Gehen Heilpraktiker mit ihrer Gesundheit fahrlässig um?
Irgendwie kenne ich nun zwei Geschichten, in denen Heilpraktiker mit der eigenen Gesundheit oder der ihrer direkten Angehörigen so fahrlässig umgingen, dass die Folgen ihr ganzes Leben beeinflussen werden. Einer der Heilpraktiker fiel wohl vor längerem mal hin und hatte danach Probleme mit dem Bein. Das muss auch echt nicht gut ausgesehen haben. Aber statt mal einen Arzt aufzusuchen wurde monatelang selbst behandelt. Mit Salben und was weiß ich noch allem. Ergebnis war dann, dass er doch in ein Krankenhaus musste und man ihm das Bein amputieren musste.
Mit den Beinen gab es wohl schon länger Probleme. Typische Risikogruppe: Raucher und Übergewicht. Wenn ich nicht ganz irre, auch noch Diabetes, der nicht richtig behandelt worden ist. Deshalb war der Sturz halt schlimmer. Und wie gesagt, man musste das eine Bein amputieren. An die Behandlung hielt er sich auch dann nicht wirklich. Und ein paar Monate später musste dann auch das zweite Bein entfernt worden. Nach der Geschichte dachte ich nur, der Mann war eh stur und dem konnte man nichts sagen. Sprich so ein Spezi seiner Rasse.
Gestern rief mich ein Bekannter an. Sein Bruder liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation. Noch dazu in Spanien. Dort lebt der Bruder und seine Frau. Der Bruder hatte wohl eine Halsentzündung oder so etwas in der Art. Seine Frau sagte dann zu ihm, dass sie das behandeln würde. Ergebnis war dann, dass auch er ins Krankenhaus musste. Da liegt er nun an Maschinen. Unter anderem an der Dialyse, weil beide Nieren nicht mehr funktionieren. Er ist auch nicht transportfähig, kann also noch nicht mal mehr nach Deutschland verlegt werden. Er hatte wohl einen Virus, den auch die Ärzte nicht kannten und der sonst wohin zur Untersuchung geschickt wurde. Dort stellte man fest, dass es ein normales Grippevirus gewesen ist, der aber zweifach mutiert ist. Da frage ich mich, ob die Erkrankung nicht ganz anders verlaufen wäre, wenn der Mann zu einem Arzt wäre und nicht seine Frau ihn behandelt hätte.
Es gibt viele solcher Leute, die immer denken, dass sie sich lieber selbst behandeln. Für viele hat das fatale Folgen, wie man auch an deinen Beispielen sieht. Ich denke, dass gerade Menschen, die sich eigentlich gut auskennen dazu neigen auf den Arzt zu verzichten und lieber selbst Hand anzulegen. Ich denke auch, dass das normal ist und auch in anderen Berufen vorkommt, diese haben dann allerdings keine Auswirkungen auf die Gesundheit. Deshalb ist es bei Heilpraktikern so, dass sie ihr eigenes Leben und auch das ihrer Mitmenschen manchmal gefährden und einige Fehler machen, die nachher nicht mehr rückgängig zu machen sind, obwohl sie eigentlich nur das Beste wollten.
Man sollte also lieber einen Arzt aufsuchen, auch wenn ich selbst kein großer Fan von diesen bin, ist es doch ratsamer. Ich denke auch, dass es bei einem früheren Besuch beim Arzt von dem Bruder deines Bekannten ganz anders ausgesehen hätte. Am Ende sind solche Leute aber selber Schuld und sollten alt genug sein und wissen, wann sie zum Arzt gehen müssen und wann ein Heilpraktiker ausreichend ist. Man kann ja erst das eine versuchen und wenn dann nicht schnell eine Besserung auftritt, sollte man schon zum Arzt gehen und sich eingestehen, dass man selber nicht mehr mit dem Problem fertig wird.
Es ist schwierig zu sagen, was mit dem Bruder deiner Bekannten passiert wäre, wäre er zu Schulmediziner gegangen. Du schreibst, dass es Viren waren, die den Mann so krank gemacht haben. Wenn Du zu deinem, Hausarzt gehst, kann der im Normalfall gegen die Viren auch nur wenig tun. Der kann Dir höchstens Sachen aufschreiben, die den Körper dabei unterstützen, die Viren zu besiegen. Beispielsweise desinfizierende Mundspülungen etc. Denn Antibiotika sind bekanntlich gegen Viren wirkungslos.
Bei Heilpraktikern muss man ganz gut aufpassen. Es gibt nämlich keine staatlichen Vorschriften, wie die Ausbildung ablaufen soll. Lediglich die Prüfung ist staatlich. Aber wer eine gute Prüfung hinlegt und fundiertes Theoriewissen hat, muss ja nicht zwangsläufig gut im Heilen sein. Ich wäre hier deshalb sehr vorsichtig, generell etwas über Heilpraktiker auszusagen, weil es auch da sowohl exzellente Heiler und tiefschwarze Schafe gibt.
Wenn sich ein Heilpraktiker wie der im ersten Beispiel selbst behandelt, das Bein dann doch nach und nach vor sich hin verwest, ist das natürlich nicht schön. Letztlich kann doch jeder mit sich selbst machen, was er will. Das ist mir auch nicht nachvollziehbar, warum man so mit sich umgehen muss. Ich habe auch in Krankenhäusern schon genug Diabetiker gesehen, bei denen das offene Bein einfach nicht besser wurde, und dann trotz schulmedizinische Behandlung dann abgenommen werden musst. Auch das passiert. Im Nachhinein kann man dann nicht mehr beweisen, ob vielleicht eine rechtzeitige Schulmedizinische Behandlung das Bein gerettet hätte. Vielleicht hätte es geklappt, vielleicht auch nicht. Diabetes allein kann ganz schön tückisch sein. Wenn man dazu noch raucht, unterschreibt man quasi schon die Einverständniserklärung, dass man mit solchen Problemen rechnet.
Wer zum Heilpraktiker geht, muss eben soweit realistisch sein, dass auch da Risiken vorhanden sind. Wer mit schweren Erkrankungen die schulmedizinische Behandlung verweigert, der nimmt eben ein Risiko auf sich. Beispielsweise bei Krebs würde ich nie alleine auf einen Heilpraktiker vertrauen. Bei einer Grippe oder Halsentzündung wie bei deinem Bekannten spricht aus meiner Sicht eigentlich nichts dagegen. Bei den allermeisten Leuten, die gesundheitlich fit sind, geht die Grippe ohnehin von alleine irgendwann wieder vorbei. An Stelle des Bruders von deinem Bekannten würde ich jetzt genau nachforschen lassen, warum der Körper sich so wenig zur Wehr gesetzt hat. Für ihn wäre aus meiner Laiensicht eine Grippeschutzimpfung zu empfehlen, damit sich solche Notfälle nicht mehr wiederholen.
Ich finde, dass man das nicht so pauschal sagen kann. Wenn mancher Heilpraktiker mit seiner Gesundheit fahrlässig umgeht, gilt das noch lange nicht für alle. Ärzte sind nämlich sicherlich genauso und begeben sich nicht sofort in die Hände eines anderen Arztes.
Meiner Meinung nach behandeln sich viele erstmal selbst, die meisten gehen nicht gleich zu einem Heilpraktiker oder Arzt. Oftmals muss man das auch nicht, aber es gibt natürlich Anzeichen, die man beachten sollte und entsprechend diesen sollte man dann auch handeln. Bei deinen Beispielen war das wohl nicht der Fall, sonst wäre es nicht so weit gekommen.
Ich denke schon, dass die meisten Heilpraktiker durchaus verantwortungsbewusst mit ihrer Gesundheit umgehen. In deinem Beispiel wurde aber vielleicht die Heilkraft der Mittel überschätzt oder der Heilpraktiker hat kein Vertrauen zu Schulmedizinern und hat sich deshalb selbst behandelt. Von so etwas darauf zu schließen, dass Heilpraktiker generell fahrlässig sind, halte ich für leicht übertrieben.
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