Wutanfälle bei Kleinkindern

vom 14.09.2010, 12:01 Uhr

Das liebe Thema Erziehung. :wink: Mir ist schon klar, dass es hier keine einheitliche Meinung oder einen allwissenden Ratschlag gibt, aber dennoch würde mich eure Meinung interessieren. Zum Glück ist mein Sohnemann (20 Monate) generell ein sehr pflegeleichtes Kind, zumindest was die Erziehung angeht. Er ist eher ruhig und introvertiert, braucht auch nicht jede Minute jemanden zum Spielen, also alles in allem wirklich brav. So wie wohl jedes Kind hat er natürlich auch so seine narrischen Phasen und so brav er sonst auch ist, wenn er sich einmal was eingebildet hat, dann hat das so zu sein und da kann er sich manchmal so richtig reinsteigern.

So war es auch heute Vormittag. Ich wohne in einer Wohnhausanlage, wo es auch einen kleinen Spielplatz gibt. Wir waren zum Spielen unten, mein Sohn hat sich auch von Anfang an total gefreut. Beim Spielplatz stand auch ein Bobbycar vom Nachbarkind herum. Ich weiß auch, dass wir uns das Auto ausborgen dürfen, da wir die Spielsachen gegenseitig immer wieder herborgen. Mein Sohn ist derzeit in einer extremen Autophase. So ist er auch gleich freudig zu dem Auto hingelaufen. Ich hatte natürlich nichts dagegen, weil er ja gerne damit herumfahren kann. Aber nein, das wollte er natürlich nicht, er wollte spazieren gehen und er hat aber darauf bestanden, dass ich das Auto mittrage. Also er wollte sich weder draufsetzen noch sonstwas damit machen. Selber wollte er es auch nicht schieben, aber stehen bleiben durfte es auch nicht, sondern ich sollte es eben beim Spaziergang tragen.

Nun das ist wohl auch nicht Sinn und Zweck so eines Rutschautos und so habe ich ihm dann eben erklärt, dass er sehr gerne damit spielen kann, ich schiebe ihn auch gerne, wenn er sich draufsetzt, aber nur herumtragen werde ich es nicht. Wenn es eine Stange hätte, wäre es mir mehr egal gewesen, aber so ein Auto in der Hand durch das Dorf zu tragen, wäre mir zu blöd gewesen.

Gut, so habe ich eben gesagt, dass wir zum Spazierengehen das Auto nicht mitnehmen werden. Er bekommt daraufhin einen vollen Wutanfall, ist keinen Schritt mehr weitergegangen und hat die ganze Wohnhausanlage zusammengeschrien, weil er seinen Willen durchsetzen wollte. Er ließ sich auch überhaupt nicht beruhigen und hat sich immer mehr hineingesteigert. Ich habe versucht, ihn abzulenken, aber nichts ging mehr. So habe ich ihm dann gesagt, dass wenn er sich nicht beruhigt, wir nach Hause gehen werden. So endete das Szenario dann auch mit großem Gebrüll. Selbst zu Hause hat er dann noch weiter geschrien. Nach ein paar Minuten hat er sich dann beruhigt und ich habe ihm nochmal erklärt, warum wir nun gegangen sind.

Das einzig gut an solchen Anfällen ist, dass er nach so einer Standpauke dann das bravste Engerl ist. :wink: Mir selber ist es auch sehr wichtig, dass man in der Erziehung konsequent ist. Wenn man androht, nach Hause zu gehen und das Kind ist weiter so, dann muss man das auch durchziehen, weil sonst bringt eine Androhung ja auch nichts. Ich bin da eigentlich bisher auch immer sehr konsequent gewesen, vielleicht ging es auch, weil wir eben zum Glück nicht oft solche Szenen haben.

Allerdings frage ich mich, ob es sinnvoll ist, einem Kind in so einer Situation anzudrohen, dass wir nach Hause gehen. In der heutigen Situation hat es meiner Meinung nach zwar schon etwas gebracht, aber lernt ein Kind dadurch nicht auch, dass es nur Herumbrüllen muss und dann geht man nach Hause? Also es wäre natürlich auch etwas blöd, wenn er diese Verbindung dann herstellt. Weil wenn wir irgendwo sind und er dort nicht sein möchte, denkt er sich dann womöglich, dass er nur Herumbrüllen muss um wegzufahren?

Was macht man sonst mit so einem Kleinkind im Wutanfall? Einfach Brüllen lassen? Meine Nachbarin hat eine Tochter in etwa im gleichen Alter und die sagt, dass sie solche Szenen nach Tunlichkeit vermeidet und sie hätte dieses Auto dann eben getragen. Sie erfüllt eben jeden Wunsch. Ich bin zwar auch gerne für meinen Sohn da, aber herumkommandieren lasse ich mich nicht von ihm. Das mag jetzt sehr streng klingen. Das bin ich eigentlich gar nicht so, aber Grenzen gibt es schon. Wie geht man nun am besten mit solchen Situationen, die wohl jeder kennt, um?

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn Deine Nachbarin das so macht, dass sie sich alles bieten lässt, ist das ihre Sache. Wenn Du das anders handhabst, ist es Deine Sache und ich denke, das ist auch die bessere Lösung. Ich selber würde dann auch Konsequenzen ziehen, bzw. habe sie bei unserem Großen auch gezogen und mache das jetzt bei unserem Kleinen genauso.

Je nach Situation würde ich das Kind nicht brüllen lassen, ich mag das überhaupt nicht. Unterwegs würde ich mit ihm reden, so weit er das eben versteht und ihm die Konsequenzen für sein Verhalten aufzeigen und dann mit ihm zusammen beschliessen, wie wir nun weiter machen. Beruhigt er sich dann nicht innerhalb einer gewissen Zeit, wird dann halt die Konsequenz gezogen und auch durchgeführt. Benimmt er sich danach "besser", ist alles gut. Kinder bekommen diese Wutanfälle halt aus Unsicherheit, weil sie nicht einordnen können, dass jetzt etwas passiert, das anders ist, als das, was sie sich vorstellen. Dann muss man eben versuchen, ihnen Sicherheit zu geben. Oft reicht da schon ein ruhiges Ansprechen, in dem Alter von 20 Monaten verstehen sie auch schon so einiges.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ganz klar: brüllen lassen! Ich glaube es gibt nichts schlimmeres in dem Moment als nach kurzem Gebrüll dem Willen des Kindes nachzugeben. Kinder sind nicht dumm, die merken gleich, dass sie nur einmal losplärren müssen, damit sich ein "Nein" in ein "Ja" verwandelt - und sie werden es schamlos ausnutzen um immer wieder ihren Willen zu bekommen.

Ich habe einmal einen solchen Jungen im Supermarkt beobachtet. Er war wohl gewohnt, dass Mama bei peinlich werdenden Szenen schnell einlenkt, denn er stand vor den Süßigkeiten und wollte unbedingt eine bestimmte Nascherei haben, Mama erlaubte es aber nicht. Als er sich umdrehteund mich im Gang bemerkte konnte man förmlich sehen, wie sich ein Schalter bei ihm umlegte: er blickte noch einmal zu seiner Mama und fing an zu brüllen und zu bocken. Der Kleine hatte eindeutig schon gemerkt, dass seine Mama Peinlichkeiten wie diese lieber vermeidet. Ob er seinen Willen auch diesmal bekommen hat, weiß ich nicht, da ich den Gang vorher wieder verlassen habe, aber ich nehme es an.

Meine Cousine hatte das mit dem Bocken richtig gut raus, legte sich immer direkt auf den Boden, brüllte und war nicht mehr zum weitergehen zu bewegen - und das selbst mitten in der Fußgängerzone. Meine Tante hat sie irgendwann dann einfach mal liegen lassen und ist langsam weiter gegangen. Ziemlich schnell m meine Cousine dann wieder hinter Mama hinterher gerannt und hat gemerkt, dass sie damit nicht durch kommt und es irgendwann gelassen.

Konsequent zu sein ist wohl eine der wichtigsten Erziehungspunkte. Und wenn man etwas androht (wie zum Beispiel dein nach Hause gehen), dann sollte man es immer durchziehen. Sonst hat man schnell ein Kind, das einen herumkommandiert. Durch die Trotzphase muss man halt durch und wenn die Kinder anfangen ihre Grenzen auszutesten, dann sollte man dafür sorgen, dass sie auch welche finden. Ich hätte das Auto übrigens garantiert auch nicht durch die Gegend geschleppt. :wink:

» fireez » Beiträge: 258 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es richtig so, wie du es gemacht hast. Ich hätte mir auch nicht auf der Nase herumtanzen lassen von meinem Sohn und hätte am Ende dann das Auto durch das Dorf getragen. Irgendwo muss man seinen Kindern seine Grenzen aufzeigen, dass eben nicht immer alles so laufen kann, wie es das Kind gerade hätte.

Ich habe einmal in einem Bericht gesehen, dass man Kinder bei solchen Wutanfällen einfach nicht beachten soll, da sie sonst beim nächsten Mal das gleiche wieder versuchen würden und mit dem gleichen Gebrüll ihren Willen durchsetzen versuchen würden. Viel besser sei es aus dieser Situation zu gehen und das Kind stehen zu lassen und kurz weiterbrüllen zu lassen. Gut, das ist auf der Straße etwas schwierig, aber vielleicht hättest du dich einfach ein paar Schritte von deinem Sohn entfernen sollen und ihn schreien lassen.

Andererseits hätte ich es vermutlich ähnlich gemacht wie du, nämlich dass ich nach Hause gegangen wäre. Ich glaube auch nicht, dass sich dein Sohn genau dieses Verhalten merkt und dann nur anfängt zu brüllen, wenn er irgendwo nicht bleiben möchte. Wenn du in anderen Situationen nicht mit nach Hause gehen, sondern mit etwas anderem drohst, denke ich, wird dein Sohn das Brüllen auch nicht unbedingt mit nach Hause gehen in Verbindung bringen.

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Je länger man auf die Trotzphase, sei es positiv oder negativ reagiert, wird sie nicht besser. Am besten ist, wenn man die Trotzphase ignoriert- dann hört sie schlagartig wieder auf. Das ist wie bei allen negativen Dingen, die die Kinder machen, es sei denn natürlich, sie bringen sich selber in Gefahr- einfach ignorieren. Keine Beachtung tut mehr weh als negative Beachtung.

Ich selber bin auch immer drauf rein gefallen, weil ich vor einigen Monaten noch ein ziemlich schüchterner Mensch war und kein Aufsehen erregen wollte, habe ich einige Male auch etwas durchgehen lassen, was ich eigentlich gar nicht wollte. Allerdings hat sich das jetzt geändert. Ich bin konsequent, halte meine Konsequenzen ein und wenn meine Tochter schreit und brüllt und sich auf den Boden schmeißt, und sei es auch mitten im Supermarkt oder in der Stadt, ich laufe weiter und ignoriere sie. Oder ich bleibe stehen und tu so, als würde ich ein SMS schreiben oder wäre andersweitig beschäftigt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^