Was tun, wenn die Schwester zum Punk wird

Meine Schwester ist 14 Jahre alt und gerade in der Findungsphase. Sie hat aber schon seit einem Jahr einen festen Freund, der in der Punk-Szene unterwegs ist. Sie war ein nettes intelligentes Mädchen, bis er in ihr Leben trat. Sie begann sich ihre Haare zu färben, pennerhafte Kleidung zu tragen und an Bushaltestellen abzuhängen. Das Aktuellste ist aber, dass sie sich mit ihren 14 Jahren die eine Hälfte ihrer Haare geschoren hat und damit wirklich nicht mehr normal aussieht.

Der Freund ist 18 Jahre alt und besucht Freunde, die in der Kanalisation wohnen und keine Perspektiven in ihrem Leben haben. Meine Mutter verbietet ihr schon alles, will sie aber nicht zu sehr unter Druck setzen, dass sie vielleicht am Ende sogar abhaut. Was also kann ich machen, damit sich die Situation ändert?

Hallo,

das was Du über Deine Schwester schreibst hat meine frühere beste Freundin auch mitgemacht. Sie war ein ganz normales, eher spießiges Mädchen bis zur siebten Klasse. Da hat sie auf einer Party einen Punk kennengelernt und war total fasziniert.

Sie hat sich binnen weniger Wochen so stark verändert, dass ich plötzlich überhaupt nichts mehr mit ihr anfangen konnte. Das Aussehen war es nicht mal was mich an ihr störte, das fand ich eigentlich ziemlich cool, wahrscheinlich weil es für mich einfach nicht denkbar war mich selbst so zu stylen (meine Mutter hätte mich wahrscheinlich im Keller versteckt bis die Haare wieder nachgewachsen wären ).

Einfach die ganze Art wie sie sich plötlzich benahm, die komplette Einstellung zu Freunden, Familie und Schule hat sich um 180 Grad gewandelt. Auf einmal war nur noch saufen und Party machen (mit entsprechender Musik natürlich) angesagt. Sie kleidete sich nachlässig und wo sie vorher extrem auf Körperhygiene geachtet hatte konnte man plötzlich den Geruch nach Hundesch... an ihr wahrnehmen, wenn sie sich in der Nacht vorher auf irgendeiner Wiese hineingesetzt hatte und es dann nur grob abgewischt.

Ald die noch im gleichen Jahr eine Ehrenrunde drehte hatten wir uns eigentlich schon nicht mehr viel zu sagen - auf mein Hilfsangebot mit ihr zu lernen damit sie sie Klasse schafft reagierte sie nur schnippisch. Irgendwie hat sie ihr Abitur dann mit einem Jahr Verspätung doch noch geschafft - nicht wirklich gut aber dennoch.

Neulich habe ich sie im Internet auf einem dieser Social Networks wieder gefunden. Das Foto sah aus wie aus der Werbung für eine Management-Schulung: Top gestylt und völlig verändert. Hätte sie nicht einen absolut seltenen Namen hätte ich mit Sicherheit angenommen dass es sich lediglich um eine Namensgleichheit landet. Sie ist übrigens im Ausland an einer Uni beschäftigt und das nicht gerade im unteren Level.

Die Punk-Phase hat zwar bei meiner früheren Freundin recht lange gedauert, aber sie ging auch vorbei - es gibt ja relativ wenig Punks über 30, die noch genauso drauf sind wie mit 15. Ich denke, machen kann man nicht viel - versuchen zu steuern wo es geht und vor allem den Kontakt nicht verlieren, so dass Deine Schwester weiß wo sie geboorgen ist und wer auch in schwierigen Phasen zu ihr steht. Je mehr Ihr auf sie einredet deswegen desto faszinierender wird sie die Punk-Szene finden.

Ich denke nicht, dass das Problem wirklich bei deiner Schwester liegt, sondern bei dir, weil du deine Schwester scheinbar nicht akzeptieren kannst, wie sie im Moment ist. Du maßt dir an, über normal und unnormal zu entscheiden und bist offensichtlich der Meinung, dass diese Einstellung allgemeingültig ist und auf jeden Menschen übertragen werden kann. Wer dann nicht in dein Raster hineinpasst, fällt eben raus und ist nicht normal. Ich weiß ja nicht, wie alt du bist, aber ich frage mich wirklich, warum ein junger Mensch (der du sicher noch bist) so einen Berg von Intoleranz vor sich herschiebt.

Deine Schwester ist 14 Jahre alt und ich finde es nicht ungewöhnlich, dass ein Kind/Teenager in dem Alter einiges ausprobieren möchte. Ich denke auch, dass man das nicht unterbinden sollte. Wenn sie diese Phase gerade für sich braucht, solltest du sie nicht bedrängen und ihr da hineinreden. Ob sie sich die Haare nun abrasiert oder nicht, ist doch völlig egal. Wenn sie "früher" ein nettes, intelligentes Mädchen war, ist sie das auch jetzt noch. Nur weil sie in einer anderen Hülle steckt, ist sie kein anderer Mensch geworden.

Ich finde es allerdings nicht unbedingt normal, dass sie einen Freund hat, der deutlich älter ist. Ja, es sind nur vier Jahre - aber zwischen einem 14- und einem 18-jährigen liegen mitunter Welten. Was ist mit der Schule? Geht deine Schwester nach wie vor regelmäßig in die Schule und erreicht dort passable Noten? Das sind Dinge, über die man sich Gedanken machen sollte. Die Optik des Mädels ist dabei erst einmal sekundär.

Weder deine Mutter noch du werden allzu viel erreichen können, wenn ihr nun anfangt, den Wandel des Mädchens zu kritisieren. Wenn ihr nun zu viel Druck aufbaut, besteht womöglich wirklich noch die Gefahr, dass das Mädel abhaut, was man ihr wohl auch nicht verdenken kann. Ich habe schon einige Leute kennengelernt, die in ihrer Jugend Punk waren und gegen vieles aufbegehrt haben, später aber dennoch zu erfolgreichen und sehr reflektierten Menschen herangereift sind. Die wenigsten Punks, die ich kenne, bleiben auf dem Provokations-Level kleben, sondern entwickeln sich weiter. Du hast nur eine Möglichkeit: werte deine Schwester nicht ab und gestehe ihr zu, dass sie diese Phase durchläuft. Das Gleiche gilt auch für deine Mutter.

Erst einmal finde ich es nicht sonderlich schlimm, wenn jemand zum Punk wird. Kommt vielleicht daher, dass ich selbst oft auf Punkkonzerten zu finden bin. Aber es gibt - wie in allen Szenen und Gesellschaftsschichten - solche und solche Leute. Manche bekommen ihr Leben auf die Reihe und manche nicht.

Allein an der Frisur und den Klamotten kann man nicht erkennen, ob jemand mal wirklich abrutscht oder nicht. Klar ist es gewöhnungsbedürftig, wenn die Haare auf der einen Seite weg sind. Ich bin jedoch der Meinung, dass man in dem Alter ruhig solche Dinge mal probieren sollte. Wenn nicht in der Schulzeit, wann dann? Schließlich ist man noch keinem Arbeitgeber verpflichtet und kann sich einfach ausleben in der Hinsicht.

Ob Verbote wirklich nutzen, deine Schwester vom Kontakt zur Punkszene abzuhalten weiß ich nicht. Ich würde es aber bezweifeln. Angebrachter fände ich, mal in Ruhe mit ihr drüber zu reden, was sie daran so fasziniert. Wie sie sich ihr Leben vorstellt. Was sie nach der Schule machen will.

Solange sie in der Schule nicht abrutscht und keine anderweitigen gravierenden Probleme auftauchen (Alkohol, Drogen, Diebstahl), würde ich versuchen, ihre Richtung zu tolerieren und einfach offen zu sein für ihre Gedanken und Wünsche.

Da bist du wirklich in einer schwierigen Situation und ich kann dich als große Schwester sehr gut verstehen. Meine Schwester wurde zwar nicht zum Punk, aber sie veränderte sich in der Pubertät anderweitig. Meine kleine Schwester ist gleichzeitig auch meine beste Freundin und mit der wichtigste Mensch in meinem Leben, daher wollte ich sie auch auf keinen Fall verlieren und das bei dir sicherlich nicht anders.

Ich weiß es klingt schwer, aber du musst versuchen deine Schwester erst einmal so zu akzeptieren, wie sie ist. Falls du ihr immer Vorschriften macht und sie kritisierst, wird sie sich irgendwann von dir abwenden. Dann könnte es sogar sein, dass sie sich ganz von dir distanziert weil sie das Gefühlt hat, du akzeptierst sie nicht. Du solltest ein offenes Ohr für sie haben und ihr zeigen wie lieb du sie hast, egal welchen Wandel sie gerade vollzieht. So hat sie Vertrauen in dich und weiß, dass sie auf dich zählen kann. Wenn du deine Sorgen aussprechen möchtest, dann würde ich ihr auf jeden Fall sachlich erklären, wie lieb du sie hast und wie sehr du dich um sie sorgst. Falls sie dann wieder zu sich findet und aus der Szene aussteigen möchte, dann weiß sie wer für sie da ist und ihr auf jeden Fall helfen wird.

Deine Mutter scheint ziemlich radikal auf die Veränderung deiner Schwester zu reagieren. Ich kann das gut nachvollziehen und die verhängten Verbote sind eine automatische Reaktion. Aber in diesem Fall kann ich mir gut vorstellen, dass sich deine Schwester von deiner Mutter distanziert, da sie sich missverstanden und nicht akzeptiert fühlt. Da wäre es doch gut, wenn sie dich noch an ihrer Seite wüsste und du ihr eine Vertrauensperson bist/bleibst.

Das ist eine sehr schwierige Situation. Ich habe so ziemlich das auch mit meiner Tochter durchgemacht. Sie kam mit 15 nach Hause und änderte sich von einem Tag auf den anderen. Sie zog nur noch abgewrackte Klamotten an und schnitt sich ihre guten Jeans kaputt. Sie färbte sich die Haare ohne mein Einverständnis oder ohne Vorwarnung und war auch immer mehr unterwegs. Mir passte das zwar gar nicht, habe auch mnit ihr darüber gesprochen, aber ich habe akzeptiert, dass sie eben anders sein wollte.

Ich habe auch mit meiner Tochter darüber gesprochen, was ihr so gut am "Punk sein" gefällt. So eine richtige Antwort konnte sie mir nicht geben. Aber ich habe sie gelassen. Mit 17 kam sie dann mit einem Jungen nachhause, der knallgrüne Haare hatte und auch sonst nicht gerade das Bild eines Wunschschwiegersohns zeigte. Er lebte mehr oder weniger auf der Straße. Ich habe geschluckt, aber ich habe nichts gegen ihn gesagt. Da mir als Jugendlicher immer reingeredet wurde, wie ich mich zu verhalten hatte und mit wem ich Umgang zu pflegen hatte, wollte ich nicht den gleichen Fehler mit ihr machen.

Ich habe auch mit ihr geredet, dass ich alles akzeptiere, solange sie nicht kriminell wird oder eben in der Schule absackt. Sie hat sich daran gehalten. Regeln zuhause wollte sie zwar durchbrechen, aber ich konnte sie dennoch einigermaßen im Griff halten. Irgendwann hat sich das Blatt gewendet. Sie hat wieder mehr Wert auf ihr Aussehen gelegt und hat sich durch ihre Ausbildung auch ein wenig von dieser Gruppe getrennt und die Wege gingen auseinander.

Mittlerweile ist sie eine Tischlergesellin und hat einen Mann kennengelernt, mit dem sie auch zusammengezogen ist. Er hat sie wohl auch auf den richtigen Weg gebracht und zusammen mit der Ausbildung, die sie gemacht hat, wurde aus ihr wieder ein "normaler" Mensch. Ihre alten Freunde sieht sie zwar zwischendurch auch mal durch Zufall in der Stadt, aber sie hat sich entfernt von diesen Leuten.

Was ich damit sagen will. Du solltest nicht gegen ihre neuen Freunde reden. Die Leute werden sonst noch interessanter. Lass sie ihre eigenen Erfahrungen machen und rede nicht groß in ihr Leben rein. Sicher ist sie erst 14. Aber interessiere dich für ihre Freunde. Frage sie, was ihr genau an ihnen gefällt. Frage sie mal nach der Lebenseinstellung dieser Leute und ob ihr diese Lebenseinstellung wirklich gefällt. Interessiere dich ohne dagegen zu sprechen für ihr Leben,

Ich denke, dass es meist nur eine Phase ist. Denn wenn ich meine Tochter heute daraufhin anspreche, dann schämt sie sich schon fast dafür und ich habe hier auch noch ein Bild von ihr aus ihrer "schlimmsten" Zeit. Sie fand es aber gut, dass ich nicht gegen sie war und auch nicht gegen ihre Freunde gesprochen habe. Deine Schwester sollte immer das Gefühl haben, dass sie zurück in die "normale" Welt kann ihne Vorwürfe von ihrer Schwester zu bekommen.

Rede mit ihr, dass du es zwar nicht verstehen kannst, aber gerne verstehen würdest. Vielleicht öffnet sie sich dir gegenüber ja und überlegt, ob es wirklich das Leben ist, was sie will und was sie sich immer gewünscht hat. Deine Mutter soll ihr nicht zu viel verbieten. Alles, was verboten ist, ist erst richtig interessant und gerade in der Pupertät ist man doch sowieso gegen alles, was die Eltern sagen. Deine Mutter sollte sich mal für die Leute interessieren. Sie soll einfach mal fragen, was das für Leute sind und was diese sich so vom Leben vorstellen. Verbote bringen gar nichts und gehen nur nach hinten los.

Sowas ist an sich immer schwer und normalerweise tendiere ich immer sehr dazu zu sagen, dass man einfach abwarten soll, denn irgendwann kriegt sich deine Schwester auch wieder ein. Manchmal ist das aber wirklich nicht so leicht, wie eben auch in deinem Beispiel. Ich selbst kenne aber auch Mädchen wie auch Jungen in meinem Umfeld, die zu solchen Punks mutiert sind und meistens war das nie gut. So in jungen Jahren, wenn man sich mal die Haare schwarz färbt und ein bisschen ungewöhnliche Kleidung anzieht, dann ist das ja noch nicht so ungewöhnlich, aber wenn sie dann schon anfängt sich die Haare abzurasieren und schlechten Umgang hat, dann sollte man wirklich aufpassen und versuchen das Kind auf Kurs zu halten.

So heftig ändert man sich in der Regel aber auch nur, wenn man im Umgang mit schlechten Leuten ist und da sollte man auch differenzieren, ob das einfach nur eine vorübergehende Phase ist und sie sich normalisiert oder ob sie wirklich diese Lebensweise annehmen will und sich da ihren Freund an schließt. Ich selbst finde, dass die Beste Möglichkeit immer die ist, die Freunde einzuladen. Damit das auch nicht so auffällig ist, kann man das beispielsweise bei einem Grillabend oder so machen und die Freunde dazu einladen. Die Eltern sollten dann natürlich etwas im Hintergrund bleiben, aber man kann bei solchen Dingen dann eben schon ein gewisses Bild von den Jugendlichen bekommen und wenn da schon nach den ersten Minuten nach Bier gefragt wird und man einfach sieht, dass die meisten dieser Personen verwahrlost und ohne Perspektive sind, dann sollte man die nächsten Schritte einleiten. Vielleicht kannst du auch einfach mal mit deiner Schwester und ihren Freunden reden und ein bisschen nachhacken, was da so vor sich geht, wer ihre Freunde sind und was sie so mit ihrer Zukunft vorhaben.

Sollte sich dein Eindruck bestätigen, dann sollte man handeln. Hat deine Schwester mit obdachlosen Jugendlichen zu tun, könnte man schon mal das Jugendamt einschalten, deine Schwester selbst sollte vielleicht mal mit einem Psychologen sprechen und wenn es hart auf hart kommt, dann sollte man vielleicht sogar umziehen. Meistens ist das für die Familienmitglieder immer etwas blöd, wegen einer Person umziehen zu müssen, aber eine Bekannte von mir hat das mal wegen ihrem Sohn gemacht, weil dieser auch Freunde hatte die ihn wirklich sehr negativ beeinflusst haben. Viel mehr bleibt einem dann meiner Ansicht nach auch gar nicht übrig, denn wenn man dort wohnen bleibt, dann wir doch das Kind eh nur permanent mit diesen Freunden konfrontiert und hat gar keine richtige Chance sich davon zu lösen.

Was man letztendlich tut, müssen aber eben deine Eltern entscheiden und vielleicht irrt ihr euch ja auch und es ist eher so ein Lebensgefühl und eine Art Modestil, den deine Schwester da verflogt. Klar kann sich das nachher auch bei der Jobsuche auswirken, aber letztendlich ist das in der Form dann nicht besonders schlimm und so viel Freiheit sollte man ihr dann auch lassen, wenn sie sich in einer gewissen Zeit nach der Pubertät auch wieder ein kriegt und normalisiert. Auf jeden Fall aber sollte man wirklich nur dann was machen, wenn man den Eindruck hat, dass das Kind sich wirklich charakterlich zu etwas Schlechtem verändert, nicht weil man Punks hässlich findet und das nicht respektiert.

Wusste gar nicht, dass man in der deutschen Kanalisation wohnen kann. Ich durfte als Kind/Teenie nie so sein, wie es sich für mich gerade richtig anfühlte. Meine Haare habe ich mir erst mit 24 bunt gefärbt und manche Teenie-Idee wartet bis heute darauf ausprobiert zu werden.

Manches Mal war ich froh, dass ich eben nicht alles durfte. Dass man mich nicht mit 14 Jahren schon nächtelang um die Häuser ziehen ließ. Auf der anderen Seite habe ich mir oft mehr Verständnis und vor allem Interesse gewünscht. Zu Hause wurde nie darüber gesprochen, warum ich "den Krach" höre, es ging nur darum, dass ich ihn nicht zu laut höre. Niemand interessierte sich für meine Freunde, so lange man nicht den Eindruck hatte, dass diese zu "assi" sind. Dieses Urteil bildete man sich aber nicht, in dem man sich mit den Leuten unterhalten hat, sondern weil man gehört hatte "Scheidungskind, sitzen geblieben, Hauptschule" und ähnliche Vorurteile. Und wenn mal etwas gefragt wurde, hatte ich den Eindruck, dass es nur darum geht, Gegenargumente zu finden.

So würde ich meine Kinder nicht aufwachsen lassen wollen. Dabei habe ich aber auch das Risiko im Hinterkopf, dass das Kind "abrutschen" könnte. Deshalb würde ich frühzeitig Vertrauen schaffen, Interesse zeigen und Alternativen anstelle von Verboten. Klamotten kann man neu kaufen, bunte Farbe wäscht sich aus, Haare wachsen wieder, Löcher wachsen zu. Im Eingangsposting störte mich der Ausspruch "nettes intelligentes Mädchen" doch sehr. Auch Menschen mit zerrissenen Klamotten und bunten Haaren können nett und intelligent sein.

Es ist auch für mich schwierig, Dir einen Rat zu geben, weil ich ja immer sehr dafür bin, leben und leben lassen. Wenn man aber nun selbst sehr nah an der Sache ist, wie es bei Dir und Deiner Schwester nun mal logischerweise der Fall ist, sieht es mal wieder anders aus. Man möchte den geliebten Menschen ja nur beschützen und wünscht ihm dadurch nichts schlechtes, eben im Gegenteil. Aber ich denke, würdest Du nun in dieser Situation so reagieren und sie irgendwie beeinflussen wollen, würdest Du sie sicherlich mehr in die Richtung von ihrem Freund und seine Kumpanen bringen.

Auch Verbote Eurer Mutter bringen nichts, das treibt sie eher noch auf die Seite ihres Freundes und weniger zu Euch zurück. Ich denke aber, dass die Abneigung, die ich verstehen kann, wenn jemand auf der Strasse lebt und keine Wohnung hat, keine Arbeit hat oder von mir auch auch kein Arbeitslosengeld bezieht, auch eine Rolle spielt. Vielleicht gelingt es Euch, die Abneigung gegenüber der Punker abzulegen und gemeinsam mit dem Mädchen auch ein paar Regeln aufzustellen, die ihr aber einen Umgang nicht verbietet. Das ist vielleicht ein naiver Vorschlag, aber eben, wenn die Schwester intelligent und nett ist, kommt sie vielleicht auch von allein darauf, dass ein Leben auf der Strasse und ohne geregeltes Einkommen kein erstrebenswertes ist.

Eine Bekannte hat auch zwei Töchter, von der eine sich durchaus in der Punkerszene herumtreibt und ihr ist das auch suspekt. Aber sie reden und gehen offen damit um und ich denke, das ist das Wichtigste. Hier gibt es auch feste Regeln, aber meine Bekannte ist wiederum der Ansicht, dass das Mädel selbst eigene Erfahrungen machen muss. Sie hat nun ebenfalls die Haare halbseitig abgeschoren und wird dadurch schon etwas komisch angeschaut, gerade, weil sie auch auf der Suche nach einer Praktikumsstelle gewesen ist. Nun hat sie aber eine gefunden, bei der der Haarschnitt und die Kleidung wohl nicht so eine grosse Rolle gespielt hat.

Hier steht aber geschrieben, dass der Freund der Schwester die Freunde in der Kanalisation besucht. Interessant wäre es hier zu wissen, wie er selbst wohnt. Denn, wenn der Freund selbst noch zur Schule geht oder eine Lehrstelle innehat, dann noch zu Hause wohnt, ist es noch etwas anderes, als wenn der Freund ja nun auch obdachlos wäre. Ich würde es beobachten, aber auch das Gespräch mit der Schwester suchen und wie gesagt, gewisse Regeln aufstellen.

Wichtig ist auch, dass einfach auch der Kontakt bestehen bleibt und sich weiterhin interessiert, ohne sich einzumischen. Einmischung ist wirklich in der Pubertät ein falsches Mittel und bewirkt das Gegenteil von dem, was eigentlich bewirkt werden soll. Wenn man sich dem als Schwester/ Bruder oder eben auch als Elternteil bewusst ist und entsprechend handelt, ist die halbe Miete schon geschafft. Rückzug und Verbote sind unangebracht.