Sozialschmarotzer wegen Frühpension
Mein Mann ist erst 40 Jahre alt aber leider geht es ihm gesundheitlich nicht wirklich gut. Er hat auf allen wichtigen Gelenken Schäden sodaß an Arbeiten nicht mehr zu denken ist. Er hat bereits alle Therapien, Kuren und ähnliches hinter sich und laut seinem Orthopäden ist an eine Besserung nicht zu denken und er hat ihm dringend empfohlen in Frühpension zu gehen. Zuerst hat sich mein Mann gewehrt doch jetzt denkt er darüber nach das es vielleicht das beste wäre.
Wir haben dann am Wochenende mit meiner Familie darüber gesprochen und hier kamen gleich ein paar böse Worte von meiner Schwägerin. Er wäre ein Sozialschmarotzer, denn mit diesem Alter kann man ja noch nicht in Pension gehen, dann soll er halbtags arbeiten und so weiter und so fort. Wie seht ihr das? Sicher gibs viele Leute die wegen nichts in Frühpension sind aber wenn an ein arbeiten wirklich nicht mehr zu denken ist.
Leicht hat er sich die Entscheidung nicht gemacht, aber was soll man machen. Sogar das Arbeitsamt hat ihm schon gesagt das er nicht mehr vermittelbar ist. Was soll er denn sonst machen?
Also im Alter von 40 Jahren in Rente gehen soll das ein Witz sein? Er bekommt ja mit Sicherheit noch weniger Geld als beispielsweise ein Hartz 4 Empfänger. Wenn er nicht den Status schwerbehindert erhält, wird dieses Szenario so eintreten. Deshalb sollte er erst einmal einen Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis stellen. Wenn man dem Antrag zustimmt, dann sollte er erst einen Rentenantrag stellen.
Wir wären froh wenn es ein Witz wäre! Im Moment wird noch mal mit Therapien versucht etwas zu lindern, aber es wird vermutlich nicht viel helfen und es wird auf die Rente hinauslaufen. Leider. Er wird auch die nächsten Jahre vermutlich ziemlich viel im Spital sein weil viel operiert werden muß. Der Antrag für die Behinderung wird nach der Therapie gestellt, wenn es nichts hilft.
Aber sind für euch Leute die wirklich gesundheitlich nicht mehr arbeiten können Sozialschmarotzer? Was würdet ihr in so einer Situation machen? Arbeiten gehen obwohl es eigentlich nicht mehr geht und ihr euch vor Schmerzen nicht mehr bewegen könnt?
Als Sozialschmarotzer kann man es auf keinen Fall bezeichnen. Ihr müsst euch allerdings umfassend beraten lassen von kompetenter Stelle, denn hier kann man sehr schnell auch viele Fehler machen. Leider machen die entstandenen Fehler dann unter Umständen bares Geld aus. Auf jeden Fall müsst ihr wissen die Art der Behinderung und sämtliche Folgen. Schlichte Vermutungen helfen dabei nicht, denn so kommen eben auch Vorurteile.
Ich kenne so Reaktionen leider vom Umfeld auch. Ich war 33 Jahre alt als ich darüber nachdachte, oder nachdenken musste, ob ich Erwerbsunfähigkeitsrente beantragen soll. Bei mir liegt eine psychische Erkrankung vor und es war damals klar, das ich vorerst nicht mehr Vollzeit in das Berufsleben einsteigen kann. Und ich wurde während eines Krankenhausaufenthaltes gekündigt und hätte somit demnächst beim Arbeitsamt vorsprechen müssen. Und es war klar, das ich aufgrund meiner Erkrankung nicht mehr im erlernten Beruf würde arbeiten können. Dem Druck das Arbeitsamtes wäre ich damals aber nicht gewachsen gewesen.
Als ich meinen Angehörigen das erste Mal erzählt habe, das die behandelnde Klinik ( ich war zu dem Zeitpunkt zur Reha) mit mir über einen Rentenantrag nachdenkt, kamen umgehend Vorwürfe. Man muss doch arbeiten gehen! Das kannst du doch nicht machen, du musst doch arbeiten gehen! und ähnliches. Als Sozialschmarotzer wurde ich nie dargestellt, aber als faul.
Ich bin heute froh den Weg damals gegangen zu sein. Auch wenn es nicht immer eine einfache Situation ist, unter Anderem weil meine Rente auch nicht so hoch ist. Der Umgang mit meiner Erkrankung alleine ist schon schwer, Therapiemassnahmen und ähnliches- ich hätte gar keine Kraft mich noch um einen Arbeitsplatz zu bemühen oder gar regelmässig Vollzeit arbeiten zu gehen.
Als Sozialschmarotzer habe ich mich nur mit dem Rentenbezug nie gesehen. Immerhin habe ich ja auch in die Rentenversicherung einbezahlt und bekomme meine Rente passend zum dem was ich einbezahlt habe. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch in Foren in denen mal wieder sämtliche Stammtischparolen über Hartz 4 Empfänger ausgepackt werden und es richtig hart zu geht, Renter, egal ob nun Frührentner oder Erwerbsunfähigkeitsrentner, werden dort immer ausgeklammert.
Zur Rentenhöhe. Die richtet sich ja nachdem was man einbezahlt hat. Ich habe garantiert kürzer einbezahlt als dein Mann. Und ich habe eher schlecht verdient. Meine Rente liegt unter dem Hartz 4 Satz. Mit nur wenigen Jahren mehr wäre sie etwa auf Hartz 4 Niveau.
Zunächst bin ich etwas über die Wortwahl schockiert. Vielleicht solltest Du Deiner Schwägerin verraten, dass die Sprache selbst verräterisch ist und entweder die Gesinnung oder die Klugheit (in dem Fall die fehlende Klugheit) nach außen trägt. Jedenfalls ist der Begriff des Schmarotzertums im Bezug auf Menschen (!) endgültig durch die besetzt, welche sich gerne über andere Menschen gestellt hatten. Aber letztlich an ihrem Herrenmenschentum zugrunde gingen. Es ist schlicht widerlich, wenn Menschen andere als Schmarotzer bezeichnen, noch dazu ohne wirklich benennen zu können, wo der unterstellte Fehler des anderen liegt.
Was nun Deine Situation (vielmehr die Deines Mannes) angeht, schaut es schon so aus, als ob der Schritt alternativlos wäre. Wobei ich hier vor jedem offiziellen Schritt Ratschläge einholen würde. Bevorzugt von Sozialrechtexperten. Das können Ansprechpartner bei den Krankenkassen sein, können aber auch Leute bei verschiedenen Organisationen sein, die sich um Menschen mit Behinderungen kümmern. Zwar ist es sehr wahrscheinlich, dass die ersten Ansprechpartner hier nicht konkrete Hilfe anbieten können. Aber sie werden Anlaufadressen (u.a. auch Rechtsberatungen!) kennen, an die sich Dein Mann wenden sollte.
Wie Karlchen66 schon angemerkt hat, würde ich auf einen voreiligen Rentenantrag verzichten und zunächst die Erkrankung untersuchen und anerkennen lassen. Hier weiß ich nicht, in welchem Land ihr lebt, aber es ist nicht undenkbar, dass Versorgungsämter und/oder Berufsgenossenschaften mit dem Fall betraut werden müssen. Ist nämlich von der Seite alles geklärt, kann begonnen werden, die Rentenanträge auszufüllen.
Übrigens ist tatsächlich mit sehr hohen Abschlägen zu rechnen, so dass natürlich eine Rentenzahlung nicht ausreichen dürfte, den gewohnten Lebensstandard ohne weitere Hilfe aufrecht zu erhalten. Dabei unterstelle ich mal ein vorangegangenes, normales Einkommen. Jetzt muss nämlich auch geprüft werden, ob weitere Versicherungen hier ins Boot geholt werden können. So ist dies ein klassischer Fall, in dem eine Berufsunfähigkeitsversicherung einspringen könnte.
Außerdem kann Dein Mann für sich selbst überlegen, ob er - um aus dem gesellschaftlichen Leben nicht völlig auszuscheiden (viele Freunde die auch in Rente sind, dürfte er noch nicht haben) - nicht doch auch leichte Tätigkeiten ausüben kann oder ob er sich ehrenamtlich engagieren möchte. Auch mit körperlichen Gebrechen wären hier sicher Betätigungsfelder für ihn zu finden, die dafür sorgen können, dass er einen Ausgleich findet. Auch wenn das aktuell noch nicht so scheinen dürfte, wird er früher oder später über eine geregelte und anerkannte Tätigkeit froh sein.
Er darf auch mit einer wissenden Krankheit nicht so einfach mehr beruflich tätig sein. Leider bedenken diesen Gedanken viele Leute einfach nicht oder verdrängen ihn sogar. Der Arbeitgeber hat nämlich auf solche Informationen ein Recht wegen der Arbeitssicherheit und dem Arbeitsschutz.
Passiert nämlich ein Arbeitsunfall als Ursache einer vorhandenen Erkrankung ist erst einmal das Geschrei groß. Daher sollte man einen solchen Vorgang wirklich vermeiden. Wer nämlich von Sozialschmarotzer redet, macht sich über solche wichtigen Dinge einfach keine Gedanken.
Ich halte die Reaktion deiner Schwägerin für sehr unangemessen, ja sogar frech! Ein Schmarotzer ist jemand, der gerne nimmt, aber nichts gibt. Ich lese aber aus deinem Text heraus, dass dein Mann sehrwohl auch in die Rentenkasse eingezahlt, also "gegeben" hat. Er ist schlicht und einfach arbeitsunfähig bzw nur beschränkt einsatzfähig, dazu kann er nichts, das hat er sich nicht ausgesucht oder bewusst provoziert. Wir haben ein Sozialsystem, das gerade Menschen in solchen Situationen unterstützt und das ist gut so.
Dass es sicherlich Menschen gibt, die dies ausnutzen, dass kann keiner leugnen. Auch, dass solche Menschen unsoziale Schmarotzer sind, das würde ich unterschreiben. Aber einen Menschen, der unverschuldet in eine Situation gerät, in der er Hilfe braucht, kann man nicht verurteilen. Zudem hat dein Mann, sollte er denn die Rente genehmigt bekommen, zuerst nur Anrecht das, was er auch eingezahlt hat. Das ist doch fair. Er ist kein Schmarotzer, sondern ein ehrlich Bedürftiger, das ist für mich ein riesen Unterschied und ich denke, für die Mehrheit der Menschen auch.
wiesel hat geschrieben:Mein Mann ist erst 40 Jahre alt aber leider geht es ihm gesundheitlich nicht wirklich gut. Er hat auf allen wichtigen Gelenken Schäden sodaß an Arbeiten nicht mehr zu denken ist. Er hat bereits alle Therapien, Kuren und ähnliches hinter sich und laut seinem Orthopäden ist an eine Besserung nicht zu denken und er hat ihm dringend empfohlen in Frühpension zu gehen. Zuerst hat sich mein Mann gewehrt doch jetzt denkt er darüber nach das es vielleicht das beste wäre.
Ich glaube das Alter sagt darüber überhaupt nichts aus, denn wenn es einem Menschen so schlecht geht das er nicht mehr arbeitsfähig ist, dann kann man ihn ja nicht nur des Alters wegen solange arbeiten lassen bis er zusammenbricht und noch schlimmere Schäden auftreten. Meine Mutter kann nicht mehr arbeiten seit sie 36 ist, also noch jünger.
wiesel hat geschrieben:Wir haben dann am Wochenende mit meiner Familie darüber gesprochen und hier kamen gleich ein paar böse Worte von meiner Schwägerin. Er wäre ein Sozialschmarotzer, denn mit diesem Alter kann man ja noch nicht in Pension gehen, dann soll er halbtags arbeiten und so weiter und so fort. Wie seht ihr das? Sicher gibs viele Leute die wegen nichts in Frühpension sind aber wenn an ein arbeiten wirklich nicht mehr zu denken ist.
Da denkt man die Familie steht einem zur Seite und dann so etwas. Die Reaktion seiner Schwester ist wirklich unerhört, denn sie müsste doch merken wie schlecht es ihm geht und durchaus wissen ob er ein Mensch ist der jeden leichten Weg nimmt oder sich lieber durchbeißt und so etwas nicht wahrhaben will und deinen Schilderungen zu Folge hört es sich ja eher nach Letzerem an. Aber leider verstehen die Menschen, die diese Beschwerden und Schmerzen nicht haben oft nicht wie schwer es ist damit zu leben. Meine Mutter musste sich so etwas auch immer anhören von einer ihrer Schwestern. Tja aber Geschwister sehen sich in dem Alter ja nicht mehr so oft, dass sie tatsächlich merken was für eine Einschränkung dies ist und genau darum dürfte man sich auch nicht so ein vorschnelles Urteil erlauben.
wiesel hat geschrieben:Was soll er denn sonst machen?
Frühpension ist auf jeden Fall keine Lösung. Nicht in dem Alter. Wenn die Beschwerden deines Mannes jedoch wirklich so chronisch sind und er regelmäßig im Spital landet und als unvermittelbar gilt, dann hilft nur der Antrag auf eine Invalidenrente. Informiert euch aber vorher genau darüber, denn so eine Rente kann wegen den kleinsten Fehlern für immer abgelehnt werden und muss auch meistens jährlich neu beantragt werden ist aber die inzige wirklich Lösung.
wiesel hat geschrieben:Aber sind für euch Leute die wirklich gesundheitlich nicht mehr arbeiten können Sozialschmarotzer? Was würdet ihr in so einer Situation machen? Arbeiten gehen obwohl es eigentlich nicht mehr geht und ihr euch vor Schmerzen nicht mehr bewegen könnt?
Natürlich sind solche Menschen keine Sozialschmarotzer. Im Gegenteil sie haben es viel schlimmer erwischt. Sie können nicht mehr arbeiten. Sie haben viele Schmerzen udn körperliche Einschränkungen und das oft für den Rest ihres noch ziemlich langen Lebens. Was oft erst alte Menschen erleben geschieht hier Jahrzente zu früh. Das ist fehlende Lebensqualität und kein Sozialschmarotzertum. Ich würde auch sobald es gar nicht mehr geht versuchen andere Wege einzuschlagen als sich tot zu arbeiten, denn man will noch etwas vom Leben haben und nicht den eigenen Körper so sehr ruinieren, dass gar nichts mehr geht.
So eine Einstellung zu körperlich eingeschränkten Menschen finde ich absolut schrecklich. Ich kenne das auch immer sehr von meiner Mutter. Wenn die irgendwo ihren Behinertenausweis vorzeigt, dann lachen die Leute sie aus. Tja man sieht einem Menschen halt nicht an, dass er eine dauerhaft geschädigte Lunge und Wirbelsäule und 4 Titanplatten im Rücken hat. Dadurch hat sie extrem starke Schmerzen. Erst heute hat sie 6 Ibu 600 genommen nur weil sie ein paar Stunden mit mir einkaufen war und es sehr heiß hier ist und ihr alles viel Schmerzen verursacht. Wieviele Tabletten sollte sie dann nehmen um arbeiten zu können? Wenn dein Mann solche extremen Schmerzen hat dann ist es sein gutes Recht sich auszuruhen und zur Ruhe zu kommen und den Körper zu schonen, damit es irgendwann vielleicht mal wieder besser wird und er noch etwas vom Leben hat. Aber es gibt nun mal Menschen, die sehen nur das diese nicht Arbeiten und auch noch Geld kriegen und werden neidisch, aber die Schmerzen und Einschränkungen, die will Keiner haben.
Ich kann es absolut nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die solche Dinge behaupten, ohne überhaupt eine Ahnung davon zu haben. Leider kenne ich solche Leute auch aus meinem eigenen Umfeld. Meine Mutter ging mit unter 40 Jahren ebenfalls in Rente, da sie als schwerbehindert eingestuft wurde und bekam von der Verwandtschaft ziemlich uneinsichtige Reaktionen. Alle waren der Meinung, dass man trotz einer Behinderung noch mindestens halbtags arbeiten könnte.
Solche Personen haben aber normalerweise kaum Ahnung von so etwas und wir haben uns daraufhin etwas von ihnen differenziert. Nach einiger Zeit kamen sie dann von selbst zurück. Am Besten ist es, wenn man gar nicht erst auf solche Menschen hört und eher auf fachkundige Meinungen hört.
Wenn dein Mann nicht mehr arbeiten kann und auch die Behörden dieser Meinung sind, solltet ihr das selbst entscheiden. Ein "Sozialschmarotzer" ist es jedenfalls nicht und wenn das jemand behauptet, lässt es wie gesagt nur auf Unwissenheit schließen.
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