Tauschringe auch für Rollstuhlfahrer geeignet?

vom 17.09.2010, 14:21 Uhr

Person A möchte in einem örtlichen Tauschring aktiv mitarbeiten. Er kann auch einige interessante Dienstleistungen für die anderen Mitglieder anbieten. Allerdings ist Person A Rollstuhlfahrer und hier beginnt für ihm das eigentliche Problem. Durch seine Behinderung kann er für sich keine dort angebotenen Dienstleistungen selbst nutzen.

Es darf allerdings im Tauschring kein Geld fließen, denn die erbrachten Leistungen werden mit sogenannten Gegenleistungen bezahlt. Wie kann man nun Person A für seine erbrachten Leistungen trotzdem ausgleichen, ohne das eben die Leistung mit Geld bezahlt wird? Man möchte ihm auf Grund seiner Behinderung auch nicht ausschließen. Welche Möglichkeiten kann man hier zur Anwendung bringen?

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Besteht in dem Tauschring nicht auch die Möglichkeit, Dienstleistungen zu suchen? Dementsprechend sollte A sich überlegen, welche Dienst- bzw. Gegenleistungen er gerne beziehen würde und dies entsprechend kommunizieren. Je größer der Ring ist, desto wahrscheinlicher ist es dann auch, dass sich etwas Interessantes für ihn findet.

» bsm123 » Beiträge: 1254 » Talkpoints: 13,60 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Nun ja, aber das funktioniert in der Regel nur, wenn auch die passenden Mitglieder sich dort anmelden. Das würde nur beispielsweise in der Praxis klappen, wenn sich beispielsweise noch andere Rollstuhlfahrer dort anmelden. Aber wenn es nun allerdings nur eine geringe Anzahl von Mitgliedern gibt, haben die dann auch wieder ein ähnliches Problem. Es müssen hier noch nach anderen Lösungen gesucht werden.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Okay, dann mal ganz konkret nachgefragt: Was wird denn bislang dort als Gegenleistungen angeboten, wieso kommt das nicht für Rollstuhlfahrer in Frage und was würde Person A interessieren? Ich bin zwar in keinem Tauschring, würde aber ein körperliches Handicap nicht als allzu großes Problem insofern sehen, dass man sich hier nicht einigen könnte. Also beispielsweise Person A installiert mir den Computer, ich helfe ihm beim Streichen der Wohnung. Also alles Dinge, die nicht über den "normalen" Tausch hinausgehen.

» bsm123 » Beiträge: 1254 » Talkpoints: 13,60 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also es werden dort folgende Leistungen zur Zeit angeboten Fahrdienste, Gartenarbeit und Renovierung der Wohnung. Aber diese Leistungen benötigt Person A leider nicht. Fahrdienst geht schon wegen des Transports nicht und einen Garten hat er nun einmal nicht. Die Wohnung wird vom Behindertendienst bei Bedarf renoviert, weil diese auch der Vermieter seiner Wohnung sind.

Computerarbeit bietet er nun selbst schon an mit sämtlichen Schreibarbeiten dazu. Klar, er ist schwierig, aber deshalb benötigen wir im Tauschring auch dringend einen Rat. Wir wissen nicht was er für sich nutzen könnte. Aus dem Angebot finden wir keine geeigneten Sachen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke, dass es durchaus möglich ist, dass auch ein Rollstuhlfahrer an einem Tauschring teilnehmen kann. Und ich weiß auch das es funktioniert. Zumindest bei uns. Da ich nicht weiß wo der Rollstuhlfahrer lebt, kann ich dazu natürlich keine Auskunft geben.

Ich habe mich hier mal über einen örtlichen Tauschring informiert. Da ging es nicht nur darum, nach irgendwelche "Dienstleistungen" zu "verlangen". Sondern man konnte halt auch sagen, was man selbst machen kann und will. Und da waren auch ganz einfache Sachen dabei.

Irgendwelche Interessen wird der Rollstuhlfahrer ja haben, die er auch anderen vermitteln könnte. Die sind zum Teil total unabhängig davon, ob der Mensch behindert ist oder nicht. In dem Tauschring den ich mir angesehen habe, waren auch ganz einfache Sachen mit dabei. Wie halt Angebote einen Kuchen zu backen. Ok für mich ist das einfach, andere können es nicht. Da ich die Interessen des Rollstuhlfahrers nicht kenne- aber er wird sicherlich auch irgendwas können. So weit ich weiß, gab es auch Möglichkeiten jemand zu Ämtern zu begleiten dabei. Und da die Ämter mittlerweile eh fast alle behindertengerecht ausgebaut sein müssen, dürfte das zum Beispiel ja auch eine Möglichkeit sein.

Nähere Auskunft wird aber in jedem Fall nur der entsprechende Tauschring geben können. Kommt halt auch auf die Art des Tauschringes an. Wie gesagt, hier gibt es Möglichkeiten auch selbst zu sagen, ich könnte das und das machen. Man muss also nicht nachsehen, was an sich gesucht wird.

Kann sein das ich falsch liege. Aber irgendwie wirkt es auf mich, als wenn man halt Dienstleistungen haben möchte und dafür zahlen möchte. Da kann man doch auch einfach jemand beauftragen und braucht sich doch nicht einem Tauschring anzuschließen.

Also beispielsweise Person A installiert mir den Computer, ich helfe ihm beim Streichen der Wohnung. Also alles Dinge, die nicht über den "normalen" Tausch hinausgehen.

An so etwas hätte ich an sich auch gedacht. Problem an der Sache dürfte aber sein, dass die meisten halt einfach keine behindertengerechte Wohnung haben. Ich zum Beispiel wohne im zweiten Stock, ohne Aufzug. Ein Rollstuhlfahrer hätte keine Chance hier hoch zu kommen. Und selbst wenn, meine Toilette und auch sonst die Räumlichkeiten wären mit einem Rollstuhl schwer zu befahren. Aber ich denke trotzdem, dass es generell Möglichkeiten gäbe, was ein Rollstuhlfahrer anbieten könnte.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


@Little Sister
Ein Tauschring funktioniert nun etwas anders, nämlich ohne jegliche Art von Geld. Geld ist hier nämlich völlig überflüssig. So haben wir auch sehr viele Hartz 4 Empfänger, die Leistungen in Anspruch nehmen und auch welche anbieten. Die Wohnsituation der Hilfesuchenden spielt hier auch keine Rolle, denn sie kommen dann zu der Person A.

Ich habe doch geschrieben, dass wir eine Lösung erzielen wollen, aber es ist sehr schwer. Das Hauptproblem ist hier nämlich das Geld, denn das darf nicht zum Einsatz kommen. Das verstößt gegen die Richtlinien über Tauschringe. Diese gelten allerdings in dieser Hinsicht bundesweit.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mir ist klar wie ein Tauschring funktioniert, man bietet eine Hilfe an und bekommt dafür Punkte, die man in eine Hilfe tauschen kann, die man selbst braucht. Zum Beispiel backe ich jemand einen Kuchen, bekomme dafür X Punkte und kann die Punkte dann zum Beispiel umtauschen, dass mir jemand hilft die Küche zu streichen. Also ich muss nicht zwingend demjenigen den Kuchen backen, der mir die Küche streicht, sondern die "Leistung" wird quasi geldlos bewertet und kann dann in einen andere Leistung getauscht werden.

Und noch mal, wo ist das Problem, bei dem nächsten Tauschring einfach mal anzufragen, wie die das Handhaben? Ich kenne es halt wie gesagt so, dass man auch von sich aus sagt, ich kann das und das anbieten. Genauso wie man sagen kann, ich bräuchte Hilfe bei dem und dem.

Die Wohnsituation der Hilfesuchenden spielt hier auch keine Rolle, denn sie kommen dann zu der Person A.

Wenn ich aber der Hilfesuchende bin und jemand brauche der meine Küche streicht, kann ich schlecht zu A gehen oder? Und ich denke, es gibt durchaus die Möglichkeit, dass der Rollstuhlfahrer seine Behinderung angibt und halt nicht alles machen kann. Er also klar in sein Angebot setzen kann, er bietet Hilfe in dem und dem Bereich an, als Lokalität aber halt nur entweder seine Wohnung oder ein öffentlicher Rahmen mit behindertengerechter Einrichtung möglich ist.

Und wenn ich dich richtig verstehe, willst du/ ihr einen Tauschring aufziehen? Hier wird das halt so gehandhabt, dass es für die Leistungen halt Punkte gibt, die man in andere Leistungen tauschen kann. Und ich habe in meinem Post mit keinem Wort erwähnt, dass für mich ein Tauschring mit Geld zu tun hat.

Und ich bin weiterhin der Meinung, dass auch ein Rollstuhlfahrer mehr kann, als den ganzen Tag nur im Rollstuhl zu sitzen. Und nein ich meine das nicht böse. Es kommt nur so rüber, als wenn er sonst nichts kann. Mir würden einige Dinge einfallen, die auch ein Rollstuhlfahrer ohne Probleme machen könnte. Und ich für mich, mich würde zum Beispiel auch einiges interessieren, was nur Rollstuhlfahrer wirklich könnten.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


LittleSister hat geschrieben:Und ich bin weiterhin der Meinung, dass auch ein Rollstuhlfahrer mehr kann, als den ganzen Tag nur im Rollstuhl zu sitzen. Und nein ich meine das nicht böse. Es kommt nur so rüber, als wenn er sonst nichts kann. Mir würden einige Dinge einfallen, die auch ein Rollstuhlfahrer ohne Probleme machen könnte. Und ich für mich, mich würde zum Beispiel auch einiges interessieren, was nur Rollstuhlfahrer wirklich könnten.

Wenn ich das Problem richtig verstehe, geht es in erster Linie nicht darum, dass der Rollstuhlfahrer nichts anzubieten hätte, sondern im Gegenteil es der Fall ist, dass er keinerlei Bedarf an den bisherigen Angeboten/Gegenleistungen hat. Wobei sich da meines Erachtens halt im Zweifelsfall die anderen ins Zeug legen müssen und sich andere Angebote einfallen lassen müssten. Die von karlchen genannten Leistungen würden mich (als Nicht-Rollstuhlfahrer) auch nicht überzeugen. Also müsste sich etwas finden lassen, was jeden interessiert. Vielleicht geht der von LittleSister angesprochene Kuchen schon in die richtige Richtung. Deshalb nochmal die Frage (vielleicht sollte man sie auch an Person A weiterleiten): Was würde ihn denn interessieren, wo hätte er einen Bedarf?

» bsm123 » Beiträge: 1254 » Talkpoints: 13,60 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Muss man bei euch den direkt eine Gegenleistung annehmen, wenn man eine Leistung erbringt? Oder ist das der Anspruch des potentiellen Mitgliedes?

Ich bin bei uns nämlich an den örtlichen Tauschring verwiesen worden, als ich ein Fahrzeug für den Transport von Baumaterial benötigt habe. Das Fahrzeug habe ich dann von einer Schreinerei bekommen aber meine angebotenen Gegenleistungen wurden von einer völlig anderen Person angefordert. Der Besitzer des Fahrzeugs hat vom Tauschring einen Gutschein ausgestellt bekommen mit dem er sich eine Gegenleistung, die er benötigt, aussuchen konnte.

Wenn ihr so ein System hättet, könnte das potentielle Mitglied, sofern es dazu bereit ist, doch erst mal seine Leistungen anbieten und seine so erworbenen Gutscheine dann einlösen, wenn eine gewünschte Leistung im Angebot ist, oder? Denn es kommen ja sicher immer wieder neue Mitglieder dazu und die angebotenen Leistungen ändern sich doch sicher auch je nach Jahreszeit. Es macht jedenfalls wenig Sinn, wenn im Sommer jemand anbietet den Garten vom Laub zu befreien, Weihnachtsplätzchen zu backen oder für die Entsorgung des Weihnachtsbaumes zu sorgen.

Der Tauschring in meiner Gegend bietet außerdem auch den Tausch von Gegenständen an, man kann also zwei Wochen Blumen gießen auch mit zwei Stühlen, die man nicht mehr braucht, bezahlen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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