Entscheidung zwischen Karriere und Kollegen

vom 01.09.2010, 08:15 Uhr

Ich möchte Euch heute mal einen Fall schildern, der einer Freundin von mir aktuell passiert, weil mich Eure Meinungen dazu interessieren würde.

Meine Freundin arbeitet im Öffentlichen Dienst in einem Job, den einige wohl als Traumjob bezeichnen würden, der ihr aber - für mich nachvollziehbar - nicht wirklich viel abverlangt, sie nicht fordert und der ihr schlichtweg langweilig ist. Er bietet ihr keine Entwicklungsmöglichkeiten, keine Möglichkeit der Qualifizierung oder/und des Aufstiegs, sprich: Sie kann diesen Beruf noch ihr Leben lang ausführen und weiß jetzt schon nicht, wie sie einen Tag überstehen soll, ohne vor Langeweile beinahe einzugehen.

Nun hat sie die Möglichkeit bekommen, eine ganz andere Tätigkeit auszuüben, ebenfalls im Öffentlichen Dienst. Dieser neue Job sieht vor, dass die Tätigkeit erstmal ein halbes Jahr lang an anderem Ort praktisch mit einer Probezeit erlernt und ausgeübt wird. Ihre Stelle wird ihr freigehalten, wenn ihr dieser neue Job nicht zusagt, kann sie also wieder zurückkommen.

Die neue Tätigkeit bietet ihr eine bessere Eingruppierung, also mehr Geld, mehr Herausforderung, entspricht eher ihren Fähigkeiten und vor allem hat sie Lust darauf, sich neu zu orientieren.

Das Problem ist: Da diese sechs Monate als Probezeit zu sehen sind, in der sie jederzeit zurück an ihren alten Arbeitsplatz kann, stellt der Arbeitgeber während ihrer Abwesenheit keine Ersatzvollzeitkraft ein. Ihre Kollegen müssen also die Arbeit einer Vollzeitkraft übernehmen und sie während ihrer Abwesenheit ersetzen.

Wenn meine Freundin nun also nach drei oder vier Monaten beschließt, diesen neuen Job doch nicht ausüben zu wollen, was sich erst nach einem Ausprobieren herausstellen kann, dann kommt sie zwar zurück an ihren alten Arbeitsplatz, kann sich aber sicher sein, bei den Kollegen unten durch zu sein, das wurde ihr wohl auch schon signalisiert.

Wie würdet Ihr entscheiden? Würdet Ihr diese neue Chance annehmen und in Kauf nehmen, dass Ihr bei einer Rückkehr an den alten Arbeitsplatz geschnitten werdet? Oder wäre Euch das Betriebsklima eher egal, wenn Ihr auf der anderen Seite die Möglichkeit hättet, einen Beruf zu testen, der vielleicht eher Euren Neigungen und Fähigkeiten entspricht?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das ist eine sehr schwierigie Situation. Aber ich glaube ich persönlich würde mich schon dafür entscheiden die 6 Monate auszunutzen und mir den neue Beruf anzuschauen. Wenn es eigentlich ja das ist, was sie will, weil sie da mehr Arbeit hat und ihr die Tätigkeit einfach mehr zusagt, denke ich mir, dass die Entscheidung dann nicht so schwer sein wird für sie. Was sollte im neuen Beruf nicht passen?

Ich finde es auch sehr kulant von ihrem Arbeitgeber, dass sie in den 6 Monaten sagen kann, sie will wieder zurück zu ihrer alten Stelle. Das müsste der Arbeitgeber ja auch nicht machen.

Natürlich ist es mit den Kollegen schwierig, vor allem wenn sie wieder zurückgeht, aber ich denke, dass es dann schon wieder irgendwie gehen würde. Was wäre, wenn eine Kollegin von ihr schwanger wird? Wäre es dann auch so, dass sie und die anderen die arbeiten übernehmen müssen oder ist es bei ihr jetzt nur so,weil die Stelle freigehalten wird?

Eine gute Freundin von mir hat ziemliche Probleme in der Firma gehabt. Sie hat sich das jahrelang gefallen lassen und jetzt wurde sie von ihren Kollegen rausgemobbt. Sie war dann beim Chef und der hat ihr auch eine andere Stelle im Betrieb angeboten. Sie hat die Stelle jetzt angenommen und es geht ihr seitdem besser. Sie war früher immer so, dass sie es allen recht machen wollte und ihr selbst ging es immer schlecht dabei. Sie wollte nicht mehr arbeiten gehen, hat viel geweint und war immer sehr müde. Das ist jetzt alles nicht mehr der Fall. Damit will ich eigentlich sagen, dass man auf sich selbst schauen sollte.

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» Lillylein1987 » Beiträge: 564 » Talkpoints: 3,55 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde, im Grunde ist sich jeder selbst der nächste. Mein Hemd ist mir immer näher wie meine Hose! Wenn deine Freundin wirklich unterfordert ist in ihrem momentanen Job, sollte sie es auf jeden Fall wagen. Klar, man sollte in einem Team immer gut zusammenarbeiten und Hilfsbereitschaft sollte neben einem guten Betriebsklima auch selbstverständlich sein, aber bei dieser Chance würde ich sofort zugreifen.
Selbst wenn es nicht klappen sollte, irgendwo geht immer wieder eine Tür auf, wenn eine andere zufällt. Ich weiß, hört sich nach einem weiteren "guten Ratschlag" an, aber es stimmt doch. Es ergibt sich immer irgendwo eine Möglichkeit, wenn sich etwas anderes für einen verschließt. Und - wie schon vorher gesagt - in einem Krankheitsfall oder Schwangerschaft müsste ja evtl. auch mitgearbeitet werden.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man sich manchmal einfach auf sein Bauchgefühl verlassen sollte und einen solchen Schritt wagen sollte. Auch wenn es kurzzeitige Rückschläge geben wird, auf lange Sicht wird es für deine Freundin besser werden.

» francesca67 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 3,43 »



Ich bin auch im öffentlichen Dienst und kann deine Bekannte also ganz gut verstehen. Bei uns hier ist es ähnlich, keine Herausforderungen, keine Beweglichkeit und schon gar keine Aufstiegschancen. Ich bin allerdings überzeugt dass sich das bei einem Jobwechsel innerhalb des öffentlichen Dienstes nicht wesentlich ändert weil es sich um dasselbe System handelt. Es mag sein dass anfangs noch alles spannend und alles Neu ist, dann aber in Kürze auch der Frust kommt und man dann auf der Stelle tritt.

Allerdings würde ich mir keine Gedanken um meine Kollegen machen wenn es um einen anderen Job geht, auch wenn man sich auf Grund der jahrelangen Zusammenarbeit gut versteht. Wie alt ist denn deine Bekannte? Wer jung ist kann so etwas schon eher in Erwägung ziehen. Mobbing wäre natürlich auch ein Grund. Die Jobwechsler die ich so durch meine Tätigkeit kenne sind durchweg alle nicht glücklich geworden wenn sie innerhalb der Laufbahn geblieben sind. Meistens handelte es sich um nicht erfüllte Versprechen, stressige Vorgesetzte die in einem immer den Angelernten sehen und natürlich die üblichen oben genannten Faktoren.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde diese Entscheidung auch sehr schwierig und möchte nicht in der Haut deiner Freundin stecken.
Allerdings wenn das Betriebsklima jetzt so super ist, warum unterstützen ihre Kollegen sie dann nicht? Und da sie das anscheinend nicht tun und ihr eher "drohen" , was sollte dann hinterher, falls sie zurück auf ihren alten Arbeitsplatz kommt, noch schlimmer werden?
Ausserdem schreibst du das deiner Freundin total langweilig ist. Wieso? Ist sie mit ihren Aufgaben zu schnell durch? Hat sie gar nicht genug Aufgaben um eine 40 Stunden Woche auszufüllen? Sollte sie gar nicht genug zu tun haben (wenn ich ehrlich bin denke ich das nämlich von vielen Beamten im Öffentlichen Dienst - grins), dann braucht sie sich doch erst Recht keinen Kopf machen, denn dann können sich ihre Kollegen die "paar" Aufgaben auch noch teilen, da die bestimmt auch nicht ausgepowert sind von der Woche.

In Anbetracht meiner beiden Beispiele wurde ich mich für die 6 Monate Probe an Stelle deiner Freundin entscheiden.

» miri_1984 » Beiträge: 10 » Talkpoints: 6,34 »


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