Die Erhöhung von Hartz 4 ist Unsinn
Subbotnik hat geschrieben:JotJot hat geschrieben:Allerdings denke ich, dass das gar nicht der Kern der Sache ist. Wenn ich mich mal so umschaue: egal ob Geringverdiener, Großfamilie oder Hartz IV-Empfänger, wer nach Möglichkeiten sucht, der findet auch welche um seine Kinder mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, wobei eben gerade die die mehr Zeit als Geld haben, dann eben mehr Zeit in die Suche investieren.
Da bin ich anderer Meinung, gerade wenn man sich an der Maslowschen Bedürfnspyramide orientiert (die zwar verallgemeinernd und teilweise überholt, im Kern aber passend ist) - denn jeder Mensch in unserer Gesellschaft wird erst einmal versuchen, die Grundbedürfnisse (Stufe 1) abzudecken und sich danach abzusichern (Stufe 2). Erst dann kommen soziale Bedürfnisse (Stufe 3), wie z. B. Vereine usw. ins Spiel.
Nur mal zum Verständnis, ich bezog mich damit rein auf die Aussage, dass mit ein paar mehr Euro die Kinder auch nicht in einen Verein gehen könnten, weil das nicht reicht. Das vorher noch andere Dinge kommen ist klar. Wenn man aber schon die Kinder so unterstützen möchte, dann eher nicht mit mehr Geldleistungen sondern eher mit mehr Geld in Vereine etc. Da kann doch auch von Geringverdienern weniger Protest kommen, weil dann alle Kinder profitieren können.
JotJot hat geschrieben:Da kann doch auch von Geringverdienern weniger Protest kommen, weil dann alle Kinder profitieren können.
Ja, aber warum soll man denn den Eltern die Mündigkeit über die finanziellen Mittel absprechen? Auch diese Dinge fallen unter menschenunwürdig.
Wenn man da anfängt, kann man das ALG II auch komplett auf ein Taschengeldniveau runterfahren und alle globalen Kosten über einen Sachgutschein zur Verfügung stellen. Denn wer mit dem "Kindergeld" (also alle Mittel, die für diese gedacht sind) nicht ordentlich umgeht, der wird das auch mit anderen nicht machen.
Ich halte es nicht für unmündig machen wenn man pragmatisch beschließt, das Geld direkt der Jugendförderung zukommen zu lassen. Ganz ehrlich: allen gerecht machen kann man es ohnehin nicht. Gerechter ist es dann aber schon, wenn man die Gelder statt Kindergelderhöhung etc. direkt dahin gibt, wo sie auch allen Kindern zu gute kommen.
Ich kann das generell nachvollziehen. Frage aber, wer quasi Kindergelderhöhungen quasi in die eigene Tasche steckt und sie nicht dem Wohle des Kindes zukommen lässt, schickt der dann sein Kind zu irgendwelchen Jugendeinrichtungen oder Jugendförderungen?
JotJot, die Jugendförderung ist doch nur ein Aspekt von vielen. Wie soll man denn andere Dinge abgelten, wie z. B. Schulkosten, Bildungskosten usw. Klar könnte man das teils über offizielle Anlaufstellen machen, aber nicht alles. Dazu kommt, dass es rechtlich schwierig sein dürfte, durchzusetzen, dass Kinder von einkommensschwachen Eltern für etwas nichts bis nur wenig bezahlen müssen, aber einkommensstarke dafür komplett zur Kasse gebeten werden.
@LittleSister, sicher würden diese Eltern ihr Kind nicht von allein irgendwohin schicken. Würde es aber auch an den Schulen solche Arbeitsgemeinschaften geben und die Eltern sich nicht weiter darum bemühen müssen, dann sähe das ganz anders aus. So zumindest meine Erfahrung aus der Elternarbeit an Schule und Kindergarten. Vieles wird da erst mal verpönt, ist es dann aber einfach über diese Einrichtungen nutzbar sieht es auf einmal ganz anders aus.
Subbotnik hat geschrieben:Dazu kommt, dass es rechtlich schwierig sein dürfte, durchzusetzen, dass Kinder von einkommensschwachen Eltern für etwas nichts bis nur wenig bezahlen müssen, aber einkommensstarke dafür komplett zur Kasse gebeten werden.
Das gibt es aber auch schon teilweise heute und es hat sich etabliert, nur ist das noch nicht überall durchgesickert. Klar, würde es Ärger geben, wenn es nun auch an anderen Stellen als einigen privaten Stellen eingeführt würde und sicher müsste dazu vieles komplett noch mal überdacht und auch geändert werden. Nur wird sich dafür sicher keine Lobby finden.
Schulpflichtige Kinder und Jugendliche haben schlichtweg einige Ausgaben, die Erwachsene nicht haben und die auch nicht zu umgehen sind. Und auch nicht mit einem Bildungschip wie er bisher vorgestellt wurde aufgegfangen werden.
Dazu gehören u.a. zu:
- Blöcke, Hefte, Tintenpatronen, Stifte - all der Kleinkram der tag um Tag in der Schule für die Schule gebraucht wird
- Sportsachen wie Turnschuhe, Sportwäsche usw. Versuch mal in ne durchschnittliche deutsche Turnhalle mit normalen Straßenturnschuhen reinzugehen UND deinen Kopf zu behalten.
- Unterrichtsmaterial. Selbst da wo die Schulbücher irgendwie anderweitig finanziert werden, es bleiben noch immer verschiedene Kosten über. Dank vieler Etatkürzungen z.B. sowas wie Kopierkosten, zusätzliches Material wie Bücher die im Rahmen des Unterrichts gelesen werden usw.
Das sind alles keine Riesenkosten, aber im Schnitt zwanzig bis dreißig Euro (große Posten jetzt mal übers Jahr verteilt) pro Monat kommen da zusammen. Viele Lehrer bestehen auf farbig getrennten Mappen für die Fächer, auf bestimmte Blöcke, auf bestimmte Stifte. Für manch ein Unterrichtskonzept braucht es hier und da mal ein paar Euro an Material, warum auch nicht wenn es Sinn macht? Keinen Sinn macht es jedoch zu sagen Kinder und Jugendliche sind in ihren Bedürfnissen kleine Erwachsene und deshalb bekommen sie den halben Satz. Und genau DAS hatte das Bundesverfassungsgericht auch bemängelt und eben DAS ist nach wie vor nicht berücksichtigt. Was nutzt ein Bildungschip, wenn es hier und jetzt an der Kohle fehlt einen neuen Block, ein paar Stifte und ein paar Sportschuhe für den Unterricht zu kaufen?
Nephele hat geschrieben:Was nutzt ein Bildungschip, wenn es hier und jetzt an der Kohle fehlt einen neuen Block, ein paar Stifte und ein paar Sportschuhe für den Unterricht zu kaufen?
Ich meinte allerdings in meinen Thread die reine Erhöhung des Regelsatzes und keinen Bildungschip. Das ist mit Sicherheit ein anderes Thema, aber bringt uns in Bezug auf die Direkte Erhöhung nicht unbedingt weiter. Daher frage ich jetzt einmal ob es in einigen Orten oder besser gesagt Regionen genaue Zahlen über die wichtigsten Lebenshaltungskosten gibt? Ich denke auch, dass es hier sehr viele regionale Unterschiede geben wird. Diese sollten dann allerdings auch in der Berechnung mit einfließen.
JotJot hat geschrieben:Klar, würde es Ärger geben, wenn es nun auch an anderen Stellen als einigen privaten Stellen eingeführt würde und sicher müsste dazu vieles komplett noch mal überdacht und auch geändert werden.
Von welchen privaten Stellen sprechen wir denn dann . Unternehmen, z. B. in FOrm von Nachhilfeagenturen usw., steht es natürlich frei, unterschiedliche Tarife für unterschiedliche Kunden anzubieten. Nur sobald es mehr und mehr in den halb-privaten / halb-öffentlichen Verein hineingeht, z. B. Vereine, die kommunal / staatlich finanziert werden, gibt es da keinen echten Spielraum mehr. Zwar kann jemand aufgrund seines Status' (Student, Rentner, usw.) bestimmte Vergünstigungen erhalten, aber ein Kind ist nun in erster Linie ein Kind - und ob es reich ist oder nicht liegt nicht in seinem Einflussbereich.
@karlchen66
Die neue, tolle Erhöhung von 5 Euro beinhaltet indirekt den Bildungschip, da man die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes damit umschiffen möchte, dass man ALG II Empfängern mehr Geld gibt - allerdings in Form von Sachgutscheinen. Deswegen sind diese Gutscheine eben auch relevant!
Unterschiedliche Lebenshaltungskosten? Einfach mal das Statistische Bundesamt ansurfen. Die unterschiedlichen Kosten entstehen vor allem durch unterschiedliche Mietspiegel, deswegen kann man diese fast vernachlässigen, da die Miete eh separat vom Amt bezahlt wird (wurde hier ja schon angeführt) und die reinen Lebenshaltungskosten über das Einkaufen fast überall auf dem gleichen Niveau liegen. Ein Brötchen kostet in Berlin fast genauso viel wie in Stuttgart, usw. (vor allem wenn man die Discounter als Grundlage nimmt).
Dazu kommt, dass es rechtlich schwierig sein dürfte, durchzusetzen, dass Kinder von einkommensschwachen Eltern für etwas nichts bis nur wenig bezahlen müssen, aber einkommensstarke dafür komplett zur Kasse gebeten werden.
Ich kenne eine Mutter, die sich regelmäßig über das viele Geld aufregen, welches Hartz 4 Empfänger bekommen. Für ihre Kinder macht sie alles und nichts ist zu teuer. So wurde vor längerem im Kindergarten der ältesten Tochter ein Flötenkurs angeboten. Man bekam aber die benötigte Teilnehmerzahl nicht zusammen. Beziehungsweise wurde der Kurs dann abgesagt, weil sich den, laut Kindergarten, die finanzschwachen Familien nicht leisten könnten und man deshalb keine Bevorzugung der "reicheren" Kinder haben wollte. So kann der Schuss leider auch nach hinten losgehen. Allerdings gehe ich stark davon aus, dass sich besagte Mutter auch aufgeregt hätte, wenn sie für 1,5 Kinder statt nur für ihr eigenes hätte bezahlen sollen.
Und bei uns in der Schule lief das mit AG´s so, dass wir Schüler die Informationen dazu bekamen und die Eltern davon quasi nur erfuhren, wenn wir daran teilnehmen wollten. Aber eine Information an die Eltern gab es wohl nicht. Und ich gebe zu, ich hatte lieber Freizeit. Ok in zwei AG´s war ich. Da aber auch eher auf drängen meiner Eltern. Das waren aber AG´s sie halt bekannt waren. Und viele der damals angebotenen AG´s waren zwar einfach, aber für finanzschwache Familien sicherlich auch nicht immer finanzierbar. Ach ja es geht um so Standarddinge wie Musikinstrumentenkurse, Chor ( hier wurden regelmäßig Fahrten gemacht), Sport AG´s. Klar müssen Sportsachen eh angeschafft werden. Wenn das Kind dann aber statt zweimal die Woche drei- bis viermal in der Woche Sport hat, ist der Verschleiß höher und die Reinigungskosten.
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