Todeszeitpunkt auf dem Totenschein
Ich frage mich, wie man den Todeszeitpunkt festlegt. Bei Menschen die in einem Krankenhaus oder im Kreise von Angehörigen versterben oder Menschen die jeden Tag Kontakt mit anderen haben, ist der ja an sich klar. Nur wie ist das bei Menschen die halt nun länger in ihrer Wohnung gelegen haben oder deren Tod aus anderen Gründen nicht sofort entdeckt wird?
Beispiel: Herr A. wurde am 15. Juni beim Einkaufen gesehen. Er ist Single, alleinstehend und hat auch sonst keine Kontakte. Am 16. Juni hat er einen Herzinfarkt und verstirbt alleine in seiner Wohnung. Am 20. Juni wird er gefunden. Der Arzt stellt fest, dass Herr A. tot ist. Das Herr A. länger als 24 Stunden tot ist, kann man an Hand der Totenstarre feststellen. Nur in wie weit wird in solchen Fällen nach dem genauen Todeszeitpunkt gesucht? Sprich was wird als Todestag auf dem Totenschein stehen?
In solchen Fällen wird ein Toter in die Gerichtsmedizin gebracht, wo man anhand von Verswesungszuständen im Körper auch den Zeitpunkt ziemlich genau feststellen kann. Wenn ein Mensch sitrbt, ohne dass man es vorher merken konnte, weil der Mensch krank war, muss die Gerichtsmedizin eingeschaltet werden. Denn es könnte ja auch ein Tod mit Fremdeinwirkung gewesen sein. Es könnte auch sein, dass dieser Mensch sich selber umgebracht hat.
In so einem Fall wird der Totenschein nicht vor Ort ausgestellt, sondern er wird zurückgestellt, bis die Todesursache und der Todeszeitpunkt durch die Gerichtsmedizin bestimmt wurde.
Als würde es heute jemanden so ganz genau interessieren, zu welcher Uhrzeit nun jemand ganz exakt verstirbt - außer es besteht Mordverdacht. Das wird hier nicht so genau genommen wie vielleicht bei der Geburt. Ist ja auch schwierig, man will ja nicht jeden Toten erst aufschneiden. Weder Angehörige noch die Medizin sind daran interessiert. Kostet ja unwahrscheinlich viel. Nicht einmal das richtige Datum scheint manchmal zu interessieren. Ich verweise hier auf den Sterbezeitpunkt meines Opas.
Der starb nämlich im Krankenhaus, wo jeder Tag - auch jeder angebrochene Tag - Geld kostet. Und man weiß auch, dass nicht rund um die Uhr eine Schwester neben jedem Patienten wacht, um genau feststellen zu können, wann Patient XY jetzt genau verstirbt. Mein Opa hing an keinen piependen Maschinen außer an Infusionen, hatte keinen aufmerksamen Mitbewohner und es gab nichts, was die Nachtschwestern darauf hingewiesen hätte, dass er gerade verstirbt.
Auf dem Totenschein wurde dann vom Arzt 00:05 angegeben und das ist doch wohl ein Witz. Das war maximal der Zeitpunkt, wo die Nachtschwester ihre Runde gedreht hat und es dann bemerkt hat, aber gestorben ist er sicherlich schon am Vortag. Mit ein bisschen gutem Willen hätte man auch den Vortag angeben können, aber ich meine, Geld ist Geld, nicht wahr. Und System ist System. Und nun steht auf seinem Grabstein ein Datum, was gar nicht zu ihm gehört. Ich meine das ist eigentlich auch nicht so sehr wichtig, aber rein realistisch betrachtet ist das Datum einfach verkehrt und es geht ja um das Prinzip.
Weißt du denn wirklich, ob da nicht gerade die Nachtschwester in dem Moment im Zimmer war, als dein Opa verstorben ist? Das was du hier behauptest ist einfach nur eine Mutmaßung. Und auch bei meinem Schwiegervater steht 0:05 Uhr auf dem Totenschein. Mich interessiert das dabei auch nicht wirklich, ob das nun stimmt oder des Geldes wegen gemacht wurde.
Und selbst in der Gerichtsmedizin kann man die Zeit nur eingrenzen und nicht auf die Minute exakt bestimmen. Auch wenn jemand im Beisein seiner Familie stirbt, wird es eher Zufall sein, wenn da jemand gleich auf die Uhr schaut. Sprich wenn der Todeszeitpunkt im Mitternacht liegt, wird da wohl selten jemand sagen können ob nun gestern oder heute wirklich der Tod eingetreten ist.
Bei längeren Liegezeiten von Toten wird auch oftmals das Entwicklungsstadium von Insektenlarven für die Festellung des Todeszeitpunktes mit betrachtet. Gerade im Sommer sind besonders Fliegen schnell dabei ihre Larven in einem toten Körper anzulegen, da die Nachkommen damit gut versorgt sind.
Den Todeszeitpunkt kann man auch mit modernen Mitteln allein aus forensischer Sicht nicht auf die Minute genau bestimmen. Der Verwesungsprozess setzt praktisch sofort mit dem Tod ein und verläuft nach einem bekannten Schema, so dass die Gerichtsmediziner anhand des Verwesungsstadiums den Todeszeitpunkt ungefähr bestimmen können. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw., die der Gerichtsmediziner genau berücksichtigen muss.
Neben dem Zustand des Körpers selbst, spielen auch Insekten, die den Körper besiedeln eine Rolle. Anhand der Insektenarten, der Anzahl dieser Insekten und in welchem Stadium sich die Insekten befinden, kann ein sogenannter Entomologe Rückschlüsse auf die Liegezeit des toten Körpers ziehen.
Übrigens glaube ich mich gerade zu erinnern, dass hier nicht der Herztod relevant ist, sondern der Hirntod. Wie so etwas gehandhabt wird, wenn jemand alleine in seiner Wohnung verstirbt kann ich nicht genau sagen, aber bei meinem Vater etwa, der im Krankenhaus verstarb ließ sich das leicht feststellen. Denn als tot gilt jemand eigentlich erst, wenn das Gehirn seine Tätigkeit einstellt, nicht wenn das Herz aufhört zu schlagen. Theoretisch dürfte ja auch dann erst der Verwesungsprozess einsetzen und nicht schon, wenn das Herz nicht mehr schlägt. Oder weiß da jemand anderes?
Sorcya hat geschrieben:Übrigens glaube ich mich gerade zu erinnern, dass hier nicht der Herztod relevant ist, sondern der Hirntod. Wie so etwas gehandhabt wird, wenn jemand alleine in seiner Wohnung verstirbt kann ich nicht genau sagen, aber bei meinem Vater etwa, der im Krankenhaus verstarb ließ sich das leicht feststellen. Denn als tot gilt jemand eigentlich erst, wenn das Gehirn seine Tätigkeit einstellt, nicht wenn das Herz aufhört zu schlagen. Theoretisch dürfte ja auch dann erst der Verwesungsprozess einsetzen und nicht schon, wenn das Herz nicht mehr schlägt. Oder weiß da jemand anderes?
Kurze Frage, wer versorgt nochmal alle Organe mit Blut - Herz oder Gehirn?
Natürlich ist man erst dann "richtig tot", wenn man Hirntod ist. Allerdings tritt der Hirntod recht schnell ein, wenn das Herz nicht mehr schlägt. Liegst du irgendwo (sofern du nicht gerade im Winter schockgefroren wirst) 15-30 Minuten rum, ohne das dein Herz schlägt und den Körper und damit auch das Gehirn mit Blut versorgt, dann bist du auch recht zügig Hirntod. Wenn nicht gerade jemand daneben gestanden hat, dann ist es auch egal ob man nun den Zeitpunkt des Herzstillstandes als Todeszeitpunkt nimmt oder dich auf dem Schein noch formal 10-15 Minuten länger am Leben lässt. So genau kann man den Zeitpunkt eh nicht bestimmen.
Der Hirntod spielt eigentlich nur dann eine Rolle, wenn man den Kreislauf von außen in Gang halten kann, also mit Herzdruckmassage oder zum Beispiel im Krankenhaus mit einer Herz-Lunge-Maschine. Da wird dann das Gehirn und alle anderen Organe ja weiter mit Blut und damit auch mit Sauerstoff versorgt und man hält den Zelltod damit auf. Damit gilt man dann noch nicht als Tod, da man diesen Zustand ja unter Umständen wieder beheben kann.
Was Diamante schreibt, dass man bei einer ungeklärten Todesursache keinen Totenschein ausstellt ist übrigens völlig falsch. Es wird immer eine Leichenschau durchgeführt und diese wird immer mittels des Totenscheins dokumentiert. Besteht Verdacht, dass der Tod nicht natürlich eingetreten ist, dann wird dies eben auch so dokumentiert und auf dem Totenschein niedergeschrieben. Dann wird eine zweite Leichenschau veranlasst um die genaue Ursache zu klären. Das ändert aber eben trotzdem nichts daran, dass ein Toter trotzdem tot bleibt und das dies ja auch jemand feststellen muss.
Man muss übrigens gar keinen Zeitpunkt auf dem Totenschein eintragen, wenn man nicht weiß wann jemand gestorben ist bzw. es nicht gut genug eingrenzen kann. Es gibt dort auch ein Feld, wo man eintragen kann, wann derjenige das letzte mal lebend gesehen wurde, wenn man wenigstens darüber Kenntnisse hat.
Man muss übrigens gar keinen Zeitpunkt auf dem Totenschein eintragen, wenn man nicht weiß wann jemand gestorben ist bzw. es nicht gut genug eingrenzen kann. Es gibt dort auch ein Feld, wo man eintragen kann, wann derjenige das letzte mal lebend gesehen wurde, wenn man wenigstens darüber Kenntnisse hat.
Aber das genaue Datum könnte doch entscheidend sein? Zum Beispiel bei der Auszahlung von Versicherungen und so weiter. Oder auch bei der Steuer.
Und an sich steht doch auch auf den Grabsteinen meistens der genaue Tag. Das ist dann ja auch nicht möglich, oder wie wird das dann gehandhabt?
Und betreibt man wirklich den genannten Aufwand, wenn ein Mensch tot in seiner Wohnung aufgefunden wird? Ich gehe nun von Fällen aus, in denen klar ist, dass der verstorbene nicht durch eine Straftat anderer ums Leben kam. Dann ist doch an sich der genaue Todeszeitpunkt ( bezogen auf die Uhrzeit oder den Zeitrahmen) nicht wirklich wichtig.
Viele Daten auf Totenscheinen sind wohl nicht korrekt.
Ein Beispiel: Als mein Grandpa sich dazu entschieden hatte, das Atmen nachts einzustellen, war es noch halb 12 Uhr nachts (wir wissen das genau, da er meine Oma kurz vorher wachgemacht hatte und sie auf die Uhr gesehen hat). Bis der verständigte Hausarzt eintraf, war es kurz vor 12, der Tod wurde dann auch noch vor Mitternacht festgestellt. Der Totenschein ist ausgestellt auf eine Stunde später, also auf 1 Uhr nachts. Daher steht auf seinem Grabstein auch der 28. als Todestag, obwohl er schon am 27. gestorben ist. Das liegt daran, dass der Hausarzt sich Zeit gelassen hat und als guter Bekannter erstmal meine Oma beruhigen wollte. Die richtige Uhrzeit war daher nie so wichtig.
Ob das richtige Datum entscheidend für irgendwelchen rechtlichen Papierkram ist, kann ich dir leider nicht beantworten, sondern nur feststellen, dass der Fall von meinem Grandpa keine Seltenheit ist, auch wenn es um den Tod in Krankenhäusern geht. Gerade dort wird der genaue Todeszeitpunkt bei natürlichem Tod oft nicht so genau genommen (ich habe Bekannte, die in Kliniken arbeiten und habe dort einmal nachgefragt).
LittleSister hat geschrieben:Und betreibt man wirklich den genannten Aufwand, wenn ein Mensch tot in seiner Wohnung aufgefunden wird? Ich gehe nun von Fällen aus, in denen klar ist, dass der verstorbene nicht durch eine Straftat anderer ums Leben kam. Dann ist doch an sich der genaue Todeszeitpunkt ( bezogen auf die Uhrzeit oder den Zeitrahmen) nicht wirklich wichtig.
Naja bei einer ordentlichen Leichenschau, die am Ort des Auffindens der Leiche gemacht wird, kann man das schon ganz gut eingrenzen und zumindest den Tag feststellen, sofern es nicht ganz spezielle Umstände gibt, und auf ein paar Stunden bekommt man das meist auch hin.
Problematisch wird es ja nur dann, wenn die Leiche schon stark am Verwesen ist und man kaum am Ort feststellen kann, woran der Tote gestorben ist. Das muss dann aber ebenfalls so eingetragen werden, dass die Todesursache nicht geklärt ist und dann geht es eh ab zu den Gerichtsmediziner, die sich der Sache annehmen und genau nachprüfen.
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