Brauchen wir die christl. Kirche in der Gesellschaft noch?
Entsprungen aus diesem: 5 Euro für den Gottesdienst Thema kam mir die Überlegung, wie eigentlich so die allgemeine Meinung zu dem Thema der christlichen Kirche in der Gesellschaft ist. Braucht man diese noch oder hat sich bereits ein so extremer Wertewandel vollzogen, dass die Kirche -provokativ formuliert- nur noch in erz-katholischen Bundesländern eine Rolle spielt.
Wie auch im genannten Thema erörtert, angedeutet und rauslesbar, hat die christliche Kirche -wie sicherlich allgemein bekannt- ein Imageproblem und einen "Mitglieder"-Schwund zu verzeichnen, was sicherlich auch am Wandel der Gesellschaft liegt.
Wenn man sich jetzt einmal überlegt wie sehr die Religion doch (unbewusst) in der Gesellschaft verankert ist, sollte man sich zumindest Fragen, ob dieser nicht genug Beachtung gezollt wird.
Im Sprachgebrauch finden sich Aussagen wie "Fahr zur Hölle" oder "Oh mein Gott" wieder, der Partner oder das Kind wird als "mein Engel" tituliert oder es heisst in Gesprächen "Dein Wort in Gottes Ohr".
Es werden christliche Feste wie Weihnachten und Ostern gefeiert, teilweise gar zelebriert und viele Kinder erfreuen sich der Kommunion oder Konfirmation. Und oftmals steht alles nur im Zeichen des Geldes.
Man heiratet mit Vorliebe auch kirchlich, weil es auch viel schöner ist als nur im Standesamt und bei einer Beerdigung findet man sich auf einem Friedhof wieder.
Ein anderer Punkt ist die Frage, ob die westliche Welt nicht die christliche Religion vielleicht auch als Gegengewicht zum Islam braucht. Diese Aussage soll nicht den Islam als Bedrohung darstellen, aber durch die dortige enge Verbundenheit zwischen Gesetz und Religion herrscht oftmals eine ganz andere Lebenseinstellung vor, die oftmals auch ein viel intensiveres Gemeinschaftsgeühl bewirkt.
Mich würde einmal interessieren, ob ihr die von mir aufgeführten Punkte nur noch als "restliche Überbleibsel aus vergangenen Zeiten" empfindet, meint, dass der Trend weg von der Kirche ein negativer ist oder ist in euren Augen die Bedeutung der Kirche (historische Entwicklungen und Bedeutsamkeiten sind oben einmal außen vor gelassen) für unsere Gesellschaft beziehungsweise die Entwicklung hin zu unserer Gesellschaft ein wenig verloren gegangen.
Würde mich über eine rege Beteiligung freuen!
Ich schreib nochmal hier kurz. Also ihc kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich jedenfalls brauche ich christliche Gemeinde nicht und alles, was dazugehört. Ich glaube auf meine Art, aber ich brauche die Kirche dazu nicht. Im Gegenteil: Ich mag die Kirche nicht und möchte damit auch nicht zu tun haben. Ich kenne auch seh viele, sehr gläubige Christen, denen es ähnlich geht und die der Kirche den Rücken zugekehrt haben aufgrund der schlechten Erfahrung. Auch ich hab nur Schlechtes kennengelernt dort.
Ein Pfarrer, der uns im Konfirmandenunterricht terrorist hat, der vereinzelt Kinder geschlagen hat, der seine eigene Frau und seine Kinder geschlagen hat und so weiter. Mir ist das alles zu scheinheilig und ich kann damit einfach nichts anfangen, dass sich jemand vor mich stellt und mir die Religion erklären möchte, an die ich glaube. Ich weiss selbst woran ich glaube. Außerdem ist es natürlich die reinste Geldmacherei und unterscheidet sich , meiner Meinung nach, nicht von einer Sekte.
naveed hat geschrieben:Man heiratet mit Vorliebe auch kirchlich, weil es auch viel schöner ist als nur im Standesamt und bei einer Beerdigung findet man sich auf einem Friedhof wieder.
Na ja, das wird schlicht und einfach daran liegen, dass es verboten ist, die Menschen nicht auf dem Friedhof zu beerdigen und das hat keine religiösen Hintergründe, sondern hat was mit dem Grundwasser und Seuchenschutz zu tun.
Desweiteren meine ich auch, dass man nicht die Meinung aller einfach so aufs Ganze beziehen kann.
Klar sind die meisten Ansichten der Kirche einfach überholt und man hat wissenschaftlich viele Gegenteile bewiesen, aber es gibt immer noch sehr viele Menschen, die viel Kraft aus ihrem Glauben gewinnen und sich ein Leben ohne Religion nicht vorstellen können.
Und da die Religion sehr tief in der Menschengeschichte verankert ist, würde ich sie, auch wenn ich selbst Religionslos bin, nie verurteilen oder gar behaupten, sie wäre nicht mehr Zeitgemäß.
Desweiteren habe ich nicht vor, kirchlich zu heiraten, nur weil das so schön romantisch ist. ich würde mir dabei einfach lächerlich vorkommen, wenn ich sonst nie in der Kirche bin, aber zur Hochzeit dann plötzlich doch.
es gibt genug tolle Standesamtaußenstellen in romantischen Schlössern etc, das finde ich schöner und ehrlicher, als mich dafür ein mal im Leben in die Kirche zu stellen.
Grooovegirl hat geschrieben:
Na ja, das wird schlicht und einfach daran liegen, dass es verboten ist, die Menschen nicht auf dem Friedhof zu beerdigen und das hat keine religiösen Hintergründe, sondern hat was mit dem Grundwasser und Seuchenschutz zu tun.
was nichts daran ändert, dass die Friedhöfe aus dem Kirchentum heraus hervorgegangen sind
Nun ja in deinem Thread hast du, wie ich finde, dir eigentlich schon selbst geantwortet. Christliche Feste werden heute wirklich fast nur noch des Geldes wegen gefeiert, gibt ja im TV genug Reportagen die zeigen, dass viele noch nicht einmal wissen wieso Weihnachten gefeiert wird und das ist schon wirklich richtig armseelig. Leider, mich eingeschlossen, gehen immer weniger in die katholische Kirche, mich würde auch mal brennend interessieren, wieso das eigentlich so ist, beim Islam gibt es ja auch nicht so eine extreme ''Nicht-Moschee-Gänger'' Zahl, obwohl die ja letztendlich zwar mit teilweise krassen Unterschieden, aber dennoch irgendwie mit gleichen Mitteln nur ihre Kunde kundtun wollen.
Ich bin auch nicht wirklich kirchlich und christlich orientiert. Alleine meine Erziehung in dieser Hinsicht hat etwas gemangelt, was ich nicht unbedingt misse. Ich gehöre auch nicht zu den regelmäigen Kirchengängern und werd es wohl auch nie werden. Alle paar Jahre lass ich mich breitschlagen und gehe mit meinen Eltern an Weihnachten in die Kirche.
Ich glaube wenn meine Gerneration alt ist, dann ist die Kirche weitesgehend ausgestorben und wird nur noch als Sekte angesehen mit einer Minderheit der Bevölkerung. Was man dagegen tun könnte ? Den Gottesdienst "moderner" gestalten - aber dabei sollen auch die alten Dinge nicht verloren gehen. Beides unter einen hut zu bekommen ist schwierig, und gerade die alten Pfarrer und Priester weigern sich eine solche "Reform" durchzuziehen. Und solang das so ist, werden immer weniger junge Leute in die Kirche gehen.
Liebe Grüße
Sorae
Als Atheist und geborener Ossi, kann ich nur sagen:
Ich brauch keine Kirche, aber wer seinen Glauben leben will kann das tun. Ich bin ohne Kirche aufgewachsen, da es diese in Ostdeutschland nicht wirklich gibt, und trotzdem normal. Auch ich glaube daran dass die Kirche bzw. die Anzahl der überzeugten Kirchgänger zurückgehen wird.
Woran das liegt - hm. Ich glaube es liegt nicht nur daran, dass die Kirche von vielen nicht nur als nicht mehr zeitgemäß angesehen wird, sondern auch daran, dass viele durch die Wissenschaft einfach keinen Sinn mehr in der Kirche sehen - denn vieles wird von dieser erklärt.
Dazu kommt ein Vertrauensverlust in das Christentum, dass Menschen die lauben wollen, immer mehr zu anderen Religionen tendieren oder esoterischen Schienen.
Zwar ist unsere Gesellschaft vom Christentum geprägt worden, aber wirklich verankert sehe ich dies nicht mehr - man könnte sagen, die Gesellschaft entwickelt sich momentan deutlich schneller als die Kirche und hat diese teilweise abgehängt weswegen diese ins Hintertreffen gerät und betrachtet die Kirche als Überbleibsel von gestern was nicht mehr aktuell ist. Im Gegensatz dazu hat jahrhundertelang mehr oder weniger ein Gleichschritt geherrscht.
Das mit den Friedhöfen und Festen wurde ja schon geklärt, zudem kann man alles, was früher der Kirche oblag heute ohne Kirche machen lassen, von der Wiege bis zur Bahre, sie ist also im Gegensatz zu früher nicht mehr zwingend notwendig.
Ich glaube, dass die westliche Welt die Kirche nicht als einigendes Gegengewicht braucht - hier hat sich der Kapitalismus, die Fortschrittshörigkeit und die Technikgläubigkeit schon lange als Trennungskriterium zu islamischen Staaten heruaskristallisiert, die in diesem Kontext als archaisch und rückständig betrachtet werden, sowie der Rest der Welt.
Also die Bedeutung der Kirche hat meiner Meinung nach nicht nur ein wenig, sondern deutlich(st) nachgelassen - da ich kein Freund von Glauben, sondern von Wissen bin, ist es mir auch egal, ob die Kirchen weiterbestehen oder nicht. Jedenfalls sehe ich eine Rechtfertigung ihrer Existenz nicht in alten, auch m. E. überkommenen Traditionen.
was nichts daran ändert, dass die Friedhöfe aus dem Kirchentum heraus hervorgegangen sind
Ich würde einfach mal behaupten, dass es Friedhöfe bzw. Nekropolen etwas länger gibt als die Kirche, nur das Bestattungsritual ist evtl. christlich.
Sogesehen denke ich aber auch, dass das Christentum in der westlichen Welt einen immer schwereren Stand haben wird. Dennoch ist es ja nicht so, dass die Zahl der Christen weltweit zurückgeht, es hat sich einfach nur in Richtung "Dritte Welt" verlagert, beispielsweise Südamerika und Afrika. Ich denke mal, es hat hauptsächlich damit zu tun, dass viele Menschen heute für sich solch einen Glauben nicht mehr brauchen. "Die Wissenschaft ist unsere Religion". So heißt es doch so schön und da kann ich mich Subbotnik nur anschließen, durch diese erhält man einfach mehr Erklärungen, als einfach nur an etwas zu glauben.
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