40000 Tode im Krankenhaus durch Infektionen
Leider war ja jetzt in den letzten Tagen wieder einmal die mangelnde Hygiene in Krankenhäusern ein Thema. So sind jetzt durch verschmutztes Material mehrere Säuglinge in einem Krankenhaus in Mainz gestorben. Nun wird natürlich wieder mal fieberhaft nach den Ursachen gesucht und man hofft wohl, es einem Einzelnen in die Schuhe schieben zu können. Damit kann man dann verhindern, dass wieder einmal darüber nachgedacht wird, warum im Jahr etwa 40000 Menschen in deutschen Krankenhäusern Infektionen bekommen, an denen sie dann sterben.
Woran liegt das? Wir gehören ja nicht zu irgendwelchen Entwicklungsländern, die komplett altmodische Krankenhäuser haben, in denen schlecht ausgebildetes Personal herumläuft, welches von Hygienevorschriften keinerlei Ahnung hat. Nein, wir gehören zu einem hochtechnologisierten Land, wo so etwas eigentlich nicht passieren sollte. Dennoch gibt es immer wieder Meldungen, wie lasch mit dem Thema "Hygiene und Bakterien" in deutschen Krankenhäusern umgegangen wird.
Da frage ich mich doch, liegt es an schlecht ausgebildetem Personal oder haben die einfach keine Lust mehr? Wird zu wenig kontrolliert? Das Gesundheitsamt schaut regelmäßig bei kleinen Imbissbuden, Restaurants und Geschäften nach, ob dort alles, was mit Hygiene zu tun hat, auch eingehalten wird. Gibt es in Krankenhäusern eine solche Behörde nicht?
Da brauche ich nur bei uns auf der Arbeit zu schauen, wie hier geputzt wird. Die eigenen Putzkolonnen sind aus Kostengründen abgeschafft worden, die neuen Putzfrauen der Fremdfirmen haben nur noch die Hälfte der Zeit für die Reinigung, verdienen dafür aber auch noch deutlich weniger. Viele der Putzfrauen können nicht einmal deutsch, das heißt, man kann ihnen auch nichts erklären. Alles geht nach dem Motto, solange sich niemand beschwert, ist auch alles gut, beschwert sich jemand, gibt es eben eine Entlassung.
Wenn dies auch nur ansatzweise so in den Krankenhäusern ist, dann wundert mich nichts mehr. Natürlich muss auch hier gespart werden und da fängt man ja wie immer bei den ganz Kleinen an. Es müssen immer mehr Quadratmeter in immer weniger Zeit geputzt werden, da kommt der Schlendrian ganz von alleine. Man kann dann den Reinigungskräften nicht mal einen Vorwurf machen, denn die sind auf das Geld angewiesen. Wer sich darüber beschwert, dass man etwas in einer bestimmten Zeit nicht sauber bekommt, der ist eben zu langsam und wird ersetzt.
Dies sollte auch bei den Vorständen der Krankenhäuser bekannt sein, aber da will niemand die Verantwortung übernehmen. Zugeben, und offen darüber reden, darf man natürlich auch nicht, denn wer will schon wegen eines solchen Zwischenfalls Schadenersatz an die Hinterbliebenen zahlen. Also wird weiterhin alles totgeschwiegen und es wird sich kaum etwas daran ändern. Für die Opfer der mangelnden Sauberkeit ist es immer schwierig, dem Krankenhaus Nachlässigkeit nachzuweisen, gelingt das doch einmal, sind die Schmerzensgeldzahlungen auf jeden Fall niedriger wie die Summe, die man hätte aufbringen müssen, um alles ordentlich zu reinigen. Zudem wird sich immer jemand anderes finden, dem man die Schuld aufs Auge drücken kann.
Das Problem in den Krankenhäusern sind die nosokomialen Infektionen, also die Krankenhausinfektionen. Erreger werden immer resistenter gegen Desinfektionsmittel und Antibiotika, was nicht jedoch unbedingt vermeidbar ist.
Die Medien schieben die entstandenen Erkrankungen meistens auf mangelnde Hygiene und auf uninformiertes Krankenhauspersonal. Das ist jedoch nicht ganz korrekt, denn bereits Krankenpflegeschüler erhalten Schulungen in Hygiene und Körperpflege und wie man am besten Krankenhausinfektionen vermeidet. Ob man sich in Zukunft an die gelernten Richtlinien hält ist eine andere Sache.
Im Krankenhaus gibt es speziell ausgebildetes Personal die sogenannten Krankenhaushygieniker, deren Aufgabe es unter anderem ist, die Hygienevorschriften im Krankenhaus zu überprüfen. Ich kann mich aus meiner Ausbildungszeit daran erinnern, dass der Hygieniker jede Woche eine Kontrollrunde durch die Zimmer gemacht hat und nachgeschaut hat, ob es mögliche Hygienemängel die beseitigt werden müssen, gibt.
Ältere und immundefiziente Menschen sowie Babys sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem nicht vollständig ausgebaut oder geschwächt ist.
Außerdem kann man ein Krankenhaus nicht mit einem anderen Betrieb vergleichen. In einer Werkstatt wird der Fußboden zum Beispiel nicht mit Desinfektionsmittel gereinigt wie im Krankenhaus. Daher ist dieser Vergleich hinfällig.
Dass die Vorstände nicht um den Umstand der Infektionen wissen, stimmt nicht. Sie wissen es höchstwahrscheinlich nur zu gut, es wird nur wie so vieles verharmlost.
Ich habe heute auch einen ausführlichen Radiobericht zu diesem Thema gehört. Die Dame hat geschildert, dass es so hart das jetzt auch klingen mag, nur sehr schwer möglich ist, ein Krankenhaus durch und durch steril zu halten. Ein Krankenhaus ist nun einmal ein Ort, wo es naturgemäß äußerst viele Bakterien und Virenstämme gibt.
Es wird natürlich ständig versucht, dagegen anzukämpfen, aber manche Virenstämme können sehr robust sein und sind gegen viele Desinfektionsmittel resistent. Es werden regelmäßig Kontrollen gemacht, auch die Luft in Krankenzimmern wird immer wieder kontrolliert, aber natürlich kann es immer wieder zu Viren oder Bakterien kommen, auch wenn man die Hygienevorschrifen gut einhält.
Das ist ja unter anderem auch der Grund, warum man mit Kleinkindern in manche Abteilungen gar nicht gehen darf, nicht weil man davon ausgeht, dass auf jeden Fall Bakterien oder Viren vorhanden sind, aber ausschließen kann man es eben auch nicht zur Gänze.
Die Fälle von Mainz haben mich auch betroffen gemacht, in erster Linie wohl auch deswegen, weil es sich um Babys handelt. Wie so etwas passieren kann, ist noch nicht geklärt und man kann nur Vermutungen anstellen. Es wird für die betroffenen Eltern wohl auch nur zweitrangig sein. In einem Fernsehbericht habe ich gesehen, dass die Infusionen der Babys ebenfalls kontrolliert wurden, nur werden sie eben täglich an das Baby angepasst individuell zubereitet. Es wird von jeder Infusion eine Probe genommen, aber bis man da eben ein Ergebnis erzielen kann, ist es oft schon zu spät, so wie es die Fälle von Mainz zeigen.
Alles in allem will man wohl wirklich meinen, dass es in der heutigen Gesellschaft möglich sein sollte, gegen diese hygienischen Probleme erfolgreich anzukämpfen aber man darf eben einfach wirklich nicht davon ausgehen, dass ein Spital steril ist. Das muss eben jedem auch bewusst sein, der ein Krankenhaus betritt. Traurig und erschütternd ist es natürlich trotzdem.
Ich wohne in der Nähe und hier arbeiten die Krankenhäuser zum Teil auch bundeslandübergreifend. Als ich von den ersten Fällen in Mainz gehört habe, war mein erster Gedanke nur, kein Wunder. Und ich gebe auch ehrlich zu, dass mit so etwas irgendwann zu rechnen war und ich deshalb auch die Sache nicht weiter näher verfolgt hatte.
Wie gesagt, werde ich in einem Krankenhaus behandelt, das weitgehendst auch in irgendeiner Form mit der Uniklinik in Mainz zusammen arbeitet. Ob die Finanzierung nun aus deinem Topf bezahlt wird oder die Krankenhäuser finanziell unabhängig sind, weiß ich aber nicht. Aber die Hygienezustände in meinem Krankenhaus kenne ich zur genüge und das nicht nur im positiven Sinne.
Das Haus in dem ich regelmäßig stationär Gast bin hat erst Mitte/ Ende 2007 geöffnet. Man sollte an sich meinen, dass dann auch auf Hygiene geachtet wird. Klar das nicht alles nach zwei bis drei Jahre aussieht wie neu, aber die Badezimmer sehen zum Teil aus, als wenn sie schon jahrelang in Benutzung wären. Und gerade die Badezimmer mit Toiletten sind doch der Hauptübertragungsort von Infektionen oder? Die fehlende Hygiene ist zum Teil Folge von Baumängeln. Aber leider nicht nur.
Ich war das letzte Mal Ende letzten Jahres dort. Da gab es die Stationen also knappe 2,5 Jahre. Ich habe während meines kompletten Aufenthalts die Schmutzecken im Bad bemängelt. Da half weder ansprechen noch sonst was und ich fand die Stellen auch so eklig, dass ich sie selbst nicht entfernen wollte.
Kurz nach Aufnahme hatten wir dann den Noro- Virus auf Station. Der Umgang damit war eher katastrohal. Die ersten Fälle gab es Donnerstabs Abends und die ersten Maßnahmen am folgenden Dienstag. Dann aber mit Rund- um- Schlag und Zimmerquaratäne für alle Patienten, ob nun betroffen oder nicht. Komischerweise war das Personal auch betroffen und da gab es keine solche drastischen Maßnahmen. Ok eine schwangere Mitarbeiterin durfte während der Quarantäne nicht auf der Station arbeiten und war dann halt die meiste Zeit auf einer anderen Station. Und dem Reinigungspersonal musste man während der Quarantäne genau sagen, wo sie putzen müssen.
Die Folgemaßnahmen waren auch eher ein Witz. Vor allem galten die nur für uns Patienten, aber die uns verbotenen Sachen wurden dann fleißig vom Pflegepersonal gemacht. Auch von denen die auch erkrankt gewesen waren. Und bei dem Noro- Virus ist es ja auch, dass man durchaus auch nach überstandener Erkrankung noch Überträger sein kann. Zum täglichen Programm gehörten außer der allgemeinen Frage nach dem Befinden irgendwann die Frage: Hatten Sie Durchfall oder Erbrechen? Beim kleinsten Anzeichen, Stuhlprobe und Zimmerquarantäne. Wenn die Pflege aber akute Anzeichen zeigte, konnten sie heimgehen und kamen dann halt wieder. Da gab es keinerlei Vorsichtsmaßnahmen und Kontrollen.
Generell wurde in dem Haus gerade was das Reinigungspersonal angeht, immer mehr gespart. Die Zimmer sollen nur noch maximal alle zwei Tage gereinigt werden, die Badezimmer zwar jeden Tag, aber nur grob. Und während der Quarantäne wurde zwar angeblich mehr sauber gemacht, aber das Putzpersonal fuhr mit ihrem Putzwagen, inklusive dem dreckigen Wasser dann auf die anderen Stationen.
Die Station war eine Durchgangsstation, die das Haupthaus mit den anderen Stationen verband. Sprich wer raus wollte, musste an sich da durch und wer rein wollte auch. Allerdings gibt es noch andere Wege zu den anderen Stationen zu kommen. Die Station war dann auch gekennzeichnet und es wurde gebeten, dass Besucher und Patienten anderer Stationen doch bitte andere Wege nehmen sollten. Ergebnis war, das die Pizzadienste täglich mehrfach ihre Speisen durch die infektiöse Station trugen.
Und der Pflege war die Mehrarbeit mit uns die meiste Zeit auch zu viel. Wobei die Station die meiste Zeit noch nicht mal voll belegt war. Sprich es war an sich mehr Personal, für weniger Patienten da. Aber wir wurden als Belastung angesehen.
Mein Fazit: Es ist kein Wunder das so Sachen wie in Mainz geschehen. Ich kann für die Klinik hier nur sagen, dass es hier schon so viele bauliche Mängel gibt, das eine ordentliche Hygiene zum Teil gar nicht möglich ist.
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