Deutschland schafft sich ab?

vom 08.09.2010, 17:10 Uhr

Am Anfang muss ich erstmal klarstellen, dass dieser Beitrag sich weder auf Thilo Sarrazin noch sein Buch bezieht! Ich beziehe mich auf aktuelle Aussagen, dass Deutschland sich wirklich abschafft.

Jahrzehntelange Geburtenrate, welche unter dem Wert der Bevölkerungserhaltung lag, wurde immer mit Einwanderung ausgeglichen. Doch nun ist Deutschland auch ein Auswanderungsland. Diese Bevölkerungsentwicklung und Altersverteilung führt zu immer mehr Mangel an Fachkräften und zu vielen Rentnern und Aussterben von ganzen Landstrichen. Hohe Sozialleistungen und niedrige Einnahmen passen einfach nicht zusammen! Wird Deutschland sich wirklich selbst abschaffen?

» iamrock » Beiträge: 115 » Talkpoints: 0,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wie ist diese Frage gemeint im tieferen Sinne? Das Land Deutschland wird sich wohl nicht auflösen. Auch die Sozialsysteme wird man nicht abschaffen. Es werden mit Sicherheit in den nächsten Jahren tief greifende Veränderungen stattfinden. Die Sozialsysteme werden umgestaltet, allerdings werden sie mit Sicherheit nicht abgeschafft.

Auch die Wirtschaft wird für konstruktive Veränderungen stets ein offenes Ohr haben. Dann wird es auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze kommen. Allerdings braucht die ganze Sache auch ihre Zeit. Wenn etwas nicht sofort positiv funktioniert, kann man es nicht sofort auflösen oder abschaffen. Das macht nämlich im Endeffekt keinen Sinn.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


iamrock hat geschrieben:Jahrzehntelange Geburtenrate, welche unter dem Wert der Bevölkerungserhaltung lag, wurde immer mit Einwanderung ausgeglichen.

Unfug - die höchsten Einwanderungsraten hatten wir, als die Geburtenrate noch hoch war, also über der "2.x Kinder" Marke.

iamrock hat geschrieben:Doch nun ist Deutschland auch ein Auswanderungsland.

Genauso Unfug - Deutschland erlebt, trotz starker Einbrüche, immernoch hohe Zuzüge - momentan, nach Abzug von Auswanderung und Einwanderung, knapp 80.000 Menschen pro Jahr.

iamrock hat geschrieben:Diese Bevölkerungsentwicklung und Altersverteilung führt zu immer mehr Mangel an Fachkräften und zu vielen Rentnern und Aussterben von ganzen Landstrichen.

Die nächste Aussage wo man sich an den Kopf fassen muss - Du redest halt gern irgendein dummes Zeug zusammen, ohne dass irgendwas zusammenpasst, oder? Der Fachkräftemangel hat nicht mir der Bevölkerungsentwicklung zu tun, sondern mit der Bildungspolitik! Theoretisch ist das Menschenreservoir mehr als groß genug, nur deckt sich der spezifische Bedarf nicht mit dem, was vorhanden ist.

iamrock hat geschrieben:Hohe Sozialleistungen und niedrige Einnahmen passen einfach nicht zusammen!

Genauso wie wirre Thesen und ein pseudointelligente Aussagen, die man damit begründen möchte. Vielleicht solltest Du, bevor Du irgendetwas von Dir gibst worüber man diskutieren kann, erst einmal selber die eigenen Aussagen belegen bzw. recherchieren! So gesehen ist selbst die Anspielung auf Sarrazin überflüssig, denn selbst er verleiht seinen wirren Thesen ein zumindest wackeliges Argumentationsgerüst.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich halte wirklich gar nichts von Sarrazin und seinem Propagandabuch, doch wenn ich wirklich ehrlich bin, hat er vielleicht schon recht, dass unsere Kultur gefährdet sein könnte. Es ist nun mal so, dass Migranten eine höhere Geburtenrate haben, und ich fände es einfach unheimlich schade, wenn so Dinge wie deutsche Gedichte oder alte Traditionen immer mehr in Vergessenheit geraten. Ich denke, eine gewisse Einwandererquote ist ganz normal, und man sollte auch nicht so abschätzend von ihnen reden und sie ständig als "Zugewanderte" oder "Kopftuchmädchen" bezeichnen. Sie sind schließlich auch Bürger unseres Landes, und wenn sie sich gut integrieren, kann man absolut nichts gegen sie sagen.

Beispiel: Der Vater eines Freunds von mir kam in seiner Kindheit aus Bosnien. Er konnte kaum ein Wort Deutsch und kam dann auf die Hauptschule. Sein Sohn geht heute auf ein Gymnasium. Er spricht akzentfrei deutsch, kennt alle Fremdwörter und möchte einmal studieren und Doktor werden. Das nenne ich eine gelungene Integration, oder? Ich will damit nur hinweisen, dass eine einzige Generation oft viel ausmachen kann und dass man nicht immer so die Pferde scheu machen soll, wenn in Wirklichkeit eigentlich noch gar nichts entschieden ist.

» <green day> » Beiträge: 403 » Talkpoints: 40,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das die deutsche Kultur in Gefahr ist, hat aber weniger mit zugezogenen Mitbürgern zu tun, als damit, das für die Pflege der deutschen Kultur einfach von den Deutschen selbst nicht grad flächendeckend viel getan wird. Sich einerseits bitter drüber zu beklagen, das die Kenntnisse der deutschen Klassiker auch schon mal besser gewesen sein sollen und andererseits dann noch etwas im Schuletat rumzustreichen ist mächtig inkonsequent. Abgesehen davon: Richtig profunde Kulturkenntnisse waren IMO NIE flächendeckend in der Bevölkerung vorhanden.

Und manche Bereiche der deutschen Kultur werden gehegt und gepflegt. Nicht nur der örtliche Schützenverein, die es oft seit Anno haumichtot gibt, sondern auch lokale Museen, Kulturveranstaltungen, öffentliche Konzerte, Lesungen, Feste bei denen ein in der Landeskultur verankerter Hintergrund besteht usw. Und lustigerweise hängen sich an diese lebendigen Aktionen der deutschen Kultur auch gerne diejenigen mit dran, die noch nicht so lange Deutsche laut Paß sind. (Nicht alle, aber viele)

Das ganze Landstriche langsam aussterben hat auch nichts mit Überfremdung zu tun, sondern damit das dank der wunderbaren Wirtschaftspolitik dort kaum ein Job zu finden ist und die jungen Leute eben das tun was junge Leute schon immer taten wenn das Futter knapp wurde: Sie wandern wonanders hin.

Das ein Mangel an Fachkräften herrscht hat auch nichts damit zu tun, das zuviele Leute aus fernen Landen hier leben, sondern damit das die Schulbildung immer mehr Privatsache wird, jedenfalls denn, wenn man Wert auf den Part mit der "Bildung" legt. Und wenn wirklich Wert auf den Erhalt der Kenntnisse der deutschen Dichtkunst gelegt werden würde, dann lasst es wie zu Omas Zeiten machen: Die mussten den Kram auswendig lernen. Fördert das Gedächtnis, man kann danach das Gedicht ewig, ist nur in dem Augenblick, in dem man es im zarten Alter lernen muß ist man für gewöhnlich nur genervt davon.

Abgesehen davon, auch Völkerwanderungen haben sowas wie eine Tradition, ganz besonders hierzulande ...

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


<green day> hat geschrieben:Es ist nun mal so, dass Migranten eine höhere Geburtenrate haben,

Unterschichtler haben gemeinhin eine höhere Geburtenrate als die Mittelschicht und Oberschicht. Und dass Migranten dieser überporportional häufig angehören liegt wiederum an fehlender Integration (beiderseits) - es gibt auch genug Deutsche, die sich vermehren wie die Karnickel und die der gleichen Schicht angehören.

Viele Kinder haben ist ein soziales Phänomen und keines, was mit Migration zu tun hat!

<green day> hat geschrieben:und ich fände es einfach unheimlich schade, wenn so Dinge wie deutsche Gedichte oder alte Traditionen immer mehr in Vergessenheit geraten.

Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Oder umgedreht: Wieviele Deutsche gibt es denn, die die noch kennen? Wenn ich nach der "Lorelei" oder dem "Wintermärchen" fragen würde, würde garantiert kaum einem was konkretes dazu einfallen! Gleiches gilt für Traditionen aus der Oberlausitz, da hat auch keiner Ahnung von - selten die, die da wohnen und die außerhalb erst recht nicht.

Und ironischerweise kennen die meisten "Ausländer" und Migranten sich damit besser als als Deutsche: Weil diese mehr oder weniger dazu gezwungen sind, das kennenzulernen, was Deutsche für selbstverständlich halten und das sie das ja "eh im Blut haben" (aber nicht im Kopf)!

<green day> hat geschrieben:Sie sind schließlich auch Bürger unseres Landes, und wenn sie sich gut integrieren, kann man absolut nichts gegen sie sagen.

Warum sollen sich denn Migranten immer gut integrieren und am besten noch deutscher als die Deutschen sein? Das ist doch in mehrfacher Hinsicht dämlich, denn:
- Das schaffen nicht einmal viele Deutsche, fahr mal nach Bayern, Sachsen oder Schwaben mit ihren Parallelgesellschaften! Gegen die sagst Du dann also was?
- Hängt das wohl vom sozialen Status ab: Denn in Düsseldorf gibt es seit fast 50 Jahren eine große japanische Gemeinde in einer wunderbaren Parallelgesellschaft, wo man kaum Deutsch kann und sich auch nicht an "deutsche Gepflogenheiten" anpassen will - und da denkt niemand nur ansatzweise an Integration!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Es ist absolut fehlgeleitet, was sich da in den Köpfen der Politiker festgesetzt hat. Man scheint ja irgendwie davon auszugehen, dass sich Armut und schlechte Bildung vererben würden.
Lächerlich, das ist alles eine Sache der Sozialisierung und Erziehung. Und da muss die Gesellschaft eingreifen. Jedes Kind sollte in eine Kindertagesstätte, um da auf einem Level mit anderen zu lernen.
Die Gesellschaft wird nicht immer dümmer, wenn die ungebildeten viele Kinder bekommen. Das ist eine vereinfachte und fast schon sozialdarwinistische Ansichtsweise. Als nächstes wird man den "dummen und armen" verbieten Kinder zu bekommen - Was danach kommt will ich mir nicht ausmalen...

» dr_nick » Beiträge: 15 » Talkpoints: 4,34 »



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