Hausaufgabenfrei eine geeignete Belohnung für Schulkinder?
Mein jüngerer Bruder hat nach den Sommerferien auf eine andere Grundschule gewechselt und dort scheint es eine scheinbar merkwürdige Regelung zu geben. Die Grundschulkinder müssen dort für bestimmte Regelungen ihre Hausaufgaben nicht mehr machen und zwar eine ganze Woche lang. Beispielsweise gibt es dort sowas wie ''Punkte'' dafür, dass man sich für freiwillige Dienste wie das Müll aufsammeln auf dem Schulhof oder einführen neuer Schüler in den Stoff oder Schülern helfen, die etwas nicht verstehen. Bei einer bestimmten Punktanzahl, bekommt man dann eine ganze Woche hausaufgabenfrei, als Belohnung sozusagen.
Meiner Meinung nach ist das eine sehr merkwürdige Art kleinen Kindern Hilfsbereitschaft und soziales Engagement auf diese Art und Weise beizubringen. Das geht doch wohl sicherlich auch auf andere Arten. Was ich aber am schlimmsten finde, ist einfach die Belohnung selbst. Was ist den gutes daran, dass ein Kind seine Hausaufgaben eine ganze Woche lang nicht macht? Für das Kind sicherlich eine schöne Sache, aber ich glaube nicht, dass es das Lernen fördert oder Kindern ein bisschen Disziplin beibringt.
Was haltet ihr von dieser Art, Grundschulkinder zu belohnen? Kennt ihr dieses System von euren eigenen Kindern oder kommt es nur vereinzelt an den Grundschulen vor? Würdet ihr bei einem solchen Fall trotzdem darauf bestehen, dass euer Kind, die Hausaufgaben macht?
Vom Grundgedanken her finde ich es gut. Wer anderen Schülern in seiner Freizeit hilft sollte auch belohnt werden und wer vor den Augen anderer Schüler uncool Papier einsammelt muss auch schon einen starken Charakter haben.
Leider hast du nicht geschrieben ob es komplett für alle Fächer eine Woche lang nicht erforderlich ist die Hausaufgaben zu erledigen und wie lange man im Durchschnitt braucht um an seine Punkte zu kommen. Wenn so etwas inflationär gehandhabt würde dann finde ich es eher schlecht, als Belohnung die man höchstens einmal im Quartal und mit viel Anstrengung erhält dann doch eher gut.
Mal ehrlich, manchmal sind Hausaufgaben in diesem Alter doch für die besseren Schüler eher sinnloser Natur. Die Lehrer zwingen ihre Schüler eigentlich auf hinterhältige Weise sich noch einmal mit dem Unterrichtsstoff zu befassen beziehungsweise sich auf die nächste Unterrichtsstunde vorzubereiten. Gute Schüler würden das auch so können, schlechtere Schüler eher nicht. Ich vermute mal dass bei diesem Modell doch eher leistungsstarke Schüler in den Genuss der Woche ohne Hausaufgaben kommen weil Papier aufsammeln, was eigentlich jeder kann, doch nicht so beliebt sein wird.
Wenn mein Sohn noch in diesem Alter wäre würde ich diese Sache sicherlich auch tolerieren und ihn dafür loben, die Hausaufgaben bräuchte er in der Woche natürlich auch nicht machen.
Hausaufgaben dienen ja eigentlich dazu den in der Schule gelernten Stoff zu üben und verfestigen. Insofern finde ich das Weglassen der Hausuaufgaben bei guten Schülern recht unproblematisch. Das ist ja ähnlich wie mit den Berichtigungen: Wer bei uns eine 1 schreibt, der darf seine 1,5 Fehler unberichtigt lassen, da er den abgefragten Stoff zum größten Teil locker beherrscht. Schüler hingegen, die mehr Fehler haben sollen durch die Berichtigung den Stoff noch mal üben und sich damit befassen. Natürlich empfinden die Kids das gerne mal als Strafe, aber das ist ja nicht das, was dahinter steht.
Auch bei uns gab es "Hausaufgabenfrei" als besondere Belohnung oder aber wenn ein Kind Geburstag hatte, sozusagen als Geschenk. Als Belohnung gab es das aber nicht für soziale Sonderleistungen, sondern eben für besonderen Fleiß auf stofflichem Gebiet oder ähnliches. So kam es, dass die Kinder, ohne Hausaufgaben meistens die waren, die nicht unbedingt noch weiter üben mussten, weil sie es eh schon gut konnten. Und andauernd kam das auch nicht vor, das war eher die Ausnahme.
Rein prinzipiell finde ich es nicht verkehrt den Kindern auch soziale Kompetenz mit einem Belohnungssystem beizubringen. Bei Kindern im Grundschulalter ist das Gewissen einfach noch nicht so ausgereift, wie bei Erwachsenen. Entwicklungsforscher gehen davon aus, dass ein autonomes Gewissen, das von persönlichen moralischen Grundsätzen beeinflusst wird, sich erst mit den Ende der Teenagerzeit voll ausgebildet hat. Davor spielen andere Aspekte eine größere Rolle und bei Kids im Alter deines Bruders sind das eben auch Belohnung und Strafe. Damit, dass die Schüler für richtiges Verhalten belohnt werden, wird eben eingeübt, was gut und schlecht ist, das die Kinder, was alleine noch nicht erfassen und entscheiden können. Von selbst zu wissen, was richtig und was falsch ist, wäre in dem Alter zu viel verlangt.
Und generell finde ich es auch nicht schlimm, wenn es mal keine Hausaufgaben gibt, als Belohnung für etwas. Aber regelmäßig und dann gleich eine ganze Woche, ohne Bezug zum Leistungsstand des Kindes zu nehmen finde ich dann doch etwas grenzwertig. Denn nette, hilfsbereite Kinder, die sich sozial engagieren sind nicht immer die gleichen, die mühelos alles auf Anhieb kapieren und auch ohne Übung und Wiederholung den Stoff beherrschen. Und selbst die sollten ab und zu mal Hausaufgaben machen, insofern finde ich das System an der Schule deines Bruders unglücklich, wenn auch aus anderen Gründen als du.
@hooker
Es handelt sich hierbei ja nicht um die eigentliche Freizeit der Kinder, sie helfen Schülern, die im Unterricht hinterher hinken, wenn es beipielsweise darum geht eine Aufgabe zu lösen. Die Schüler die fertig sind, stehen dann auf und helfen anderen.
Das hausaufgabenfrei gilt dann für alle Fächer, denn in der Grundschule auf die mein kleiner Bruder zurzeit geht, wird es noch so gehandhabt, dass man eine Lehrerin für ''alles'' hat. Das die Hausaufgaben in der Grundschulzeit meistens sehr sinnlos und eher lästig als lehrreich sind, weiß ich auch. Das war zu meiner Zeit nicht anders, aber es gibt immer Schüler, die weniger gut sind und die Hausaufgaben daher machen sollte. Man könnte jetzt davon ausgehen, dass die hausaufagbenfreie Woche Schülern vorbehalten ist, die wirklich gut sind, aber das ist ja nicht der Fall. Schlechtere Schüler sammeln dann beispielsweise ein paar Tage lang Müll und schon hat sich die Sache erledigt. Zudem habe ich irgendwie den Eindruck, dass die Kinder sich da auch gegenseitig ein wenig untereinander helfen und mogeln. Kinder die die Aufgaben sehr wohl verstehen, stellen sich dann absichtlich dumm, damit ihr Freund kommen und helfen kann. So verhilft man sich dann gegenseitig zu den Punkten und nutzt das Ganze aus.
Bei einmal im Quartal wird es übrigens sicher auch nicht bleiben. Für eine hausaufgabenfreie Woche benötigt man 30 Punkte. Es gibt je einen Punkt für eine Tätigkeit. Das Kind kann also in der ersten und (wenn es sie gibt) zweiten Pause Müll sammeln (je Pause ein Punkt), hilft an einem Tag vielleicht zwei Schülern (wieder zwei Punkte), hilft einmal Bücher oder Materialien, Sportgeräte zu tragen oder putzt die Tafel (wieder ein Punkt) und fegt die Klasse (auch ein Punkt). So sage ich mal, kommt ein Schüler an einem Tag ganz locker auf 5 Punkte, die er sich bei der Lehrerin abzeichnen lassen kann. Das ergibt in einer Woche 25 Punkte. Dann kann man sich ausrechnen, wie oft ein Kind hausaufgabenfrei kriegen kann, wenn es wirklich darauf aus ist.
Wenn es sich so verhält wie du beschreibst dann ist der Sinn verfehlt. Punkte scheffeln während des Unterrichts oder zweimal am Tag für Müllsammeln die Punkte zu bekommen ist zu einfach. Wenn die Messlatte höher liegen sollte könnte ich das gut finden, so aber halte ich es eher für ein Sozialkundeprojekt wo man ohne große Anstrengungen sich Vorteile verschafft.
Eines finde ich an der Idee auf jeden Fall gut, dass auch leistungsschwache Schüler animiert werden, sich zu engagieren. Denn wenn es wirklich so wäre, dass nur leistungsstarke Schüler in den Genuss solcher Annehmlichkeiten kommen könnten, dann wäre ja für die anderen jeglicher Anreiz verloren.
Wenn man sich die Belohnung aber so erarbeiten kann, dass jede zweite Woche hausaufgabenfrei ist, dann ist das Ziel wohl verfehlt. Klar sind Hausaufgaben in der Grundschule selten hoch kompliziert, aber gerade in der Grundschule werden ja Dinge gelehrt beziehungsweise gelernt, die später von großer Wichtigkeit sind. Diese müssen dann halt immer wieder gefestigt werden. Dazu sind die Hausaufgaben ja auch wichtig. Klar kann man auch ohne diese Aufgaben lernen und Gelerntes festigen, aber wie viele Schüler machen das schon ohne Not und sicher fehlt auch den Elternteilen dann schon mal der Überblick, was gerade aktuell in der Schule erarbeitet und gefestigt werden muss.
Ich denke, dass ich in einem solchen Fall gemeinsam mit den Kindern entscheiden würde. Das ältere Kind würde sowieso darauf bestehen, dass die Lehrerin oder eben der Lehrer von den Hausaufgaben befreit hat und das jüngere Kind ist selbstkritisch genug um Übungsbedarf zu erkennen und übt auch ohne Anweisung Dinge die noch nicht so sitzen.
Also ich finde es super, allem Voran, weil ich Hausaufgaben von Haus aus überflüssig finde. Ein guter Lehrer bringt seinen Stoff im Unterricht so durch, dass die Schüler ihn verstehen und muss keine Hausaufgaben geben. Wenn es ein Problemfach des jeweiligen Schülers ist, wird er so oder so lernen (müssen), egal ob man ihm nun Hausaufgaben gibt oder nicht.
Ich finde es toll, dass die Kinder von den Hausaufgaben befreit werden, wenn sie sich sozial verhalten. Was gibt es sozialeres, als anderen Schülern den Stoff zu erklären oder den Müll aufzusammeln? Ich finde das eine hervorragende Idee und denke auch nicht, dass es zu einem Leistungsabfall der jeweiligen Schüler kommen wird, wenn sie ihre Hausübungen nicht machen- ganz im Gegenteil.
Der Sinn der Hausgabe in der Grundschule ist doch, das man das erlernte festigt. Wenn also ein Schüler gut genug ist, um anderen schon im Unterricht zu helfen, dann hat er den Stoff verstanden und muß diesen nicht mehr festigen. Also ist doch ein Belohnungsystem dabei gar nicht mal schlecht, wenn dadurch die Hausaufgaben gelegentlich wegfallen.
Das eine Woche dabei ein vielleicht zu langer Zeitraum ist und das man zu schnell die Punkte erreichen kann, ist eine andere Sache und da sind sicherlich auch die Eltern gefragt. Denn nur im Gespräch mit dem Lehrer kann man seine Bedenken an diesem System äußern, was dann nachgebessert werden kann.
Bei uns an der Grundschule ist es wieder etwas anders. Da werden die Hausaufgaben nicht mehr pauschal für die ganze Klasse vergeben, sondern nach Leistungsstand. Wer also in Mathe total fit ist, bekommt da nur wenige Aufgaben. Und die Hausaufgaben, welche am Freitag aufgegeben werden, werden grundsätzlich nicht im Hort gemacht, sondern sind für zu Hause, damit auch die Eltern involviert sind.
Wobei die Wochenendhausaufgaben etwas lockerer gesehen werden. Wer zum Beispiel mal übers Wochenende verreist, muß am Sonntagabend nicht noch die Hausaufgaben machen. Allerdings erwartet die Klassenlehrerin dann eine entsprechende Information im Hausaufgabenheft.
Also in der Grundschule finde ich sowas noch akzeptabel, zumal die leistungsstarken Schüler teils echt unterfordert sind und für sie Hausaufgaben reine Beschäftigungstherapie ist. Eine Woche klingt zwar recht viel, aber ich kenne ja nicht alle Einzelheiten dazu.
Auf den weiterführenden Schulen bestraft man nur die Schüler damit, wenn man ihnen "Hausaufgabenfrei" gibt. Auf den weiterführenden Schulen sind die Schüler im Regelfall an ihrer Lerngrenze und der Lernstoff ist auf den Leistungsstand der Kinder zurechtgeschnitten. Die Hausaufgaben sind, wie schon gesagt wurde, dafür da um Gelerntes noch intensiver zu festigen. Ich persönlich habe stets meine Hausaufgaben gemacht und es hat mir während meiner gesamten Schullaufbahn immer sehr geholfen und ich habe keine Probleme gehabt, den gelernten Stoff wiederzugeben.
Ich finde die Idee schon toll, nur würde ich es nicht auf eine Woche ausdehnen, sondern es bei einem Tag belassen. Denn so wie ich mein Kind kenne, würde er nur mehr helfen, weil er Hausaufgaben hasst . Was an und für sich kein Problem ist, doch weil er sowieso nicht der beste ist, würden seine schulischen Leistungen darunter leiden.
Bei uns gibt es nur an einem Tag Hausaufgabenfrei, der ist der Geburtstag, da bekommen die Kinder einen Gutschein. Dieser wird eingelöst, wann das Kind möchte, bzw. ich sehe, das an einem Tag sehr viel Hausaufgabe ist, und wir keine Zeit dazu haben.
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