Mein Freund will nicht, dass ich ins Ausland gehe
Ich mache nächstes Jahr im Mai mein Abitur und werde danach voraussichtlich für ein Jahr ins Ausland gehen. Ganz sicher ist es noch nicht, wohin ich gehe, weil ich mich zwar für Freiwilligenarbeit in Afrika bewerbe, aber noch nicht weiß, ob ich genommen werde. Aber wenn ich nach Afrika gehen kann, werde ich wahrscheinlich in Ghana, Togo oder der Elfenbeinküste Kinder unterrichten oder in einem Waisenhaus arbeiten, je nachdem wo ich genommen werde. Für den Fall, dass ich nicht angenommen werde, habe ich mir überlegt, als Au-Pair nach Frankreich oder Irland zu gehen, was ich genauso gern machen werde, aber eben nur, wenn das andere nicht klappt. Denn ich denke mir, in Frankreich und Irland kann ich später immer noch Auslandssemester oder ähnliches machen, nach Afrika komme ich aber wahrscheinlich nicht mehr so schnell.
Soweit, so gut, aber mein Freund hat etwas dagegen. Er will nicht, dass ich nach Afrika gehe, erstens weil er Angst um mich hat und zweitens weil ihm ein Jahr zu lang ist. Außerdem hat ihn ein Freund, dessen Freundin zwei Monate in Kanada war, "überzeugt", dass ich verrückt bin, wenn ich das durchziehen will. Angeblich übersteht keine Beziehung eine einjährige Trennung. Der Freund sagt, dass er es kaum zwei Monate ohne seine Freundin ausgehalten hat. Und wenn ich nach Afrika gehe, dann kann er sowieso damit rechnen, dass ich nicht lebend zurückkomme.
Ich habe natürlich schon oft mit meinem Freund darüber geredet und habe ihm gesagt, dass ich seine Bedenken wegen Afrika schon verstehe, dass es aber jedes Jahr auch Tausende Freiwillige gibt, die lebend wieder nach Hause kommen, dass ich dort auch betreut werde und dass in wirklich gefährliche Länder auch gar keine Freiwilligen ausgesendet werden. Meine anderen Freunde stehen hinter mir, aber mein Freund orientiert sich lieber an dem, was sein Kumpel ihm erzählt hat. Er hofft jetzt, das hat er mir wörtlich so gesagt, dass ich nicht angenommen werde und stattdessen als Au-Pair ins Ausland gehe. Am liebsten wäre es ihm natürlich, wenn ich ganz zu Hause bleiben würde. Ich finde es ziemlich schade, dass er mich nicht unterstützt, denn ich habe schon lange den Traum, nach dem Abi nach Afrika zu gehen.
Mir ist es total suspekt, wie er hoffen kann, dass ich das Auslandsjahr ihm zuliebe aufgeben kann. Natürlich verstehe ich seine Bedenken und ich werde ihn auch vermissen, wenn ich ihn ein Jahr lang nicht sehe, aber was ist schon ein Jahr Trennung im Vergleich zu einer verpassten Chance? Hinterher würde ich es wahnsinnig bereuen, wenn ich diese Chance jetzt nicht nutze.
Kann jemand verstehen, wie man so denken kann? Wie soll ich ihm klar machen, wie wichtig mir das ist?
Ich verstehe seine Bedenken auf jeden Fall, es wäre ja schlimm, wenn er sich keine Sorgen machen würde oder dich nicht vermissen würde. Aber an deiner Stelle würde ich mich auf gar gar gar keinen Fall von deinem Vorhaben abhalten lassen, denn so wie es sich anhört ist das wirklich dein Traum nach Afrika zu gehen und das ist doch das Wichtigste. Und dass dein Freund dann überhaupt kein Stück auf dich zukommt und dann so etwas sagt wie „ich hoffe, dass du nicht angenommen wirst“ finde ich schon sehr egoistisch.
Vielleicht solltest du ihm einmal genau zeigen, vielleicht im Internet oder Zeitschriften der Organisation, wo du dann unterkommen würdest und wie du leben würdest. Vielleicht beruhigt in das etwas. Wenn das nichts bringt würde ich ihn vor vollendete Tatsachen stellen, also sagen: Ich werde auf jeden Fall gehen und ich hoffe du unterstützt mich.
Ich glaube wenn du es nicht machst, dann wirst du dich immer wieder fragen „was wäre gewesen, wenn ...“ und wenn du es nicht nach deinem Abi machst, wann dann?
Ich glaube eigentlich weniger, dass dein Freund Angst davor hat, dass du nicht lebend zurückkommst, denn die Wahrscheinlichkeit das du in Afrika umkommst, ist doch wohl sehr gering. Viel eher klingt seine Angst nach einer Art Eifersucht, denn er kann natürlich nichts dagegen tun, dass du dich in Afrika vielleicht in einen anderen Mann verliebst und ihn betrügst. Er scheint einfach große Angst zu haben, dass eure Beziehung durch dein Auslandsjahr in die Brüche geht und das ist auch gar nicht mal so unwahrscheinlich.
In meinem Freundeskreis haben vorletztes Jahr mehrere Leute ein Auslandsjahr angetreten und davon hatten einige natürlich auch Beziehungen. Ich möchte dich nicht enttäuschen und es ist natürlich auch nicht gesagt, dass das bei dir und deinem Freund genauso enden muss, aber keine der Beziehungen meiner Freunde hat gehalten. Wirklich keine einzige. Entweder scheiterte es daran, dass sich einer der beiden nicht oft genug gemeldet hatte oder einer ist eifersüchtig geworden und man hatte sich zerstritten. Ein Auslandsjahr ist eine ziemlich extreme Härteprobe für eine Beziehung und ich kann daher die Angst deines Freundes nachvollziehen.
Das dir das Auslandsjahr so viel bedeutet, versteht er wahrscheinlich einfach nicht, weil ihn sowas nicht beeindruckt. Demnach sieht er nur die negativen Aspekte des Ganzen und hat Angst davor dich zu verlieren. Das kann ihm auch keiner verübeln.
Ich kann Deinen Freund ehrlich gesagt nur zu gut verstehen, mir würde es wohl auch das Herz brechen wenn mein Schatz mich ein Jahr lang alleine lassen würde. Gott sei Dank sind wir uns ins dieser Hinsicht sehr ähnlich und weder er noch ich kämen auf den Gedanken für ein Jahr ins Ausland zu gehen (Genau genommen waren wir bislang noch keine einzige Nacht getrennt voneinander und wir haben auch nicht vor etwas daran zu ändern). Ich hätte auch die Befürchtung, dass die Beziehung unter der langen Trennung leiden oder gar zerbrechen könnte.
Vermutlich hätte ich auch Angst, dass mein Freund mich nicht mehr liebt wenn er auf die Idee käme ein Jahr lang so weit weg von mir zu verbringen. Ja, ganz sicher würde ich an seinen Gefühlen zweifeln, ganz egal ob das unbegründet sein mag oder nicht, und ich würde wohl daran verzweifeln.
Nun können ja nicht alle Menschen gleich sein und ich finde es auch toll, dass Du Dich von Deinem Vorhaben nicht abbringen lassen willst. Würdest Du jetzt ihm zuliebe verzichten stünde die Geschichte vielleicht ewig zwischen euch. Und irgendwann käme der Tag an dem Du Dich fragen würdest ob es das wert war oder würdest ihm vielleicht sogar Vorwürfe machen dass Du Dir seinetwegen den langgehegten Traum nicht erfüllen konntest. Also würde ich auch sagen, halte daran fest. Allerdings musst Du Dir auch darüber im Klaren sein, dass ein Jahr eine lange Zeit ist in der auch viel passieren kann. Ihr müsst also gemeinsam entscheiden wie ihr das Jahr angehen wollt. Versucht ihr wirklich die Beziehung aufrecht zu erhalten oder wollt ihr lieber getrennte Wege gehen?
Wenn er Dir sagt, dass er sich wünscht Du würdest nicht angenommen, verletzt Dich das vermutlich weil er aus Deiner Sicht ja immerhin hofft, dass sich Dein Traum nicht erfüllt. So empfindet er das aber ganz sicher nicht; er hat lediglich Angst um Dich und eure Beziehung und sagt Dir ehrlich was in ihm vorgeht. Vermutlich erhofft er sich, dass ihr euch ab und an besuchen könnt wenn es Dich „nur“ nach Frankreich oder Irland verschlägt. Afrika ist entfernungstechnisch eben eine ganz andere Größenordnung. Eigentlich ist seine Sorge und Offenheit doch löblich, oder? Wäre es nicht seltsam wenn er Dir nur eine gute Reise wünschen würde und es ihm nichts ausmachte dass er Dich so lange weder sehen noch berühren können wird? Du wirst seine Einstellung zu Deinem Auslandsaufenthalt jedenfalls ebenso respektieren müssen wie er Deine.
Aber Du hast die Möglichkeit es ihm ein klein wenig leichter zu machen indem Du ihm erklärst warum es Dir so wichtig ist, dass sich Dir eine einmalige Chance bietet und dass er keinesfalls weniger wichtig ist als Afrika, Frankreich oder Irland. Erkläre ihm Deine Motivation. Außerdem könntest Du ihm zeigen wo genau Du landen könntest wenn es tatsächlich Afrika würde. Und Du könntest Dich informieren welche Möglichkeiten Du hättest mit ihm zu kommunizieren, also ob Du in Afrika einen Internetanschluss hättest und ihr euch z.B. via Skype ab und an auch mal sehen könntet und er sich regelmäßig davon überzeugen kann, dass es Dir wirklich gut geht. Sag ihm auch was er Dir bedeutet und dass die Reise kein Ende sondern eine Chance ist, die sich nicht noch einmal bieten wird. Vielleicht hilft es ihm etwas entspannter an die Sache heranzugehen.
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück und hoffe, dass Deine Bewerbung für Afrika Berücksichtigung findet. Wer so hinter der Erfüllung eines Traumes steht hat es mehr als verdient dass er sich auch erfüllt.
Das ist natürlich eine schwierige Situation für beide! Ich kann auch irgendwo beide Seiten verstehen. Ich verstehe dich, dass du ein Auslandsjahr machen möchtest! Ich selber habe nach meiner Matura ebenfalls ein Auslandsjahr gemacht. Ich hatte dabei sogar die gleichen Gedanken wie du! Ich bin dann für ein Jahr nach Südfrankreich als Au-Pair. Diese Zeit möchte ich auch nicht missen.
Ein Auslandsjahr ist wirklich eine tolle Erfahrung. Nach dem Jahr habe ich in Österreich zum Studieren begonnen und da kam ich nach einiger Zeit dann auch auf die Idee eines weiteren Jahres in Afrika. Genauso wie du wollte ich dort an einer Schule arbeiten. Es scheiterte dann eigentlich vor allem am Finanziellen. Bei den Angeboten von damals hätte ich zwar zum Großteil Kost und Logis bekommen, die Flüge hätte ich jedoch selber zahlen müssen. Da es mir wichtig gewesen wäre, zum Beispiel zu Weihnachten auch nach Hause zu kommen, wäre sich das bei mir finanziell eben nicht ausgegangen.
Obwohl ich mir den Wunsch eines Auslandsjahres in Frankreich erfüllt habe, denke ich sehr oft darüber nach, wie es wohl in Afrika gewesen wäre und ob es sich nicht doch irgendwie ausgegangen wäre und so weiter. Wenn man sich so einen Wunsch also nicht erfüllt, kann einem das lange beschäftigen. Eine Freundin von mir wollte damals auch nach Afrika. Auch sie ist dann im Endeffekt aus verschiedenen Gründen nicht geflogen. Die beste Zeit ist eben direkt nach der Matura / dem Abitur. Danach geht es natürlich auch, aber es wird irgendwie komplizierter.
Ich war dann nach meinem Studium für ein paar Monate in Ungarn, aber das ist natürlich auch was anderes gewesen, auch wenn es trotzdem eine tolle Erfahrung war. So gesehen kann ich dir nur Raten, dir deinen Wunsch zu erfüllen und ein Auslandsjahr zu machen! Es wird dir auch persönlich sehr viel bringen, zumindest war es bei mir so.
Auf der anderen Seite kann ich aber auch deinen Freund verstehen. Es ist natürlich auch für ihn nicht leicht, dich für ein Jahr ziehen zu lassen. Für ihn kann ein Jahr wirklich lang werden. Bezüglich der Ängste wegen Afrika würde ich ihm auch möglichst viele Informationen zeigen. Viele Leute verbinden mit Afrika ziemliche Horrorszenarien und haben deswegen Angst. Zeige ihm, dass du dort doch recht in Sicherheit bist. Glücklich wird er wohl trotzdem nicht sein, weil er dich eben nicht so lange vermissen oder womöglich gar verlieren möchte.
Damit wären wir auch gleich beim nächsten, sehr heiklen Punkt. Ob dieses Jahr eure Beziehung aushalten wird, kann dir wohl keiner wirklich sagen. Natürlich gibt es Beziehungen, die das aushalten. Eine Voraussetzung wäre da jedoch schon, dass alle Beteiligten damit einverstanden sind und daran arbeiten. Ich kann dir da auch nur sagen, dass es für denjenigen, der zu Hause bleibt, oft schwerer ist als für denjenigen, der wegfährt. Einfach, weil der Daheimgebliebene weniger abgelenkt ist und weiterhin seinen normalen Alltag hat, allerdings eben ohne dem Partner.
Leider gibt es jedoch auch sehr viele Beziehungen, die so ein Auslandsjahr nicht aushalten und zerbrechen. Das muss wie gesagt nicht sein, aber es kann eben sein. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Ich kann dir sagen, dass dich ein Auslandsjahr, vor allem in Afrika voraussichtlich auch persönlich ändern wird. Du wirst danach nicht ein komplett neuer Mensch sein und Veränderungen müssen auch nicht negativ sein, aber man denkt doch irgendwie anders. Das war bei mir sogar bei meinem Frankreichjahr so.
Wie lange habt ihr denn schon eine Beziehung? Vor allem wenn die Beziehung noch nicht lange ist, ist eben schon die Gefahr groß, dass ihr euch in dem Auslandsjahr sehr auseinanderlebt. Das kann dir im übrigen aber genauso passieren, wenn du zu Hause zum Arbeiten oder Studieren anfängst. Also daran muss nicht unbedingt ein Auslandsjahr schuld sein.
Beide Varianten haben seine Vor- und Nachteile. Wenn du nur deinem Freund zuliebe auf das Auslandsjahr verzichtest, besteht auch die Gefahr, dass du ihm das irgendwann einmal vorwirfst. Und wie heißt es doch so schön in einem Sprichwort: Reisende soll man nicht aufhalten! Dir muss jedoch auch bewusst sein, welche Konsequenzen das mit sich bringt oder bringen kann, sowohl im positiven als auch im negativen Bereich.
Danke für eure schnellen und ausführlichen Antworten! tournesol, um deine Frage zu beantworten: wir sind jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren zusammen. Das ist schon eine ziemlich lange Zeit, wenn man bedenkt, dass ich damals erst sechzehn war. Aber ich habe ihm schon nach ein paar Wochen erzählt, dass ich nach dem Abi ein Jahr ins Ausland gehen möchte. Nur war das damals noch so weit weg und unkonkret, dass es ihn nicht weiter gestört hat.
Ich kann mir schon vorstellen, dass viele Beziehungen ein Jahr Trennung nicht aushalten. Ich kenne da allerdings ein Paar, bei dem es geklappt hat. Wie das bei uns wird, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen, das kann man vorher ja sowieso nicht. Ich weiß nur, dass ich dieses Jahr auf jeden Fall machen will.
Vielleicht sollte ich das noch einmal sagen: Ich verstehe meinen Freund und habe auch selbst ein bisschen Angst, dass es mit uns auseinandergeht. Ein schlechtes gewissen habe ich auch ein wenig, weil ich ihn einfach so vor vollendete Tatsachen stelle, ohne ihn mit entscheiden zu lassen. Was mich aber ärgert, ist, dass er sich von seinem Kumpel einreden lässt, dass er Angst um mein Leben haben muss, wenn ich in Afrika bin. Ansonsten mag ich diesen Freund ja ganz gern, aber man muss dazu sagen, dass er kaum jemals von seinem Bauernhof wegkommt und seinen Urlaub allerhöchstens einmal in Österreich verbracht hat. Woanders will er auch gar nicht hin. Klar, dass er mich überhaupt nicht verstehen kann.
Wie gesagt, gegen solche Ängste helfen in der Regel nur Gegeninformationen. Du wirst doch bestimmt Unterlagen von der Organisation haben, mit der du nach Afrika möchtest. In der Regel bieten die ja auch mehrere Informationsabende und dergleichen an Dort erzählen unter anderem auch ehemalige Mitarbeiter von der Praxis. Versuche deinen Freund zu überreden, an so einem Besprechungstreffen ebenfalls teilzunehmen. Dort sieht er dann konkret, was dich in Afrika erwarten wird, wie das alles ablaufen wird und dergleichen. Vielleicht hat er dann einerseits mehr Verständnis und andererseits weniger Ängste?
Und nochmal wegen der Beziehung. Alles ist möglich, aber nichts ist fix. So ein Auslandsjahr kann eine Beziehung so auf die Probe stellen, dass sie es nicht aushält und es gibt auch sicher Fälle, die es gut überstehen. Wie bereits erwähnt kommt es nach dem Abitur in der Regel immer zu einer persönlichen Veränderung. Schon alleine, weil man denn eben zum Arbeiten oder Studieren anfängt und das dann eben wieder ein neuer Lebensabschnitt ist. In deinem Fall ist es eben ein Auslandsjahr.
Man kann es eben nicht generell sagen, welche Beziehung was aushalten wird. Ich kenne mehrere Pärchen, die sich ein paar Monate nach der Matura getrennt haben, eben weil sie sich dann nochmal stark verändert haben, obwohl sie nicht im Ausland waren. Und ich kenne auch genügend Beziehungen die nach der Matura noch lange gehalten haben. In der Liebe gibt es wie so oft keine bestimmten Regeln. Einfach wird es für die Beziehung sicher nicht, aber das soll ja nicht heißen, dass solche Proben nicht zu bestehen wären!
Darf ich dich fragen, mit welcher Organisation du vor hast nach Afrika zu reisen? Würde mich persönlich interessieren, auch wenn es für mich nun auf keinen Fall mehr in Frage kommt. Mit Kind geht es natürlich noch weniger!
Gib deine Pläne nicht für deinen Freund auf! Du würdest es hinterher bereuen.
Ich weiß, es klingt furchtbar unromantisch und es mag sich böse anhören, wenn ich das so sage, aber wer weiß, wie lange ihr noch zusammen seit. Spätestens, wenn ihr euch irgendwann trennt, würdest du diese Entscheidung bereuen. Und würde dein Freund dich wirklich lieben, dann würde er dich und dein Vorhaben auch unterstützen. Natürlich ist so eine Trennung nicht einfach und es ist richtig, dass in einem Jahr viel passiert und einer von euch beiden sich möglicherweise neu verliebt, aber dann war es auch nicht der Richtige.
Ich war selbst ein Jahr im Ausland (allerdings während der Schulzeit als Austauschschüler, aber das ändert an der Sache ja nichts). Niemals hätte ich diesen Traum aufgegeben, jedenfalls nicht für meinen Freund, ich hätte das ewig bereut. Klar gibt es Gründe, bei deren Vorliegen ich mich gegen das Auslandsjahr entschieden hätte, aber eben nicht wegen der "große Liebe".
Ihr solltet euch noch mal zusammensetzen und drüber reden. Mach ihm klar, wie wichtig dir das ist und wie wichtig es dir auch ist, dass er dich unterstützt. Und klärt vor allem, wie es mit euch weitergeht, bevor du nach Afrika gehst.
Für mich klingt das Verhalten deines Freundes ein bisschen nach Besitzdenken und Egoismus. Die Haltung seines Freundes, der ihn auch noch in seiner Haltung bestätigt, finde ich völlig daneben. Du solltest dich von den missgünstigen Aussagen dieser Jungs nicht davon abhalten lassen, deinen Traum zu verwirklichen. Ich finde es sehr wichtig, seine Ziele und Träume in die Tat umzusetzen. Wie du bereits geschrieben hast, wirst du es vielleicht (oder ganz sicher?) bereuen, wenn du nun auf das Jahr in Afrika verzichtest, nur weil dein Freund nicht alleine sein will. Spätestens wenn die Beziehung mal nicht mehr so gut läuft wie jetzt, wirst du sicher anfangen, dir selbst Vorwürfe zu machen und bereuen, dass du nicht ins Ausland gegangen bist. Gerade jetzt, nach dem Abi, ist die Gelegenheit perfekt - so gut wie sonst vielleicht nie wieder.
Es ist absoluter Schwachsinn davon auszugehen, dass man aus Afrika nicht lebend wiederkommt. Ich hatte mal eine Bekannte, die mehrere Jahre in Folge mehrere Wochen im Jahr nach Afrika (nach Namibia, um genau zu sein) geflogen ist, um dort auf einer Farm mitzuarbeiten. Sie hat es stets überlebt und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Ich denke auch, dass solche Freiwilligendienste normalerweise nicht in Krisengebieten stattfinden, in denen eine Gefahr für die Freiwilligen besteht.
Dein Freund wusste immerhin worauf er sich einlässt, auch wenn dieses Projekt vor zwei Jahren noch relativ weit entfernt war. Selbst wenn er das nicht gewusst hätte, sollte er sich lieber mit dir freuen und mit dir zusammen einen Weg finden, wie ihr dieses eine Jahr überstehen könnt, ohne euch zu entfremden. Fernbeziehungen können funktionieren, auch wenn man sich vielleicht nur alle paar Monate oder im Laufe eines Jahres überhaupt nicht sieht. Dennoch überstehen natürlich einige Beziehungen solche Trennungen auf Zeit nicht. Meiner Meinung nach liegt das aber nicht an der Distanz, sondern daran, dass man sich während dieser Zeit ja auch weiterentwickelt. Gerade dich wird der Aufenthalt in Afrika prägen und es kann gut sein, dass du dich im Laufe des Jahres in eine andere Richtung entwickelst als dein Freund. Dieses Risiko hat man aber immer, gerade in Beziehungen, die noch nicht ewig bestehen (2 Jahre sind ja kein irrsinnig langer Zeitraum) und die beiden Partner selbst noch nicht allzu alt sind. Dieses "Risiko" würde ich an deiner Stelle aber in Kauf nehmen, da der Aufenthalt im Ausland einfach für dich persönlich wichtig ist. Ich denke auch, dass die Beziehungen, die an einer solchen Trennung auf Zeit zerbrechen, keine echte Basis hatten.
Ich will dir dieses soziale Jahr auf keinen Fall ausreden. Es ist eine Chance, viele Erfahrungen zu sammeln und deine Jobchancen zu verbessern. Und solange du nicht in irgendein Krisengebiet kommst, wirst du wohl auch lebend zurückkommen. Ich muss aber hinzufügen, dass der damals zwanzigjährige Sohn unseres Direktors bei einem sozialen Jahr in Afrika bei einem Autounfall wirklich ums Leben kam. Aber sterben kannst du genauso gut auch in Deutschland. Das würde ich jetzt also nicht als Argument nehmen.
Ich finde es aber eher seltsam, dass du deinen Freund nicht verstehst. Ich will nicht behaupten, dass eure Beziehung gar keine Chance hat, aber vermutlich wird es wohl wirklich zur Trennung kommen. Mein Vater war auch mal ein Jahr in Kanada, ohne meine Mutter in dieser Zeit zu sehen. Trotzdem sind die beiden zusammen geblieben. Allerdings waren sie zu dem Zeitpunkt schon fast zwanzig Jahre verheiratet. Ich gehe davon aus, dass die Beziehung der beiden gefestigter war als deine. Eine Freundin von mir war ein Jahr in Irland und hat auch gedacht, die Beziehung zu ihrem Freund würde das überstehen. Die beiden haben sich nach sieben Wochen getrennt...
Es ist nun mal so, dass ihr euch ein Jahr nicht zu Gesicht bekommen werdet. Es kann gut passieren, dass sowohl er als auch du euch in dieser Zeit (unbewusst) nach anderen potentiellen Partnern umschauen werdet. Und welcher Junge in dem Alter hat Freude daran, es ein Jahr ohne Sex auszuhalten?
Trotz allem will ich dir nicht davon abraten, zu fliegen. Man muss ja nicht immer vom Schlimmsten ausgehen. Und selbst wenn es zu einer Trennung kommen sollte, bist du noch jung und wirst definitiv nicht für immer single bleiben.
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