Prepaid Strom eine wirkliche Hilfe für Schuldner?

vom 21.09.2010, 15:39 Uhr

Ich muss im Vorfeld sagen, dass ich diesen Begriff Prepaid Strom noch nie gehört habe. Die betreffende Person muss hierbei den Strom vor dem Verbrauch schon bezahlen. Dazu muss sie sogenannte Aufladekarten im Vorfeld käuflich erwerben. Wer dem Stromanbieter Geld schuldet, kann eine solche Variante für sich in Anspruch nehmen.

So weit so gut, aber einen echten Sinn sehe ich hier leider nicht. Die betreffende Person hat beim Stromanbieter Schulden und bekommt mit einer solchen Variante trotzdem Strom geliefert. Die Motivation zur Begleichung der entstandenen Schulden ist damit dann allerdings sehr gering. Wie seht ihr die Sache? Dem betreffenden Stromanbieter wird es mit Sicherheit nicht viel helfen. In Mecklenburg Vorpommern ist dieses Angebot allerdings gängige Praxis bei Stromschuldnern.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, es geht eher darum, dass nicht noch mehr Schulden auflaufen. Den Strom einfach abstellen ist so eine Sache, wenn beim Verbraucher nichts zu holen ist. Durch den Prepaid- Strom tritt der Verbraucher ja in Vorkasse und kann nur verbrauchen, was er im Vorfeld bezahlt hat. Eindeutiger Vorteil für beide Seiten, also Verbrauchen und Stromkonzern, die Kosten sind erst mal gedeckt. Und Vorteil für den Stromversorgern, er muss seinem Geld nicht hinter her laufen.

Ich weiß nicht sie das in Mecklenburg- Vorpommern generell mit der Stromversorgung ist. Wenn ich hier in Hessen halt meinen Strom nicht bezahlen kann und mit der Energieversorger den Strom abstellt, kann ich ja theoretisch noch zu einem anderen Anbieter, wie zum Beispiel Yello Strom wechseln. Ist es in Mecklenburg- Vorpommern eventuell so, dass die Verbraucher nur Strom über den einen Stromversorger beziehen können und der somit in irgendeiner Form anbieten muss?

Es gibt Fälle, in denen ist es äußerst schwer den Strom abzustellen. Zum Beispiel bei Familien mit vielen kleinen Kindern. Da muss eine andere Regelung gefunden werden, um die Kosten für den Strom decken zu können. In dem Fall sind solche Prepaid- Karten natürlich dann sicherlich auch sinnvoll.

Ich kenne Prepaid- Strom bisher auch nicht. Der Grundgedanke ist an sich ja nicht schlecht. Beim Handy kann so etwas ja durchaus sinnvoll sein. Aber da sieht man halt auch, wenn das Guthaben aufgebraucht ist. Wie sieht das beim Strom aus? Mein Verteilerkasten wäre zum Beispiel im Keller. Ich würde da nicht regelmäßig runter gehen wollen und nachsehen wollen, wie viel Guthaben ich noch habe. Und gerade der Stromverbrauch lässt sich doch zum Teil gar nicht wirklich kontrollieren. Beim Handy weiß man in etwa, ich kann für x Euro x Minuten etwa telefonieren.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich kenne dieses Angebot und die weitere Praxis dazu nicht und tue mich deswegen sehr schwer, dieses Vorgehen zu beurteilen. Kann es vielleicht sein, dass mit dem Erwerb einer Prepaid-Stromkarte auch gleich ein Teil der Schulden abgetragen wird? Kann es sein, dass man diese Möglichkeit nur in Anspruch nehmen kann, wenn man gleichzeitig mit dem Anbieter eine Vereinbarung trifft, die Schulden zu reduzieren? Wie gesagt ohne weitere Details tue ich mich mit einem Urteil sehr schwer.

Wenn es allerdings so ist, dass die Schuldner ohne weiteres eine solche Karte bekommen können, dann ist das vielleicht nicht die beste Wahl für den Schuldner weil der halt wirklich nicht lernt, mit seinen Schulden umzugehen. Allerdings sind Versorgungsunternehmen keine Wohlfahrtsvereine und haben auch keine erzieherische Aufgabe zu erfüllen; sie sind nun mal rein wirtschaftlich orientiert. Für diese Unternehmen ist es doch schon ein wenig lukrativ, es sind weitere Einnahmen gesichert ohne dass die Gefahr weiterer Schulden zumindest von diesem Schuldner ausgeht.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kenne dieses Prinzip auch aus der Praxis. Natürlich ist die Motivation die Schulden zu tilgen dann nicht sehr hoch. Andererseits betrifft es aber auch Leute, die sowieso nicht zahlen können oder im besten Fall nur kleinste Raten leisten könnten. Diese würden also überhaupt nie mehr die Möglichkeit haben Strom zu bekommen. Und das ist in der heutigen Zeit einfach kaum vertretbar. Häufig sind ja auch noch Kinder im Spiel. Und wer bitte soll es vertreten, dass Kinder ohne Strom leben müssen?

Der Stromanbieter macht dann ja wenigstens aktuell noch Umsatz mit dem Guthaben, welches aufgeladen wird. An die Altschulden wird er sowieso in den meisten Fällen (zumindest zeitnah) nicht kommen.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@JotJot
Leider werden mit der Aufladekarte keine schon vorhandenen Schulden abgetragen. Dann würde ich alter Meckerpott ja einen wirklichen Nutzen sehen, wenn auch gleichzeitig damit Schulden aus den Weg geräumt werden. Weiterhin ist der Tarif auch etwas teurer als im normalen Vertrag. Das wird mit dem eingebauten Gerät begründet, weil hier auch Kosten für den Einbau entstanden sind.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


LittleSister hat geschrieben:I Wenn ich hier in Hessen halt meinen Strom nicht bezahlen kann und mit der Energieversorger den Strom abstellt, kann ich ja theoretisch noch zu einem anderen Anbieter, wie zum Beispiel Yello Strom wechseln.

Das dürfte aber nicht funktionieren, wenn der bisherige Anbieter den Zähler sperren lassen hat. Denn dann wird dieser mit einer Plombe versehen und diese darf man nicht so ohne weiteres entfernen. Auch ein neuer Anbieter wird diese nicht einfach ab machen. Bei uns im Haus war es so, dass die Zähler auch gesperrt waren, da der Vorbesitzer Schulden bei seinem Anbieter hatte. Wir mussten die Zähler dann entsperren lassen und konnten erst dann den Anbieter wechseln. Ganz so einfach ist es also nicht und es macht Sinn, solche Vorgehensweisen wie das Aufladen einzuführen. Das ist übrigens keine absolute Neuerung, ich kenne dieses Verfahren schon seit vielen Jahren aus der Praxis.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Little Sister schreibt ja auch deshalb theoretisch. Das klappt theoretisch auch bei mir in Greifswald, aber es macht kein Schuldner in der Praxis. Er muss dann nämlich seine Schulden zahlen und kann dann den anderen Anbieter nutzen. Beim Anbieter wo er die Schulden gemacht hat, wird er allerdings fristlos gekündigt nach 3 Mahnungen ohne Reaktion darauf. Mit nur den Zähler entsperren klappt es bei uns nicht, denn der wird bei uns erst entsperrt wenn die Schuld beglichen ist.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Grundsätzlich finde ich die Idee gut, dass Stromanbieter überhaupt Prepaid-Strom anbieten. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren insgesamt zwei Leute kennengelernt, die ihren Strom nicht bezahlt haben und dann nach ein paar Monaten vielleicht mal der Zahlung von Kleckerbeträgen zugestimmt haben, damit der Strom nicht abgestellt wird. Wenn dann mal etwas bezahlt war, gab es spätestens nach zwei Monaten wieder Zahlungsschwierigkeiten. Solche Leute wollen den Strom oft einfach nicht bezahlen und anstatt diesen Leuten immer wieder eine Chance zu geben, den Strom auf herkömmliche Weise zu bezahlen, was dann ohnehin meistens schief geht, bietet das Prepaid-Modell den Stromanbietern die Sicherheit, dass der Kunde auch für das bezahlt, was er verbraucht.

Allerdings finde ich diese an sich gute Idee nur bedingt sinnvoll, wenn die Stromanbieter den Schuldnern dann trotzdem Strom bekommen, obwohl sie noch eine offene Rechnung haben. Allerdings wird damit wohl neuen Stromschulden vorgebeugt. Wenn ich dich richtig verstanden habe, kann der Schuldner Prepaid-Strom kaufen, diesen vor der Nutzung bezahlen und die alten Schulden dennoch mitschleifen. Auf diese Weise wächst der vorhandene Schuldenberg immerhin nur um die Mahnungsgebühren und Zinsen und wird nicht durch neue, wieder nicht bezahlte Rechnungen aufgestockt. Wichtig wäre, dass der Schuldner auch einen Teil der Kosten, die er in Prepaid-Strom dafür investiert, seine alten Schulden zu bezahlen.

Ich denke auch, dass die Prepaid-Karten grundsätzlich für beide Seiten sinnvoll sind. Leute mit Schulden haben oft gar keinen richtigen Überblick mehr und häufen dann immer mehr Schulden an. Im Fall von Prepaid-Strom wird ihnen dann immerhin die Verantwortung für die Begleichung dieser Kosten abgenommen, so dass sie eine Sorge weniger haben dürften. Auch für die Stromkonzerne ist die Regelung natürlich gut, da sie schneller an ihr Geld kommen und nicht warten müssen, bis der Schuldner mal gerade ein paar Euro für seinen Gläubiger übrig hat. Abgesehen davon entgehen sie damit irgendwelchen Vergleichen, durch die sie Geld verlieren würden, was ihnen zusteht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hier bei muss übrigens der örtliche Stromanbieter das Jugendamt informieren, wenn der Strom gesperrt wird und die betreffende Familie Kinder hat. Das Jugendamt kümmert sich dann auch um solche Prepaid Lösungen. Damit ist dann zumindest temporär geholfen. Der Schuldenabbau steht auf einen anderen Blatt, aber das fällt den meisten wohl sowieso schwer.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@ChaosXXX
Das ist soweit richtig gesehen, aber auch die betreffende Wohnungsgesellschaft wird in Kenntnis gesetzt. Sie muss nämlich den Umbau zustimmen. Allerdings hat die Sache nämlich einen gewaltigen Schönheitsfehler, denn die Stromversorgung ist damit auch nicht ständig gewährleistet. Es muss nämlich mit der Aufladekarte ausreichend Stromguthaben vorhanden sein. ist das nicht der Fall, ist die gesamte Wohnung ohne Strom. Dann hilft auch kein Jugendamt mehr.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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