Habt Ihr Angst vor einem Wettrüsten?

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Da ja gerade in Oslo wieder heftigst getagt wird, und von der russischen und amerikanischen Seite auch nicht gerade Freundlichkeiten ausgetauscht werden, habt Ihr da Angst vor einem neuen Wettrüsten?

Schließlich äußerte sich Putin wenig positiv, bzw. drohte sogar damit, den KSE Abrüstungsvertrag zu kündigen. Und die Amis sind ja auch wenig galant, da Miss Rice ja mal in einem Vortrag, in dem sie die russischen Bedenken ausräumen wollte, aus Russland die Sowjetunion gemacht hat.

Ich kann Herrn Putin und seine Äußerungen sehr gut verstehen.

Erinnert Ihr Euch an die Kubakrise und dessen Auslöser? Die Sowjetunion hatte damals, 1962, nukleare Mittelstreckenraketen auf Kuba installiert, die mit einer Vorwarnzeit von 3 min alle Großstädte an der amerikanischen Ostküste hätten zerstören können (meine Empfehlung dazu: Der hervorragende, aber leider etwas einseitige Film "Thirteen Days" mit Kevin Costner)

Eine einseitige Bedrohung seitens der Sowjets? Ganz und garnicht. Zuvor hatten die Amerikaner in Italien und der Türkei ebenfalls Nuklearraketen installiert, die Westrussland bedrohten.

Was ich damit sagen will: Die Amerikaner haben sich im Laufe 20. Jahrhunderts eine Menge erlaubt, doch das geplante Raketenabwehrsystem erreicht eine noch nie dagewesene Dimension der Dummheit und Unverfrorenheit. Nicht nur, dass der eigentliche Zweck dieses Hundert Milliarden Dollar Systems, nämlich Raketen aus Schurkenstaaten abzufangen, völlig unsinnig ist, nein, sie fachen mit diesem Schritt wissentlich auch die Möglichkeit eines neuen Wettrüstens an.

Ich halte die Schlagzeilen wie "Putin bedroht die NATO" deshalb für völlig unsinnig. Wenn sich niemand an Abrüstungsvereinbarungen hält, wieso sollte sich Russland daran halten?

Ein neues "Wettrüsten im Weltraum" halte ich für unwahrscheinlich, nicht zuletzt weil Russland dafür einfach die Mittel fehlen würden. Die Stellungnahmen Putin's sind eine verständliche Reaktion auf eine ernstzunehmende militärische Bedrohung, egal gegen wen sie gerichtet ist. Genaugenommen ist sie ja gegen uns alle gerichtet....

Das sich alle Sorgen um Russland machen ... Russland (oder wie Condolezza Rice sagen würde: "the soviets" ) hat doch nur Angst um seinen kläglichen Rest als lokale Schutzmacht und will, obwohl es sich das momentan nicht leisten kann, nur wieder Supermacht werden. Ich finde, von Russland geht wenn dann eher eine geringe Gefahr aus, die größte Gefahr die ich mir in den nächsten 10 Jahren von Russland vorstellen kann ist die, dass ihre ganzen Atommeiler und U-Boote noch mehr durchrosten und wir den ganzen Mist dann aufs Dachs geregnet bekommen. Das Russland sich da um nichts kümmert, kann jeder nachvollziehen, der was über Majak / Tscheljabinsk-65 (in der Oblast Tschebljabinsk) weiß - gilt als der am stärksten verschmutzte Ort der Erde.

Ich hätte da langfristig mehr Bedenken gegenüber China, dass sich meiner Meinung nach als lachender Dritter dazugesellen wird. Die Chinesen schaffen im Grunde alle Voraussetzungen für einen Krieg, bald auch von der Wirtschaftsleistung. Und das China gerne die neue Supermacht Nr. 1 werden möchte, geben sie ja auch zu und gegenüber Nachbarstaaten wird auch mit dem Säbel gerasselt, sogar gegenüber Russland. Die Kinder in chinesischen Schulen lernen z. B. ausschließlich die chinesischen Namen von Orten, die früher (in Chinas Geschichte) mal irgendwann chinesisch waren, davon sehr viele in Südsibirien, die auch als immer noch chinesisch und nicht russisch angesehen werden.

Das es oft Grenzzwischenfälle zwischen Russland und China gibt, weil China den Grenzverlauf teilweise nicht anerkennt und die russische Grenze missachtet, ist auch nur wenigen bekannt. Das wäre im Grunde so, als wenn wir in der Schule den Kindern nur die deutschen Namen der ehemaligen deutschen Gebiete und Orte im Osten und Südosten beibringen würden und diese als immer noch zu Deutschland gehörend ansehen, und unsere Grenzer mal so nach Lust und Laune über die Grenze marschieren und Gebiete temporär annektieren, also eine echte Provokation.

Zudem verfügt China über ein größeres Wirtschafts- und Militärpotential (in Zukunft) als Russland und die USA zusammen, wenn`s soweiter geht, sogar mehr als Russland-USA-EU. Und China äußert ja jetzt auch noch gern "Annektionswünsche" (Taiwan, Inseln, kleinere Gebiete an der Nord- und Westgrenze, offiziell Streitigkeiten um den Grenzverlauf genannt usw.), ohne das jemand ernsthaft etwas dagegen sagt, oder dagegen macht (siehe Tibet).

Das China keine weltpolitischen Ambitionen habe, das können wirklich nur noch total Ahnungslose denken, denn China hat schließlich einen "kommunistischen" Missionsauftrag, sieht sich seit Jahrtausenden als Reich der Mitte (und das nicht nur geographisch) und geht mit Menschen und Menschenrechten noch schlimmer um als Russland.

Man sollte im Westen mal die Chinesen etwas ernster nehmen, anstatt sie nur als Kopierer und Billigbastler und das abgehalfterte Russland immer ewige Bedrohung zu sehen.

Wie sich doch die Zeiten ähneln, denn all diese Probleme sind heute auch wieder aktuell und hochbrisant. Regelrechte Angst habe ich jetzt nun nicht, aber was momentan wieder mal mit dem Säbel gerasselt wird, das regt ja schon zum Nachdenken an. Ich denke mal einen regelrechten Rüstungswettlauf kann Russland wohl kaum gewinnen. Aber wenn man solche Gegner vermehrt in die Ecke drängt, werden diese wohl unberechenbar, denn zu verlieren haben sie dann auch nichts oder nur wenig.

Ich finde, man sollte generell mehr auf Deeskalation setzen und nicht etwa Russland für die Politik bezüglich der Ukraine abstrafen - was geht uns das an, was geht Merkel das an? Man kann ohnehin nichts daran ändern was Putin in der Ukraine macht. Ich fände es besser, wenn andere Staaten sich da nicht einmischen und damit Russland reizen.