Pisa woran liegts?

vom 01.02.2008, 15:19 Uhr

Woran liegt es denn eurer Meinung nach,dass wir in der Pisa (Programme for International Student Assessment) so schlecht abschneiden.
Ich bin es nämlich langsam leid immer zu hören,dass deutsche Schüler zu faul sind. Ich bin der Meinung man sollte den Fehler nicht bei den Schülern suchen sondern in unseren Schulsystem und in der Schulpolitik. An den Schulen finden Dinge statt die dürfen nciht wahrsein. Meine Schule besteht zum größten Teil aus überalterten Lehrern und psychisch labilen Lehrern . Ich finde solche Lehrer dürften einfach nicht mehr unterrichten. Sie waren vielleicht mal wirklich gut aber irgendwann sind sie einfach nicht mehr belastbar und haben nicht die Nerven eine Klasse im Griff zu haben. Es ist schade das unsere Zukunft daran hängt und uns fehlende Kompetenz zum Vorwurf gemacht wird. Alles ist so unorganisiert und undurchdacht. Ich glaube nirgens gibt es solch ein Schulsystem.

Natürlich gibt es auch einfach lernschwache Schüler , oder Schüler mit einem schwachen sozialen Umfeld . Aber die gibt es überall. Wer trägt eurer Meinung nach die Schuld an der PISA-Tragödie.
Julia

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Naja, es liegt halt teilweise daran, dass deutsche Schüler zu faul sind - oder sagen wir: zu unmotiviert Leistungen zu erbringen, wobei das stark von den Schulformen abhängig ist. Auf der Hauptschule beispielsweise ist aus verschiedenen Gründen, sie meist alle auf Frustration zurückzuführen sind da der Sinn angezweifelt wird (da später sowieso schlechte Chancen auf Job oder Karriere) das Motivationsniveau vieler Schüler niedriger, natürlich nicht aller. Und dies lässt sich als rote Linie bis zum Gymnasium fortsetzen, wenn hier auch die bandbreite der Schüler, die das betrifft absteigt.
Klar hat auch die Schule die Aufgabe, zu Leistung zu motivieren, nur wenn das soziale Umfeld nicht stimmt, kann sie auch nur recht wenig machen. Was nützt es einem Schüler gut zu sein, wenn er trotzdem kaum Chancen hat?

Auf die Lehrer kann man es auch nicht alleine abwälzen, natürlich sind auch hier einige bedingt durch äußere Umstände unmotiviert und zweifeln wie die Schüler am Sinn ihres Tuns, wieder abhängig von der Art der Schule, und das überträgt sich natürlich auch auf die Schüler.

Im Grunde muss man in der Bildungspolitik, der Sozialpolitik, der Arbeitsmarktpolitik und der Integrationsarbeit (gerade bei den "migrantenlastigen" Schulen) ansetzen, denn ein hervorragendes Bildungssystem nützt auch nichts, wenn der Rest nicht stimmt. Und genau hier besteht der Unterschied zu PISA Erfolgsländern, die eben genau das tun - eine einfache Bschränkung dass es nur da oder daran liegt und man nur dort ansetzen muss reicht nicht aus.

Und das deutsche Schulsystem ist im Grunde gar nicht so schlecht - nicht umsonst zählt ein deutscher Abschluss an der Uni oder in der Ausbildung weltweit als einer der besten, selbst wenn man noch schlecht ist. Jedoch muss das ganze strukturelll überarbeitet werden - und dummerweise kostet das ganze ordentlich Geld. Geld das momentan niemand, z. B: durch höhere Steuern, bezahlen will.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hallo

Ich kann dir in vielen Punkte recht geben. Aber das deutsche Ausbildungen oder Studienabschlüsse Weltweit angesehen sind nicht.
Nimmt man als Beispiel nur mal den Beruf Erzieherin. Mit einer Ausbildung zur Erzieherin bekommst du in keinem anderen EU Land eine Stelle. In allen anderen (ausser einem weiß aber gerade nicht welches) ist Erzieherin ein Studienberuf und da hat man einfach keine Chance mit der Ausbildung. Es mag sein das es in einigen Berufen so ist, dass man dort gute Chancen hat aber in vielen ist es auch so, dass man gerade keine Chance in einem anderen Land hat.

Ich finde Deutschland sollte endlich erkennen, dass die Förderung von Kindern schon im Elementarbereich beginnt und Erzieher auch in Deutschland besser ausbilden. Das würde meiner Meinung nach schon viel bringen und auf dauer auch besserer Ergebnisse bei PISA.

Bis dann
Calimero

» Calimero » Beiträge: 135 » Talkpoints: -0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde mal auch den Schülern die Schuld daran geben, dass die Lehrer labil werden und keine Klasse mehr im Griff haben.
Wenn ich vor so einem unerzogenen unmotivierten und kackfrechen Haufen stehen müsste, dann wäre ich schon nach wenigen Jahren labil und unbelastbar.
Bei uns an der Uni halten teilweise Professoren Vorlesungen, die sind jenseits der 60 und sind absolut top drauf, sind super beliebt bei den Studenten und sie haben Spaß an ihrem Job.
Weil wir eben nicht über Tische und Bänke gehen und keine dummen Kommentare geben und uns so benehmen, wie sich leider die meisten Schüler heute benehmen.
Ich höre das immer wieder von meiner Mama, sie ist Lehrerin und sagt eindeutig, dass sowas, was heute am Gymnasium sitzt und meint, ein Abitur machen zu müssen, früher noch nicht mal auf der Realschule richtig gewesen wäre.
Und die behindern eben auch leider immer wieder die paar intelligenten, gut erzogenen und fleißigen Schüler im Lernprozess, weil sich alles immer nur um die Unerzogenen drehen muss.
So ähnlich kann ich selbst das auch aus meiner eigenen Schulzeit bestätigen und ich denke, es wird im Laufe der Jahre noch wesentlich schlimmer werden.
Zum Glück studiere ich nicht Lehramt ;-)

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hm, scheint es nicht am Ende eine Mischung aus all dem zu sein:

Lehrkräfte
Schüler und Schülerinnen
Eltern
Bildungspolitik

Dass die PISA-Ergebnisse teilweise so katastrophal ausfallen, ist einerseits verwunderlich, sind die Ergebnisse der Iglu, Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung, für Deutschland sehr gut. (Ich führe das an, da das Lesen eine Schlüsselkompetenz der Pisastudie darstellt.)
Wo und wann genau findet also der Bruch zwischen den guten Ergebnissen der Iglu und den mäßigen Ergebnissen von Pisa statt?

Einerseits sind Lehrkräfte z.T. enorm in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt. Es werden ihnen Lehrpläne vorgelegt, die nicht mehr zeitgemäß sind, die die Schülerinnen und Schüler nicht auf das vorbereitet, was nach der Schule auf sie wartet.

Des Weiteren sind die Schülerinnen und Schüler selbst höchst unmotiviert, weil sie zum einen sehen, hören, lesen, erfahren, dass sie v.a. mit einem Hauptschulabschluss geringere Chancen auf eine Ausbildung haben. Zum anderen werden die Schülerinnen und Schüler als verwahrloste, nichtsnutzige, ja dumme Mitmenschen bezeichnet, die es früher nicht gegeben hat. (Natürlich gab es sie früher auch...)

Ein dritter Ansatz liegt in der Erziehung der Eltern, die ihre Aufgabe, Rechten und Pflichten nicht in dem Maße erfüllen, wie es für eine gesunde Entwicklung Heranwachsender nötig ist. Werden in Hauptschulen Klassenkonferenzen gehalten, ist die Lehrkraft froh, wenigstens 5 der 34 Eltern anwesend zu sein. Wenn davon noch mindestens 3 alles verstehen, was die Lehrkraft sagt, ist der Abend gerettet. (Selbstverständlich ist das eine sehr überzogene Skizzierung.)

Ja und die Bildungspolitik? Hoffnungslos überfordert. Sie hat die Chancen und Herausforderungen, die sich v.a. mit den MIgrationsbewegungen - besonders nach dem 2. Weltkrieg - in Deutschland abzeichneten, nicht erkannt und wahrgenommen.
Sie hat es verschlafen, auf veränderte Bedingungen von Schülerinnen und Schülern einzugehen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Ja so trägt halt jeder sein Päckel mit...

» Kreato » Beiträge: 89 » Talkpoints: 0,09 »


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