Hygiene-Bewertung für Gaststätten
Wer es noch nicht mitbekommen hat, es ist geplant eine Benotung von Restaurants bundesweit einzuführen. Mittels Smiley soll der staunende Kunde bereits an der Tür darüber informiert werden wie es um die Sauberkeit und die Hygiene in der Gaststätte seiner Wahl bestellt ist.
Sicherlich eine gute Sache, aber ich habe so meine Zweifel ob dass alles so umgesetzt werden kann wie es geplant ist oder ob es sich wieder nur um ein Windei handelt. Sicherlich denke ich mir dass so ein Button die Gaststätten untereinander zu mehr Wettbewerb anstiftet und jeder so ein Smiley gerne an der Tür haben möchte und Kunden auch verstärkt auf dieses Zeichen achten werden. Andererseits spiegelt das Ergebnis derartiger Hygienekontrollen immer nur eine Augenblickssituation wieder die gerade zum Zeitpunkt der Revision angefunden wurde. Auch gibt es keine Hinweise wie lange so ein Smiley gültig ist. Bei der Vielzahl an Gaststätten dauert es mit Sicherheit mindestens zwei Jahre bis so ein Kontrolleur wieder auftaucht und seine Proben nimmt. Natürlich nur wenn es sich um einen Betrieb ohne große Auffälligkeiten handelt, Problembetriebe werden öfters revidiert.
Bauchschmerzen würde mir auch die rechtliche Seite machen. Die Betriebe die noch nicht aufgesucht wurden haben natürlich keinen Smiley an der Tür was sich durchaus schädlich auf den Umsatz auswirken könnte. So ein Landkreis hat vielleicht fünf bis sechs Lebensmittelkontrolleure, da kann sich jeder ausrechnen wann er rum ist. Ärger ist da eigentlich schon vorprogrammiert. Auch ist gerade die Gastronomie hinsichtlich der Ab- und Anmeldequote bei den Gewerbemeldungen rekordverdächtig. Ungefähr 90 % aller Gewerbe geben innerhalb eines Jahres wieder auf oder wechseln den Geschäftsführer und melden damit quasi wieder ein neues Gewerbe an. Ich denke dass das Smiley dann nicht hängen bleiben darf. Ein neuer Chef hat oft ein anderes Konzept oder eine andere gastronomische Ausrichtung, neues Personal und vielleicht auch andere Vorstellungen von der Hygiene als sein Vorgänger.
Vom Gedanken her finde ich diese Idee auch toll allerdings denke ich genau wie du liegt das Problem in der Umsetzung. Es gab in Berlin in ähnlicher Form schon einmal für einen Stadtbezirk eine "Ekel-Liste" die vom Amt auf der Internetseite veröffentlicht wurde. Danach haben sich natürlich sämtliche Zeitungen auf diese Liste gestürzt und überall veröffentlicht. Sobald die betroffenen Restaurants alle Probleme beseitigt hatten sind sie automatisch von der Liste verschwunden. Die Idee finde ich fast besser. Es gibt in Berlin so viele Bars, Restaurants, Kneipen und Imbisse da kann das gar nicht so schnell realisiert werden. Die Frage ist ja auch ob man wirklich verpflichtet ist an dieser Aktion teilzunehmen und ob es auch böse Smileys für schlechte Restaurants gibt.
Wie du schon richtig schreibst, sind solche Smileys eine Ist-Aufnahme des jeweiligen Tages. Man kann aber davon ausgehen, dass wenn ein Betrieb so richtig schmutzig war, er es in der Woche davor auch war. Außerdem soll es ja dann auch traurige Smileys geben, wenn es nicht so sauber war, wie es zu erwarten ist. Wer aber wird sich einen solchen traurigen Smiley aufkleben? Fraglich ist auch, ob sich die Restaurantbesitzer nicht auf einem positiven Smiley ausruhen werden und der Kunde dann dadurch nur vorgetäuscht bekommt, dass alles in Ordnung ist. Manche Länder gehen auch dazu über, die Restaurants oder Imbisse im Internet zu veröffentlichen. Dabei wird dann auch detailliert geschrieben, was alles so danebengegangen ist. So kann der Gast, bevor er ein Lokal betritt, sich im Internet über dessen Sauberkeit in der Küche informieren.
Dies alles mag auf den ersten Blick toll sein, man kann sich informieren und in unsaubere Gaststätten nicht mehr essen gehen. Was aber passiert mit denen, die einen pleitegegangenen Laden übernehmen und dort alles in den Bestzustand versetzt haben? Sie werden durch einen Smiley von außen her als schmutzig hingestellt, obwohl dies nicht mehr so ist und vielleicht sogar ein anderer Besitzer den Landen hat. Die ganze Materie ist nicht so einfach zu handhaben. Man möchte den bestmöglichen Schutz für den Gast, muss aber auch aufpassen, dass alles gerecht zugeht.
Meiner Meinung nach muss da nur öfters kontrolliert werden, die Strafen bei Vergehen müssen viel höher sein und ein Laden, der gegen Hygiene- oder Lebensmittelvorschriften verstößt, muss viel schneller geschlossen werden. Strafen funktionieren eben nur, wenn man es deutlich im Geldbeutel merkt. Solange man das alles aus der Portokasse bezahlen kann oder nur Verwarnungen ausgesprochen werden, wird kein Wirt wirklich etwas daran ändern. Dazu müssen eben viel mehr Kontrolleure eingesetzt werden, im Moment kann es passieren, dass Geschäfte über mehrere Jahre nicht kontrolliert werden und genau dadurch entstehen die Schlupflöcher, die dann die unsauberen Gastronomen ausnützen.
Im Grunde genommen können wir froh sein, dass wir nicht alles wissen und nicht immer hinter die Ladentheke in die Küchen schauen können. Da würde uns so manches Mal der Appetit vergehen. Zum Glück denken wir selten darüber nach, wenn wir irgendwo essen gehen.
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