Erfolgsrate eines Defibrillator

vom 14.08.2010, 17:49 Uhr

Da ich in letzter Zeit öfters mal über dieses Thema nachgedacht habe und man auch immer öfter in den Medien und in den Spielfilmen von den bekannten Defibrillatoren hört, sei es nun in einer Komödie wo so etwas meistens glückt in einer Tragöde, wo es misslingt oder in einer Dokumentation, wo über den richtigen Gebrauch aufgeklärt wird, stellt sich mir zunehmend die Frage, wie erfolgreich solche Defibrillatoren überhaupt sind.

Ob es in einem Spielfilm gelingt oder nicht hängt ja wohl von dem Genre bzw. dem Drehbuch ab, in den Dokumentationen wird meistens auch nichts zu dem Erfolg dieser Geräte gesagt und im Internet wurde ich auch nicht fündig. Auf der einen Seite kann ich es mir nicht vorstellen, dass diese Geräte keinen Erfolg hätten, immerhin werden sie häufig benutzt, auf der anderen Seite erscheint für mich die alte Herz-Rhythmus-Massage sinnvoller, immerhin wird dort das Herz so massiert, als würde es selber schlagen. Wäre diese Methode jedoch tatsächlich sinnvoller, dann würden Defibrillatoren nicht benutzt.

» belial94 » Beiträge: 183 » Talkpoints: -0,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Glaube einfach nicht alles was du im Fernsehen siehst. Dort wird der Defibrillator eingesetzt obwohl es wenig Sinn macht. Bei einer glatten Nulllinie, auch Asystolie genannt, passiert rein gar nichts wenn man Defibrilliert. Somit muss wenigstens noch eine minimale Aktivität vorhanden sein, damit das überhaupt etwas bringt.

Der Grund ist ganz einfach. Das Herz besteht aus mehreren Zellen. Diese schubsen sich gegenseitig an und so entsteht der typische QRS Ausschlag auf dem EKG. Fällt einer der Punkte aus, dann kann der nachfolgende Punkt das ganze übernehmen und somit verändert sich auch das Bild. Schwingt davon nichts mehr oder übernimmt das Kommando, dann steht einfach alles still.

Das Defibrillieren hat die Aufgabe bzw. den Zweck, dass man das ganze wieder Ordnet. Zittern die Zellen einfach nur vor sich her und es kommt zu keiner effektiven Ladung des Herzens, dann kann man das ganze quasi als Knopf zum Resetten sehen und man erhofft sich dadurch, dass wieder einer mit Ahnung die Führung übernimmt und den Anfang macht. Wo keine Aktivität in der geringsten Form vorhanden ist, kann man damit auch nichts mehr Anschubsen und es bleibt nach wie vor bei der guten alten Herzdruckmassage um das ganze quasi von Außen zu übernehmen.

Die Erfolgsrate ist dabei sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen wie lange es bereits her ist, dass das Geschehen eingetreten ist und wie lange dauert es, bis das alles angeschlossen ist und Defibrilliert wird. Die Stadien gehen nacheinander ab, nur selten fällt jemand direkt wirklich mit einer Asystolie um. Flimmern und Flattern ist in den ersten Minuten häufig, von daher bringt es dort noch sehr viel wenn man direkt einen Rhythmus wieder herstellen kann.

Nach 10-15 Minuten kann sich dann bereits die Nulllinie zeigen bzw. die Zellen sind in der Zeit auch ohne Versorgung und sterben ab. Je länger man also damit wartet weil man z.B. auf den Rettungswagen wartet anstatt das Laien Defi zu benutzen, desto schlechter sind auch die Erfolgsaussichten für den Patienten erfolgreich reanimiert zu werden.

Aus diesem Grund sind die Laiengeräte auch immer mehr auf dem Vormarsch und man sollte sie auch nutzen, wenn man die Möglichkeit dazu hat an eines zu gelangen. Denn diese Geräte sagen einem auch genau, ob es nun Defibrillieren will oder nicht. Wenn es das nicht möchte, dann macht man die Herzdruckmassage und wenn es schocken will, dann drückt man auf den Knopf. Alles sehr einfach und kein Patient springt dabei halb auf oder fällt vom Tisch, wie es gerne unrealistisch und übertrieben in den TV Sendungen gezeigt wird. Bis auf eine leichte Kontraktion der Muskeln sieht man rein gar nichts.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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