werden wir das wohl umsetzen müssen. Das Problem ist allerdings auch, dass er nicht geht, wenn man ihn darauf verweist. Daran müsste man auch noch arbeiten. Scheinbar ist wirklich viel in seiner bisherigen Erziehung schief gelaufen, das kostet uns wirklich Nerven.

Wir handhaben es eigentlich immer so, dass die Hunde nur Leckerlis bekommen, wenn sie etwas gemacht haben, was wir wollen. Beispielsweise beim Spazieren gehen, wenn sie einen Ball zurück bringen oder beim Sitz/Platz machen. Vom Tisch haben sie von uns noch nie etwas bekommen.

Wenn ihr mit eurer Körpersprache nicht weit kommt, führst du ihn halt am Geschirr/Halsband aus dem Raum. Daran wird seine Hundeseele schon nicht zerbrechen. Der Hund wird evtl testen wer den längeren Atem hat. Also auch nach dem 10. Aufstehen locker bleiben, Hund rausbringen und sofort wieder reagieren, wenn er den nächsten Versuch startet. Von Sachen wie Discs und Rütteldosen kann ich nur abraten. Auch mit Belohnungen solltet du nicht übertreiben. Collies sind nicht dumm. Er wird den Dreh schnell raus haben und dann immer wieder für Situationen sorgen, damit man ihn auf seinen Platz schickt und wieder belohnt. Wenn du also Pech hast steht er irgendwann unerlaubt in der Küche um diese Kettenreaktion auszulösen.

Schick ihn während des Essens auf sein Plätzchen, zur Not binde ihn da am Anfang an. Wenn ihr dann fertig gegessen habt, kannst du ihn los machen und ihn an seinem Plätzchen sein Futter geben.

Das ist auch gut für das bestimmen der Rangordnung, denn die Rangniedrigsten Hunde essen immer hinter den Ranghöheren Hunden. Mit Sicherheit wird er am Anfang Theater an seinem Platz machen, aber da müsst ihr dann durch. Konsequenz ist hier das Zauberwort.

Dieser Hund hat wohl von seinem früheren Besitzer gelernt, dass er mit dem Betteln Erfolg hat. Hunde versuchen sicher immer wieder mal zu betteln. Wenn man dies aber konsequent direkt von Anfang an unterbindet, gibt der Hund auch irgendwann auf und bettelt dann nicht mehr. Der Hund hat bestimmt immer wieder mal etwas vom Tisch bekommen und denkt nun, dass er wieder etwas bekommt, wenn er konsequent weiterhin bettelt. Er denkt, dass es vielleicht ein bisschen länger dauert, dass er aber irgendwann sicher wieder erfolgreich sein wird und dann auch etwas vom Tisch bekommt.

Zunächst solltet ihr den Hund unbedingt ignorieren, wenn er wieder bettelt. Auch wenn er noch so niedlich oder bemitleidenswert guckt, dürft ihr nicht schwach werden. Er verhungert ja nicht, auch wenn es seine Masche ist, genau diesen Eindruck bei euch zu erwecken. Es geht ihm gut, er bekommt sein Hundefutter (nachdem ihr gegessen habt!) und hat daher keinen Grund, euer Essen auch noch zu begehren. Daran solltet ihr denken, wenn ihr mal wieder Mitleid mit ihm habt. Auf keinen Fall darf er Essen vom Tisch bekommen - dann wird die Bettelei niemals aufhören. Falls er zu aufdringlich wird und nicht aufhört zu betteln, würde ich ihn ins Körbchen schicken oder zumindest raus aus dem Essbereich. Anfänglich müsst ihr ihn immer viel loben und ihm ein Leckerchen geben, wenn er sich brav hinlegt und dort bleibt.