Schwule dürfen kein Blut spenden?
Cologneboy2009 hat geschrieben:Interessanterweise geht es dabei wirklich immer nur um den Ausschluss homosexueller Männer, während lesbische Frauen weiterhin spenden dürfen.
Aids beziehungsweise HIV galt früher als "Schwulenseuche". Schwulen Männern wird unterstellt, dass sie grundsätzlich promiskuitiv sind und sich um Safer Sex keine Gedanken machen, so dass sich HIV fröhlich ausbreiten kann. Es gibt natürlich Leute, auf die dieses Vorurteil zutrifft, aber man muss auch bedenken, dass es eine Menge Heteros gibt, die jedes Wochenende mit jemand anderem in die Kiste steigen und dabei keine Kondome und Dental Dams verwenden. Daher ist der Ausschluss schwuler Männer natürlich ohne echte Basis.
Es ist nicht so, dass schwulen Männern nur unterstellt wird, dass sie eine Risikogruppe darstellen. Tatsächlich sind zwei Drittel der Infektionen in Deutschland auf Sex zwischen Männern zurückzuführen. Das kann man zum Beispiel hier nachlesen. Das heißt natürlich nicht, dass Schwule allgemein nicht verhüten; ich denke mal, viele dieser Infektionen stammen noch aus der "Anfangszeit" von Aids oder sind darauf zurückzuführen. Außerdem sind ja auch nicht alle Infizierten schwule Männer, sondern es sind sicherlcih auch einige Frauen darunter. Deshalb werden die Geschlechtspartner von Männern, die mit anderen Männern Sex hatten, auch von der Blutspende ausgeschlossen, eben, weil eine Ansteckungsgefahr besteht. Der Ausschluss schwuler Männer ist sehr wohl gerechtfertigt, wenn diese Zahlen stimmen, was ich mal stark annehme.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Wo spenden diese Männer denn?
Sie spenden in Krankenhäusern. einer dieser Männer wird sogar manchmal angerufen, dass er auch außerhalb dieser Termine zum Blutspenden kommt. Er hat wohl eine seltene Blutgruppe und er ist auch schon angerufen worden, als ein Unfallopfer eingeliefert wurde. So viel ich weiß, hat er die Blutgruppe AB RH- und alle im Krankenhaus wissen, dass er einen männlichen Partner hat. Dieser wird aber nicht angerufen, weil er Blutgruppe 0 RH+ hat.
In meiner alten Heimat, das ist allerdings 10 Jahre her, waren 3 schwule Bekannte von mir teilweise im Krankenhaus spenden und teilweise beim roten Kreuz. Auch da waren sie bekannt und jeder wußte eigentlich dass sie schwul sind. Wie es heute ist weiß ich bei den 3 leider nicht. Ich weiß nur, dass ich diese 3 Männer damals beim Blutspenden kennengelernt habe und bei 2 dieser Männer war auch nicht zu übersehen, dass sie schwul sind. Sie gingen Hand in Hand in den Spendenraum und zeigten auch offen, dass sie schwul sind.
Ich denke eher, dass die Drogensüchtigen ein Problem darstellen, die noch eine größere Wahrscheinlichkeit haben, sich durch gebrauchte Spritzen an AIDS zu infizieren. Genau diese Zielgruppe spendet ja desöfteren Blut, um an Geld zu kommen.
Ich würde da bis zum obersten Gerichtshof gehen, wenn ich kein Blut spenden dürfte, weil ich schwul bin. So etwas ist einfach nur diskriminierend und dürfte heutzutage eigentlich nicht mehr vorkommen.
Außerdem stellt sich jetzt mir noch gerade die Frage, warum dein Freund überhaupt angeben musste, dass er schwul ist, besser gesagt, wie die Menschen von der "Blutspendeabteilung" darauf kommen, dass er schwul ist? So eine Frage ist doch intim und hat bei solchen Dingen nichts zu tun. Also ich würde mich bedanken, wenn ich bei einer großzügigen Spendeaktion gefragt würde, welcher sexuellen Orientierung ich angehöre.
@ wirreszeug
Ich habe in meinem Beitrag zwei Links gepostet, in denen die Sachlage klar erklärt wird. Zu den HIV- Risikogruppen gehören auch die Drogensüchtigen. Und noch andere Menschen. Wenn man sich mal die Liste der Ausschlusskriterien ansieht, sind da auch andere Bevölkerungsgruppen dabei.
Es geht nicht darum, einen Menschen zu diskriminieren oder auszuschließen, sondern darum das Risiko möglichst gering zu halten. Und das für alle Beteiligten. Komischerweise wird aber nur bei dem Ausschluss von Schwulen rum gejammert und laut Diskriminierung gebrüllt. Auf der Ausschlussliste stehen auch Menschen, die ihre ersten fünf Lebensjahre in einem Malariagebiet aufgewachsen sind. Da brüllt keiner nach Ausländerfeindlichkeit. Und warum nicht? Weil das Risiko nachvollziehbar ist.
Und es wird wahrscheinlich nicht direkt gefragt, ob man Schwul ist. Es wird eher gefragt, ob man zu einer Gruppe Menschen gehört, die unter die Ausschlusskriterien fallen. Und an sich wird man da vorher drüber aufgeklärt. Und an sich sollte man dann schon so ehrlich sein und sagen, ich gehöre zu einer der Gruppen. Welche braucht man ja nicht benennen. Dazu kann man beim Spenden auch einfach auf dem Zettel ankreuzen, dass man sein Blut nicht spenden sollte. Das erfolgt anonym und man braucht da keine Folgen zu erwarten.
Ich würde da bis zum obersten Gerichtshof gehen, wenn ich kein Blut spenden dürfte, weil ich schwul bin. So etwas ist einfach nur diskriminierend und dürfte heutzutage eigentlich nicht mehr vorkommen.
Wird wenig bringen, wenn es klare rechtliche Grundlagen gibt. Und wenn jeder Mensch der nicht spenden darf klagen würde, wären die Gerichte nur noch damit beschäftigt. Wie gesagt, Schwule sind nicht die einzigen Menschen die nicht Spenden dürfen.
Es wird auch ausgeschlossen, wer unter 52 kg wiegt. Oder ein frisches Tattoo oder Piercing hat. Außerdem alle, bei denen eine Hepatitis B oder C nachgewiesen wurde oder als Prostituierte arbeitet. Das sind einfach Risikogruppen, unter die Männer, die mit anderen Männern sexuelle Kontakte haben, eben auch fallen.
Das kann man nun gut finden oder nicht, aber diese Bestimmungen sind ja deshalb entstanden, um mögliche Risiken für den Spender und das gespendete Blut so gering wie möglich zu halten.
Das ist für mich aber eine logische Begründung, wenn jemand nicht spenden kann, weil er zu wenig wiegt, das ist nachvollziehbar. Allerdings kenne ich mindestens genau so viele Möglichkeiten, dass jemand an AIDS kommen kann, wie Drogensüchtig sein oder schwul sein. Ich finde das einfach nur ein Blödsinn, dass man das so eingrenzt und nach dem beurteilt.
Ich kann überall zum obersten Gerichtshof gehen, egal wie "banal" das Thema zu sein scheint. Die Gerichte sind ja dafür da,. dass hier verhandelt wird und für seine Rechte gekämpft und ich sage ganz klar: Als schwuler Mann würde ich hier weiter gehen, weil es einfach nur eine Diskriminierung ist, dieses schwul ist gleich AIDS. Ich kenne mehr Frauen, die AIDS haben als Männer, nur einmal so nebenbei.
Das du mehr Frauen als Männer kennst die Aids haben, deckt sich aber wohl nicht mit dem momentanen medizinischem Kenntnisstand. Es geht nicht darum einen Bevölkerungsgruppe auszuschließen, weil sie anders sind oder wie auch immer man das nennen möchte oder sie für ihre sexuelle Orientierung abzustrafen, sondern es geht darum, dass Risiko für die Empfänger möglichst gering zu halten.
Die Chancen das sich ein schwuler Mann am Vorabend beim Geschlechtsverkehr angesteckt haben könnte, sind nun mal, wissenschaftlich bewiesen, sonst gäbe es die Einschränkung nicht, höher als bei heterosexuellen oder lesbischen Päärchen.
Und ich kann im Gegenzug dann auch nicht verstehen, warum man einen Menschen der zufällig in einem Malariagebiet geboren wurde und da halt fünf Jahre gelebt hat, aber nachweislich gesund ist, nicht spenden lässt. Ok ich kann es nachvollziehen. Aber da könnte man auch sagen, man schließt bewusst Menschen mit einer dunklen Hautfarbe aus ( um mal möglichst viele Klischees auf einmal zu bedienen).
Und du als Mutter. Wenn dein Kind jemals eine Blutspende braucht, würdest du nicht auch alle dafür tun, das Risiko für dein Kind möglichst gering zu halten? Oder soll da jeder spenden dürfen? Auch Menschen bei denen wissenschaftlich bewiesen Risikofaktoren vorliegen?
Das Schwule kein Blut spenden dürfen, Lesben allerdings doch, klingt zwar zuerst diskriminierend und nicht nachvollziehbar, lässt sich allerdings leicht erklären.
Die Ansteckungsgefahr bei Analverkehr ist grundsätzlich höher als bei "normalem" Verkehr, da aufgrund des fehlenden natürlichen "Gleitmittels" es im Analbereich leichter zu (zum Teil winzigen) Verletzungen kommen kann. Durch diese Verletzungen kann der Virus dann leicht übertagen werden. (Ich spreche natürlich nur vom ungeschützten Verkehr).
Die Bedenken der Verantwortlichen sind also berechtigt, alleine aus diesem von mir genannten Grund stellen Schwule eine Risikogruppe dar (obwohl natürlich auch darüber nachgedacht werden müsste, grundsätzlich AV Praktizierende vom Spenden auszuschließen, dies würde die Spenderzahl aber wohl zu stark minimieren).
Und da Lesben keinen gemeinsamen Analverkehr praktizieren, sind sie also berechtigterweise nicht vom Spenden ausgeschlossen.
Dass das Gewicht Ausschlag gebend ist, konnte ich allerdings noch nicht beobachten. Ich selbst bin 10kg leichter als der hier genannte Wert von 52kg. Beim Blutspenden weggeschickt wurde ich allerdings noch nie.
Was noch dazu kommt: Die Aufklärung mit AIDS begann erst so richtig in den 90er-Jahren, da wurde es in den Medien präsent und für geschützten Verkehr geworben. Den werden viele Schwule vorher wohl nicht gehabt haben, weil Verhütung eben in erster Linie als Schutz vor Schwangerschaft verstanden wurde. Bei zwei Männern ist das aber eben kein Thema.
So, Spender müssen mindestens 18 Jahre alt sein, die meisten machen sexuelle Erfahrungen bereits im Teenageralter. Wie hoch ist nun also die Chance, dass sich ein heute sagen wir 40-jähriger schwuler Mann unwissentlich vor 15 oder 20 Jahren mit dem HIV-Virus infiziert hat? Klar besteht die Chance auch bei Frauen und Hetero-Männern.
Aber bei den Ausschlusskriterien geht man nunmal nach Statistiken. Und wenn nach einer entsprechenden Auswertung festgestellt wird, dass AIDS oder eine HIV-Infizierung eben bei einer bestimmten Gruppe öfter vorkommt als bei anderen, dann wird diese Gruppe kollektiv ausgeschlossen. Und zumindest in den Anfangszeiten von AIDS wird die Zahl der infizierten Schwulen weitaus höher gewesen sein.
Also ich war in den 80er Jahren Teenager und wir wurden damals quasi mit Anti- Aids- Kampagnen zugeschmissen. Ob es nun die Werbung im Fernsehen war oder die laufenden Berichte in diversen Jugendzeitschriften. Plakatwerbung, Radio, Schule, Freundeskreis- überall hörte oder las man darüber.
Wer in den 80er oder 90er Jahren regen sexuellen Kontakt hatte, hat mit ziemlicher Sicherheit schon mal einen Aidstest gemacht. Da ist es dann an sich egal, welche sexuelle Orientierung man hat oder hatte. Und es werden ja alle homosexuellen Männer ausgeschlossen, nicht nur diejenigen die heute schwul "geworden" sind. Und das Risiko das jemand der vor heute 40 Jahre oder älter ist, lässt sich auch nicht an der sexuellen Orientierung festmachen. Und es haben damals sicherlich genauso viele Frauen ungeschützten Verkehr gehabt, wie Männer. Vor allem da damals die Pille noch das Verhütungsmittel Nummer Eins war. Da dachten die wenigsten dran sich noch anders zu schützen. Und damals dienten Verhütungsmittel auch eher zum Schutz vor ungewollten Schwangerschaften. Das man Verhütungsmittel zur Verhütung von Krankheiten einsetzen kann, war damals nicht unbedingt in dem Ausmaß wie heute bekannt.
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