Nachbarn schlagen Kind

Seit ich in der neuen Wohnung lebe, habe ich es schon einige Male mitbekommen, dass unsere Nachbarn etwas lauter mit ihrem Sohn geschimpft haben. Gestern saßen mein Freund ich auf dem Balkon und der Sohn unserer Nachbarn, welchen ich auf ein Alter um die 6 Jahre schätze, kam auch auf den Balkon. Er begrüßte uns und spielte mit einem Auto. Ein Kleidungsstück, welches auf dem Balkon hing, fiel in seinem Spiel runter. Dann kam der Vater auf den Balkon und schrie seinen Sohn an, ob er denn nicht mal etwas aufpassen könnte und ob er denn zu gar nichts zu gebrauchen sei. Der Junge fing an zu weinen und schon gab der Vater ihm eine Backpfeife und putzte ihn runter, weil Männer ja nicht weinen dürfen.

Ich war erstmal ziemlich entsetzt und meinem Freund ging es ähnlich. Ich kann mir zwar schon vorstellen, dass man manchmal einfach wütend auf sein Kind ist, aber trotzdem sollte man es meiner Meinung nach nicht schlagen, vorallem nicht für so eine Nichtigkeit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, hatte auch irgendwie Angst mich einzumischen und meinem Freund ging es ähnlich. Wir kennen die Nachbarn auch kaum, da wir gerade erst eingezogen sind und wissen deshalb auch nicht, wie wir sie einschätzen sollen. Wir haben uns überlegt, dass wir die Mutter mal auf das Verhalten ihres Mannes ansprechen werden und dann weiter überlegen.

Wie würdet ihr in einer solchen Situation reagieren? Wie kann man dem Vater klar machen, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist?

Ich finde es ziemlich schwierig als völlig außenstehende Person dazu etwas zu raten und mir fällt es - zugegeben - auch schwer, mir zu überlegen, was ich in der gleichen Situation tun würde, denn immerhin ist es gar nicht so einfach einerseits der sich im Unrecht befindenden Person dies klar zu machen und das Opfer zu schützen.

Bei uns in Sachsen-Anhalt sind die Leiter von Kindereinrichtungen alle darauf geschult worden, Missbrauch zu erkennen und passende Maßnahmen zu ergreifen. Auch in Schulen gibt es derzeit Schulungen für alle Lehrer und Erzieher. In der Kita meines jüngsten Kindes hängt inzwischen auch eine Liste mit Ansprechpartnern für alle möglichen Situationen, da kann man sich dann schnell mal die Telefonnummer und Anschrift abschreiben und bei der passenden Stelle nachfragen. Da ich aber ein gutes Verhältnis zu der Leiterin habe, würde ich diese wohl eher noch persönlich befragen. Vielleicht gibt es in der Heimat auch so etwas, Mesmerizing, und Du kannst dort Hilfe organisieren, denn nach einem einmaligen Vorfall hört sich das nun wirklich nicht an.

@toria2178, ich denke nicht, dass man per se feige ist, wenn man zuschaut. Wenn man sich um jeden Preis einmischen will ist man einfach nur unvorsichtig - gelinde ausgedrückt. Feige ist man in meinen Augen nur, wenn man mehr als einmal wegschaut!

Das Verhalten des Vaters ist wirklich asozial und ich finde es wichtig, dass die Umgebung (also unter anderem auch ihr) nicht wegschaut, wenn sich jemand so seinem Kind gegenüber verhält. Leider gibt es immer noch Menschen, die bei solchen Vorkommnissen wegschauen. Allerdings sollte man als Beobachter einer solchen Situation genau abwägen, womit man dem betroffenen Kind am besten helfen kann. Wenn man sich für die falsche Lösung entscheidet, ändert man unter Umständen nichts und das Kind muss vielleicht noch mehr Schläge und sonstigen Stress einstecken, weil die schlagenden Eltern ihre Wut über die Kritik von außen auf ihr Kind übertragen.

Bei solchen Situationen sollte man sehr genau abwägen, was zu tun ist. Wenn man sich sofort blind in eine Konfrontation mit einem solchen Vater, der sein Kind schlägt, begibt, erreicht man damit unter Umständen weniger, als wenn man einen anderen Weg wählt. Wenn ihr nun also direkt zu dem Vater gehen und ihn mit eurem Wut über sein Verhalten konfrontieren würdet, würde der Mann vermutlich dicht machen und euch die Tür vor der Nase zuschlagen oder euch gegenüber aggressiv werden. Du hast geschrieben, dass die Eltern schon mit dem Kind geschimpft haben, bevor der Vater ihm eine Backpfeife gegeben haben. War die Mutter daran auch beteiligt oder hat vor allem der Vater so laut geschimpft?

Falls du den Eindruck hast, dass sich die Mutter bei diesen Auseinandersetzungen eher zurückgehalten hat, würde ich an deiner Stelle zunächst versuchen, mit ihr über die Gewalt sprechen, die ihr Ehemann gegen das Kind ausübt. Falls sie zu feige oder zu schwach ist, ihr Kind vor dem Mann zu beschützen, muss sie sich Hilfe suchen. Vielleicht ist sie für solche Ratschläge ja zugänglich. Ansonsten würde ich auch darauf hinweisen, dass sie und ihr Mann dafür sorgen müssen, dass sich solche Situationen nicht wiederholen. Ich würde ihr auch sagen, dass du sonst leider anderweitig Hilfe holen musst, wenn du noch mal mitbekommst, dass das Kind geschlagen wird.

Parallel dazu könntest du auch mal beim Jugendamt anrufen. Vielleicht gab es ja schon häufiger derartige Vorfälle, die vielleicht auch schon von anderen Leuten aus dem Haus gemeldet wurden. Wenn das häufiger vorkommt, unternimmt das Jugendamt vielleicht eher etwas als wenn bisher noch keine entsprechenden Meldungen eingegangen sind. Du könntest dort auch anrufen und dich vor einem Gespräch mit der Mutter informieren, wie du dich nun am besten verhalten sollst. Vielleicht können die Mitarbeiter dieser Einrichtung wertvolle Tipps geben. Das wichtigste ist, dass das Kind keine weiteren Gewalterfahrungen in seinem Elternhaus machen muss.

Schwierig schwierig, zumal Backpfeifen und Po Klapse irgendwie schon noch häufig in der "Kindererziehung" zu finden sind, so traurig das auch ist.

Ich würde dem Jugendamt Bescheid geben, und jedes weitere Mal auch wieder dort melden. Ich habe zwar leider keine Ahnung ob die was unternehmen, aber immerhin wissen sie dann Bescheid und wenn es wirklich öfter vorkommt machen sie dann was.

Der Familie selbst was sagen, das halte ich auch für schwierig. Ich denke nicht das die das interessiert und hinterher werdet ihr auch noch blöde angemacht.

Ich würde in so einer Situation zu meinem Nachbarn gehen und mit ihm reden. Mag sein, dass er das nicht gleich einsieht oder nie einsieht, aber wegsehen ist der falsche Weg und so kann man auch dem Kind vermitteln, dass das nicht in Ordnung ist und der Papa da durchaus auch eine strafbare Handlung begangen hat, die so nicht akzeptiert werden muss.

Wenn der Vater dann völlig beratungsresistent ist oder es wieder vorkommt, würde ich es dem Jugendamt melden und auch noch mal mit der Mutter sprechen. Es kann ja sein, dass sie auch geschlagen wird und da muss man einfach sofort helfen und Hilfe anbieten, beziehungsweise noch mal deutlich machen, dass das anders gehen muss.

Kinder schlagen geht nicht und verstößt damit auch gegen die Grundrechte des Kindes. Leider vergessen das doch einige Eltern und machen es. Ein Reden mit dem Vater ist in solchen Fällen sinnlos und man setzt sich nur selbst der Gefahr der Zielscheibe aus. Denn so wie es hier geschildert worden ist, ist das wohl nicht das erste und auch nicht das letzte mal gewesen.

Ich sehe jeden Bürger in der Pflicht solch ein Verhalten entsprechend zu melden wenn er es nur mitbekommt. Denn es geht hier um das Kindeswohl und dort sollte man sich schon einmischen. Die wenigsten können sich vorstellen was ein einzelner Klaps auf den Hintern oder eine einzelne Backpfeife bei einem Kind bereits alles zerstören. Wenn es häufiger vorkommt sogar noch mehr, daher ist auch ein schnelles Handeln gefragt.

Erste Anlaufstelle ist dafür natürlich die Polizei, diese ist rund um die Uhr zu erreichen und wenn diese die Notwendigkeit sehen, dann informieren sie auch das Jugendamt mit einem Mitarbeiter der bei Bedarf auch direkt vorbei kommt und das Kind mit nimmt damit es in Sicherheit ist. Ist das ganze nur eine einmalige Sache gewesen, dann ist es bereits Aktenkundig und kommt es noch einmal vor, dann kann man darauf auch zurück greifen und schneller eine Entscheidung treffen ob das Kind dort noch gut aufgehoben ist oder nicht.

Ich bekomme es hier auch regelmäßig mit, wie im Nachbarhaus das 4 jährige Mädchen geschlagen wird. Ich rufe jedes mal die Polizei an, die hier auch schnell auftaucht und entsprechende Maßnahmen einleitet. Da das nicht nur einmal vorgekommen ist, wurde das Kind nun auch mitgenommen und wohnt in einer Pflegefamilie. Sicherlich nicht schön, aber die Mutter hat nicht eingegriffen und der Vater hat das Kind fast jeden 2. Tag geschlagen wegen Kleinigkeiten wie sie hier beschrieben worden sind. Somit kann auch keiner garantieren, dass das Kind nicht irgendwann in der Wut zu Tode geprügelt wird wenn der Anlass dafür etwas größer ist.

Ach und zum Thema "Reden" ich war beim ersten mal direkt drüben, der Vater war noch entsprechend wütend und hat mich auch körperlich angegangen was mir einfällt mich in seine Erziehungsmethoden einzumischen. Dank entsprechender Selbstverteidigungskenntnisse war es kein Problem den Mann zu überwältigen, aber ohne diese Kenntnisse wäre ich die nächste seiner Wut gewesen. Oder möchte die "Redefraktion" erst abwarten bis der Vater sich abreagiert hat am Kind bevor man klingelt und "redet". Ihr müsst immer damit rechnen, dass ihr dann ebenfalls angegangen werdet und das nicht nur in der verbalen Form. Somit ist die Polizei auch ein Eigenschutz für einen selbst.