Musik und Religion
Im Iran hatte ein Gläubiger eine religiöse Frage hinsichtlich Musik gestellt, weil er selbst über Musikunterricht "nachgedacht" hatte. Es kam dann als Antwort der gelehrten im Iran, dass Musik eben nicht (!) vereinbar sei mit der Lehre und den Werten der "Islamischen Republik Iran". Daher solle im Iran nach deren oberstem religiösen Führer Ayatollah Khamenei Musik weder gefördert noch gelehrt werden. Da frage ich mich schon, wie dieses Verbot konkret belegt bzw. begründet wird. Schließlich ist Musik nicht nur zur Unterhaltung da, sondern kann ja auch politische und religiöse Botschaften vermitteln.
Ich weiß dass "der Islam" so nicht existiert und es diverse Unterarten und verschiedene Auslegungen gibt. Aber wieso kommt zu so einem Beschluss nicht mal ein Widerwort bzw. eine Gegendarstellung von den sog. gemäßigten Islamisten?
Warum Musik verboten? Ich habe es so wahr genommen, dass diese Muezzins oder wie die Männer heißen, die den islamischen Gottesdienst machen, selber singen, während sie beten, also ihr Gebet singen. Deshalb scheint es für mich widersprüchlich, dass im Islam Musik verboten ist.
Wenn es dir aufgefallen ist, hat jede Religion eine eigene Musikart. Im Christentum ist es der gregorianische Choral, der in der Kirche oft gesungen wird. Im Rastafariglauben kennzeichnet der Reggae die Musik zur Religion. Es gibt keine Religion, die keine besondere, unverwechselbare Musik hat. Das gehört einfach zusammen, so finde ich.
Der Islam als solcher verbietet keine Musik, selbst in deren heiligen Schriften gibt es genug Stellen wo Musik als positives Gottes Werk beschrieben wird. Das nicht alle Musik als gleich göttlich betrachtet wird dürfte im Ohr der Betroffenen liegen, aber die Aussage, das sich Musik und der Islam nicht vereinbaren lassen - öhm ja, das ist die Sorte Auslegung die mehr auf dem Prinzip "Wenn es Spaß macht muss es schädlich sein" beruht, als auf den wahren Worten des Koran.
Wieso keiner dazu Stellung genommen hat, darüber kann man nur mutmaßen. Vielleicht denken sich die, die mit der Meinung nicht überein stimmen, einfach still ihren Teil. Oder sie ignorieren oder tolerieren es. Oder, sie wollen sich einfach nicht in die staatlichen Belange des Irans einmischen. In gewissen Ländern überlegt man sich mehrfach, ob man gegenüber etwas, so ungerecht es auch sein mag, Widerspruch einlegt.
Was die Frage, ob Islam und Musik sich miteinander vertragen, betrifft: An sich ist Musik laut Koran nicht verboten. Aber Religion wird eben von jedem Geistlichen anders aufgefasst. Die stellen dann die Regeln auf, die mit der eigentlichen religiösen Schrift nicht mehr viel zutun haben müssen. Ich denke, bei radialen Moslems wie in diesem Fall wird Musik daher als verboten gelten, weil sie mit Freude und Ausschweifung verbunden wird. Egal, was im Koran dazu steht.
Interessanterweise war das in Mitteleuropa vor einigen Jahrhunderten, ach, zum Teil auch noch vor nur einem knappen Jahrhundert, nicht anders! Es gibt Schriften, und zwar nicht nur streng erzkatholische, sondern auch bereits gemäßigte evangelische, in denen Musik als Teufelswerk und zu verbieten bezeichnet wird. Wohlgemerkt Musik aller Arten. Die Begründung lautet, dass Musik zu Ausschweifungen und Sinnlichkeit einlade, was von Gott ablenke und daher ketzerisch und schädlich für das diesseitige Leben und auch für das ewigliche Seelenheil sei. Daher müsse man es zwingend verbieten, aus Gefährlichkeit. Und solche Aussagen findet man zum Teil noch in christlichen Zeitschriften von 1915! Keine hundert Jahre ist das her.
Also, streng religiöse Leute scheinen zu Musikverboten zu neigen, egal, in welcher Religion. Ebenso unterscheiden sich die Interpretationen einer einzelnen Religion eben sehr. Manche Geistlichen sind strenger, manche weniger streng. Die heilige Schrift oder heiligen Schriften (je nach Glauben) können sehr unterschiedlich aufgefasst werden. In dem von dir geschilderten Fall aus dem Iran ist das nicht anders.
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