Die Erhöhung von Hartz 4 ist Unsinn
Klehmchen hat geschrieben:Bei der jetzigen Regelung geht es doch aber nicht um die Teuerungsrate, sondern erstmal grundsätzlich darum, den Satz den Bedürfnissen anzupassen.
Die Kosten für die Bedürfnisse sind, auch abseits der sowieso notwendigen Anhebung, allerdings schon durch die Inflation gestiegen.
Klehmchen hat geschrieben:Und 2005 betrug der Satz ja noch 345 Euro, nur wird er 5 Jahre später auf 364 erhöht, also gut 1% pro Jahr. Vielmehr sind die Renten in der Zeit auch nicht gestiegen.
Die Renten sind inflationsbereinigt kaum angehoben worden! Das Stichwort ist aber: inflationsbereinigt! Und diese lag in den letzten Jahren immer um die 2 - 3 %. Somit liegt hier eine deutliche Steigerung gegenüber dem ALG II vor.
Klehmchen hat geschrieben:Naja, das hat aber das Bundesverfassunggericht so nie gesagt.
Doch, genau das hat das Bundesverfassungsgericht gesagt:
Bundesverfassungsgericht - Urteilsverkündung 09.02.2010 hat geschrieben:Die Regelleistungen sowohl des Arbeitslosengeldes II für Erwachsene als auch des Sozialgeldes für Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres genügen dem Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums nicht.
Klehmchen hat geschrieben:Denn rein von meinem Befinden würde ich sagen, dass man mit einer kompletten Mietübernahme und zusätzlich 364 Euro durchaus ordentlich über den Monat kommt und das sogar ohne gänzlich auf gesellschaftliche Teilhabe zu verzichten.
Eben nicht. Wenn dem so wäre, würde da kein Hahn nach krähen. Wenn man die Kosten hartnäckig runterrechnet, dann kommt man auch mit 200 Euro und weniger hin - nur eben genau das ist nicht menschenwürdig, jemandem nur einen absoluten Minimalsatz zu erlauben, mit dem er eben nur genug hat, nicht zu sterben. Gesellschaftliche Teilhabe mit 364 Euro? Kaum, denn selbst wenn man mal einen sparsamen Abend zugrundelegen würde ist man hier schnell mit 30 Euro bei 4 Personen dabei.
Klehmchen hat geschrieben:Nein man unterstellt es ja eben jetzt nicht mehr. Das hat lediglich die alte Regelung getan, als für jeden ALG-II Empfänger eine Pauschale für Zigaretten und Alkohol enthalten war. Die Summe war ja nicht aus der Luft gegriffen, man hatte sich da schon Gedanken gemacht, wofür Leute so alles Geld brauchen.
Das ist kein Satz für Alkohol und Tabak, sondern das betrifft den Satz für Genussmittel! Berechnet wird dieser Satz auf Basis des "Warenkorbs" des statistischen Bundeamtes. Und Genussmittel sind eben nicht nur Alkohol und Zigaretten, sondern darunter fällt auch: Kaffee, Zucker, Gewürze, Tee, Kakao, Schokolade usw. Sprich: Die ALG II Empfänger dürfen jetzt also auch das nicht mehr kaufen, nur weil ein paar Populisten diese Pauschale wahrheitswidrig als "Kippen & Suff" Pauschale abstempeln und jeder es nachplappert?
Und nur so: Menschen z. B. zu untersagen, dass sie keine Süßigkeiten mehr essen, oder Kaffee und Tee usw. kaufen können ist z. B. menschenunwürdig. Klingt banal, aber man kann ja mal drüber nachdenken, wie man selbst dazu stehen würde, wenn einem das gestrichen wird, da "nicht lebensnotwendig".
[quote=Klehmchen"] bestätigst du doch selber mit dem Argument, dass die Zahl der Raucher und Trinker rückläufig sei doch genau die Entscheidung der Regierung, endlich diese "Kosten" nicht mehr im Regelsatz zu berücksichtigen.[/quote]
Nein, eben nicht, da es diese Pauschale so wie hier von einigen Ahnungslosen geschildert nicht gibt, sondern diese Lebensmittel (und eben auch andere Genussmittel wie Zigaretten) außerhalb des "lebensnotwendigen" Bedarfs einschließt.
LittleSister hat geschrieben:Das sind bei 169 Stunden im Monat keine 1300 Euro Brutto. Da kommt man dann gerade mal auf knapp über den Hartz 4 Satz. Aber eine Familie könnte man damit nicht ernähren.
Geringverdiener können Aufstocken, da sie Anrecht auf Sozialleistungen haben - und damit liegen sie wieder locker über einem ALG II Empfänger. Und mit denen kann man auch eine Familie problemlos(er) ernähren.
LittleSister hat geschrieben:Und die Übernahme bestimmter Kosten sind zum Teil nur Kann- Leistungen. Das hängt zum Teil von den Sachbearbeitern ab. Eine Freundin hat die Kostenübernahme von einer Klassenreise beantragt. Die Kosten wurden nicht übernommen, weil die Reise zu kurz war. Bei einem anderen Kind aus der selben Klasse, wurden die Kosten aber übernommen.
Eben, das ist das, was die meisten vergessen! Diese ganzen Zuschüsse, die ein Arbeitsloser theoretisch bekommen kann haben mit der Praxis wenig zu tun. Rein theoretisch hat ein sich wohlverhaltender Arbeitsloser auch ein Recht auf eine Förderung und Qualifizierungsmaßnahme - nur auch das gibt es im Grunde nur auf dem Papier.
Klehmchen hat geschrieben:Aber hier ist doch noch gar nichts entschieden oder sehe ich das falsch? Die reine Geldleistung bleibt erstmal gleich für Jugendliche, aber es soll doch noch über mehr Sachleistungen entschieden werden.
Wenn ich die Vergangenheit betrachte bzw. was jetzt noch geplant ist, kann ich deinen Optimismus, dass das noch entschieden wird, nicht teilen. Zumindest nicht in der Hinsicht, dass dann auch etwas vernünftiges dabei herauskommt. Bisher und bis jetzt wird da ständig weiter gemindert, am Ende wird es wieder eine Summe sein, die mit der Realität nichts zu tun hat. A pros pros "menschenunwürdig": Eine gewisse Wahlfreiheit bei der Auswahl der Sportangebote und Freizeitangebote sowie für Fördermöglichkeiten für Kinder ist dies z. B. - und die hast Du nicht! Hier geht es nicht darum, dass jeder ALG II Empfänger Segeln gehen kann, aber zumindest z. B. nicht nur Fussball (wenn überhaupt) als Sport wählen kann, weil der Rest zu teuer ist. Von Musikschulen (Kinderförderung) oder der Volkshochschule (Erwachsenenförderung) fange ich besser mal gar nicht an.
Klehmchen hat geschrieben:Und Sportvereine für nur 5 Euro im Monat gibt es schon eine ganze Weile. Nur eben nicht im gesamten Bundesgebiet, sondern nur in einigen Bundesländern, die schon länger Sachleistungen als Zusatz für die Regelleistungen anbieten, unter anderem eben auch die Möglichkeit, für Mitgliedschaften in Sportvereinen die Kosten zu übernehmen.
Siehe LittleSister - bisher sind das reine Kann Regelungen und diese Angebote will ich mal sehen! Alles was ich mit mal schnell Googeln gefunden habe geht ab 10 - 15 Euro los - nur der Mitgliedsbeitrag, ohne zusätzliche Anschaffungskosten.
Klehmchen hat geschrieben:So wird das Geld zielgerichteter eingesetzt. Das würde ich mir auch bei anderen Dingen wie dem Kindergeld wünschen.
Der Staat war schon immer der schlechtere Wirtschafter, nicht umsonst wird das Arbeitslosengeld (!) nach deutschem Modell als besseres Konjunkturprogramm gesehen als jedes staatliche. Diese Bildungsgutscheine sind ebenfalls eine reine Entmündigung und damit menschenunwürdig, da sie allen Arbeitslosen mal wieder pauschal unterstellt, dass sie nicht mit dem Geld sinnvoll umgehen. Ich sag es noch einmal: selbst konservative Schätzungen sagen über 98 % der Arbeitslosen das Gegenteil! Wegen der maximal 2 %, die das Geld statt für ihre Kinder dann doch wieder für sich selbst ausgeben soll man alle in Sippenhaft nehmen? Bitte was?
Klehmchen hat geschrieben:Lieber mehr Geld in die Bildung investieren, als es mit der Gießkanne auszuschütten.
Sachgutscheine haben leider nichts damit zu tun.
Klehmchen hat geschrieben:Könnte es aber in solchen Fällen auch möglich sein, dass es gar nicht darum geht irgendjemandem den Boni zu retten, sondern auch um die ganz einfachen Angestellten, die jeden Tag freundlich in der Filiale hinter dem Schalter stehen und dir deine Fragen beantworten?
Bonuszahlungen erhalten aber nicht einfache Angestellte in großen Summen, da diese eben nicht entscheidend am Unternehmenserfolg teilhaben .
@Cologneboy
Du kannst es aber nicht nur an den Beiträgen festmachen, deswegen habe ich schon so provokant geschrieben der Sport. Denn was nützt es den ALG II Kindern und Empfängern, wenn die Beiträge günstig sind, aber man halt nicht in Straßenkleidung Sport treiben kann. Wenn viele Familien schon daran scheitern, ihren Kindern kein Taschengeld oder gar extra Schulsachen kaufen zu können, wird da auch nur wenig Spielraum für (gebrauchte) Sportkleidung und die zusätzlichen Aufwendungen (Fahrtkosten, Zusatzkosten) vorhanden sein.
Das ist das gleiche wie bei der Debatte mit den Musikschulen - schön, dass diese dann möglicherweise übernommen werden. Nur nützt das nichts, wenn das "Arbeitsmaterial" immernoch nicht inklusive ist. Und dass der Staat sich weigert, die Kosten dafür auch zu übernehmen, tja. Ein Schelm, der dabei Böses denkt...
Subbotnik hat geschrieben:Klehmchen hat geschrieben:Und Sportvereine für nur 5 Euro im Monat gibt es schon eine ganze Weile. Nur eben nicht im gesamten Bundesgebiet, sondern nur in einigen Bundesländern, die schon länger Sachleistungen als Zusatz für die Regelleistungen anbieten, unter anderem eben auch die Möglichkeit, für Mitgliedschaften in Sportvereinen die Kosten zu übernehmen.
Siehe LittleSister - bisher sind das reine Kann Regelungen und diese Angebote will ich mal sehen! Alles was ich mit mal schnell Googeln gefunden habe geht ab 10 - 15 Euro los - nur der Mitgliedsbeitrag, ohne zusätzliche Anschaffungskosten.
Also Sachsen bietet das schon eine ganze Weile an, natürlich nur für eine begrenzte Zahl an Person, waren aber schon für einige 10.000 Kinder. Entweder wird da auf Antrag die gesamten Kosten übernommen oder ein Großteil, bin mir da nicht mehr ganz sicher. Und das wird wohl ganz gut angenommen.
Klehmchen hat geschrieben:So wird das Geld zielgerichteter eingesetzt. Das würde ich mir auch bei anderen Dingen wie dem Kindergeld wünschen.
Der Staat war schon immer der schlechtere Wirtschafter, nicht umsonst wird das Arbeitslosengeld (!) nach deutschem Modell als besseres Konjunkturprogramm gesehen als jedes staatliche. Diese Bildungsgutscheine sind ebenfalls eine reine Entmündigung und damit menschenunwürdig, da sie allen Arbeitslosen mal wieder pauschal unterstellt, dass sie nicht mit dem Geld sinnvoll umgehen. Ich sag es noch einmal: selbst konservative Schätzungen sagen über 98 % der Arbeitslosen das Gegenteil! Wegen der maximal 2 %, die das Geld statt für ihre Kinder dann doch wieder für sich selbst ausgeben soll man alle in Sippenhaft nehmen? Bitte was?
Da hast du mich falsch verstanden. Ich will gar nicht unterstellen, dass das Geld versoffen oder sonstwas wird. Ich halte es nur für unsinnig, dauernd nur das Geld zu erhöhen und das dann ja auch für alle, also auch für die Millionärskinder und anderseits dann Kinder von Arbeitslosen nur halbtags in den Kindergarten zu lassen oder die Schulbücher von den Kinder/Eltern selber bezahlen zu lassen oder dann dafür zu werben, dass Unternehmen helfen Schule auf einen modernen Stand zu bringen. Weg mit diesen Kindergelderhöhungen und weg mit irgendwelchen Gutscheinregelungen und das Geld dafür einsetzen, dass im Bildungswesen mehr Stellen geschaffen werden können, das Museumsbesuche für Kinder kostenlos sind, dass die Gebühren für Kindergärten wieder gesenkt werden oder das Bücher kostenlos jedem Schüler gestellt werden und das es nicht nur 20 Computer für 500 Schüler gibt oder das auch in der Schule wieder mehr AG´s aufgemacht werden können.
Das bringt in meinen Augen in vielen Punkten deutlich mehr als nur das Geld rauszuhauen ohne nachzufragen, wozu es verwendet wird. Mal ehrlich, wenn es heißt der Satz für Kinder reicht nicht, meinst du man geht dann mit dem Kind ins Museum oder man kauft dem Kind lieber zweimal mehr Obst im Monat? Oder was soll denn ein sehr gut verdienende Familie mit den 20 Euro mehr im Monat an Kindergeld? Es gibt da in jeder Richtung in meinen Augen genug Argumente, die dafür sprechen, dass es eben nicht zielgerichtet ankommt.
Klehmchen hat geschrieben:Könnte es aber in solchen Fällen auch möglich sein, dass es gar nicht darum geht irgendjemandem den Boni zu retten, sondern auch um die ganz einfachen Angestellten, die jeden Tag freundlich in der Filiale hinter dem Schalter stehen und dir deine Fragen beantworten?
Bonuszahlungen erhalten aber nicht einfache Angestellte in großen Summen, da diese eben nicht entscheidend am Unternehmenserfolg teilhaben .
Aber was meinst du, wen die Bankpleite mehr trifft? Den der jahrelang seinen dicken Boni bekommen hat oder den, der nur über ein stinknormales Angestelltengehalt verfügt und als "Abfindung" 3 Monate lang dann Insolvenzgeld vom Amt bekommt? Klar profitieren die Manager genauso, aber verglichen mit der übrigen Belegschaft stellen sie ja nicht die Mehrheit in einem Unternehmen dar. Und bevor man bei jeder Bank ein paar hundert oder tausend Arbeitslose riskiert, zieht man die Boniempfänger halt lieber mit durch.
Klehmchen hat geschrieben:Entweder wird da auf Antrag die gesamten Kosten übernommen oder ein Großteil, bin mir da nicht mehr ganz sicher. Und das wird wohl ganz gut angenommen.
Wobei man wieder am Anfang steht - auf Antrag werden auch Förderungen übernommen, nur schlägt sich das nicht in dem gewünschten Maß in der Praxis wieder. Sonst würde das nicht laufend eingeklagt werden.
Das Kinder von Besserverdienenden bzw. Besserverdienende an sich besser gestellt werden hast Du so oder so. Das beginnt nicht beim Kindergeld, sondern fängt schon beim Elterngeld an, welches nur Arbeitnehmer erhalten.
Deine Vorschläge was die Bildung angeht teile ich, nur wird man dafür "wegen der enormen Kosten" keine Mehrheit finden. Das Kindergeld ist halt die populistischere und aus Sicht des Staates kurzfristig günstigere Lösung.
Klehmchen hat geschrieben:Es gibt da in jeder Richtung in meinen Augen genug Argumente, die dafür sprechen, dass es eben nicht zielgerichtet ankommt.
Ja, aber vor allem bei Arbeitslosen deswegen, weil das Geld, was eigentlich für die Kinder gedacht ist, mit in das Familienbudget eingerechnet werden muss, da der Satz nicht ausreicht. Und um da mal wieder den Bogen zum eigentlichen Thema zu spannen: Da werden auch 5 € nichts ändern, und deswegen regen sich die Erwerbslosenverbände auf, da man offiziell so tut, als ob dass das Problem nun lösen würde. Und bei Besserverdienern ist das Kindergeld ohnehin ein netter Zusatz - wo diese das Geld ausgeben ist völlig egal, da die Kinder sowieso meist weit über diesen Betrag hinaus Unterstützung erhalten.
Zu den Bonuszahlungen: Und wo ist nun der Grund dafür? Das liest sich für mich nicht klar heraus, denn die Angestellten erhalten diese nicht und diejenigen zu belohnen, die Schuld an der Misere sind, ist schon geradezu grotesk.
Hat damit überhaupt nichts zu tun, sondern mit dem allgemeinen Fachkräftemangel. Deine restlichen Post´s sind auch Blödsinn in Reinstform - wo schnappt man denn bitte so einen Schwachsinn auf? Mal zurück zum Anfang gehen und Schere und Kamm an der Haustür abgeben.
@Subbotnik
Vielleicht einfach mal mit der Basis befassen und nicht nur von oben herab was anschauen. Dann würde auch dir klar sein, das vieles anders ist, wie es im ersten Moment ausschaut. Und wer mit entsprechendem Klientel mehr als genug zu tun hat, der weiß auch was machbar ist und was ist. Genauso wie man da halt auch mitbekommt, was keiner gerne sehen will.
Aber was die Sportvereine angeht. Diese sind, zumindest bei uns, für Kinder und Jugendliche noch Beitragsfrei. Dazu gehen die Vereine dazu über, das sie die Trainingseinheiten an den Schulen direkt in Arbeitsgemeinschaften anbieten, damit eben die Fahrtkosten beim einzelnen Trainer liegen und nicht bei den Eltern.
Man sieht also, das es Lösungen gibt, wo man beiden Seiten gerecht werden kann. Dazu reichen reichen dann halt auch die normalen Sportsachen welches jedes Schulkind sowieso haben muß. Nur wird halt gern die Lösung dem Staat untergeschoben, weil es einfacher ist, als seinen Hintern selbst mal zu bewegen.
Punktedieb hat geschrieben:Aber was die Sportvereine angeht. Diese sind, zumindest bei uns, für Kinder und Jugendliche noch Beitragsfrei. Dazu gehen die Vereine dazu über, das sie die Trainingseinheiten an den Schulen direkt in Arbeitsgemeinschaften anbieten, damit eben die Fahrtkosten beim einzelnen Trainer liegen und nicht bei den Eltern.
Das ist bei uns schon mal nicht so, allerdings liegen die Kosten mit 1,50 Euro monatlich noch in Grenzen. Trotzdem sind für einige Sportarten dann schon zusätzliche Ausrüstungen erforderlich. Und selbst wenn überall die Trainingseinheiten im Rahmen von Schul-AGs durchgeführt werden könnten, dann ist die Frage, wie kommt man zu Wettkämpfen, wer sorgt da für einheitliche Kleidung, für Verpflegung etc.
Allerdings denke ich, dass das gar nicht der Kern der Sache ist. Wenn ich mich mal so umschaue: egal ob Geringverdiener, Großfamilie oder Hartz IV-Empfänger, wer nach Möglichkeiten sucht, der findet auch welche um seine Kinder mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, wobei eben gerade die die mehr Zeit als Geld haben, dann eben mehr Zeit in die Suche investieren. Wer aber nicht will (aus welchen Gründen auch immer), dem wird auch nicht mehr Geld Geld helfen. Aus diesem Grund denke ich auch, dass statt immer mehr Geld für die Kinderförderung direkt auszuzahlen, dieses Geld lieber anderweitig und dann auch sinnvoller investiert werden sollte.
Das Geld sollte direkt an die Vereine mit guter Jugendarbeit gehen, denn diese wissen es sinnvoller einzusetzen. Können damit auch besser wirtschaften und somit dann am Ende auch Kinder unterstützen wo es vom Elternhaus aus nicht machbar ist.
Was bringt es denn, wenn man die sozialen Leistungen für Kinder erhöht, um ihnen Freizeitangebote zu ermöglichen, wenn das Geld von den Eltern dann für andere Dinge ausgegeben wird? Damit hat man doch das Ziel mehr als verfehlt, könnte sich aber rühmen, das man ja so viel für die Kinder macht.
Punktedieb hat geschrieben:Vielleicht einfach mal mit der Basis befassen und nicht nur von oben herab was anschauen.
Von oben herab anschauen - sorry, aber Du pauschalisierst ohne Ende und das ist das, was mir gehörig gegen den Strich geht. Das ist so, als ob man umgedreht die Behauptung aufstellt, jeder mit mehr als 1800 brutto ist ein Steuerhinterzieher und Bonze. Einzelfälle bzw. die Minderheit zur Mehrheit aufbauschen ist doch völlig abwegig.
Punktedieb hat geschrieben:Man sieht also, das es Lösungen gibt, wo man beiden Seiten gerecht werden kann.
Nur geht diese von den Vereinen aus - gibt es keinen Verein, der das mitmacht war´s das dann auch. Und z. B. für Breitensportarten wie Fußball, die ja angeblich jeder machen kann: Eine entsprechende Grundausstattung kostet auch gebraucht mal schnell 50 Euro - und solche Beträge können für ALG II Familien mal schnell ein nicht bezahlbares Limit darstellen.
JotJot hat geschrieben:Allerdings denke ich, dass das gar nicht der Kern der Sache ist. Wenn ich mich mal so umschaue: egal ob Geringverdiener, Großfamilie oder Hartz IV-Empfänger, wer nach Möglichkeiten sucht, der findet auch welche um seine Kinder mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen, wobei eben gerade die die mehr Zeit als Geld haben, dann eben mehr Zeit in die Suche investieren.
Da bin ich anderer Meinung, gerade wenn man sich an der Maslowschen Bedürfnspyramide orientiert (die zwar verallgemeinernd und teilweise überholt, im Kern aber passend ist) - denn jeder Mensch in unserer Gesellschaft wird erst einmal versuchen, die Grundbedürfnisse (Stufe 1) abzudecken und sich danach abzusichern (Stufe 2). Erst dann kommen soziale Bedürfnisse (Stufe 3), wie z. B. Vereine usw. ins Spiel.
Die meisten ALG II Empfänger befinden sich doch ständig zwischen Stufe 1 und 2 und werden hier hin- und hergeworfen. Klar, dass dann andere, für die Entwicklung der Kinder (sportliche und geistige Förderung) und des eigenen Ichs (Weiterqualifizierung) wichtigere Dinge vernachlässigt werden. Denn sobald man mit diesem geringen "Einkommen" mal über die eigene Absicherung hinaus kommt, wird diese sofort wieder dadurch gefährdet (aufgrund der geringen Reserven, die ja auch nicht in großem Umfang gebildet werden dürfen) wenn man z. B. das Kind bei Vereinen, Musikschulen usw. anmeldet oder sich selbst für weiterqualifizierende Kurse einschreibt und von den Kosten, vor allem von den einmaligen (Arbeitsmittel usw.) gleich wieder nach unten gedrückt wird.
Die bewiesene Verarmung, sowohl finanziell als auch geistig, sowie die Kinderarmut, stehen in einem direkten Zusammenhang mit ALG II - selbst Sozialhilfeempfänger hatten damals einen größeren Spielraum für sich und ihre Kinder. Langfristig zieht man sich so nur ein staatlich finanziertes Lumpenproletariat heran, anstatt Menschen finanziell eben besser auszustatten, dass diese mit mehr Eigeninitiave auch weiter kommen können.
Und falls man hier immernoch Angst vor Schmarotzern hat, kann man von mir aus gerne das niederländische Modell in Angriff nehmen, und "Schmarotzer" mit einer Arbeitspflicht und mehr Forderungen für Eigeninitiave belegen und mit drastischen Kürzungen - aber auch nur dann, wenn man die andere, versprochene Seite der Medaille mal umsetzen würde. In den Niederlanden ist dies z. B. auf der einen Seite eine größere finanzielle Sicherheit (um die 700 Euro aufwärts statt ~ 360 Euro) sowie zahlreiche, staatliche Fördermaßnahmen, die man nur dann nicht mitmachen kann, wenn man keine Lust hat und nicht etwa, aufgrund mangelnder Kapazitäten. 2 Faktoren, die im deutschen Modell überhaupt nicht vorhanden sind.
Punktedieb hat geschrieben:Was bringt es denn, wenn man die sozialen Leistungen für Kinder erhöht, um ihnen Freizeitangebote zu ermöglichen, wenn das Geld von den Eltern dann für andere Dinge ausgegeben wird?
Das ist genau das, was ich mit Blödsinn in Reinstform meine - schön pauschalisiert. Woher nimmst Du die Gewissheit, dass alle Eltern das Geld erst einmal für sich ausgeben? ALG II Empfänger rennen laufend wegen jedem Blödsinn für ihre Kinder zum Amt, nur um dann doch abgewiesen zu werden bzw. um die Amtslotterie (siehe oben, geschilderter Fall mit der Klassenfahrt) durchzustehen.
Sicher gibt es Eltern, die das Geld dann nur wieder für sich nehmen - nur kann man von denen wohl kaum auf andere schließen. Oder anders: Wenn dem so ist, dann ist auch jeder, der arbeiten geht, ein Steuerhinterzieher (Fehlverhalten einer Minderheit = Mehrheit).
Und die 5 Euro (Und darum geht es hier!) Erhöhung sind so oder so ein schlechter Witz bzw. nichtmal der legendäre Tropfen auf den heißen Stein. Wenn man etwas erhöhen möchte, dann bitte richtig und wirksam, anstatt hier nur wieder das nächste BVG Urteil so plump herauszuzögern.
Also da hat der Subbotnik recht, denn die 5 Euro sind mehr als ein schlechter Witz. In Greifswald reichen beispielsweise nicht einmal 700 Euro als Grundsicherung, denn das ist statistisch durch die dortigen Preise bzw. Lebenshaltungskosten genau erwiesen. Man bräuchte in diesem Fall hier schon mindestens 750 Euro. Nun kann ja jeder einmal rechnen, welcher Betrag an der Summe noch fehlt. Also ich komme beim besten Willen nicht auf 5 Euro.
@ karlchen66
Ich verstehe folgende Aussagen von dir nicht. Diese hier hast du auf Seite 3 dieses Threads gemacht:
Es muss dem Hartz 4 Empfänger auf praktische Weise verdeutlicht werden, dass man mit dem Geld auskommen kann.
Nun sagst du aber, der Betrag der an Hartz 4 Bezieher ausbezahlt wird, ist zu niedrig. Und in Greifswald bräuchte man mehr Geld zum Leben. Ich habe nun mal Just for fun den Mietspiegel von Greifswald mit meinem Wohnort verglichen. Ich komme für Greifswald auf einen durchschnittlichen Mietpreis von etwa 5 Euro für den Quadratmeter. Der durchschnittliche Preis hier liegt weit darüber. Da einem Hartz 4 Empfänger etwa 47 Quadratmeter Wohnraum zustehen, sind das 235 Euro. Hier liegt der Zuschuss für Wohnraum, kalt ohne Nebenkosten, bei um die 300 Euro. Ich beziehe mich mal wieder nur auf Singles. Sprich in Greifswald kann man schon viel günstiger leben. Und bevor du mir nun sagst, die günstigen Wohnungen sind nicht bewohnbar. Der höchste Mietpreis laut Mietspiegel liegt bei 7,27 Euro pro Quadratmeter. Das wären dann bei 47 Quadratmetern 327,15 Euro. Da blieben bei 700 Euro Grundsicherung, den Betrag nennst du ja, immer noch 372,85 Euro übrig. Aber das ist dann auch eine Wohnung mit gehobener Ausstattung und direkt in der Stadt und so weiter. Redest nicht auch du davon, dass man seine Bedürfnisse dem anpassen sollte, was man sich leisten kann?
Zum Thema Sportvereine für Kinder. Auch hier gibt es mit Sicherheit günstige Angebote und auch mit Sicherheit Sachen die speziell für Leistungsempfänger sind. Man muss halt danach suchen. Aber wer als Elternteil, das Geld, welches man für die Kinder mehr bekommt eh in anderes investiert, der würde auch die Angebote die relativ bekannt sind, nicht suchen und sein Kind dahin schicken.
Der Hartz 4 Satz für Kinder ist in meinen Augen generell zu niedrig. Ich war die Woche eher geschockt, denn das er niedrig ist, wusste ich. Nur nicht das er so niedrig ist. Da wird von Beträgen von 207 bis 276 Euro gesprochen. Und ein Kind hat mehr Bedürfnisse wie ein Erwachsener. Auch die Kosten für viele Sachen sind mindestens so hoch, wie für Erwachsene. Und hier werden die Ersten sagen, wenn die Regelsätze für die Kinder auf die Höhe des Erwachsenensatzes angepasst werden, nehmen das Geld ja eh die Eltern. Klar nehmen es die Eltern. Aber es soll auch Eltern geben die weder trinken noch rauchen. Die aber von dem Geld eventuell einen Fernseher kaufen - der auch den Kindern zu gute kommt. Die einen DVD Player kaufen - auch der kommt den Kinder zu gute. Man sollte bei so Anschaffungen auch mal darüber nachdenken, dass viele Sachen auch einfach Familienanschaffungen sind.
@Little Sister
Ich bin allerdings in keiner Form auf genaue Beträge eingegangen, wie du sicherlich auch gesehen hast. Es ging hierbei auch um versicherungspflichtige Jobs, die bei uns allerdings vorhanden sind. Man muss den Leuten wirklich auf praktische Weise zeigen, dass sie mit dem Geld auch leben können.
Allerdings müssen die Sätze dafür auch den Grundsicherungsbetrag entsprechen, allerdings wird dieser regional auch unterschiedlich sein keine Frage. Ich dachte allerdings, dass man es aus meinen Text schließen könne. Das mit dem Geld auskommen für alle lebensnotwendigen Dinge, sollte eigentlich die Grundlage von Hartz 4 sein finde ich.
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