Realschulabschluss noch kaum etwas wert
Also nach dauernden Gesprächen mit Eltern, Lehrern und der Agentur für Arbeit habe ich ehrlicherweise feststellen müssen, dass man mit seiner mittleren Reife nichts machen kann, außer bei Penny die Regale zu sortieren. Also irgendwie ist der Realschulabschluss nichts mehr wert und bei uns in der Gegend gibt es kaum noch Lehrstellen und vorallem nicht für die Fachoberschulreife. Ohne Berufskolleg kommt man hier kaum weiter, was ich persönlich schade finde, da ich auch viele kluge Köpfe aus Realschulen kenne und auch einige Idioten, die aufs Gymnasium gehen, aber keine Ahnung haben, was sie da machen und trotzdem schon fast eine Ausbildungsstelle in der Tasche haben.
Ich bin jetzt nicht der Leidtragende darunter, da ich gute Noten habe und ich einer der besten des Jahrgangs bin, aber trotzdem ist es schon etwas erniedrigend. Deshalb hole ich direkt mein Abitur nach und lerne dabei noch etwas Wirtschaftskunde für Kaufmännische Berufe kennen. Also was meint ihr so dazu?
Das bedeutet, die Bewertung, wie viel der Realschulabschluss bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle dir noch was bringt, wurde von Lehrern, Eltern und Agenturmitarbeitern vorgenommen, nicht aber von denen, die letztlich Auszubildende einstellen würden? So eine Umfrage bei den Personen hat doch eigentlich gar keine Aussagekraft. Wieso an Hand dessen Entscheidungen treffen, die nachhaltig Dein Leben betreffen?
Wenn Du vor hattest, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen, für den auch formal ein Realschulabschluss gefordert wird, dann ist doch der übliche (und richtige) Weg der, sich zu bewerben. Vorher sich auf gut Glück nach seinen Chancen zu erkundigen, noch dazu bei Leuten, die hier gar keine Entscheidungskompetenz haben, ist sicher das schlechteste, was man machen kann.
Es ist sicher nicht verkehrt, auch das Abitur zu machen. Wenn aber wirklich zum Ziel gemacht wurde, einen bestimmten Ausbildungsweg zu gehen, für den eigentlich kein Abitur notwendig ist, würde ich wirklich empfehlen, sich massiv in dem Bereich zu engagieren (Bewerbungen schreiben) und nach einer entsprechenden Ausbildungsstelle zu suchen. Erst wenn das wirklich scheitert (oder auch zwischendurch) kann man die von Dir genannten Personen bitten, sich die Bewerbungen anzuschauen. Mehr an Hilfe können die nicht bieten.
Naja, grundsätzlich kann ich das gut nachvollziehen. Das Abitur schafft doch heutzutage jeder. Und es machen heutzutage auch immer mehr Schüler ihr Abitur. Da ist es doch nur logisch, dass die dann eher ausgebildet werden und nicht diejenigen, die bloß einen Realschulabschluss haben.
Ansonsten wird das Problem sicherlich auch an dem einzelnen Bewerber liegen. Es gibt eine Menge Jobs, für die ein Realschulabschluss ausreicht. Und wenn so jemand dann abgelehnt wird, ist wohl irgendwas an der Bewerbung falsch oder der Bewerber aus anderen Gründen nicht geeignet. Es muss ja nicht immer am fehlenden Abitur liegen, oder hat man das so direkt gesagt?
pepsi-light hat geschrieben:Da ist es doch nur logisch, dass die dann eher ausgebildet werden und nicht diejenigen, die bloß einen Realschulabschluss haben.
Und hier sehe ich die Fehleinschätzung, welche einfach durch schlechte Presse entsteht. Natürlich wird jemand, der eine Lehrstelle zu besetzen hat und auch ausbildet, um selbst Nachwuchs zu haben, nicht automatisch jemanden mit Abitur bevorzugen. Denn hier ist das Risiko einfach zu hoch, dass dieser nach Abschluss der Ausbildung doch einfach zum Studieren geht und der Lehrbetrieb geht leer aus.
Wenn heute eher Abiturienten in den Vordergrund gestellt werden, dann einfach deshalb, weil u.U. die Realschüler (oder auch Hauptschüler) oberflächlich gesehen (oder einfach die, die dann angeführt werden) formale Bewerbungsfehler begehen und nicht gut genug vorbereitet werden. Und schon heißt es ganz generell, dass die Schuler mit den Abschlüssen nicht Ausbildungsreif seien.
derpunkt hat geschrieben:Und hier sehe ich die Fehleinschätzung, welche einfach durch schlechte Presse entsteht. Natürlich wird jemand, der eine Lehrstelle zu besetzen hat und auch ausbildet, um selbst Nachwuchs zu haben, nicht automatisch jemanden mit Abitur bevorzugen. Denn hier ist das Risiko einfach zu hoch, dass dieser nach Abschluss der Ausbildung doch einfach zum Studieren geht und der Lehrbetrieb geht leer aus.
Ein Abiturient hat aber auch Vorteile. Da man beim Abi ja i.d.R. volljährig ist, haben wohl viele Abiturienten schon einen Führerschein (oder könnten jedenfalls einen machen), was bei einem 16-jährigen Realschüler ja nicht der Fall ist.
Ansonsten kann man ja auch davon ausgehen, dass sich ein Abiturient in der Berufsschule leichter tut, weil er eben über ein größeres Allgemeinwissen verfügt. Letztendlich hat ein Abiturient auch ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung, ist schon aus der Pubertät raus und eventuell etwas reifer.
Ich würde nicht sagen, dass ein Realschulabschluss nichts mehr wert ist. Er ist allemal mehr wert, wie der Hauptschulabschluss. Wenn du dann noch einen guten Realschulabschluss hast, wirst du sicherlich auch Chancen für eine Lehrstelle haben.
Es gibt gerade im Handwerk viele offene Lehrstellen und dort ist man teilweise schon froh, wenn der Bewerber zum Bewerbungsgespräch nicht zu spät kommt, guten Tag sagt und lesen, schreiben und das kleine Einmaleins kann. Natürlich wird es schwer, mit einem Realschulabschluss eine Banklehre zu bekommen, aber die muss es ja auch nicht immer sein.
Zudem sollte man immer überlegen, wie weit man mit der weiterführenden Schule überhaupt kommt. Wenn man einen guten Realschulabschluss hat, aber erkannt hat, dass man in der weiterführenden Schule nicht so gut abschneidet, dann ist der gute Realschulabschluss auf jeden Fall mehr wert, wie der schlechte Abiturabschluss.
Mittlerweile spielt weitaus mehr eine Rolle als der Schulabschluss. Wie du schon richtig erkannt hast, gibt es durchaus Abiturienten, die unzuverlässig sind und bei denen man als Ausbilder damit rechnen muss, dass sie entweder nur manchmal kommen oder die Ausbildung ganz abbrechen. Sowas gibt es natürlich auch bei Regelschülern. Außerdem gibt es Regelschüler, die intelligent und zuverlässig sind. Sicherlich schaut man auch nach der Note, aber die meisten bekommen dennoch die Chance auf ein Vorstellungsgespräch. Und letzten Endes ist das ausschlaggebender.
Welchen Beruf möchtest du denn mal ergreifen? Ziehst du eine Lehrstelle generell in Betracht oder strebst du sowieso eher ein Studium an?
Bei uns heißt es aber immer, dass man lieber einen guten Realschulabschluss als einen schlechten Abiturabschluss haben soll.
Und was ist gut und was ist schlecht? Generell sollte man schon bedenken, dass Abiturienten mehr Stoff gelernt haben. Das Wissen kann man aber leicht überprüfen. Ein bestimmtes Niveau sollte der Bewerber schon haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass Regelschüler das nicht haben.
Abiturienten halten sich teilweise in der Ausbildung sogar für etwas Besseres und das wird einigen zum Verhängnis. Betonen möchte ich noch einmal, dass das selbstverständlich nicht für alle gilt. Aber viele Arbeitgeber wissen das und da kann man eben Probleme mit dem zukünftigen Lehrling bekommen. Dann lieber ein formbarer Regelschüler mit großem Allgmeinwissen.
2X Razr X2 hat geschrieben:Ohne Berufskolleg kommt man hier kaum weiter, was ich persönlich schade finde, da ich auch viele kluge Köpfe aus Realschulen kenne und auch einige Idioten, die aufs Gymnasium gehen, aber keine Ahnung haben, was sie da machen
Wenn sie so klug wären, würden sie einen guten Realschulabschluss schaffen (1,x), womit eine Ausbildung kein Problem darstellt, oder gleich das Abitur - da dem wohl nicht so ist, ist hier wohl mal eher wieder der Wunsch Vater des Gedanken! Und das trifft es auf den Kopf:
pepsi-light hat geschrieben:Das Abitur schafft doch heutzutage jeder.
Wer das Abi nicht schafft, und wenn auch erst im zweiten Anlauf, der ist für höhere Ausbildungsberufe abseits des rein handwerklichen Bereichs untauglich! Umgedreht, anschließend an das was ich zuerst geschrieben habe, sieht es genauso aus: Wenn die vom Gymnasium Pfeifen wären, würde die auch keiner einstellen.
Und weil eben der Anteil der Realschüler die noch weniger Plan haben als Gymnasiasten überwiegt wird hier das Berufskolleg gefordert! Die meisten sind schlichtweg nicht ausbildungsfähig, allein schon vom Kenntnisstand her. Da kannst Du auch meinen was Du willst, aber in meiner Familie gibt´s genug Selbstständige die fleißig (insgesamt) dutzende Azubis pro Jahr ausbilden und mehr als genug schlechte Erfahrungen mit Realschülern frisch von der Schule weg - "Ahnungslosigkeit" ist noch nett ausgedrückt was da so u. A. über deren Qualifizierung und Ausbildungstauglichkeit gesagt wird.
derpunkt hat geschrieben:Denn hier ist das Risiko einfach zu hoch, dass dieser nach Abschluss der Ausbildung doch einfach zum Studieren geht und der Lehrbetrieb geht leer aus.
Der Lehrbetrieb macht unter´m Schnitt immer Plus - einfach deswegen, weil von den meisten Azubis, weswegen Realschüler auch zurückgestellt werden, erwartet wird, dass diese nach der 4 - 6 monatigen Probezeit im Grunde zu 90 % ausgelernt sind und als vollwertige Mitarbeiter, abgesehen von anspruchsvollen Aufgaben, eingesetzt werden können. Da die meisten Azubi Gehälter weit unter denen von Gesellen liegen haben die Betriebe ab dem zweiten Lehrjahr locker ihre Kosten wieder drin und verdienen an ihren Azubis richtig gut im dritten! Da ist nichts mit "leer ausgehen" an der Tagesordnung, warum stellt man sonst tendenziell meist lieber, außer es ist Not am Mann, lieber einen neuen Azubi ein statt einen zu übernehmen?
Abgesehen davon kann man mittlerweile auch ohne Abitur in vielen Bundesländern studieren, soweit man nach der Lehrzeit noch 2 - 3 Jahre (je nach Land mehr oder weniger) vorweisen kann - das Azubis also nicht mal eben den Betrieb verlassen ist überhaupt nicht mehr sicher!
pepsi-light hat geschrieben:Da man beim Abi ja i.d.R. volljährig ist, haben wohl viele Abiturienten schon einen Führerschein (oder könnten jedenfalls einen machen)
Vor allem hat man mit 18 / 19 einen deutlich höheren Druck "was zu machen und zu schaffen" als mit 16 - auch ein Grund, warum z. B. meine Verwandten Erwachsene Minderjährigen vorziehen, da diese wesentlich mehr Motivation haben, eine Ausbildung auch durchzuziehen anstatt sie abzubrechen, wenn sie mittendrin keinen Bock mehr haben, da einfach zuviel dranhängt.
urilemmi hat geschrieben:Er ist allemal mehr wert, wie der Hauptschulabschluss.
Was ist denn das für ein Vergleich? Der Hauptschulabschluss ist ja nun wirklich nur noch ein Notabschluss und Nachweis dafür, dass man überhaupt mal in der Schule war - der Realschulabschluss ist rein von den Anforderungen aber kaum besser! Wenn man das Abitur bei 100 ansetzen würde, wäre die Wertigkeit eines Realschulabschlusses bei 60 und die eines Hauptschulabschlusses bei 40 und darunter anzusiedeln.
Sprich: Will man als Realschüler mit einem Abiturienten gleichziehen, muss man mindestens 40 % mehr auf dem Kasten haben bzw. bessere Noten! Dann klappt´s auch mit dem Job - dumm ist es halt, wenn sich viele halbwegs gute Abiturienten schon um einen Platz balgen, da kann man halt kaum was drauflegen bzw. nur hoffen, dass sich schlechte bewerben um die dann auszustechen.
urilemmi hat geschrieben:wenn der Bewerber zum Bewerbungsgespräch nicht zu spät kommt, guten Tag sagt und lesen, schreiben und das kleine Einmaleins kann.
winny2311 hat geschrieben:Generell sollte man schon bedenken, dass Abiturienten mehr Stoff gelernt haben. Das Wissen kann man aber leicht überprüfen.
Mit so Dingen wie "Realschüler können nicht einmal einfaches Rechnen und Schreiben" würde ich nicht ankommen - die "Deppen", die oft in den Medien vorgeführt werden dienen nur zum Stimmung machen und aufbauschen. Letztendlich scheitern Realschüler eben daran, was winny2311 ansprach, dass ihnen einfach das Fachwissen fehlt, was ein Abiturient mitbringt.
Und hier ist es eben wirklich so, dass ein schlechtes Abi mit 3,x mehr wert ist als ein guter Realschulabschluss mit 2,x! Weil im kaufmännischen oder höheren technischen Ausbildungsberufen eben heute Wissen abverlangt wird, was auf der Realschule wenn überhaupt nur mal angerissen, aber auf dem Gymnasium ausführlich behandelt wird. Und wenn man die Wahl hat zwischen jemand, der noch nie was davon gehört hat und einem, der es wenigstens mehr schlecht als recht kann (aber immerhin kann) entscheidet man sich für letzteren - hier kann man wenigstens auf etwas aufbauen ohne das Risiko eingehen zu müssen, dass die Ausbildung daran scheitert, weil das noch nachgeholt werden muss. Klassischer Fall ist hier eben Mathematik oder Deutsch als Schwerpunktfächer, wo auf dem Gymnasium eben einfach wesentlich mehr vermittelt wird.
Als Beispiel aus der Praxis: Bei mir in der Familie konnten manche Bewerber nicht einmal den Dreisatz oder Verhältnisrechnung richtig anwenden und hatten damit Probleme, womit fast alle Abiturienten spielend klarkamen.
Letztendlich ist ein Abschluss aber auch nur soviel wert wie man draus macht - fast jede Firma, vor allem nach dem Mediengehetze der letzten Jahre, verlangt einen Test, der absolviert werden muss und in dem Allgemeinwissen sowie vor allem fachlich wichtiges Wissen (z. B. Mathe) abgefragt wird (meist mit Zeitlimit). Und spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen bzw. der "kluge Kopf von der Realschule" vom "doofen Abiturienten".
Ich würde jetzt nicht sagen, dass man mit einem Realschulabschluss nur die Wahl hat, ob man im Penny oder beim ALDI die Regal einräumen will. Mit der Mittleren Reife stehen einem auch viele kaufmännische Berufe offen, auch wenn es natürlich nicht vergleichbar damit ist, wenn man noch Abitur hat oder zumindest noch zwei Jahre lang auf einem wirtschaftlichen Berufskolleg war.
Ich habe auch einen Realschulabschluss gemacht und die meisten in meinem Jahrgang sind danach auf ein berufliches Gymnasium gewechselt, das Abitur nachzuholen. Für mich war eigentlich schon in der fünften Klasse klar, dass ich einmal das Abitur machen werde, meine Mutter fand es damals einfach nicht gut, wenn ich sofort auf das Gymnasium gehen würde, weil ich der erste Jahrgang mit G8 gewesen wäre und meine Mutter stand dem sehr skeptisch gegenüber.
Ich bin sehr froh, dass meine Mutter damals für mich so entschieden hat, denn ich glaube nicht, dass ich auf dem allgemeinbildenden Gymnasium innerhalb von zwölf Jahren einen so guten Abschluss gemacht hätte, wie ich nun nach dreizehn Jahren auf dem technischen Gymnasium bekommen werde. Von daher sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, dass ein Realschulabschluss wenig wert ist, denn man hat danach noch so viele Möglichkeiten, sich weiterzubildenden, auch ohne das Abitur zu machen. Nur mit einem Realschulabschluss hat man natürlich nicht so viele Möglichkeiten. Ein Bekannter hat sich vor kurzem bei der Bank beworben und dort wurde ihm gesagt, dass er zwar gute Noten hat, aber sie es bevorzugen, Leute mit Abitur zu nehmen, anstatt einen Realschüler mit guten Noten. Das finde ich dann schon traurig, aber dagegen kann man wohl nichts machen.
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