Dispokredit überzogen - keine Extragebühren zulässig

vom 15.09.2010, 14:33 Uhr

Bankkunden bekommen auf ihrem Konto einen sogenannten Dispokredit eingerichtet. Damit dürfen sie bis zu der ausgemachten Höhe ihr Konto überziehen. Wird dann die Höhe des Dispokredits überschritten, weil man mehr Geld abgehoben hat, werden höhere Zinsen berechnet, einige Banken berechnen dann aber noch eine zusätzliche Gebühr.

So hat die Commerzbank zu den Zinsen von 18,75 Prozent auch noch zusätzlich 5 Euro für eine Geldabhebung verlangt. In einem Rechtstreit über die Verbraucherzentrale in Hamburg wurde jetzt aber entschieden, dass eine solche Gebühr unzulässig ist, da die Kosten einer Überziehung des Dispokredits sowieso schon mit erhöhten Zinsen ins Gewicht fallen. Dabei stellte das Gericht fest, dass eine solche „geduldete“ Überziehung des Bankkontos keinerlei zusätzliche Kosten erzeugen, ein erhöhtes Risiko, wie die Banken es als Begründung lieferten, war dabei nicht zu erkennen. Nun kann man eventuell erhobene Gebühren der letzten drei Jahre zurückverlangen.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Schön dass das Geschäftsgebaren mancher Bank in den Fokus zu rücken scheint. Die freie Marktwirtschaft allein regelt hier ja offenkundig nicht alles, auch wenn man sicher noch nicht von Marktversagen sprechen kann.

Jedenfalls sind schon die Zinsen kaum mehr zu rechtfertigen (wenn man sie parallel zur Entwicklung des Leitzinssatzes sieht) und dann würden solche Gebühren effektiv diese Form des Kredits noch einmal deutlich verteuern.

Bleibt zu wünschen, dass möglichst viele Betroffene zu ihren Banken gehen und evtl. verlangte Gebühren auch wirklich zurück verlangen. Banken regulieren so was wohl immer erst nach massivem Druck von außen. :twisted:

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Jedenfalls sind schon die Zinsen kaum mehr zu rechtfertigen (wenn man sie parallel zur Entwicklung des Leitzinssatzes sieht) und dann würden solche Gebühren effektiv diese Form des Kredits noch einmal deutlich verteuern.

Nun gut, aber womit ist es denn andererseits zu rechtfertigen, dass es Leute gibt, die fremdes Geld ausgeben ohne dafür gearbeitet zu haben? Klar sind die Dispozinsen schon dreist hoch, aber es wird doch niemand gezwungen seinen Dispo in Anspruch zu nehmen. Natürlich kommt es immer mal vor, dass man plötzlich ungeplante Ausgaben hat, aber sowas hat man ja nicht jeden Monat. Die Leute mit den größten Problemen sind doch eher die, die schon ihren Dispo mitverplanen um dann shoppen gehen zu können.

Und dass der Markt hier gescheitert sein soll, kann ich so recht nicht erkennen. Ganz im Gegenteil, ich finde der Markt greift hier wunderbar. Es ist ja nun bei weitem nicht so, dass jede Bank einen Dispozinssatz von 18% hat. Es gibt ja auch Banken, die nur 6 oder 7 % für ihren Dispo verlangen. Der Markt gibt also verschiedene Möglichkeiten vor, die der Verbraucher am Ende aber eben auch nutzen muss.

Warum in solchen Fällen immer der Staat für die Faulheit seiner Bürger einspringen muss, erschließt sich mir nicht wirklich. Es gibt genug Banken und jede hat andere Angebote. Da kann sich doch jeder das richtige aussuchen oder eben mit dem leben, was ihm seine ortsansässige Bank vorschreibt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klehmchen hat geschrieben:Klar sind die Dispozinsen schon dreist hoch

"Dreist" ist schon ein Problem. Leider gibt es keinen Weg, einen wirklich "gerechten" Preis zu ermitteln. Der Markt reguliert nur insoweit, als das der Preis von der Nachfrage abhängt. Dass das aber nicht ausreicht, hat der Gesetzgeber schon lange begriffen und den Tatbestand des Wuchers aufgenommen. So gibt der Markt z.B. bei Kartellen vermutlich weit höhere Preise her, als sie verlangt werden. Dir ist da dann vermutlich schon klar, dass das nichts mit der Faulheit der Kunden zu tun hat.

Klehmchen hat geschrieben:Der Markt gibt also verschiedene Möglichkeiten vor, die der Verbraucher am Ende aber eben auch nutzen muss.

Deine romantische aber lebensferne Sicht der Dinge am Markt ist wohl einer der Gründe, weshalb die Gläubigkeit in die "unsichtbare Hand" des (freien) Martes nach wie vor ungebrochen ist. Leider vergisst man durch den vielleicht eigenen "Normalfall" gerne, dass ja nicht nur der Verbraucher bei Vertragsabschlüssen seine Partner (in dem Fall also Banken) wählen kann, sondern auch die Banken sich aussuchen dürfen, wem sie welche Dienstleistungen anbieten. Und Menschen, welche in finanziellen Schwierigkeiten stecken, habe es nicht unbedingt einfach, eine neue Bank zu finden. Außer eben jene Banken, die noch höhere Zinsen verlangen …

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Deine romantische aber lebensferne Sicht der Dinge am Markt ist wohl einer der Gründe, weshalb die Gläubigkeit in die "unsichtbare Hand" des (freien) Martes nach wie vor ungebrochen ist. Leider vergisst man durch den vielleicht eigenen "Normalfall" gerne, dass ja nicht nur der Verbraucher bei Vertragsabschlüssen seine Partner (in dem Fall also Banken) wählen kann, sondern auch die Banken sich aussuchen dürfen, wem sie welche Dienstleistungen anbieten. Und Menschen, welche in finanziellen Schwierigkeiten stecken, habe es nicht unbedingt einfach, eine neue Bank zu finden. Außer eben jene Banken, die noch höhere Zinsen verlangen …


Natürlich kommt es vor, dass man nicht von jeder Bank genommen wird und das auch ab und an mal zu Unrecht, weil sich die Bank auf fragwürdige Scores ala Schufa verlässt. Aber es gibt ja nicht nur 10 Banken in Deutschland. Und wenn man tatsächlich von fast jeder abgelehnt werden sollte und dann auf seine ortsansässige Sparkasse mit ihren Wucherdispos angewiesen ist, dann hat das für gewöhnlich eben auch seine handfesten Gründe. Aber selbst dann sage ich dir mal ganz einfach, dann sollte man sich auch mal überlegen, ob es für einen überhaupt noch Sinn ergibt, darüber nachzudenken, zu welchem Disposatz man sein Konto überziehen darf.

Ich verstehe sowieso nicht so richtig dein Problem. Es gibt doch genügend Banken die Disposätze von 6-8% anbieten. Und das sind ja nun wahrlich keine Wuchersätze, wenn man dem mal entgegenhält was so zum Teil für gewöhnliche Ratenkredite mit festen Laufzeiten verlangt wird. Das sich die hohe Flexibilität eines Dispos dann etwas auf die Zinsen auswirkt halte ich für normal, zumal eine Bank da ja keine Sicherheiten erwartet im Gegensatz zum Ratenkredit, der da doch nochmal strenger geprüft wird.

Ich habe zum Beispiel selber ein Konto bei der DKB-Bank bekommen (Dispo 7,9%, also eine der besseren Banken) und das nahezu ohne Einkommen und als Student. Ich bin da also keineswegs eine reiche Ausnahme, der die Banker die Tür einrennen.

Und ganz ehrlich, wer schon in finanziellen Schwierigkeiten steckt, der sollte zunächst doch mal probieren ohne Dispo auszukommen, bevor er darüber meckert, dass der Zinssatz zu hoch ist.

So recht kann ich also diese unsäglichen Hilferufe nach Vater Staat nicht verstehen. Was soll das denn bringen? Wo haben denn staatliche Eingriffe wirklich mal dazu geführt, dass der Verbraucher am Ende weniger bezahlt? Beim Strom oder beim Porto oder an der Tankstelle oder bei den Krankenkassenbeiträgen?

Das Problem am Markt ist eben, dass da immer zwei Seiten dazugehören. Zum einen eben die Anbieter (Banken) die gute Angebote machen, aber eben auch die Kunden, die diese in Anspruch nehmen müssen und halt wechseln müssen. Das würde mehr helfen, als jedes Gesetzt, dass Politiker verabschieden können. Aber wenn das eben niemand oder nur wenige Leute tun, warum soll denn dann der Staat dafür einspringen und die Disposätze festnageln und das nachher vielleicht noch auf viel zu hohen Niveaus?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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