Grundschüler - Ohne Not üben?

vom 27.08.2010, 16:33 Uhr

Nun ist ja mein jüngstes Kind auch in der Schule und die ersten Wochen sind ebenso vergangen wie die erste Elternversammlung. Gerade in der Elternversammlung wurde auch noch mal betont wie wichtig die jetzt erlernten Fähigkeiten für die künftige Schullaufbahn der Kinder sind und dass man als Elternteil immer wieder mit den Kindern üben sollte. Wobei immer wieder aber nicht quanitfiziert wurde.

Nun habe ich ja momentan und auch auf längere Sicht noch ein älteres Kind (Pflegekind) bei dem ich auch mitbekommen habe, wie wichtig das regelmäßige Üben ist und wie schwer es ist einmal versäumtes nachzuholen und auch wie wichtig eine tägliche Routine ist - dieses Kind kennt so etwas nämlich leider bisher nicht. Daher mache ich es mit dem jüngeren Kind so, dass wir auch die Hort erledigten Hausaufgaben nochmal anschauen und dann die Sachen die noch nicht so sicher sitzen noch mal für eine Weile (vielleicht 30 Minuten) üben.

Nun ist es so, dass ich inzwischen auch mit anderen Eltern aus der Klasse meines Jüngsten spreche und da auf geteilte Meinungen treffe, die einen sagen, dass sie auch so schon immer geübt hätten, die anderen finden es völlig übertrieben. Irgendwo kann ich ja beide Ansichten ein Stück weit nachvollziehen. Übung festigt nun mal erworbenes Wissen und sorgt dafür dass dies in Fleisch und Blut übergeht. Andererseits ist es in der Tat so, dass die meisten Kinder inklusive Früh- und Nachmittagshort mindestens 9 Stunden täglich außer Haus sind und dann in der Freizeit natürlich nicht unbedingt gewillt sind noch etwas zu tun. Dass dann auch für einen Grundschüler der Tag sehr lang ist, ist schon klar.

Wie seht Ihr das? Welche Methode haltet Ihr für sinnvoller? Nur bei Bedarf lernen oder lieber täglich ein wenig? Welche Gründe gibt es für Eure Entscheidung?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde deinen Ansatz schon sehr gut, wenn du mit den Kindern täglich noch immer ein wenig übst und lernst. Das bringt eine gewisse Routine dann mit sich und es fällt den Kindern nicht so schwer es dann jeden Tag zu machen, gerade im Hinblick, wenn das Kind dann einmal auf Klassenarbeiten lernen muss. Allerdings würde ich vielleicht die Zeit etwas reduzieren und versuchen nicht zuviel zu machen, denn es könnte durchaus sein, dass das Kind irgendwann die Lust verlieren könnte, wenn es gar so lange üben muss.

Ich würde die Übungszeit versuchen zu halbieren, so dass das Kind noch genug Freizeit hat und seinen eigenen Dingen nachgehen kann, denn ich kann mir gut vorstellen, dass ein Kind, das 9 Stunden im Hort war, auch seine Ruhephase benötigt, wo es mit sich alleine beschäftigt ist. Das Lernen soll ja noch Spaß machen und nicht zur Qual werden. Mit der Zeit, wenn das Kind größer und älter wird und auch besser verstehen kann, dass man für sich und nicht für die Schule lernt, kannst du ja versuchen die Übungszeit immer ein wenig mehr zu verlängern.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Generell ist dein Ansatz schon richtig. Nur vor Tests oder Schularbeiten zu lernen, ist oft nicht sinnvoll und in der Grundschule wird natürlich auch der Basisstein für die weitere Laufbahn gelegt. Deswegen sollte man auch dringend aufpassen, dass die Kinder Spaß am Lernen haben und nicht überfordert werden. Zu viele Übungen schaden dem Kind genauso wie zu wenig Übungen.

Ich bin selber Lehrerin, zwar nicht von einer Grundschule sondern für ältere Kinder, aber ich habe auch schon lange in einem Nachhilfeinstitut gearbeitet. Am meisten habe ich vor allem jene Kinder bemittleidet muss man fast schon sagen, die Eltern hinter sich hatten, die einen enormen Druck ausgeübt haben und auf tägliche Übungen auf Biegen und Brechen bestanden haben.

Das machen viele Kinder eine Zeit lang mit, aber langfristig bewirkt es oft das Gegenteil. Die Kinder verlieren den Spaß am Lernen und das ist eigentlich das Ungünstigste was passieren kann. Ich kenne da Beschreibungen von Szenarien, die sich zu Hause abspielen, nur weil das Kind eine Übung nicht machen will, aber Mama und Papa schon, die schon fast unglaublich sind!

Kinder haben auch Recht auf Freizeit und nicht nur, dass sie darauf ein Recht haben, sie brauchen es dringend! Ein Kind, welches täglich extrem viel üben muss und in den Ferien dann womöglich auch noch, bringt in der Regel schlechtere Leistungen als ein Kind, welches auch genügend Freizeit hat. Man ist nur dann genügend aufnahmefähig, wenn man auch Ruhezeiten hat und einfach nur Kind sein kann.

Bedenke, dass dein Kind, wenn es im Hort ist, dort ja schon Lernstunden hat, zumindest ist das in der Regel so. Auch Erwachsene sind froh, wenn sie nach 9 Stunden Arbeit ihre Freizeit genießen können! Bei Kindern ist es genauso! Und auch wenn die Kinder im Hort natürlich auch Spielen, ist es doch nicht als reine Freizeit anzusehen!

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei mir ist es so gewesen, dass ich immer mit einem Elternteil die Hausaufgaben gemacht habe. Ich kann auch sagen, dass ich keine Probleme in der Grundschule hatte und immer nur sehr gute Noten mit nach Hause gebracht habe. Meine Mama hat mir beispielsweise das Rechnen mithilfe eines Rechenschiebers beigebracht, womit ich dann auch anfangen konnte größere Rechnungen zu erledigen. Ich habe immer versucht alles selbst zu lösen, bei Fehlern wurde ich darauf hingewiesen oder mir wurde genau erklärt was ich falsch gemacht habe und wie es hätte richtig gemacht werden sollen. Das hatte dann auch zur Folge, dass ich irgendwann selbst so lange die Aufgaben gemacht habe, bis ich das richtige Ergebnis rausbekommen habe oder eben fertig damit war. Üben musste ich nicht, gelesen habe ich selbst freiwillig und Mathe ist mir unheimlich leicht gefallen, weil ich mir die Sachen prima im Kopf vorstellen konnte.

Der Druck war natürlich groß, wenn man als Kind etwas nicht verstanden hat. So war das beispielsweise bei einem Freund aus der Grundschule von mir, der jeden Tag mindestens eine Stunde mit seiner Mutter gelernt und die Hausaufgaben gemacht hat. Wo ich schon längst fertig mit meinen Aufgaben war, da musste er noch brav am Tisch sitzen und büffeln. Wobei das sicherlich nicht falsch war, da er selten problemlos damit klar kam.

Überraschend schlecht wurde es dann bei mir, als ich auf das Gymnasium gegangen bin. Ab da habe ich alleine meine Aufgaben gemacht, da ich wie schon gesagt vorher nie Probleme in der Schule hatte und auch eine absolute Empfehlung für´s Gymnasium bekam. Nur mit dem Bruchrechnen hatte ich es nicht so und eigenständig lernen wollte ich auch nicht wirklich. Da kam dann auch nach gut einem Jahr die erste 5 ins Haus, wo ich tierisch geweint habe...und trotzdem nicht aus meinen Fehlern lernen wollte. Wenn ich ehrlich bin, dann hätte ich mir da Unterstützung von meinen Eltern gewünscht. Es ist nur so, dass diese andere Lösungswege kennen und ich mir diese zwar angeschaut habe, spätestens im Unterricht aber wieder ganz am Anfang stand. Irgendwann fing es dann auch an, dass ich mal gar keine Hausaufgaben gemacht habe oder den Stoff nicht nachgeholt habe. So hat sich das dann mehrere Jahre hingezogen, auch wenn ich es so gesehen gar nicht wollte. Als ich dann fast dazu kam, dass ich meine erste 5 auf dem Zeugnis bekommen sollte(Mathe natürlich), habe ich mich zwar mehr angestrengt, konnte aber nicht alles nachholen was ich zuvor verschlampt habe.

Soviel zu meiner Geschichte. Meine Lehre daraus ist, dass es durchaus sinnvoll ist seinem Kind unter die Arme zu greifen, es aber nicht zwingend mit allem möglichen zu (über-)fordern. Es bei den Hausaufgaben in der Grundschule zu betreuen halte ich für notwendig, auf der weiterführenden Schule sollte man aber weiterhin bereit sein zu helfen. Extra üben sollte man, wenn Stoff nachgeholt werden muss oder eine Klausur bzw. Arbeit ansteht. Das Kind jedoch völlig alleine zu lassen halte ich für falsch. In dem Alter sollte man weiterhin auf Unterstützung der Eltern hoffen. Denn wenn man etwas kann, dann macht es Spaß - das kann sogar die Schule sein. Ich weiß ja selbst, dass ich innerhalb weniger Minuten meine Hausaufgaben in der Grundschule gemacht habe und Zeit zum Spielen hatte. Die Probleme fingen an, als ich regelmäßig weniger gute Noten geschrieben habe.

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» LastGen » Beiträge: 411 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe das ähnlich wie LastGen, vieles wurde mir schon vorab beigebracht, sodass ich keinerlei Startprobleme hatte, soweit ich mich überhaupt noch daran erinnern kann. Ich war in der Grundschule echt gut, allerdings wurden die Hausaufgaben meistens noch angeschaut, nachdem ich diese erledigt hatte, sodass man gegebenenfalls Fehler noch besprechen konnte. Ich glaube aber, dass das aufgehört hat irgendwann. In den höheren Klassen, da, wo es manchmal schon nicht schlecht gewesen wäre, wenn jemand noch mal drüber geschaut hätte, um eventuelle Fehler zu besprechen, wurde das dann logischerweise auch nicht mehr gemacht.

Ich denke, man sollte dem Kind immer die Gelegenheit einräumen, mit Hausaufgaben zu einem zu kommen, und das gerne! Denn wenn man erst einmal sein Kind irgendwie eingeschüchtert hat, oder immer die besten Noten "erwartet", wird das wohl eher irgendwann nicht mehr so sein.

Dass Du mit beiden Kindern versuchst gleich zu lernen, finde ich zwar fair dem einen Kind gegenüber, allerdings ist es vielleicht gar nicht so notwendig, wenn das andere Kind seine Aufgaben sowieso gut erledigt bekommt. Dann ist dieses zusätzliche Üben vielleicht auch etwas viel verlangt und eine halbe Stunde kommt mir schon relativ lange vor. Vielleicht verkürzt Du bei dem Kind die Zeit noch etwas (oder lässt die halbe Stunde auch mal ausfallen), und schaust Dir halt die Aufgaben an, welche es wie gelöst hat, und je nach Bedarf, gehst Du das dann nochmal mit dem Kind durch. Zudem würde ich dem Kind auch noch sagen, dass Du immer weiter da bist, und wenn es im Hort etwas nicht so gelöst bekam, wie es sein sollte, dass Du Dich gerne mit dem Kind hinsetzt. Denn was für Fehler es im Hort gemacht hat, ist das eigentlich immer ersichtlich für Dich? Ich meine, wenn man einen Fehler korrigiert, weißt Du ja nicht unbedingt, ob das ein Fehler war, der selbständig korrigiert wurde oder nach dem gemeinsamen Besprechen der Aufgabe, oder? Es sollte aber darauf geachtet werden, das die Kinder sich nicht als Konkurrenten sehen, obwohl die sich vermutlich auch immer mal wieder vergleichen werden in ihren Leistungen.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Lass es sein, wenn das Kind ohne Üben alles versteht und gut mitkommt. Das nervt nur und Dein Kind wird durch die Unterforderung - denn was anderes ist unnötiges Üben nicht - nur lustlos. Schlimmstenfalls verweigert es dann ganz die Leistung.

Als Kind dachte ich auch, ich müsse üben, bzw. müsse meine Mutter mit mir üben, denn das sah ich ja bei vielen Klassenkameraden. Zum Glück hat meine Mutter genau das nicht gemacht, weil ich eben auch ohne Üben problemlos mitkam.

Fördere und fordere Dein Kind lieber, und zwar durch Sachen, die über dem Schulstoff liegen. Vielleicht kann es dann sogar eine Klasse überspringen. das ist weitaus sinnvoller, als es mit dieser sinnlosen Überei zu nerven.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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