Regierung will für Tabak und Alkohol keine Stütze geben

vom 23.09.2010, 13:01 Uhr

Dies ist nun ein sogenannter Vorschlag der Regierungsparteien, den Posten für Tabak und Alkohol aus dem Hartz4 Satz zu streichen. Gut es wird dann Geld gespart, aber wurden dabei auch die daraus folgenden Resultate betrachtet? Ein Alkoholiker kann in den meisten Fällen gar nicht mit dem Alkohol ohne fremde Hilfe aufhören. Mit dem Rauchen verhält es sich ähnlich. Dieser Schritt wäre doch dann allerdings sehr gewagt denke ich. Wie seht ihr diesen Vorschlag in Bezug auf die praktische Realisierung?

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was meinst du damit, dass ein Alkoholiker bzw. ein Raucher nicht ohne fremde Hilfe damit aufhören können? Ich meine, was hat das mit dem Hartz4 Satz zutun? Ich finde es richtig, dass der Staat dafür kein Geld vorsehen möchte. Wenn jemand Alkoholiker ist oder generell süchtig nach Suchtmitteln, kann er sich Hilfe holen. Es gibt auch viele Hilfsorganisationen, die dafür nicht einmal Geld verlangen, wenn man beispielsweise Sozialleistungen vom Staat beziehen muss. Der Staat muss ja nicht auch noch diese Sucht unterstützen, indem er dafür zusätzlich Geld in den Hartz4 Satz einrechnet.

Oder meinst du damit, dass es kritisch ist, weil die Leute dann weniger Geld zur Verfügung haben generell? Ich weiß jetzt nicht, ob ich deine Frage richtig verstanden habe. Ich habe verstanden, du siehst es kritisch, ihnen das Geld zu streichen, weil sie süchtig sind. Nur ich frage mich eben, warum der Staat das unterstützen sollte.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wer entsprechende Suchtkrankheiten aufweist und zusätzlich noch auf die Hilfe vom Staat angewiesen ist, sollte dann wohl allmählich aus seinem Tagtraum aufwachen und merken dass professionelle Hilfe notwendig ist. Wer es dann immer noch nicht einsieht, muss halt damit leben zukünftig an anderer Stelle sparen zu müssen.

Ich war selbst starker Raucher, mit über 40 Zigaretten pro Tag und habe den Konsum binnen 3 Tagen eingestellt. Das ganze ist im November 4 Jahre her und mir heute noch sagt wie schwer denn das aufhören doch wäre, wird von mir nur müde belächelt.

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» Julix » Beiträge: 2566 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn ich das richtig mitbekommen habe, geht es doch zur Zeit darum, ob man den Hartz 4 Satz erhöht. Nun will man da dann halt in der Berechnung die Kosten für Tabak und Alkohol weglassen. Was sich aber am Ende nicht viel nehmen wird.

Der momentane Satz für die komplette Ernährung liegt bei 142,54 Euro. Dabei wird noch unterteilt in: Essen außer Haus: 10,06 Euro, Tabak: 5,52 Euro und Nahrungsmittel und Getränke: 126,96 Euro. Das sind 4,23 Euro am Tag zum Essen und Trinken. Die wenigsten werden sich auf Dauer davon ernähren können. Aber für alkoholische Getränke bleibt bei dem Betrag wenig Spielraum. Und ein richtiger Alkoholiker braucht mehr als eine Dose oder zwei Dosen Bier am Tag für 50 Cent bis 1 Euro.

Eine Schachtel Zigaretten kostet doch mittlerweile über 5 Euro oder irre ich mich da ganz. Das wären dann also zur Zeit eine Packung Zigaretten die einem Hartz 4 Empfänger zugestanden werden. In einer Packung sind maximal 20 Zigaretten. Zumindest in dem Preissegment. Was dann also am Tag noch nicht mal eine Zigarette ist.

An den Beträgen sieht man schon, dass von dem was da an sich angesetzt ist, auch bisher weder Alkohol noch Zigaretten bei regelmäßigem Konsum finanzierbar sind. Wer nun Raucher ist oder regelmäßig Alkohol trinkt ( man muss ja dazu keine Suchterkrankung haben), finanziert das eh schon anders. Entweder wird weniger gegessen oder halt an anderen Sachen gespart. Und genauso wird es laufen, wenn die Kosten für Alkohol und Tabak nicht mehr festgelegt sind.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Wer regelmäßig Alkohol konsumiert ist allerdings ein Alkoholiker. Auch kann es mancher Alkoholiker nicht schaffen aus eigene Kraft aufzuhören, denn die Sucht hat andere Gesetze. Gut, bei Bild und beim Unterschichtenfernsehen klappt das, dass ist mir schon klar, aber das ist leider grober Unfug.

Wenn man nun noch durch Streichung des Postens für Tabak und Alkohol den Satz kürzt, hat die betreffende Person ganz einfach weniger Geld. Das hat es mit dem Hartz4 Satz zu tun. Der Preis von Tabak oder Zigaretten ist erst einmal in der Betrachtung zweitrangig, denn es werden fast nur die billigsten Produkte davon gekauft.

Kürzt man hier wird die Kriminalität teilweise ansteigen. Auch die Krankheiten bei Alkoholikern werden noch stärker in Erscheinung treten, denn es werden dann Alternativen gesucht und auch gefunden. Auf jeden Fall wird damit das genaue Gegenteil erreicht.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Man kann aber doch nicht nun Fragebögen verschicken und eine Umfrage machen, wer Raucher ist oder wer regelmäßig Alkohol trinkt und dann denen, die diese Frage mit Ja beantwortet haben, die Leistungen kürzen. Kürzen kann man wenn nur allen Leistungsbeziehern die Leistungen. Aber nicht einzelnen Gruppen. Und wie gesagt, es steht doch an sich zur Diskussion, die Leistungen zu erhöhen. Und wenn die Leistungen höher sind, kann man damit halt Lebensmittel kaufen oder das Geld in Zigaretten oder Alkohol investieren. Menschen die nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, werde im Endeffekt dann mehr Geld haben. Wir zur Zeit auch schon.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich sehe diese Diskussion genauso wie die Diskussion Droht Hartz 4 Empfängern der Umzug in kleinere Wohnungen?. Es ist einfach mal absehbar, dass höhere Sätze für alltägliche Dinge her müssen. Das ist aber nicht so einfach finanzierbar, daher wird dann eben Geld für andere Dinge, die verschmerzbar scheinen gestrichen - Ergebnis, es kommt im Endeffekt nicht mehr Geld für die Empfänger des ALG II rum, aber die neuen Sätze können so verkauft werden.

Im übrigen sagt doch LittleSisters Rechnung schon aus, dass sich für die meisten - egal ob abhängig oder nicht - nicht viel ändern wird. Denn auch bisher reichen die Sätze nun wirklich nicht aus und man musste dann halt an andere Stelle sparen. Wer also wirklich gern raucht oder trinkt wird auch künftig einen Weg finden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist keinesfalls gewagt, sondern vollkommen richtig, die Posten für Tabak und Alkohol aus dem Hartz4 Satz zu streichen. Die Hartz4 Empfänger mögen noch so laut "ungerecht" oder "geht nicht" schreien, das ist richtig. Diese Leistungen müssen auch bezahlbar sein und bleiben. Wer kein Geld mehr hat für Alkohol und Zigaretten sollte versuchen, es einzuschränken, oder am besten ganz lassen. Jeder Alkoholiker kann kostenlos Hilfe in Anspruch nehmen.

Es gibt ambulante Einrichtungen oder geschlossene Entziehungskuren. Nicht jeder schafft einen erfolgreichen Abschluß. Ein Nachbar griff trotz drei erfolgten Entziehungskuren in mehreren Jahren wieder zur Flasche. Das belastet die Allgemeinheit und die Krankenkassen sehr. Wenn nun die Regierung aus Geldnot diese Beträge streicht, überlegt vielleicht mancher, ob er nicht doch besser ohne Alkohol und Tabak leben kann.

Bewundern muß ich Julix, der es bei 40 Zigaretten pro Tag geschafft hat, das Rauchen innerhalb von drei Tagen ganz einzustellen. Allerhand! Das ist sicherlich nicht die Regel. Also aufhören mit oder ohne fremde Hilfe ist immer möglich.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Wer von denen die hier laut brüllen, dass man Alkohol und Zigaretten doch nicht finanzieren soll, hat denn bisher überhaupt Hartz 4 Leistungen bezogen? Und wer von euch hat sich mal die Übersichten angesehen, wie viel "Vater Staat" für was "zahlt"? Sprich wer weiß, was "Vater Staat" meint, was man an Kosten im Monat hat? Aber da werden alle paar Monate irgendwelche Halbwahrheiten in die Menge geschmissen, damit in Ruhe gekürzt werden kann. Ich erinnere an die Diskussion, in dem vorgerechnet wurde, dass man ja prima für 2,50 Euro kochen kann. Auf dem Zettel sah das toll aus. Nur war das zum Teil weit an der Realität vorbei.

Hier werden wieder nur Schlagworte in die Menge geschmissen. Vater Staat zahlt ja Tabaksucht und Alkoholsucht. Ich habe oben die veranschlagten Preise mal genannt. Und dann sollte mal jeder, der mal geraucht hat oder auch mal gelegentlich ein Bier trinkt und keine Leistungen bekommt überlegen, ob er/sie mit dem Betrag hingekommen wäre. Mit Sicherheit nicht. Aber jeder heult auf wenn es heißt, Vater Staat zahlt das ja auch.

Und hat auch mal einer Bedacht, dass gerade bei Zigaretten ja auch ein Teil wieder in die Staatskassen zurück fließen? Der Staat sagt zwar knapp sechs Euro im Monat billigen wir euch für die Zigaretten zu. Davon werden aber dann auch gleich mal Steuern fällig. Was ja an sich der Hauptgrund ist, warum Zigaretten überhaupt so teuer geworden sind. Sprich die knappen sechs Euro die Vater Staat da auszahlt, fließen zum Teil wieder an den Staat zurück.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Cid hat geschrieben:Bewundern muß ich Julix, der es bei 40 Zigaretten pro Tag geschafft hat, das Rauchen innerhalb von drei Tagen ganz einzustellen. Allerhand! Das ist sicherlich nicht die Regel. Also aufhören mit oder ohne fremde Hilfe ist immer möglich.


Ansatz war nicht mehr in der Wohnung zu rauchen, da sich bei uns Nachwuchs angekündigt hat. Wenn dann noch ein ordentlicher Herbststurm dazu kommt, ist der innere Schweinehund ganz einfach zu besiegen, denn irgendwann hat man keine Lust mehr sich in den kalten Regen zu stellen.

LittleSister hat geschrieben:Wer von denen die hier laut brüllen, dass man Alkohol und Zigaretten doch nicht finanzieren soll, hat denn bisher überhaupt Hartz 4 Leistungen bezogen?


Ich habe im Jahre 2004 Leistungen nach den SGB II in Form von Überbrückungsgeld kassiert, da ein ehemaliger Arbeitgeber mir mein Gehalt. schuldig blieb und sich nach meiner Kündigung strikt geweigert hat meine Unterlagen für Arbeitsamt heraus zu geben. Auch damals schon konnte man die mit ausgezahltem Geld gut leben, wir hatten zu dieser Zeit nicht mal einen Lebensmitteldiscounter vor Ort.

Wer für 2,50€ keine Mahlzeit kochen kann, kocht halt für 2 Tage vor. Denn mit 5€ klappt es allemal ein verwertbares Essen auch mit frischen Zutaten zuzubereiten.

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» Julix » Beiträge: 2566 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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