Wird sich mein Haustier von mir entfremden?

vom 18.08.2010, 21:20 Uhr

Ich habe nun seit acht Jahren einen Wellensittich, der auf den Namen Freddy hört (und grad neben mir sitzt und sich sie Seele aus dem Leib quasselt :lol: ). Ich mag das kleine Kerlchen wirklich total gerne. Er ist mein Ein und Alles. Nach acht Jahren sind wir irgendwie ein richtig eingeschworenes Team, auch wenn das für eine Haustier-Mensch Beziehung vielleicht komisch klingen mag. Aber es ist so. Ich kann ihn anfassen, streichelt, knuddeln, knutschen, ärgern oder was auch immer- ich kann alles mit ihm machen, denn er vertraut mir völlig.

Er ist irgendwie total auf mich eingestimmt und merkt sofort wenn ich traurig bin, oder wütend, dann kommt er immer zu mir und knabbert liebevoll an meinem Ohr, als will er mir sagen: "Beruhig dich, ich bin ja da!". Das ist total niedlich. Ich kann ohne den kleinen nicht mehr leben, glaube ich. Aber genau das werde ich müssen, wenn ich ab Oktober zum Studium weit weg ziehen werde. Ich weiß, dass ich ihn nicht mitnehmen kann. Selbst wenn er in der meiner neuen Unterkunft erlaubt wäre, hätte ich nie genug Zeit für ihn und den ganzen Tag eingesperrt zu sein wäre eine Qual für ihn. Ich habe schon richtig Angst vor der Trennung und weiß genau, dass ich ihn schrecklich vermissen werde.

Aber noch mehr Angst habe ich davor, dass er sich von mir entfremdet. Als er noch jünger war, etwa zwei Jahre alt, und wir ihn bei Bekannten gelassen haben, weil wir im Urlaub waren, hat es hinterher immer eine Weile gedauert, bis er wieder so zutraulich war, wie zuvor. Dass ist heute nicht mehr so schlimm. Aber ich werde mehrere Monate weg sein und nur für ein paar Tage nach Hause kommen. Da ist es doch sehr wahrscheinlich, dass er mich dann auch nicht mehr so erkennt und dass es nicht mehr so sein wird, wie vorher. Oder reichen die acht Jahren des Zusammenlebens aus? Was meint ihr, wie sich das entwickeln wird?

» Katjaactress » Beiträge: 246 » Talkpoints: 1,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich glaube mal nicht, dass Du hier jetzt eine fundierte wissenschaftliche Antwort hören möchtest, daher schreibe ich Dir mal meine Erfahrung dazu auf, mit meinem Haustier, allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Vogel.

Ich hing mit ihm die ersten zwei Jahre jeden Tag viel Zeit mit ihm herum, habe das Verhalten genau beobachtet, und ihn wachsen sehen, er war noch sehr klein (und jung) als er bei uns einzog. Ich war die Ansprechperson, wenn man das so nennen kann, diejenige, die sich halt hauptsächlich gekümmert hat, und immer wieder einmal etwas neues mit in den Alltag brachte, um diesen abwechslungsreich zu gestalten.

Dann "musste" ich für ein paar Monate fort, und mein Haustier blieb zusammen mit einem anderen Haustier, welches schon fast immer bei ihm war, bei den Menschen, der halt auch täglich da war, nach der Arbeit, zurück, allerdings auch in einer neuen Umgebung. Ich kehrte nach den paar Monaten nicht mehr in die neue Umgebung zurück. Aber natürlich besuche ich ihn, so oft ich kann.

Als ich das erste Mal nach den paar Monaten wieder da war, war es schon komisch, auch wenn man gleich gesehen hat, wie er sich wunderte, dass ich wieder da war. Es dauerte schon länger, bis er wieder so froh war, wie zuvor, und auch so auf mich zuging. Das war für mich wirklich schwer.

Mittlerweile, es sind etwa 1,5 Jahre herum, freue ich mich immer sehr, wenn ich ihn besuchen kann. Ich merke, dass das andere Tier natürlich noch enger mit ihm zusammen lebt, als zuvor. Aber Sie akzeptiert mich auch total, und freut sich denke ich auch, wenn ich da bin. Es fällt Ihnen auch nicht mehr so schwer, sich daran zu gewöhnen, dass ich wieder da bin. Ich bleibe immer unterschiedlich lange, also kann es sich um zwei Tage oder aber eine Woche oder so handeln. Ich versuche dann die Zeit immer relativ gut zu nutzen, wenn mir das manchmal auch nicht so gut gelingt, aber ich versuche, deren Umgebung jedes Mal etwas schöner und angenehmer zu gestalten. Bei mir dürfen sie auch Sachen machen, die Sie sonst eher nicht mehr tun können. Wir probieren auch neue Aktivitäten aus. Ich bereite ihnen gerne das Essen mehrmals am Tag frisch zu, und kaufe dafür dann auch gerne etwas Besonderes ein. Wenn ich ankündige, dass ich wieder Abschied nehmen muss, dann scheinen Sie es schon zu verstehen, und mein Haustier scheint dann auch deprimiert. Aber ich sage dann immer, dass ich ja wieder komme.

Es hat halt eine gute Zeit gedauert, dass Sie sich an diesen Zustand gewöhnt haben. Wirklich daran gewöhnen wollen Sie sich vermutlich auch gar nicht, denn für Sie war es sicherlich schöner, wenn ich immer mal wieder am Tag Zeit mit Ihnen verbracht habe. Allerdings geht das halt so derzeit einfach auch nicht. Wir arbeiten daran, dass ich wieder leichter mit Ihnen Zeit verbringen kann, aber bis dahin kann sicherlich noch gut ein halbes Jahr vergehen, und dann wird es auch nicht genauso sein, wie in der besten Zeit mit Ihnen.

Ich denke also, dass dein Wellensittich Dich ebenso vermissen wird, und es sicherlich nicht leicht ist, für keinen von Euch beiden. Ich kenne mich mit Wellensittichen nun auch nicht aus, was für Bedürfnisse diese im speziellen haben, aber ich denke mal, dass der Wellensittich schon auch seine Zeit brauchen wird, um sich an Dich in der neuen Situation zu gewöhnen. Das Verhältnis muss dadurch nicht schlechter werden, aber dass er enttäuscht oder traurig ist, wenn Du nach langer Zeit erst mal wieder vorbei kommst, ist denke ich, normal. Da muss man halt lernen mit dieser veränderten Situation gut umzugehen.

Ich habe auch versucht, mein Haustier nicht zu drängen, dass es mich, sobald es mich sieht, sofort zu mir zu kommen, um dann wieder so zu tun, als wäre alles wie immer, obwohl ich mir schon manchmal wünschte, er käme gleich auf mich zu, und möchte gar nicht mehr von mir weg. Umso mehr freue ich mich dann aber im Laufe der Tage, die ich bei ihm bin, wenn er dann plötzlich sich mal auf meine Hände legt, und sich dabei entspannt. Da geht mir das Herz auf.

Ich denke, er weiß mittlerweile, dass es mir so auch nicht leicht fällt, und dass er immer ein Teil meiner Familie sein wird, dass er mir wichtig ist. Ich denke auch, dass das halt das wichtige ist, dass man einfach weiß, da ist jemand, der kommt wieder - für den "Menschen" oder das "Tier" bin ich wichtig. Ich rede auch immer viel mit den Beiden, und manche Dinge können Sie sicherlich auf ihre Art verstehen oder wahrnehmen. Das kann ein Wellensittich sicherlich auch. Nur solltest Du auch wirklich alles daran setzen ihn zu besuchen, wenn es geht.

Wie ist es bei deinem Freddy denn so? Hat er jemanden in seiner Art, mit dem er sonst den Tag verbringen kann?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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